Matthaeus - Apostel: Unterschied zwischen den Versionen
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An dem schönen, fischreichen See Genesareth lag die reiche Handelsstadt Kapharnaum. Von hier aus führten schöne Handelstrassen in das innere des heiligen Landes und groß war der Zusammenfluss der Handelsleute, welche da Ihre Waren aus- und einluden, kauften und verkauften. Es war daher in dieser Stadt auch eine wichtige, gewinnreiche Zollstation, und Einer von denen, welche die Zolleinnahme gepachtet hatten, war der Jude Levi, der fleißig auf der Zollbank saß, die Waren taxierte und genau den Zoll davon erhob. Wie alle Zolleinnehmer war auch er den gesetzestreuen Juden verhasst und ein Gegenstand des Abscheus. Die Zöllner waren nämlich bloß Unterpächter der Römer, denen, als Herren des Landes, der Zoll gehörte. Da diese Zöllner oft den Zoll hoch pachteten, so geschah es, dass sie, teils um den Pachtschilling zu erlangen, teils auch, um sich zu bereichern, die handelstreibenden Juden betrogen, bedrückten und Ihnen oft ungerechter Weise das Geld abnahmen. Es ließen sich daher auch nur Leute von gemeinem Schlage zu Zolleinnehmern gebrauchen und sie wurden von den Juden allgemein verachtet, für ehrlos und für öffentliche Sünder, weil Betrüger und Bedrücker des Volkes Gottes, gehalten. Eines Tages nun saß Levi seiner Gewohnheit gemäß in seinem Zollhäuschen an der Überfahrt des Sees und beschaute eben mit scharfen Augen die Waren, welche ein- und ausgeladen wurden, um davon den Zoll zu erheben, als [[Jesus Christus|Jesus]] aus der Stadt Kapharnaum herauskam, wo er einen Gichtbrüchigen geheilt hatte, und begleitet von einer Menge Volkes, dem Ufer des Sees sich nahte. Mit einem Blicke voll des innigsten Mitleides, aber auch unwiderstehlicher Gewalt, blickte Jesus den in seinem Häuschen sitzenden Zöllner Levi an und rief ihm zu: | An dem schönen, fischreichen See Genesareth lag die reiche Handelsstadt Kapharnaum. Von hier aus führten schöne Handelstrassen in das innere des heiligen Landes und groß war der Zusammenfluss der Handelsleute, welche da Ihre Waren aus- und einluden, kauften und verkauften. Es war daher in dieser Stadt auch eine wichtige, gewinnreiche Zollstation, und Einer von denen, welche die Zolleinnahme gepachtet hatten, war der Jude Levi, der fleißig auf der Zollbank saß, die Waren taxierte und genau den Zoll davon erhob. Wie alle Zolleinnehmer war auch er den gesetzestreuen Juden verhasst und ein Gegenstand des Abscheus. Die Zöllner waren nämlich bloß Unterpächter der Römer, denen, als Herren des Landes, der Zoll gehörte. Da diese Zöllner oft den Zoll hoch pachteten, so geschah es, dass sie, teils um den Pachtschilling zu erlangen, teils auch, um sich zu bereichern, die handelstreibenden Juden betrogen, bedrückten und Ihnen oft ungerechter Weise das Geld abnahmen. Es ließen sich daher auch nur Leute von gemeinem Schlage zu Zolleinnehmern gebrauchen und sie wurden von den Juden allgemein verachtet, für ehrlos und für öffentliche Sünder, weil Betrüger und Bedrücker des Volkes Gottes, gehalten. Eines Tages nun saß Levi seiner Gewohnheit gemäß in seinem Zollhäuschen an der Überfahrt des Sees und beschaute eben mit scharfen Augen die Waren, welche ein- und ausgeladen wurden, um davon den Zoll zu erheben, als [[Jesus-Christus|Jesus]] aus der Stadt Kapharnaum herauskam, wo er einen Gichtbrüchigen geheilt hatte, und begleitet von einer Menge Volkes, dem Ufer des Sees sich nahte. Mit einem Blicke voll des innigsten Mitleides, aber auch unwiderstehlicher Gewalt, blickte Jesus den in seinem Häuschen sitzenden Zöllner Levi an und rief ihm zu: | ||
''' „Folge mir nach.“''' | ''' „Folge mir nach.“''' |
Version vom 25. Mai 2024, 15:25 Uhr
Fest
Seine Berufung, sein Leben und Wirken
An dem schönen, fischreichen See Genesareth lag die reiche Handelsstadt Kapharnaum. Von hier aus führten schöne Handelstrassen in das innere des heiligen Landes und groß war der Zusammenfluss der Handelsleute, welche da Ihre Waren aus- und einluden, kauften und verkauften. Es war daher in dieser Stadt auch eine wichtige, gewinnreiche Zollstation, und Einer von denen, welche die Zolleinnahme gepachtet hatten, war der Jude Levi, der fleißig auf der Zollbank saß, die Waren taxierte und genau den Zoll davon erhob. Wie alle Zolleinnehmer war auch er den gesetzestreuen Juden verhasst und ein Gegenstand des Abscheus. Die Zöllner waren nämlich bloß Unterpächter der Römer, denen, als Herren des Landes, der Zoll gehörte. Da diese Zöllner oft den Zoll hoch pachteten, so geschah es, dass sie, teils um den Pachtschilling zu erlangen, teils auch, um sich zu bereichern, die handelstreibenden Juden betrogen, bedrückten und Ihnen oft ungerechter Weise das Geld abnahmen. Es ließen sich daher auch nur Leute von gemeinem Schlage zu Zolleinnehmern gebrauchen und sie wurden von den Juden allgemein verachtet, für ehrlos und für öffentliche Sünder, weil Betrüger und Bedrücker des Volkes Gottes, gehalten. Eines Tages nun saß Levi seiner Gewohnheit gemäß in seinem Zollhäuschen an der Überfahrt des Sees und beschaute eben mit scharfen Augen die Waren, welche ein- und ausgeladen wurden, um davon den Zoll zu erheben, als Jesus aus der Stadt Kapharnaum herauskam, wo er einen Gichtbrüchigen geheilt hatte, und begleitet von einer Menge Volkes, dem Ufer des Sees sich nahte. Mit einem Blicke voll des innigsten Mitleides, aber auch unwiderstehlicher Gewalt, blickte Jesus den in seinem Häuschen sitzenden Zöllner Levi an und rief ihm zu:
„Folge mir nach.“
Und siehe, kaum hatte der Zöllner diese Worte vernommen, als er sich erhob, auf den Heiland zu eilte und seinem Dienste sich weihte, weshalb er auch den Namen Matthäus, das heißt „der Geschenkte“ an nahm. „Mit dem äußerlichen Worte, dass er aus dem Munde Jesus vernahm, sagt der heilige Beda, rührte Ihn die innere Salbung der Gnade, und aus dem gewinnsüchtigen, geldgierigen Zöllner wurde plötzlich ein armer Jünger des Heilandes. Er verließ sein einträgliches Geschäft, sein Haus, sein Geld, Alles und folgte Jesus nach, ohne sich lange zu besinnen.“
So machs auch Du, wenn Gott zu einer guten Tat dich ruft oder an dein Herz zur Buße und Bekehrung klopft. Widerstehe dem Rufe der Gnade nicht, folge unverzüglich, besinne dich nicht, wanke nicht, auf dass du nicht verlierst die Gnade. Kämpfe, überwinde mutig alles Rücksichten, welche dich zurück halten, fürchte die Menschen nicht, die dir Hindernisse setzen. Wer die Hand an den Pflug legt und zurückschaut, ist nicht tauglich zum Reiche Gottes. Ergib Dich rücksichtslos und unbedingt dem Herrn, es wird dich nicht reuen, ist auch das Opfer groß und schwer. Auch Matthäus brachte ein großes Opfer, er verließ Alles und folgte arm dem armen Jesus nach. Bevor er aber ganz und gar den Herrn sich weihte, wollte er Ihm seine Dankbarkeit bezeugen und auch seine bisherigen Freunde und Genossen zur Bekehrung bringen. Deshalb führte er den Heiland und dessen Jünger in sein Haus zu einem Gastmahl, wozu er seine Freunde und Gewerbegenossen lud. Als die Pharisäer dieses sahen, ärgerten sie sich, dass der Heiland mit Sündern und Zöllner verkehrte. Ihre Lieblosigkeit stieß die Sünder und Verachtung hinweg, statt sie eines Bessern zu belehren und Gott zu gewinnen; allein der Heiland, der gekommen war, zu suchen das Verlorene, wies sie zurecht und sprach: „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Gebet aber hin und lernet, was es sei: „Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer; denn ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu berufen, sondern die Sünder.“ Der heilige Matthäus hielt treu zu Jesus und konnte nie die große Barmherzigkeit vergessen, womit der Heiland Ihn zum Jünger berufen hatte. Eben wegen dieser Liebe und Treue und absonderlich wegen seiner tiefen Demut erhob ihm Christus zu seinem Apostel. Aber diese Gnade und Ehre machte ihn nur noch demütiger, so dass er, um ja nicht zu vergessen, wer er früher gewesen, in seinem Evangelium sich immer nur Matthäus den Zöllner nennt.
Auch ihm, wie den übrigen Aposteln, erteilte der Herr den Auftrag, in die ganze Welt zu gehen und die Völker zu lehren, und er tat es nach der Himmelfahrt Jesus zuerst in Judäa und den umliegenden Gegenden. Sein Wort fand Eingang in vielen Herzen, und da es ihn stets drängte, auch in andere Länder den Namen Jesus zu tragen, so verfasste er um das Jahr 60 nach Christi Geburt, auf die Bitte der Neubekehrten, und um Ihnen ein Andenken zu hinterlassen, sein Evangelium in der damals üblichen Sprache. Als sich hierauf die Apostel in alle Welt zerstreuten, wanderte Matthäus nach Äthiopien und den angrenzenden Ländern, wo er unermüdet den Samen des göttlichen Wortes ausstreute. Während er rastlos von Ort zu Ort wanderte, führte er das strengste Leben; er aß nie Fleisch, sondern nur Kräuter und Wurzeln, sein Trank war Wasser.
Nachdem er 23 Jahre in Äthiopien gepredigt und eine große Menge dem Christentum gewonnen hatte, erhielt er die glorreiche Marterkrone. Eine alte Überlieferung sagt, dass auf sein Wort der König Egippus nebst seiner ganzen Familie den christlichen Glauben an nahm.
Unter seinen Kindern befand sich auch eine Prinzessin von seltener Schönheit, Iphigenia mit Namen, welche den Entschluss fasste, immer im jungfräulichen Stande zu leben.-
Hirtakus, der Bruder des Königs, war aber in Liebe gegen diese Jungfrau entbrannt und wollte sie, nachdem er nach dem Tode Ihres Vaters des Thrones sich bemächtigte, zur Ehe nehmen. Sie aber blieb standhaft auf Ihren Beschluss, Jungfrau zu bleiben, worin sie besonders der heilige Apostel bestärkte. - Als dies Hirtakus erfuhr, gab er wütend hierüber den Befehl, den heiligen Apostel am Altar während des heiligsten Opfers zu töten. Ein Lanzenstich endete sein Leben.
Sein Leib wurde zu Hieropolis ehrenvoll bestattet und später nach Selerno, im Königreich Neapel, übertragen, wo er sich zu den Zeiten des heiligen Papstes Gregor VI. befand.
Er wird abgebildet als Apostel, mit einer Lanze und einem Buche in der Hand, als Evangelist ein Tier mit einem Menschengesicht neben sich.
Von den heiligen Evangelien, Ihrem Entstehen, Ihren Verfassern und deren Sinnbildern
Jesus Christus hat nichts geschrieben und keine Schrift hinterlassen, auch seinen Aposteln und Jüngern hat er nicht befohlen, dass, was er gelehrt und getan, nieder zuschreiben, sondern allen Völkern zu predigen. Die Aposteln haben auch den Auftrag ihres göttlichen Meisters befolgt, sie haben durch das lebendige Wort die Lehre Jesus verbreitet und erst längere Zeit nach der Himmelfahrt Christi, da schon viele Christengemeinden unter Juden und Heiden vorhanden waren, haben einige Apostel zur Feder gegriffen, und die Geschichte des Lebens Jesus und seine Lehre zum teil niedergeschrieben. Sie wurden aber hiezu durch verschiedene Ursachen bewogen, so der heilige Matthäus auf Verlangen der bekehrten Juden von Palästina, der heilige Markus auf Bitten der Christen zu Rom, wohin er mit dem heiligen Petrus gekommen war; der heilige Lukas schrieb in der Absicht, um die falschen Erzählungen, die man über Jesus verbreitete, zu widerlegen, und den heiligen Johannes ersuchten die Bischöfe von Asien, Ihnen ein Zeugnis der Wahrheit von der Gottheit Christi gegen die Irrlehren des Cerynthus und Ebion zu hinterlassen. Dies sind auch die vier Evangelisten oder Verfasser der heiligen vier Evangelien, zu Deutsch: „Gute Botschaft“ von der wahren Lehre Christi, Sie schreiben unter Eingebung des heiligen Geistes, teils, was sie selbst gesehen und gehört, teils was sie, wie der heilige Markus und Lukas, aus dem Munde der Apostel vernommen hatten. Was sie schrieben, trägt die deutlichsten Beweise der Wahrheit an sich und die heilige katholische Kirche hat diese Echtheit der heiligen Evangelien feierlich anerkannt und der Welt verkündet.
Sobald die Christen die heiligen Evangelien in die Hände bekamen, schrieben sie dieselben mit sorgfältige Genauigkeit ab, auch wurden sie in andere Sprachen übersetzt und so sind sie bis auf uns gekommen. Man hatte eine solche Ehrfurcht gegen diese heiligen Bücher, dass man sie mit goldenen Buchstaben schrieb, und in Seide und Purpur wickelte. Nur um die größten Summen Geldes konnte man Sie kaufen.
Manche Christen der ersten Zeit trugen sie an ihrem Halfe, und ließen sich nach dem Tode dieselben auf die Brust legen, und damit begraben. Die Christen im Morgenlande wuschen sich die Hände, bevor sie dieselben anrührten und darin lasen.
Den vier Evangelisten stehen gewöhnlich geheimnisvolle Sinnbilder zur Seite. So dem heiligen Matthäus ein Tier mit einem Menschengesicht, dem Markus ein Löwe, dem Lukas ein Opferkalb, dem Johannes ein Adler. Es bedeutet aber nach dem heiligen Hieronymus das Menschengesicht bei Matthäus, dass derselbe mit dem menschlichen Geschlechtsregister Christi, der Löwe bei Lukas, dass dieser mit der Predigt des Täufers Johannes: „Tut Buße: gleich dem Gebrülle des königlichen Löwen,“ das Opferkalb des Lukas, dass dieser mit dem Priestertum des Zacharias sein Evangelium beginnt, und der Adler bei Johannes, dass dieser sich wie ein Adler zum Lichte der Gottheit erschwingt, und von der ewigen Geburt des Sohnes Gottes erzählt.
Das Buch der Evangelien, aus welchen vor der Predigt an Sonn- und Feiertagen in der Kirche gelesen wird, und worin auch zu Hause christliche Familien gerne lesen, ist ein Auszug aus den vier Evangelien, und enthält einzelne Stücke oder Abschnitte derselben, welche auf alle Sonntage und Feiertage des Kirchenjahres eingeteilt sind, und mit den Evangelien im Messbuch übereinstimmen. Der Heilige Hieronymus hat aus Auftrag des Papstes Damasus dieses Evangelienbuch verfasst, und damit auch die Lektionen oder Lesungen aus den Briefen der heiligen Apostel und den Schriften der Propheten verbunden. In diesem Heiligen Buche lese gerne und erinnere dich dabei zugleich, was in der Predigt darüber gesagt worden ist. In vielen Christlichen Familien ist noch der löbliche Gebrauch, dass der Hausvater, oder ein Kind des Hauses das treffende Evangelium vor dem Mittagessen vor liest. Möchte doch dieser so schöne Gebrauch überall wieder in Übung kommen: Eine gute, erbauliche und lehrreiche Auslegung der heiligen Evangelien befindet sich in Gossines Unterrichts- und Erbauungsbuch. Schaffe es Dir an, und lese gerne darin!
(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884)