Verklärung des Herrn: Unterschied zwischen den Versionen
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In Galiläa liegt gegen Morgen ein sehr hoher Berg, Tabor oder Berg der Auserwählung genannt. Er hat die Gestalt eines abgeschnittenen Zuckerhutes und man genießt von seinem Gipfel aus eine weite Aussicht über das ganze gelobte Land. Hierher führte eines Tages der göttliche Heiland drei von seinen Jüngern, [[ | In Galiläa liegt gegen Morgen ein sehr hoher Berg, Tabor oder Berg der Auserwählung genannt. Er hat die Gestalt eines abgeschnittenen Zuckerhutes und man genießt von seinem Gipfel aus eine weite Aussicht über das ganze gelobte Land. Hierher führte eines Tages der göttliche Heiland drei von seinen Jüngern, [[Petrus_-_der_Fels|Petrus ]], [[Jakobus der Aeltere |Jakobus]] und dessen Bruder [[Johannes - Apostel|Johannes]], um da zu beten. Denn auf den Bergen betete [[Jesus-Christus|Jesus]] gerne; da herrscht heilige Stille, da ist fern das zerstreuende Geräusch der Welt, da ist man dem Himmel näher! Und als nun Jesus betete, siehe, da wurde er vor ihren Augen verklärt, sein Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie der Schnee. Es erschienen auch in Herrlichkeit Moses, der größte Gesetzgeber, und Elias, der größte der Propheten, und redeten mit dem Heiland von dem Ausgang, den es mit ihm in Jerusalem nehmen sollte, nämlich von seinem Leiden und seinem Tode. Den Petrus aber und die mit ihm waren, hatte ein Schlaf befallen. Und als sie wieder zu sich kamen, da sahen sie seine Herrlichkeit, als des Eingeborenen vom Vater und die zwei Männer, die bei ihm standen. Wie diese aber von ihm schieden, nahm Petrus das Wort und sprach zu Jesus: | ||
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<center>'''„Meister, hier ist gut sein, hier wollen wir drei Hütten bauen, dir eine, Moses eine und Elias eine."'''</center> | <center>'''„Meister, hier ist gut sein, hier wollen wir drei Hütten bauen, dir eine, Moses eine und Elias eine."'''</center> |
Aktuelle Version vom 1. Juni 2024, 15:31 Uhr
Die Verklärung Christi auf dem Berge Tabor
Fest am 06. August
In Galiläa liegt gegen Morgen ein sehr hoher Berg, Tabor oder Berg der Auserwählung genannt. Er hat die Gestalt eines abgeschnittenen Zuckerhutes und man genießt von seinem Gipfel aus eine weite Aussicht über das ganze gelobte Land. Hierher führte eines Tages der göttliche Heiland drei von seinen Jüngern, Petrus , Jakobus und dessen Bruder Johannes, um da zu beten. Denn auf den Bergen betete Jesus gerne; da herrscht heilige Stille, da ist fern das zerstreuende Geräusch der Welt, da ist man dem Himmel näher! Und als nun Jesus betete, siehe, da wurde er vor ihren Augen verklärt, sein Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie der Schnee. Es erschienen auch in Herrlichkeit Moses, der größte Gesetzgeber, und Elias, der größte der Propheten, und redeten mit dem Heiland von dem Ausgang, den es mit ihm in Jerusalem nehmen sollte, nämlich von seinem Leiden und seinem Tode. Den Petrus aber und die mit ihm waren, hatte ein Schlaf befallen. Und als sie wieder zu sich kamen, da sahen sie seine Herrlichkeit, als des Eingeborenen vom Vater und die zwei Männer, die bei ihm standen. Wie diese aber von ihm schieden, nahm Petrus das Wort und sprach zu Jesus:
Aber er wusste nicht, was er sagte, so erschrocken waren sie. Und da er noch redete, sieh', da überschattete sie eine lichte Wolke, und als die beiden Männer, Moses und Elias, in die Wolke hinein gingen, da ertönte aus der Wolke eine Stimme und sprach:
Als die Jünger dies hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Jesus aber trat zu ihnen hin, rührte sie an und sprach. „Stehet auf und seit ohne Furcht.“ Und auf einmal, wie sie ihre Augen erhoben und um sich blickten, sahen sie Niemand mehr bei ihnen, als Jesus allein. Aber sie schwiegen. Da sie nun vom Berge herabstiegen, gebot ihnen Jesus und sprach. »Sagt niemand von dem Geschauten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist!« Dies Wort behielten sie bei sich und fragten einander nur, was doch das heiße: „von den Toten auferstanden ist.“
Es war das erste Mal, dass er mit ihnen von seinem Tode sprach. Sie aber schwiegen und sagten zur selbigen Zeit niemanden etwas von dem, was sie da gesehen hatten.
Dies ist die Verklärung auf dem heiligen Berg Tabor, welche am heutigen Tage, da Jesus 32 Jahre, 7 Monate und 12 Tage auf Erden wandelte, stattgefunden hat.
Papst Kallixt III. hat die Feier dieses Ereignisses im Jahr 1457 in der ganzen katholischen Kirche eingeführt, und zwar in Folge der großen Bedrängnis, welche damals durch die Einfälle der Türken auf der Christenheit lastete. Er wollte durch diese Feier Hilfe vom Herrn erlangen. Jetzt ist dieser Tag kein gebotener Feiertag mehr; aber nicht desto weniger soll sich jeder Christ dieses wunderbare Ereignis tief zu Herzen nehmen.
Die Verklärung, in welcher der Heiland den Augen der drei Jünger erschien, bestand darin, dass die Herrlichkeit seiner Seele, die sonst verhüllt war, plötzlich durch den Körper drang, demselben mitgeteilt wurde und nun in überirdischen Glanz wie die Sonne strahlte und selbst die Kleider weißer wurden als der Schnee, oder wie ein anderer Geisteslehrer sagt, die Gottheit Jesu durchdrang plötzlich die irdische Hülle des Körpers und leuchtete in unaussprechlichem Glanz. Von welcher Schönheit diese Verklärung des Heilands gewesen sein muss, geht daraus hervor, dass Petrus wie von Sinnen ausrief: „Hier ist gut sein.“ Nur ein Blick auf die himmlisch schöne Gestalt des Herrn machte Petrus so selig und doch sah er ihn noch nicht auf dem Throne seiner Herrlichkeit zur Rechten des Vaters! O was wird der selige Petrus jetzt im Himmel schauen, in den er durch seinen Martertod eingegangen!
Das Schauen Gottes ist die Seligkeit der Heiligen im Himmel, auch du, christliche Seele, sollst die unendliche Schönheit Gottes schauen, sollst sie genießen ewiglich; sehnt sich dein Herz nicht danach? Was ist alle Pracht der Erde? Sie vergeht so schnell und doch magst du daraus den Schluss ziehen, wenn auf Erden schon manches prächtige Kunstwerk, der wunderbare Glanz der Gestirne, der prachtvolle Flor der Blumen etc., das Auge so entzückt, wie schön, wie herrlich muss der sein, der aller Schönheit der Welt Urheber ist....Kein Wunder, dass Petrus, als er Jesus in seiner Herrlichkeit schaute, auf die ganze Welt vergaß und auf dem Berge bleiben wollte.
Die Ursache aber, warum der Heiland sich in seiner Verklärung den Jüngern zeigte, war, um ihnen die Glorie ihrer einstigen Auferstehung sehen zu lassen und sie dadurch zur Tragung des Kreuzes aufzumuntern. Auch unser Leib, der irdisch und verweslich ist, soll einst in himmlischer Klarheit leuchten, soll also an der Verklärung Christi teilnehmen. Deshalb schreibt der Apostel: „Er wird unseren armseligen Leib umgestalten, dass er teilhabe an der Gestalt seines verherrlichten Leibes vermöge der Kraft, mit der er sich auch zu unterwerfen vermag das All. [Phil. 3,21]. Die aber, welche also umgestaltet werden, werden leuchten wie der Glanz des Firmamentes und wie Sterne immer und ewig, spricht der Prophet Daniel [12. K.], und der heilige Johannes schreibt: „...werden wir ihm ähnlich sein...“ [1. Joh. 3]
Also auch dein Leib, christliche Seele, soll dem verklärten Leibe Jesus ähnlich werden; auch deinen Leib wird Jesus mit göttlicher Kraft umgestalten nach dem Leibe seiner Herrlichkeit; dein Leib aus Erde und verweslich, wird auferstehen und in ewig jugendlicher Schönheit blühen, leuchtend wie der Glanz des Firmamentes, o zu welcher Herrlichkeit wirst du erhoben! Aber diese Herrlichkeit wird dir nur dann zu Teil, wenn du dem Heiland das Kreuz nachtragest und in seine Fußstapfen eintrittst. - Kurz zuvor hatte der Heiland, ehe er sich seinen Jüngern in seiner Verklärung zeigte, von seinem bitteren Leiden gesprochen, und auch Moses und Elias sprachen auf dem Berge mit dem Heiland von seinem Leiden und seinem Tode. Damit nun die Apostel nicht Anstoß nehmen möchten an der Schmach seines Todes, und im Glauben nicht wankend würden an ihn, erschien er ihnen auf dem Berge Tabor in verklärter Gestalt und gab ihnen dadurch zugleich einen Vorgeschmack von der wonnevollen Herrlichkeit, welche auch ihnen sollte zu Teil werden, wenn sie ausharrten im Glauben an ihn und in der Nachfolge seines heiligen Beispiels.
Verliere also den Mut nicht, christliche Seele, wenn auf deinem Lebenswege schwere Versuchungen und harte Prüfungen über dich kommen, harre aus im Glauben an Jesus und im Vertrauen an ihn, zur rechten Zeit wird er dich heimsuchen mit seinem Troste. Die drei Jünger mussten den Berg hinansteigen und als sie mit Jesus beteten, da schauten sie wonnetrunken seine Herrlichkeit und vernahmen die Stimme des Vaters: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.“ Steige also nur mutig den Berg der Vollkommenheit hinan; verachte die Welt mit ihrer Lust, kämpfe beharrlich gegen deine Leidenschaften, bete, betrachte und auch du wirst Jesus in himmlischer Verklärung schauen und an seiner Verklärung teilnehmen, denn schreibt der heilige Johannes, wir werden ihm ähnlich sein! Wenn du jetzt deinen Leib abtötest, deinen Gelüsten nicht nachgibst, deine Sinne bezähmest, und so also das Kreuz dem Heiland nachtragest, so wird dieser Leib eine wunderbare Umwandlung erfahren; er wird unverweslich auferstehen und leuchten im himmlischen Glanze ewiglich.
Mach also jetzt gleich einen guten Vorsatz und sprich:
„O Herr Jesus Christus! Gewähre mir die Gnade, dass ich dich schauen darf einst im Himmel in deiner Herrlichkeit und lasse mich teilnehmen an der Wonne deiner Auserwählten. Siehe, ich bin bereit, dir nachzufolgen, in deine Fußstapfen zu treten und das Kreuz dir nachzutragen; reiche mir nur deine Hand, damit ich glücklich vollende und das Ziel erreiche. Amen."
(Quelle: nach Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884 von FJM überarbeitete Fassung)