Todsuende: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 52: | Zeile 52: | ||
Nur die göttliche Langmut ist es, welche dem Sünder noch Zeit zur Buße geben will, sonst würde den Sünder sein Haus begraben, sein Feld verschlingen, sein Pferd totschlagen, sein Hund zerreißen, der Blitz töten, die Luft vergiften, das Wasser ersäufen. Und alle diese Geschöpfe, diese Kriegsknechte Gottes, nimmt der Sünder her und braucht sie als Waffen, diesen Gott zu misshandeln! <br/> | Nur die göttliche Langmut ist es, welche dem Sünder noch Zeit zur Buße geben will, sonst würde den Sünder sein Haus begraben, sein Feld verschlingen, sein Pferd totschlagen, sein Hund zerreißen, der Blitz töten, die Luft vergiften, das Wasser ersäufen. Und alle diese Geschöpfe, diese Kriegsknechte Gottes, nimmt der Sünder her und braucht sie als Waffen, diesen Gott zu misshandeln! <br/> | ||
Noch größere Schmach tut der Sünder Gott dem Sohne an, da auch das Erlösungswerk größer und erstaunlicher ist als der Werk der Erschaffung. Unser Erlöser ist uns der rechte Weg, die volle Wahrheit und das ewige leben. Er ist unser Weg und Wegweiser durch sein heiliges Beispiel, indem er alle Tugenden, die wir üben müssen, vor unseren Augen ausgeübt, uns zur Nachahmung angeleitet und mit der Kraft ausgerüstet hat, hierin ihm nachzufolgen und so den Weg zum Himmel zu wandeln. Den Sündern aber gilt Christi Wort: „ Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und wollet sein Verlangen ausführen und vollbringen; und was ich euch zeige und von euch verlange, das tut ihr nicht:“ | Noch größere Schmach tut der Sünder Gott dem Sohne an, da auch das Erlösungswerk größer und erstaunlicher ist als der Werk der Erschaffung. Unser Erlöser ist uns der rechte Weg, die volle Wahrheit und das ewige leben. Er ist unser Weg und Wegweiser durch sein heiliges Beispiel, indem er alle Tugenden, die wir üben müssen, vor unseren Augen ausgeübt, uns zur Nachahmung angeleitet und mit der Kraft ausgerüstet hat, hierin ihm nachzufolgen und so den Weg zum Himmel zu wandeln. Den Sündern aber gilt Christi Wort: „ Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und wollet sein Verlangen ausführen und vollbringen; und was ich euch zeige und von euch verlange, das tut ihr nicht:“ | ||
''[http://vulgata.info/index.php/Kategorie:Vulgata:NT:Joh 08 Joh. 8,44.]'' Christus ist uns ferneres die Wahrheit durch seine Lehre, und der himmlische Vater selbst hat feierlich bezeugt: „ Dieser ist mein geliebter Sohn, diesen höret an“ als euren Lehrer. Die Sünder aber empören sich gegen diesen göttlichen Lehrer und sagen zu Gott: „ hebe Dich weg von uns: wir wollen nicht die Erkenntnis Deiner Wege“ ''[http://vulgata.info/index.php/Kategorie:Vulgata:NT:Joh08 Joh 21,14]'', des Weges zum Himmel und des anderen zur Hölle. Und jene, welche nach Christi Anweisung den Höllenweg meiden und den Himmelsweg wandeln, werden von ihnen sogar verspottet, als wäre das Wahnsinn, wie sie selbst bekennen: „Wir haben ihren Lebenswandel für Wahnsinn erachtet“ ''[http://vulgata.info/index.php/Kategorie:Vulgata:AT:Weish05 Weish. 5,4]''. Christus ist endlich unser Leben durch seinen Tod, den er für uns gelitten und durch den er unseren zweifachen Tod vertrieben hat: den Tod den er für uns gelitten und durch den er unseren zweifachen Tod vertrieben hat: den Tod in der Sündenschuld und in der Südenstrafe. | |||
== Jede Todsünde hat drei schreckliche Wirkungen.== | == Jede Todsünde hat drei schreckliche Wirkungen.== |
Version vom 4. März 2012, 13:57 Uhr
Die Todsünde
Die Todsünde ist die freiwillige Übertretung des göttlichen Gesetzes in einer wichtigsten oder schwer verbindlichen Sache-
Schon eine lässliche Sünde,
d.h. die freiwillige Übertretung des göttlichen Gesetzes in einer geringen oder leicht verbindlichen Sache, ist ein überaus großes Übel, größer als alle anderen Übel, die wirklich sind, oder welche man sich einbilden kann, nur die Todsünde allein ist ein noch größeres, ein unendlich großes Übel, unvergleichlich größer, als alles, was sonst auf Erden oder in der Hölle Übles sein kann. Ein so großes Übel ist die Todsünde, dass außer Gott es niemand ganz erschaffen kann, nicht der größte Kirchenlehrer, nicht die Heiligen und Engel, selbst nicht die Mutter Gottes Maria, aber auch die Verdammten in der Hölle selbst nicht, obgleich sie an ihren eigenen Qualen es jeden Augenblick so schmerzlich fühlen.
Nur Gott allein kann die Größe des Übels einer Todsünde vollkommen erkennen, weil nur er allein seine unendliche Erhabenheit und Majestät erkennt und den ganzen Inbegriff seiner selbst als des unendlichen Gutes, also auch das unendliche Übel der Todsünde ermessen kann, wodurch er, das allerhöchste Gut, die unendliche Majestät beleidiget wird. Weil es jedoch von der größten Wichtigkeit ist, möglichst lebendig zu erkennen, dass die Sünde das größte Übel ist, auf das wir davon Abscheu und Hass fassen und sie vermeiden, so wollen wir das Übel der Sünde von mehreren Seiten betrachten, und soviel als möglich zu erkennen suchen, was die Sünde gegen Gott und gegen den Sündern tut, und was Gott gegen die Sünde tut.
Die Todsünde ist eine wirkliche Verachtung Gottes.
Auf diese Eigenschaft der Sünde weiset der Geist Gottes sehr oft hin, ja er fordert Himmel und Erde auf, sich darüber zu erstaunen und zu entsetzten, dass der Mensch so frech ist ihn, Gott den Herrn, zu verachten:
„Höret ihr Himmel, und nimm es zu Ohren, o Erde, denn der Herr redet! Söhne hab’ ich aufgezogen und emporgebracht; sie aber haben mich verachtet.
Es kennet der Ochs seinen Eigentümer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber kennt mich nicht, und mein Volk versteht es nicht.
Wehe dem sündigen Volke, wehe diesem Geschlecht unter der Last seiner Missetaten, dem boshaften Volke, den lasterhaften Söhnen! Wohin soll ich Euch noch schlagen, wenn Ihr Sünde auf Sünde häufet?“ Is.1.2-5
Und wiederum sagt der Heilige Geist, dass der Sünder „den Sohn Gottes mit Füßen trete, und sein Blut, wodurch er erlöset ward, als eine verächtliche Sache behandle!“ 10Hebr. 10,29.
Noch greller tritt diese Betrachtung Gottes zutage, wenn man beachtet, um welcher Dinge willen der Sünder Gott verachtet.
Das bloße Vergleichen und Abwägen Gottes gegen irgend ein Geschöpf, auch das erhabenste von allen, wenn man auch endlich dennoch Gott dem Herrn, den Vorzug gäbe, wäre schon eine große Schmach gegen Gottes Majestät, noch mehr, wenn man jenes Geschöpf dem Herrn gleich schätzen wollte; was aber erst, wenn man es ihm vorzieht?!
Als die Engel im Himmel und die ersten Menschen im Paradiese sündigten, hatten sie eine hochstrebende Absicht: sie wollten Gott gleich in die Höhe steigen. Und als der Satan Christum verfluchte, log er ihm wenigstens vor, ihm die ganze Welt für die Sünde zu geben. Und ein hochfahrendes Weib hat einst gesagt: Kann ich nur zur Regierung gelangen und vierzig Jahre lang Königin sein, so mag ich auch verdammt werden! Aber – beansprucht der Sünder für seine Sünde ein königreich und vierzig Jahre lange Herrlichkeit, oder gar die ganze Welt? Auch für das kleinste, geringste, niedrigste, selbst für das gemeinste, schmählichste Ding ist er bereit, Gottes unendliche Majestät verächtlich von
„Wehe ihnen! Um einer Hand voll Gerste, um eines Stücklein Brotes willen entheiligen sie mich und töten die Seelen. Ezech. 13, 18.19. Und noch ein Umstand: diese Verachtung fügt der Sünder Gott zu, nicht im geheimen, sondern unmittelbar vor Gottes Augen! Wer dir dein Geld heimlich stiehlt, der hat wenigstens Scheu vor dir selber; wer aber in dein Haus öffentlich eindringt, vor deinen Augen die schränke erbricht und dein Geld, dir zum Trotze raubt, der beschädiget dich nicht bloß an deinem Gute, er beleidigt dich auch schwer an deiner Ehre.
Der heilige Chrillus von Jerusalem sagt:
Einige Völker haben sich die Sonne als ihre Gottheit erwählt, weil sie meinten, diese gehe doch Nacht weg und könne also nicht zuschauen, wenn man böses tue.
Die Heiden wagten es also nicht, im Anblicke ihrer Gottheit zu sündigen; wie werden also diese Heiden am Gerichtstage aufstehen und über jene Christen das Verdammungsurteil sprechen, die es wissen, das Gottes Auge alles sieht, was sie tun, alles was sie sinnen und denken, und die dennoch den Herrn die Beschimpfung antun, gerade vor seinen Augen zu sündigen!
Die Todsünde ist eine frevelhafte Auflehnung gegen Gott.
Gott ist der unumschränkte Herr über alle Geschöpfe. Die Gestirne des Himmels und alle Elemente gehorchen seinem Winke; noch niemals ist ein Stern rechts oder links, schneller oder langsamer gegangen, als Gott es ihm geboten hatte. Die heiligen Engel vornehmen, auf dem Angesichte liegend, seine Befehle und vollziehen sie auf das pünktliche, und die Heiligste unter allen Geschöpfen, Maria, war auch die Allergehorsamste. Was einmal Geschöpf ist, dem ist es wesentlich notwendig, Gott gehorchen zu müssen, so das Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, gleicher Herrscher über Himmel und Erde, wie Gott Vater selbst, sich dennoch für verpflichtet erklärt, Gott auf das aller vollkommenste zu gehorchen von dem Augenblick an, als er mit seiner erschaffenen menschlichen Natur vereinigt war. Nur der Sünder allein unter allen Wesen wagt die frevelhafte Majestätsbeleidigung und gehorcht Gott nicht; ja er tut mit klarem Bewusstsein das Gegenteil von dem, was Gott befohlen hat; und er tut es in Gegenwart Gottes, der als Gesetzgeber und künftiger Richter ihm zuschaut.
Unten brennt die Hölle und warten die ewigen Peiniger mit grimmiger Gier auf den Sünder, um ihn zu peinigen; und über diesem Abgrunde schwebt der Sünder hängend – woran? Nur an Gottes Hand allein; lässt Gott mit seiner Hand aus, hält Gott ihn nicht von Augenblick zu Augenblick, so stürzt er im selben Momente in den höllischen Abgrund. Und doch durch die Todsünde beleidigt er Gott, verhöhnt ihn, misshandelt ihn, lästert ihn. Welch eine frevle Auflehnung gegen die göttliche Majestät! Darum heißt der Sünder auch in der Heiligen Schrift sehr oft: der Wahnsinnige, der Tor.
Die Todsünde ist jene ungeheuerliche Schmach gegen die heiligste Dreifaltigkeit.
Gegen Gott den Vater! Er hat alles erschaffen, er leitet und ordnet alles, es gibt weder ein Wesen noch ein Ereignis, das nicht von Gott wäre. Wer nun sündiget, nimmt diese Geschöpfe Gottes, die alle zur Ehre Gottes da sind, um sie zur schwersten Verhöhnung Gottes zu missbrauchen! Und alle leblosen oder unvernünftigen Wesen haben es wirklich in sich, Gott zu verherrlichen, aber auch gegen die Feinde Gottes, gegen die Sünder Rache dafür zu nehmen.
Wie die Erde da war, um den Menschen zu dienen aber dann also gleich feindselig gegen sie wurde, sobald sie sündigen: das Paradies stieß sie aus, und die Erde bot ihnen nur Disteln und Dornen! So sind ihrer Natur nach auch alle lebenden und leblosen Wesen gegen den Sünder, den Beleidiger ihres Schöpfers, feindselig, jeden Augenblick bereit, an ihm Rache zu nehmen für die Beleidigung des Allerhöchsten, sobald es ihnen Gott nur erlaubt, wie z.b. in Ägypten die Tiere, die Luft und die Gewässer in Fluss und Meer Rache genommen haben gegen den verstockten Frevler Pharao, sobald es ihnen Gott erlaubte. „Der ganze Erdkreis wird für Gott kämpfen gegen die unsinnigen Sünder“, sagt der Heilige Geist.
Nur die göttliche Langmut ist es, welche dem Sünder noch Zeit zur Buße geben will, sonst würde den Sünder sein Haus begraben, sein Feld verschlingen, sein Pferd totschlagen, sein Hund zerreißen, der Blitz töten, die Luft vergiften, das Wasser ersäufen. Und alle diese Geschöpfe, diese Kriegsknechte Gottes, nimmt der Sünder her und braucht sie als Waffen, diesen Gott zu misshandeln!
Noch größere Schmach tut der Sünder Gott dem Sohne an, da auch das Erlösungswerk größer und erstaunlicher ist als der Werk der Erschaffung. Unser Erlöser ist uns der rechte Weg, die volle Wahrheit und das ewige leben. Er ist unser Weg und Wegweiser durch sein heiliges Beispiel, indem er alle Tugenden, die wir üben müssen, vor unseren Augen ausgeübt, uns zur Nachahmung angeleitet und mit der Kraft ausgerüstet hat, hierin ihm nachzufolgen und so den Weg zum Himmel zu wandeln. Den Sündern aber gilt Christi Wort: „ Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und wollet sein Verlangen ausführen und vollbringen; und was ich euch zeige und von euch verlange, das tut ihr nicht:“
08 Joh. 8,44. Christus ist uns ferneres die Wahrheit durch seine Lehre, und der himmlische Vater selbst hat feierlich bezeugt: „ Dieser ist mein geliebter Sohn, diesen höret an“ als euren Lehrer. Die Sünder aber empören sich gegen diesen göttlichen Lehrer und sagen zu Gott: „ hebe Dich weg von uns: wir wollen nicht die Erkenntnis Deiner Wege“ Joh 21,14, des Weges zum Himmel und des anderen zur Hölle. Und jene, welche nach Christi Anweisung den Höllenweg meiden und den Himmelsweg wandeln, werden von ihnen sogar verspottet, als wäre das Wahnsinn, wie sie selbst bekennen: „Wir haben ihren Lebenswandel für Wahnsinn erachtet“ Weish. 5,4. Christus ist endlich unser Leben durch seinen Tod, den er für uns gelitten und durch den er unseren zweifachen Tod vertrieben hat: den Tod den er für uns gelitten und durch den er unseren zweifachen Tod vertrieben hat: den Tod in der Sündenschuld und in der Südenstrafe.
Jede Todsünde hat drei schreckliche Wirkungen.
- Erstlich wird jenes höllische Ungeheuer, das aufzusuchen und zu töten der Herr eigens vom Himmel gekommen und 33 Jahre lang sich abgemüht, und das er endlich in so schweren Kampfe erlegt hat, das er selbst darob starb, wiederum erweckt und ins Leben gebracht.
Dieses Ungeheuer ist die Todsünde selbst, die Christo mehr verhasst ist als die Hölle, und das ist die größte Unbild gegen Christus;
- zweitens tötet dann der Sünder sich selbst, indem er sich eben diesem Sünden Ungeheuer ausliefert, das ihn in den zweifachen Tod der Schuld und Strafe hineinschleppt.
Diese ist gegen den Herrn eine größere Unbild, als ob ein von Christus wunderbar zum Leben Erweckter sich, Christo zum Trotze selbst gemordet hätte.
- Drittens tötet der Sünder sogar Christus selbst, indem er jenes ungeheuer der Sünde, gleich einer wütenden Bestie, auf den Herrn hetzt, wie der heilige Paulus ausdrücklich sagt, das „ sie Christum nochmals töten und dabei verhöhnen“ (Hebr. 6,6).
Eine solche Schmach hat niemals ein Teufel Christo angetan; gegen die Erlösungsgnade hat er niemals gesündigt, da Christus für den Teufel niemals Erlöser war. Nicht geringere Schmach tut der Sünder auch den Heiligen Geiste an. Durch alle Gnaden und Sakramente, durch alle Einsprechungen und Anregungen, will der heilige Geist, nichts anderes, als die Sünde aus dem herzen der Menschen entfernen und es mit Heiligkeit und Reinheit durchdringen. Zu diesem Ende nimmt der Heilige Geist selbst Wohnung im Herzen desjenigen, der im Stande der Gnade beharrt; der Sünder aber betrübt nicht bloß den heiligen Geist, er treibt ihn gänzlich aus, zerstört seinen Tempel in seinem eigenen Herzen und baut daraus einen Götzentempel, in welchem der Teufel geehrt wird durch die Sünde, die vor dem Heiligen Geiste ein unendlicher Gräuel ist.
Die Sünde ist ein abscheulicher Treubruch gegen Gott.
Mit ewiger Liebe hat der Herr uns geliebt und alle Gnaden und Hilfsmittel uns angeboten, durch welche wir sicher zur ewigen Seligkeit geführt werden sollen.
Von den mehr als hunderttausend Kindern, die am selben Tage mit uns geboren wurden, sind die meisten im Heidentume oder im Irrglauben befangen; uns aber hat er unter die kleine Zahl derjenigen gesetzt, die von rechtgläubigen Eltern geboren, sogleich eine bessere Mutter fanden, als es unsere leibliche Mutter selbst war, die heilige Kirche nämlich, die uns zu Kindern Gottes machte und uns alle Rechte einräumte und alle Mittel verschaffte, aufsteigen zu können, bis in den Besitz Gottes selbst.
Und dort, bei der heiligen Taufe haben wir Gott dem Herrn im Angesichte des ganzen Himmels, unter Anleitung der heiligen Kirche, feierlich gelobt, wir wollen auf ewige Zeiten dem Herrn getreu sein und ihn anerkennen und ehren als unseren König, und ihn gehorchen als unserem Herrn und ihn lieben als unsern Vater; wir haben dort dem Satan als Lügner und Betrüger entsagt, haben ihm als Feind und Mörder abgeschworen und haben von uns gewiesen die Welt und ihr elende Luft, dieses Fangnetz im Dienste des Teufels. Und dafür hat uns Christus als Brüder, der Heilige Geist als seine Lieblinge, der himmlische Vater als seine Kinder und Erben, die Engel und Heilige als ihre Mitgenossen aufgenommen. Das ist das feierliche Bündnis, das wir mit Gott geschlossen und später in den heiligsten Augenblicken unseres Lebens noch oft bekräftiget haben; und daraus entspringt all unsere Würde, unser Glück, unsere Hoffnung.
Wer aber eine Todsünde begeht, bricht diesen ganzen Bund in schmählicher Treulosigkeit und begeht den schändlichsten Hochverrat gegen Gott. Schon „ wenn jemand unseren Herrn Jesum Christum nicht liebt, der fällt dem Fluch anheim „ (Kor. 16,22) sagt der Apostel; um wie viel mehr also derjenige, welcher den beschworenen Bund mit Gott bricht! Durch die Todsünde verlässt du deinen göttlichen Retter im Kampfe, ja, du läufst zu Satan über, zu deinem und seinem Todfeinde, und führst selbst gegen Jesum Krieg, und schlägst ihm durch jede neue Todsünde wieder eine neue tödliche Wunde. Meide daher ernstlich jede Todsünde!
Die Todsünde ist die größte Grausamkeit gegen den göttlichen Erlöser.
Schon der bloße Mangel an Dankbarkeit tat dem göttlichen Herzen so wehe, weshalb Jesus, der sonst auch bei den schmerzlichen Unbilden schwieg, über den Undank derer sich beklagte, welche vom Aussatze gereinigt, sein Wort des Dankes für ihn hatten.
(Luk. 17,17 18.) Wer aber eine Todsünde begeht, unterlässt es nicht bloß, dem Herrn zu danken, sondern es begeht den schwärzesten Undank in der abscheulichen Weise, die denkbar ist, indem er gerade die von Gott empfangenen Wohltaten wie giftige Waffen gebraucht, um dadurch den göttlichen Wohltäter zu peinigen.
Leben und Gesundheit, Geld und Vermögen, Ehre und Ansehen, Geist und Talent, glückliche Verhältnisse, das alles hätte er nicht, wenn Gott es ihm nicht in liebevoller Weise geschenkt hätte, und er verliert es in dem Augenblick, wo Gott es ihm nicht länger erhält.
König Heinrich II. von England war mit Philipp August von Frankreich im Kriege und wurde hart bedrängt; auch viele von den Seinigen, seine eigenen Söhne waren mit dem Feinde im Bunde:
Heinrich bewilligte im Friedensschlusse alles, was die Feinde forderten, aber eine Bedingung hatte er aufgestellt; Philipp August müsse ihm auch ein Verzeichnis der englischen Großen geben, welche gegen ihn mit dem Feinde verschworen gewesen.
Und als er dieses Verzeichnis erhielt, da stand obenan geschrieben der Name seines Lieblingssohnes ( „Johannes ohne Land“). Das war mehr, als das arme Vaterherz zu ertragen vermochte! Er las nicht weiter, das Blatt entfiel seiner zitternden Hand, gebrochenen Herzens ging er hinweg, verfiel in Schwermut und Fieber, unter der Größe des Undankes brachen seine Gebetskräfte zusammen, in den Fieberanfällen verfluchte er laut seine Söhne und rief Gottes Strafgerichte auf sie herab. Sieben Tage danach war er eine Leiche!
Und es ist ihnen übel gegangen, den undankbaren Söhnen! Nun blicke auf Jesus! Er hat uns das geistliche Leben gegeben und das hat ihm lebenslängliche Leiden und den schmerzlichsten Tod gekostet. Was ist dagegen die Leistung eines Vaters, um seinem Kinde das leibliche leben zu geben und es zu erziehen? Und jene Königssöhne haben sich doch nicht gegen Leib und leben des Vaters vergriffen; der Sünder aber fällt über seinen göttlichen Vater Jesus Christus, her und martert ihn geistlicherweise mit eigener Hand. Was wundern also, wenn auch der Herr den Sünder wegen dieses Undankes und dieser Grausamkeit verflucht hätte, wie jener König die Kinder? Wahrhaftig, es wäre tausendfach verdient gewesen!
Aber siehe hinauf zu Jesus am Kreuze! Die Sünder haben ihn angenagelt, sie haben ihn zwischen Himmel und Erde gerichtet, sie peinigen ihn noch ferner durch Galle und Essig und dazu tun sie noch, was selbst gegen seinen zum Tode verurteilten Verbrechern erlaubt ist, sie spotten und verhöhnen ihn während seinen Todesseufzer am Kreuze. Die Gerechtigkeit des himmlischen Vaters hätte allen Grund, loszubrechen und alle zu vertilgen.
Da öffnete der Herr seinen Mund, um die göttliche Rache über die grausamen Peiniger nicht herabzufordern, sondern führbittend und liebevoll abzuwenden. „ Vater,“ sagt er, verzeih ihnen, sie wissen nicht, was sie tun!“ (Luk. 23,34)
Und dann wendet er sich an die Sünder selbst und spricht: „Mein Volk, was hab ich dir denn zuleide getan? Wodurch habe ich dich denn betrübt, das du also mit mir verfährst? Gib mir Antwort?
Was hätte ich dir denn noch Gutes tun können und habe es nicht getan? Ich habe dich, solange du mir folgest, sicher durch alle deine Feinde geführt, die dich zur ewigen Pein hinreißen wollten, und du hast mich dafür gefangen und meinen Mördern ausgeliefert! Ich habe dir Festigkeit gegeben in der Kirche, der Säule der Wahrheit, und du hast mich hinaufgenagelt auf dem Stamm des kreuzes! Ich habe dich mit allen Wohltaten überhäuft, und du gibst mir Galle und Essig! Ich habe dich aus ganzem herzen geliebt, und du hast mir dafür mein herz mit der Lanze durchstochen! Mein Volk, was habe ich dir den zuleide getan, und wodurch habe ich dich denn betrübt, das du also gegen mich verfährst? Gib mir eine Antwort? Was hätte ich dir denn noch mehr gutes tun können und habe es nicht getan?
Und selbst diese Liebeserklagen spricht der Herr nicht mit einer gewissen Bitterkeit aus, sondern in der erbarmungsreichen Absicht nur, den Sünder zu rühren und zu belehren, damit er nicht dennoch später der strafenden Gerechtigkeit Gottes verfalle! Welch ein entsetzlicher Undank also, welch schreckliche Grausamkeit ist es, einen so guten Erbarmer und Erlöser noch durch eine neue Sünde wiederum zu kreuzigen!
Die Todsünde zerstört die Früchte des Erlösungswerkes Jesu Christi
und verschwendet den Schatz seines heiligen Blutes, das er mit solcher Liebe und mit solchen Schmerzen vergossen. Seine eigenen Wunden sind es nicht, die dem Herrn vor allem am Herzen liegen; hat er sie doch freudig sich schlagen lassen! Aber die Früchte seines Leidens und Blutes, die sind es, die er so hochhält und so fleißig beschützt und mit so großen Schmerze nur verlieren kann. Und so weit die Sünde nur reicht, zerstört sie alles, was Gott getan zum Heile der Menschen! Um die beleidigte Gerechtigkeit zu versöhnen und die angegriffene Ehre des himmlischen Vaters zu verherrlichen, ist Jesus gehorsam geworden bis zum Tode, und der Sünder raubt ihm die ehre wieder und beleidigt die göttliche Gerechtigkeit neuerdings.
Jesus öffnet die Pforte des Himmels wieder, damit wir eingehen in die unendliche Freude und Gott ewig verherrlichen, aber der Sünder verschließt sich oft auch anderen die Himmelspforte wieder und reist das Höllentor auf, wo er Gott lästern wird in den ewigen Qualen, wenn er sich nicht rechtzeitig bekehrt. Jesus hat den siebenfachen Gnadenstrom der heiligen Sakramente und das heiligste Opfer der messe in der Kirche eingerichtet, um die Sünder zu reinigen, die Reinen zu heiligen, die Heiligen zu beseligen, und der Sünder flieht diese Gnadenquellen oder er geht hin und entheiligt sie durch Frevel und Sakrilegium.
Der Heiland hat endlich sein ganzes Erlösungswerk dazu vollbracht, um aus den Kindern des Zornes wahre Kinder der Liebe Gottes zu machen, die Hölle zu verschließen und den Himmel zu bevölkern: die Sünde aber verwandelt die Kinder des göttlichen Wohlgefallens in Feinde Gottes, welche gegen den Herrn Rebellion erheben und auch die Strafen der Auflehnung zu tragen haben. Mit einem Worte:
Die Erlösung ist das Lieblingswerk, das höchste und wunderbarste, was die drei göttlichen Personen mit ewiger Liebe beschlossen und mit ununterbrochener Tätigkeit ausführen; die Sünde aber, so weit sie reicht, zerstört der heiligsten Dreifaltigkeit dies ihr höchstes Lieblingswerk! Das sind nur wenige Züge von den Freveln, welche diese Missetat, die Todsünde gegen Gott verübt. Schon daraus sieht man ihre unendliche Bosheit.
Gottes Heiligkeit hasst die Sünde.
Gott ist unendlich heilig, das will sagen: alles Gute liebt Gott und muss es allein lieben, und alles Böse hast Gott und muss es unendlich hassen. Das steht ihm gar nicht frei, wie es infolge seiner Armseligkeit dem Menschen freisteht, sondern Gott muss, weil er unendlich vollkommen weil er das höchste Gut ist.
Könnte Gott auch nur einen Augenblick aufhören, das Böse zu hassen, so wäre er gar nicht Gott. Es ist im Wesen Gottes selbst gelegen, die Todsünde unendlich zu hassen. Und auch die Menschen lieben das Gute und hassen das Böse genau in dem Maße, als sie heilig werden und den Geist Gottes in sich aufnehmen. Der heilige Alonsius hatte eine Handlung begangen, die wir vielleicht kaum für die kleinste lässliche Sünde, sondern nur für eine kindliche Unüberlegtheit gehalten hätten; vor Gottes Augen war sie jedoch sündhaft gewesen, aber gewiss war sie das nur im allergeringsten Grade; dennoch ist aber, was einmal sündhaft ist, schon ein großes, überaus großes Übel.
Sobald also Aloysius jene Handlung als sündhaft erkannte, war sein Geist so von Entsetzen ergriffen, das er wie tot dahinfiel und sich nur langsam wieder erholte.
Und die heilige Franziska von Rom hatte gegen alles, was Sünde war, einen so großen Abscheu, das sie an einem Hause vorbeigehend worin sie eine öffentlich Sünderin wusste, durch bloßen Anblick dieser Mauern in Ohmacht viel.
Weil Gott das Gute lieben muss, muss er sich selbst unendlich lieben, denn er ist das höchste Gut, das aller Liebe unendlich würdig ist. Und eben deshalb muss er auch die Todsünde unendlich hassen, denn sie ist das höchste Übel und dem ganzen Wesen Gottes geradezu entgegengesetzt.
Als der Teufel sündigte, ging er in seinem Stolze so weit, das er nicht wollte unter Gott stehen, ihn nicht ehren, ihm nicht gehorchen, sich vor ihm nicht verdemütigen; er wollte Gott gleich sein, neben Gott.
Der Mensch aber will sich gar nicht gleich, sondern höher als Gott stellen, und alle Geschöpfe, wie sie ihm in die Hände kommen, will er nicht mehr zu Ehre Gottes dienen lassen, sondern zur Beleidigung Gottes verwenden.
Alle Eigenschaften Gottes wollte der Sünder zerstören, und weil er das nicht kann, verwendet er die Wirkungen dieser Eigenschaften, um sie zur Beleidigung Gottes zu missbrauchen. Gott aber liebt sich und seine göttlichen Eigenschaften unendlich, und daher muss er die Sünde unendlich hassen. Gott liebt aber auch den Menschen in wunderbarer Weise, und auch deshalb muss er die Sünde aufs höchste hassen, weil sie ihm seinen Liebling den Menschen, zugrunde richtet.
So sehr liebt Gott die Menschen, das er schon von Ewigkeit her mit väterlichem Wohlgefallen ihrer gedacht, und das er zu ihrem Dienste eine Welt von Geschöpfen, eine Kirche voll Gnaden, einen Himmel voll Freuden, eine Ewigkeit voll unendlicher Seligkeit bereit hält.
Ja manchmal scheint es, als ob Gott den Menschen sogar noch mehr liebte als sich selbst; gab doch Gott Vater seinen Sohn und Gott Sohn sich selbst, Jesus Christus sein Blut und Leben dahin, aus Liebe zum Menschen. Und nachdem er den armen Menschen erlöset, dieses verlorene Schäflein gefunden“ (Luk. 15,6) anstatt: Wünschet dem Schäflein Glück, da ja das Glück und den nutzen nicht Gott hat, sondern das Schäflein. Die Sünde nun und nur die Sünde allein ist jener höllische Drache, welcher den so sehr von Gott geliebten Menschen vergiftet und tötet, ihn sogar für alle Ewigkeit unglücklich macht, ihn selbst im höllischen feuer mit ewigen Hasse und ewiger Lästerung erfüllt gegen jenen unendlichen liebevollen Gott, der ihn von Ewigkeit her so sehr geliebt hat. Daher hast Gott die Sünde unendlich und muss sie ewig hassen, weil er sich selbst liebt und weil er den Menschen liebt.
Gottes Gerechtigkeit züchtiget die Sünde.
Noch deutlicher wird uns die göttliche Gerechtigkeit zeigen, welch ein unendliches übel die Sünde ist. Insoferne die göttliche Gerechtigkeit den Sünder bestraft, heißt man sie auch oft den Zorn Gottes. Dieser Zorn ist aber ganz verschieden vom Zorne eines Menschen.
Der menschliche Zorn
ist eine Leidenschaft und kommt meistens aus einer inneren Unordnung des Menschen und richtet gegen außen auch leicht Unordnung an.
Der Zorn Gottes
aber ist keine Aufregung, keine Störung, es ist nur der ruhige, einfache Wille Gottes, welcher dort durch die Strafe wieder Ordnung herstellt, wo der Mensch durch die lange Zeit Gott treu gedient, viele Versuchungen überwunden, endlich eine Todsünde begangen hat, eine einzige nur. Diese Verdammung entstand nicht aus dem Anfall eines plötzlichen Zorneifers Gottes, sondern ist das Ergebnis des ganz ruhigen Urteils, womit Gott auf die eine Wagschale diese Todsünde, auf die andere aber alle frühere Treue jener Seele, die Gebrechlichkeit der Menschennatur, die Versuchung des Teufels, den Reiz der Verführung, die Macht der bösen Gesellschaft, den Stachel der Begierlichkeit, kurz alle die mildernden Umstände legt und dabei in seiner unendlichen Wahrheit und Heiligkeit sieht, das jene Sünde dessen ungeachtet mit seiner kleineren als der ewigen Höllenstrafe belegt werden kann. Welch ein unendliches übel muss also die Sünde sein!
Der menschliche Zorn gegen die Missetat eines andern geht leicht in Hass über gegen den Missetäter selbst. Nicht so der Zorn Gottes. Gott hast bloß die Sünde nicht aber den Menschen, der sie begangen hat; er hast das Böse unseres Willens und liebt zugleich das gute unseres Wesens. Wenn er aber dessen ungeachtet den Sünder so entsetzlich bestrafen muss, berechne darnach, wenn du kannst, welch ein unendliches übel die Sünde ist. „Aber ich sündige nicht aus Lust, Gott zu beleidigen, sondern bloß aus Verlangen, mir jene Befriedigung zu verschaffen, welche mich anreizt“, sagt der Sünder.
Und Gott Kann antworten: Aber ich züchtige dich nicht aus Luft, dir wehe zu tun, sondern bloß aus verlangen, durch die Strafe wieder Ordnung herzustellen, wo du durch die Sünde Unordnung geschaffen hast.
Wenn ein Meister eine Seite spannt und nachlässt, und wenn sie in seiner Weise mehr in die rechte Stimmung gebracht werden kann, so reißt er sie endlich weg und wirft sie fort; warum? Etwa aus Hass gegen die Seite aus Luft, an ihr Rache zu nehmen? Nein! Sondern nur aus Liebe zur Ordnung und Harmonie. So straft oft Gott mit großer geduld den Sünder durch das Kreuz und Leiden, oder sucht ihn zu gewinnen durch Glück und Wohlergehen; lässt er sich aber durchaus nicht in die rechte Harmonie und Ordnung seines Wandels bringen, so wirft ihn Gott weg – ins Fegefeuer, nicht aus hass gegen ihn selber, sondern aus Hass gegen die Unordnung seiner Sünde, aus Liebe zur sittlichen Ordnung. Der Zorn des Menschen straft das Unrecht auch oft über das rechte Maß und begeht so selber unrecht. Gottes Zorn aber bestraft immer weniger, als es die bloße Gerechtigkeit erheischen würde. Denn währen Gott unendlich gerecht ist, ist er ebenso auch unendlich milde und barmherzig, und selbst in der Hölle gibt es keinen Strafakt Gottes, bei dem bloß pure Gerechtigkeit und nicht auch eine Milderung durch seine Barmherzigkeit wäre. Wenn aber die Todsünde eine Strafe verdient, welche selbst noch mit den Milderungen der Barmherzigkeit dennoch alle Peinen der Hölle durch alle Ewigkeit in sich begreift, bedenke dann, welch ein unendliches übel die Sünde sein muss!
Gottes Barmherzigkeit ermüdet über die Sünde.
Wie groß erscheint erst das übel der Sünde vor der göttlichen Barmherzigkeit! Der Herr erwartet den Sünder solange. Zu Adam hat Gott gesagt und die göttliche Gerechtigkeit erfordert es so:
„An welchen Tage du vom (verbotenen) Baume essen wirst, an dem wirst du des Todes sterben.“ (Gen. 2,17.) Ein König hatte zwei Herren töten lassen und ihre Base wollte dafür Rache nehmen. Sie ließ in ihren Garten, wohin der König öfters kam, eine Statue aufstellen, welche dem Behauer mit der einen Hand einen Apfel entgegen hielt. Als der König den Apfel nahm, fuhr ihn aber ein Pfeil durch das Herz, den die Statue mittels einer verborgenen Maschine in dem Augenblicke losschoss, wo man den Apfel nahm. So oft jemand eine Sünde begeht, müsste er im Augenblicke niederfallen und tot sein, seine Seele aber zum ewigen Feuer verdammt werden, wie das den Engeln nach ihrer Sünde geschehen; so oft aber ein Sünder noch länger fortlebt, kann das nur durch ein Wunder der göttlichen Erbarmung geschehen. Und siehe, dieses Wunder wirkt der Herr alle Tage, er wartet auf den Sünder in Langmut eine Woche, einen Monat, ein Jahr, zehn, zwanzig, fünfzig Jahre. – Und er wartet nicht stumm und untätig, er ruft den Sünder so liebevoll zur Bekehrung, geht in nach, sucht ihn auf, ladet ihn ein; er, der tödlich beleidigte Gott geht hinter denn Sünder her und bittet ihn gleichsam, wiederum seine Liebe und Gnade annehmen zu wollen! Zugleich sendet er auch seine Stellvertreter aus, auf das diese auch äußerlich den Sünder einladen, zu rufen, zur Umkehr bitten sollen durch ihre Predigten und Mahnungen. (2. Kor.5,20) – Und wenn einer wirklich ein wenig guten Willen fasst zur Bekehrung, wie liebevoll geht Gott ihm entgegen, wie väterlich umarmt er ihn, wie reichlich vermehrt er ihn die Gnadenhilfe, auf das ihm die Bekehrung erleichtert werde! Ob der Sünder sich bekehrt oder nicht, Gott hat seinen Schaden und seinen Nutzen; und dennoch freut sich Gott so sehr über des Sünders Bekehrung, als ob alle seine eigene Seligkeit nur davon abhinge. –
Aber doch ist die Sünde ein so unendliches Übel, das sie imstande ist, selbst diese unendliche Barmherzigkeit Gottes zu ermüden, so das sich endlich zurückzieht und die Gerechtigkeit strafend hervortreten lässt: „ Der Herr konnte nicht mehr ertragen die Bosheit eurer Gesinnung und die Gräuel, die ihr getan; darum ward euer Land zur Wüste und zum Entsetzen und zum Fluche.“ ( Jer.44,22)
Denke dir, das ganze unermessliche Weltmeer wäre eine Flut von lauter Honig und Zucker, und man würde einen Tropfen Bitterkeit hineinwerfen, wodurch jenes ganze Meer von Süßigkeit ebenfalls in die bitterste Bitterkeit verwandelt würde: wie unendlich bitter müsste also die Bitterkeit jenes tropfen von so unbegreiflicher Bitterkeit, das sie endlich imstande ist, jenes göttliche Meer der Süßigkeit bitter zu machen, nicht an sich selbst, aber für den Sünder, wie an manchen Stellen geschrieben steht: „ Der Sünder macht Gott bitter und fragt gar nicht nach der Größe seines Zornes.“ „ Ihr habt euren Schöpfer erbittert, da ihr nicht Gott, sondern dem Teufel Opfer gebracht habt.“ (Bar.4,7.) „Wie oft erbitterten sie ihn und reizten ihn zum Zorn? Sie erbitterten Gott den Allerhöchsten und hielten nicht seine Gebote.“ (Ps. 77,40.56.) Die lasterhafte Stadt „ Samaria wird zugrunde gehen, denn sie hat Gott zur Bitterkeit gereizt.“ (Of. 14,1.) Wahrhaftig, die Todsünde ist ein Tropfen von unendlicher Bitterkeit!
Q: Das dreifache Reich Gottes Impr. 1911