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Die Sünde

Die Sünde trennt uns geistiger Weise von Gott, denn in Matthäus Kapitel 5 Vers 8 [Vulgata:NT:Mt05] heißt es: Selig, die lauteren Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Also nur die Menschen die reinen Herzens sind werden Gott schauen. Denn wer in der Sünde lebt wandelt in der Finsternis.


1) Wodurch entsteht Sünde?

Durch folgende sieben schlechte Charaktereigenschaften entsteht die Sünde.

Gula = Gefräßigkeit, Unmäßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht

Acedia= Faulheit, Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzens und Geistes

Superbia= Hochmut, Übermut, Eitelkeit, Stolz

Ira= Zorn, Wut, Vergeltung, Rachsucht

Avantia= Geiz, Habgier, Habsucht

Invidia= Neid, Missgunst, Eifersucht

Luxunia= Wolllust, Genusssucht, Ausschweifungen


2) Was ist Sünde?

Schwer sündhaft sind unreine Gedanken, Vorstellungen, Begierden, die der Mensch mit klarem Bewusstsein und vollem freien Willen festhält, um sich daran zu belustigen. Bist du im Zweifel, ob volle Einwilligung vorhanden war, so liegt keine schwere Sünde vor; beruhige dich dabei, und grüble nicht weiter nach. Wirst du viel von solchen Gedanken geplagt, so werde nie mutlos und traurig, befiehl dich Gott, und sei überzeugt, das ein Mensch, der es gut meint, nicht so leicht durch Gedanken eine wirkliche Todsünde begeht. Schwer sündhaft sind überlegte Reden, Scherze, Lieder die aus der unkeuschen Luft des Herzens stammen. Sie sind doppelte oder gar vielfache Sünde, wenn sie einem oder viele andere zur Unkeuschheit verführen. Hüte dich doch, je durch dein Reden Gift hineinzuträufeln in ein Menschenherz! Während du weitergehst mit lachendem Munde, bohrt sich vielleicht dein böses Wort in diesem Herzen fest, ruft einen Sturm von Leidenschaft und niederen Begehren hervor und endet gar mit einer dunklen Tat. Und wird das Wort auch jetzt vergessen oder nicht verstanden, nach Jahren kann es wieder blitzartig in der Seele auftauchen und sie in einer schwachen Stunde mit teuflischer Gewalt ins Verderben reißen. Ebenso ist es schwere Sünde, derartigen Reden mit innerer, böser Freude und Absicht zuzuhören. Entschuldige dich hier nicht so leicht mit der Ausrede; Ich muss so vieles hören; ich kann gar nichts dagegen machen. Gewiss kannst du nicht immer durch Vorhaltung oder Beschwerden diese schmutzigen Menschen zum Schweigen bringen. Aber eines kannst du immer: Niemals Neugierde oder Interesse zeigen, niemals Beifall zollen, auch nicht mit einem Lächeln deines Mundes oder schuld und Unversehrtheit, die ihm am Tag der Auferstehung einen ganz eigenartigen Reiz, eine ganz besondere Verklärung bringen würde. Wer diese Unschuld einmal verloren hat, gewinnt sie nie mehr wieder. Wohl kann ihm seine Sünde verziehen werden; das Kleid der Unschuld kann im Blute Christi rein gewaschen werden, aber neu wird es nie mehr.


3) Was tut die Sünde?

Sie erniedrigt den Menschen aufs tiefste. Gott gab ihm Vernunft und Gnade, dass er herrsche über seine Triebe. Doch der Unkeusche ist zu schwach, zu feige, den Kampf aufzunehmen. Wenn die Begierde sich regt streckt er die Waffen und gibt sich gefangen, missbraucht und entehrt seinen eigenen Leib. Sofort fühlt er seine Schmach und schämt sich seiner Tat. Seine Seele ist voll von Ekel, Überdruss und Bitterkeit. Gott und sich selbst beteuert er laut: Nie mehr wieder! Und schon der nächsten Versuchung fällt er von neuen zum Opfer. Er weiß, das die Sünde lügt, das sie ihn noch immer enttäuscht und betrogen hat; und doch lässt er sich stets von neuen betören. Ist das nicht entehrend für einen Menschen, der Verstand und freien Willen hat? Sagt nicht mit Recht der alte heidnische Dichter Terenz: Doch ein schmählich Ding! Ich weiß, wie schlimm sie ist, Wie elend sie mich macht. Sie ekelt mich, und doch frisst ihre Luft mich lebend auf. Mit offenen Augen fahr ich blind in mein Verderben. Wenn sie jeden Menschen entehrt, so entwürdigte sie erst recht den Christen. Sie ist ein Gräuel vor Gott. So kunstvoll schuf er den Leib, dass er der Seele Wohnung und Werkzeug sei. Wie niedrig und gemein muss es nun ihm, dem Allerhöchsten und Reinsten, vorkommen, wenn er im Menschen den Funken seines eigenen Geistes, die Seele, so geknechtet sieht unter jede Regung des Fleisches, wenn sie, die freie, gottgeborne Königin, sich von der Sinnlichkeit am Gängelbande führen lässt und willig jeder Laune dieser Sinne folgt. Und dieser Mensch ist Christi, ist mit seiner ganzen Person durch die Taufe Christus einverleibt; er weiß, wie Christus diese Sünde hasste, wie blutig er sie büßte, und doch gibt er in seinem Leibe Christi Glieder dieser Sünde preis. Seit der Taufe hat der hl. Geist durch so viele Sakramente diesen Christen geheiligt, durch die hl. Kommunion ist er so oft zu einem lebendigen Gottestempel geworden; und nun entehrt und besudelt er mit frevelnder Hand das Gottesheiligtum seiner eigenen Person. „Du wurdest aufgezogen in Purpur, und nun hast du den Kot umarmt.“ Freund, besinne dich auf deine Würde! Verkaufe doch nie um einen Augenblick der schnöden Luft die Ehre deiner Jugend, die Unschuld deines Leibes, die Ruhe deiner Seele. Bete jetzt und täglich: O meine Gebieterin, o meine Mutter.... Hast du je einen anderen verführt, so flehe Tag um Tag für ihn, verehre seinen Schutzengel, wenn möglich warne ihn durch ein gutes Wort oder durch geeignete Lektüre und nimm ihn mit zur Beichte.



4) Die Sünde schwächt den Leib

Wer Unkeuschheit treibt, sündigt wider seinen eigenen Leib, und worin der Mensch sündigt, darin wird er gestraft. Gerade diese Sünde straft sich schon von selbst. Sie ist ein schwerer Eingriff in die Natur, ein schnöder Missbrauch, eine traurige Vergeudung ihrer Lebenssäfte. Geh hin zu dem Bäumchen, das kraftvoll emporwächst und schneide hinein bis in sein Lebensmark, das Tropfen und Tropfen der Saft herausfließt. Wie oft wirst du das tun, dann steht das Bäumchen welk, gebrochen, verkümmert am Wege, und schließlich stirbt es ganz ab. Dir tut die Sünde dasselbe. Sie verzehrt deine Kraft, verkürzt dein Leben, erschlafft deinen Leib, vergiftet dein Blut, ruiniert deine Nerven, stört deine ganze Entwicklung. Sieh dir doch so manchen armen Menschen an, der in der Blüte seiner Jahre als gebrochenes Wesen dem frühen Grabe entgegenwankt. Die Sünde seiner Jugend schaut heraus aus seinem Auge, steht geschrieben in seinen Zügen. Frage den Arzt, wie zahlreich die Opfer sind, die Jahr um Jahr zu Grunde gehen an ekelhaften und schmerzlichen Krankheiten, die aus dieser Sünde stammen. Und hättest du gesündigt, schon viel gesündigt und noch keine Folgen an deinem Leibe verspürst, sprich nur nicht mit dem Frevler in der hl. Schrift:: Ich habe gesündigt, und was ist mir Schlimmes widerfahren? Sei versichert: das Gericht der Natur ist heimlich, oft leise und langsam, aber unentrinnbar.



5) Die Sünde entnervt die Seele

All ihre Kräfte werden in den Dienst des Fleisches gezogen. Die Phantasie kennt keine hohen, edlen Bilder mehr. Wie könnte sie sich noch kraftvoll nach oben schwingen in das Reich der Ideale, wenn sie über und über mit Schmutz beladen ist, wenn doch eigentlich nur der Schmutz und was damit zusammenhängt, für sie noch Reiz und Interesse hat. Welch eine Menge hat sich abgelagert im Gedächtnis durch die Eindrücke der Vergangenheit! Schier unerschöpflich ist der Giftstoff, den die Phantasie hier immer wieder findet, und endlosen Verdruss wird es dem Menschen noch in spätern Jahren bringen, wenn es in seinem Gedankenleben immer wieder auf hässliche Eiterbeulen stößt, die sich infolge der frühern fortgesetzten Vergiftung weiterbilden. Die Zügellosigkeit der Gedankenwelt lässt natürlich auch den Verstand nicht unberührt. Zu ernsten, festen höheren Denken wird er immer mehr untauglich. Das beste und schärfste Auge kann ja seine Sehkraft nicht bewahren, wenn immer Kot hineinspritzt. Am schlimmsten ergeht es dem Willen, der in erster Linie den Wert und den Charakter des Menschen ausmacht. Frei hat ihn Gott erschaffen, dass er herrsche mit königlicher Macht im Reiche, des innern Menschen und so sich vorbereite und befähige zur Anteilnahme an Gottes ewigem Königtum. Doch dieser Wille ist zum Sklaven geworden; statt der Krone trägt er Ketten, die mit Wucht nach unten ziehen. Wunde um Wunde schlagen ihm die Leidenschaften, und er wehrt sich kaum; macht er den Versuch, so erhebt sich die Sünde und fordert mit wildem Drang, was die traurige Schwäche so oft ihr gab. So geht dem Menschen nach und nach alle Jahre vergehen, und er trägt immer noch das Joch der Leidenschaft. Festes Wollen, energisches Streben verlernt er ganz. Der arme Sünder wird sich selbst eine Last. Seine Arbeit tut er, weil er muss, weil äußere Umstände zwingen, nicht aus innerm Interesse. Erlaubte Genüsse, harmlose Freuden, muntere Spiele, unschuldige Scherze sind im fade, dumm, langweilig. Ob er ein Buch liest, ein Bild sieht, ein Kunstwerk betrachtet oder eine Unterhaltung führt, ein Vergnügen mitmacht, erst da beginnt sein rechtes Interesse, wo das prickelnde Gift genossen, ist im Innern wieder alles öde und leer, voll Verdruss und Langeweile. Ist’s noch ein Wunder, wenn solche Menschen oft genug ihres Lebens leid werden und zum Selbstmord greifen?


6) Die Sünde gefährdet den Glauben

Das einzige, was wirklich helfen könnte, was den geschwächten Willen wieder aufrichten, die entehrte Seele, den befleckten Leib wieder reinigen könnte, ist die Religion; aber leider ist sie eines der ersten Opfer, das der Sturm dieser Leidenschaft fordert. Der Mensch ist Fleisch geworden, darum hat er seinen Geschmack mehr an dem, was des Geistes ist. Das Gebet ist ihm langweilig, wird vernachlässigt und schließlich ganz unterlassen. Die Beichte ist eine Last; denn sie fordert ein ehrliches Bekenntnis und entschiedene Umkehr. Sie wird aufgeschoben, länger und länger, bis sie völlig unterbleibt. Die Predigt, ein gutes Buch ein ernster Gedanke, alles was die Seele aufrütteln könnte, wird mit Fleiß gemieden. Und regt sich doch das Gewissen, lässt der Gedanke an Gott und die Ewigkeit, an die Hölle und das Jenseits, dem Herzen keine Ruhe, dann klammert sich der arme Sünder an Glaubenszweifel, an die klingenden Phrasen des Unglaubens, an das schlechte Beispiel der vielen, die das auch nicht mehr glauben, die auch in den Tag hineinleben wie das Tier. So verliert er schließlich seinen Glauben, erst äußerlich, dann innerlich. Oft kommt er gar soweit, das er mit Hohn und Spott, mit Hass und frecher Lästerung sich gegen das wendet, was ihm früher hoch und heilig war. Das Feuer hat bis zur Vernichtung gefressen. „Da der Mensch in Ehren war, hat er es nicht geachtet; er zog es vor, den unvernünftigen Tieren gleich zu sein, und er ist ihnen gleich geworden.“ Bist du noch rein, dann jubele auf zu Gott und hüte treu dein Glück. Bist du gefallen, dann steh auf mit Mut. Auch für dich gibt es noch Heil und Sieg, wenn du ernstlich willst. Folgende natürliche Mittel zur Bekämpfung der Sünden seien hier aufgeführt: Sei stark, sei mutig, sei arbeitsam, bete, beichte, vertraue.


Natürliche Mittel zur Bekämpfung der Sünde


1) Sei stark!

Bist du stark, so bleibst du keusch. Darum bilde deinen Willen. Er ist eine Abbild des göttlichen Willens; etwas von Gottes Allmacht liegt keimhaft in ihm verborgen. Entwickle, übe, stähle ihn, und du wirst ein fester starker Mensch. Dann sagst du nie: ich möchte wohl, ich müsste wohl, aber ich kann nicht; es ist zu schwer. Dann kennst du nur das eine Wort:: Ich will! Und dieser Wille ist von Eisen und bricht Eisen. Doch einen solchen Willen schafft du dir nicht an einem Tage. Wer wäre denn in einem Tage Meister im Ringen, im Turnen, im Stemmen geworden? Aber jeden Tag sollst du etwas tun, um deine Willenskraft zu üben. Gelegenheit ist überreich vorhanden. Hier ist es ein Blick, den du dir versagst, ein Wort, das dir auf der Zunge brennt, und du unterdrückst es; da ist es eine Pünktlichkeit, zu der du dich zwingst, eine Unannehmlichkeit, die du freiwillig übernimmst, ein Verzicht im Essen und Trinken, den du dir auferlegst. Das sind Kleinigkeiten, aber verachte sie nur nicht! Jede macht dich stärker, wie jede Nachlässigkeit dich lauer, weicher, feiger macht. Gott hat das wohl bedacht. Darum lässt er den Menschen nicht gleich im Anfang seines Lebens in den Kampf um seine Keuschheit eintreten. Das Kind kennt ihn noch nicht. Sein Wille soll sich erst im Ringen mit seinen Feinden üben und dann im Kampfe um die Keuschheit zeigen, was er wert ist. Darum sagt man ihm: Sei stark, und überwinde deinen Zorn, dass du nicht mehr zankst; sei stark, und bezwinge deine Gaumenlust, dass du nicht mehr nascht; sei stark, und setze alle Furcht beiseite, dass du nicht mehr lügst; sei stark, und binde dich an deiner Ordnung, dass du schön gehorchst! War der Mensch in diesen Dingen tapfer, mag er getrost zum schweren Kampfe gehen. Er hat gelernt zu herrschen und wird sich nicht so leicht den Trieben beugen. Er ist stark darum keusch.


2) Sei mutig! Hast du Festigkeit gewonnen, so zeige sie auch vor anderen. Zeige ihnen, dass du stark genug bist, um ihren schmutzigen Reden den Beifall zu versagen, um sie mit Verachtung zu strafen auch dann, wenn alle andern lachen! Zeige ihnen, dass du vorbeigehen kannst an einem verführerischen Bilde, an einer lüfteren Schaustellung, an einer pikanten Schrift! Zeige ihnen, dass du fest genug bist, um einfach zu erklären: Ich lese dieses schlechte Buch nicht; ich gehe nicht in dieses zweideutige Theater, auch wenn die anderen es getan haben! Zeige, dass du auch in der Stunde des Vergnügens ein starker Mensch bist und eiserne Grundsätze hast, dass du auch in lauter Freude Maß und Zeit noch kennst! Zeige ihnen, dass du in ihren rohen Worten, in ihrer wüsten ausgefallenen Art durchaus kein Heldentum siehst, sondern nur Mangel an Selbstzucht! Zeige ihnen, dass du über ihre Schmeicheleien erhaben bist, ihre plumpen Drohungen nicht fürchtet, ihren billigen Spott verachtet! O zeige doch die Kraft, die du hast, du junges Menschenkind! Stell sie ins Licht! Da wächst sie noch höher und macht dir helle Freude. Schäm dich doch nicht, dass du besser, dass du stärker bist als andere! Wo wäre denn ein Held, der sich in Weiberkleider hüllte, um seine Heldenkraft zu verbergen? Siehst du denn nicht, wie sie dich erstaunt betrachten; sie sehen ja so selten einen starken Menschen! Wie sie anfangen, dich heimlich zu bewundern; wie du imponierst durch deine Charakterfestigkeit, durch deinen entschiedenen Willen! Bleibe fest und reiß die andern mit nach oben durch dein mutiges Beispiel!


3) Sei arbeitsam!

Die Arbeit ist ein großes Mittel zur Weckung und Erhaltung der Willenskraft. Bist du stark genug, regelmäßig und stramm zu arbeiten, so bist du auch stark gegen die Leidenschaften. Die Seele verlangt nach Tätigkeit; beschäftigte sie vollauf, und es bleibt ihr keine Zeit für böse Gehdanken und Begierden. Ist denn nicht der Wildbach klar und frisch, wenn er im Gebirge durch Steingeröll und Felsen sich seine Wege bahnt? Ist’s nicht wie üppige Jugendfreude, wenn er rauscht und tost und stürzt und springt von einem Stein zum anderen? Kommt dasselbe Wasser in einen Teich, wo es stille steht, wo es an Abfluss und Bewegungen fehlt, wird es bald sumpfig, füllt es sich mit Schlamm und Kot, mit schmutzigen Gewächs und hässlichem Gewürm. So ist es auch bei dir. Die Arbeit hält dich frisch, lebendig, gesund an Geist und Leib. Der Müßiggang entnervt, entkräftet. Er ist der Anfang aller Laster und besonders des Fleischeslasters. Wie wäre der Träge, der jede Anstrengung scheut, der alles nur weichlich und bequem haben will, für Kampf und Überwindung zu gebrauchen! Was kennt er von dem Glücke einer treu erfüllten Pflicht, was weiß er von der hellen Siegesfreude, die jeder errungene Erfolg dem Menschen bringt! Kennst du dieses Glück und diese Freude, hast du das Bewusstsein, dass du wächst, dass du dich empor ringst mit deiner jungen Kraft, so wirst du von selber das verachten, was nach unten zieht, was mehr als irgend etwas anderes Erniedrigung, Entwürdigung bedeutet. Drum sei unverdrossen bei der Arbeit! Regle deinen Schlaf; steh frisch und pünktlich auf! Auch deine Erholung sei geistige oder körperliche Arbeit, gesundes Spiel, erfrischende Wanderung, bildende Lektüre. Dem Fleiße winket auch hier die Palme des Sieges.


Übernatürliche Mittel zur Bekämpfung der Sünde


1) Bete!

Deine natürliche Willenskraft wird auf die Dauer nicht ausreichen zur Bewahrung der Keuschheit. Deshalb bete! Im Gebet erschließt sich die Seele der machtvollen Einwirkung Gottes. Sie erhebt sich in eine andere, höhere Welt. Große, ewige Gedanken durchdringen den Geist; reine, erhebende Bilder erfüllen die Phantasie; mächtige Beweggründe fassen den Willen und ziehen ihn empor. Gott ist der Seele nahe; bitte, und du wirst empfangen die siegende Kraft, die jede Versuchung überwindet. Du bist auch Gott nahe, und denkst nun wieder besser daran, dass er dich immer sieht, an jedem Ort und zu jeder Zeit, bei Tage und bei Nacht. So stärkt das Gebet. Gott hat seine Gnade daran geknüpft und versagt nie seinen guten Geist denen, die ihn darum bitten. Aber sicher hast du schon gebetet in der Versuchung und bist trotzdem gefallen. Sieh, das war kein rechtes Beten. Deine Lippen sprachen Worte, und deine Seele liebäugelte mit dem Reiz der Sünde. „Da ich wusste,“ sagte der Weise im alten Bunde, „dass ich nicht anders enthaltsam sein könnte, als wenn es mir von Gott gegeben würde, so wandte ich mich flehentlich an den Herrn und rief zu ihm aus Herzensgrund.“ Ist dein gebet ein Notschrei, der aus Herzenstiefen auf zum Himmel dringt, so reißt es dich mit Allgewalt empor, weit hinaus über alles Drängen und Begehren Deines Fleisches. Du hast auch schon gut gebetet und später doch gesündigt. Woher das? Dein Gebet war nicht beharrlich. Man muss immer unter Waffen bleiben, wenn man gegen tückische Feinde im Felde steht. Deshalb sieh zu, dass vor deinem Gebete etwas Dauerndes in deiner Seele zurückbleibt, ein Bestand von festen, ewigen Wahrheiten, die du im Gebet so nachdrücklich auf dich angewandt, so fest dir eingeprägt hast, dass sie dir zu Lebensgrundsetzen werden, die bei jeder Versuchung ganz von selbst in dir auftauchen und dein Handeln bestimmen. So war Aloysius von der Vergänglichkeit des Irdischen derartig durchdrungen, dass ihm bei jedem Tun und Lassen die Frage vorschwebte: Was nützt mir das für die Ewigkeit? Auch du kannst die Wahrheiten, die bei der Predigt, bei der Lektüre, oder in einem Augenblick stillen Nachdenkens besonderen Eindruck auf dich machen, in einem kurzen bestimmten Satze einprägen, diesen Satz, dir oft vor Augen halten und so eine feste Stütze gewinnen für die Stunde, wo eine wilde Versuchung dich nicht zu ruhigem Nachdenken kommen lässt. Solche Leitsätze gewinnst du besonders gut und selbst in Exerzitien. Wenn du eben kannst, mach’ sie von Zeit zu Zeit in der richtigen, abgeschlossenen Form in einem Kloster mit. Für jetzt erwäge ruhig die Betrachtung über das Beten des hl. Aloysius .


2) Beichte! „Wehe dem, der allein steht; wenn er fällt, hat er keinen, der Ihn aufrichtete:“ Freue dich; du stehst nicht allein in deinem Kampfe, du hast einen Freund, den Gott dir bestellt und mit besonderer Gnade für dich geweiht und ausgerüstet hat. Er liebt dich wie ein Vater sein Kind, versteht dich wie ein Arzt seinen Kranken. Er spricht offenherzig zu dir und schmeichelt nie. Er bleibt dir immer treu und schweigt wie das Grab. Bist du verzagt, richtet er dich auf; stehst du im Kampfe, begleitet dich sein Gebet; drückt dich die Schuld, so löst dich dein Wort. Dieser Freund ist der Priester, dem du deine Seele anvertraut hast, dein Beichtvater. Wenn irgend ein Mensch auf Gottes Erde dir helfen kann und will zur Bewahrung oder Wiedererlangung deiner Reinheit, dann ist er es. Darum scheue, fürchte dich doch nie vor ihm! Du schenkst ihm dein Vertrauen, sagst ihm was du keinem anderen Menschen sagen würdest; darum bist du ihm lieb, lieber als jeder andere Mensch, darum ist es ihm unmöglich, dich gering zu schätzen oder gar zu verachten. Lass dich doch nie vom bösen Feinde betören der falsche Scham und Scheu in deiner Seele wecken will; der Feind lügt und betrügt; er meint’s nicht gut mit dir. Sei du vernünftig; sprich dich offen und ehrlich aus! Sag’ auch das, was dir bloß Bedenken machte, was anfing, die Nöte in dein Angesicht zu treiben und das Pochen deines Herzens zu beschleunigen. Wie göttlich wird das Sakrament an deiner Seele wirken! Du raffst dich wieder auf, du bist wie neugeboren, wieder rein und gesund, froh und stark zu neuen Leben. Was die Beichte begann, wird die hl. Kommunion vollenden. Sie stärkt und nährt das frisch erwachte Leben. Iss nur von dem Brote der Starken, und auch du wirst seine Kraft verspüren; trinke von dem Wein, aus dem die Jungfrauen sprossen, und auch in deinem Innern wird sich der Drang zur Sünde mildern. Gehst du oft und gut zu diesem hl. Sakramente, so bleibst du rein oder wirst wieder rein. Halte jährlich die Aloysianischen Sonntage ( 6 Sonntage zu Ehren des hl. Aloysius) und verrichte das Gebet um gutes Kommunizieren!


3) Vertraue!

Freund du stehst im Lenze deines Lebens. Nach oben geht dein Weg. Zum Lichte musst du wachsen. Gott gab dir die Kraft dazu. Weck sie auf in deinem Innern! Lass doch nicht matt und mutlos den Kopf zur Erde hängen, mit Freuden eil zum Kampf! Dem Mutigen gehört der Sieg. Und wärst du tausendmal gefallen, sobald du willst, wirst du ein Sieger sein. Du kannst und musst den Preis erringen. Bangt dir vor deiner Schwäche, vor der Tücke deines Feiendes und dem Leichtsinn deines Blutes, o zage nicht! Du hast ja mächtige Helfer. Vor dir steht dein Gott. Er ist immer bei dir, sieht dein Ringen und dein Kämpfen. Schon hält er die Krone bereit und winkt mit der Palme des Sieges. Bald ruft er dich, und der Kampf ist zu Ende, und der Friede währt ewig. Wie könnte ein Soldat verzagen, der so unter den Augen seines Königs steht, dem die Fahne des Sieges das Haupt schon umflattert; wie dürfte er mutlos werden und die Waffen sinken lassen! Und dein Gott schaut dir nicht müßig zu. An Christi Kreuz siehst du den Heldenkönig, der den schwersten Kampf mannhaft bestand. Aus seinen Wunden quillt dir eine Gotteskraft, die stärker ist als alle Sünde. Sieh auf das Kreuz des Herrn, und es fliehen die feindlichen Mächte. Zeuge deines Kampfes ist auch Maria. Wie könntest du feige sein, wenn die schönste, die erhabenste aller Frauen, mit Spannung und mit Freude auf dich herniederschaut. Der Blick ihrer Augen, der Wink ihrer Hand muss deine letzte kraft entfachen, dass du alles einsetzest, um ihrer wert zu bleiben, um ihr reines Bild in deinem Busen treu zu hüten. Sieh, wie sie für dich die Hände zum Gebet erhebt, wenn du zu ihren Füßen in heißem Streite stehst. Kann denn die Schlange dich besiegen, wenn die auf deiner Seite steht, die ihr den Kopf zertrat? Mit Maria ist eine Engelschar, die dich umgibt. Um Engeltugend ringst du; drum sind Engel deine Kampfgenossen, voran dein hl. Schutzengel. Im Anfang aller Zeiten hat er schon den Feind mitbesiegt, der jetzt die Macht der Sinne und des Blutes gegen dich ins Feld führt. Ganz sicher wirst du siegen, wenn du nur treu an seiner Seite bleibst. Und wollest du noch immer zagen, so schau doch hin auf unsere Heiligen, auf die lange ruhmgekrönte Schar, die vor dir im Feuer stand, die jetzt mit Palmen in den Händen von den Zinnen der ewigen Gottesstadt dir jubelnd zuwinkt, du mögest tapfer sein und ihnen folgen. Wohlan denn, sei deiner Brüder wert! Sei deinem Gotte treu! Mach deiner Mutter keine Schande! Hoch das Haupt, froh das Herz! Und nun mit frischen Siegesmut zum heiligen Krieg!


Fußnote

Quelle: Aufwärts! Ein Gebetsbuch für junge Leute Ausgabe für Jünglinge Verlags - Anstalt Benzinger 1908

Ursache und Wirkung der Erbsünde von Anbeginn

„Nach der Erschaffung des Universums erfolgte jene des Menschen. Sie brachte die erste grosse, gegen Gott geführte und von Satan mit allen Mächten des Bösen über die Stammeltern gewonnene Schlacht. Diese erste, erbarmungslose Schlacht ist noch im Gang und wird erst dann durch den Tod des letzten Menschen, am Ende der Zeiten beendet. ... Dass heute in der Menschheit und in meiner Kirche weniger Glaube an die historischen Wirklichkeiten vorhanden ist, die den Grund ihrer Existenz bilden, glaubt und erlebt ihr seit Jahrtausenden im auserwählen Volk und in der Kirche selbst, die ohne diese Wirklichkeiten keinen Daseinsgrund hätten. Diesen Existenzgrund nicht anzunehmen, ist gegen jeden richtigen Gebrauch des Verstandes, gegen die nie bestrittene Geschichte der vergangenen Jahrhunderte, gegen die Klarsicht der jetzigen Wirklichkeit. Es ist euch bekannt, dass s ohne Ursache keine Wirkung gibt; nun ist aber das Böse (Wirkung) mit der menschlichen Natur verbunden, in der es seinen Ursprung Ursache) hat, während Gott alle Dinge gut erschaffen hat. Wo ist also der Ursprung dieser Kirche? Von wem und warum hat sie ihren Ursprung? Die Geschichte des hebräischen Volkes mit seinen Propheten und all seinen Mängeln und meine Kirche und die zahllose Schar der Heiligen und Märtyrer müssen miteinbezogen werden in den ständig herrschenden Krieg, der in der Geschichte eine Wirklichkeit ist. Wie könnte man die gegenwärtige Lage der Welt und der Kirche erklären ohne das Gute und das Böse, die sich bedrängen und in einem pausenlosen Duell aufeinander prallen? Erkennen die Menschen, wer hinter dem Bösen steht, wer es sät und so aggresiv gestaltet, dass Gewaltakte aller Art, Revolutionen, Kriege, Zwietracht und Ruinen in der ganzen Welt verursacht werden? Und umgekehrt: Wer steht hinter dem Guten, wer beseelt das Gute, und wer führt es zu den höchsten Gipfeln der Vollkommenheit? Sind es vielleicht die Menschen, die Theologen, die Philosophen und die Naturwissenschaftler, die diesen bestehenden Kampf zu sehr bestimmten Zwecken führen und ordnen? Warum setzen die Menschen unerhörte Kräfte ein, um die grossen historischen Wirklichkeiten des menschlichen Lebens auf Erden zu ertuschen? Wäre es bei richtigem Gebrauch des Verstandes und des menschlichen Willens nicht ehrlicher, einfacher und menschenwürdiger, der Wirklichkeit ins Auge zu schauen, statt angestrengt darüber nachzudenken, Mittel und Weg zu finden, die Geschichte zu verfälschen und sie in eine grosse Lüge zu verkehren? Ist das eine Folge und keine Bestätigung der Erbsünde, der Wurzel und Ursache alles Bösen, das die Menschheit belastet? Ist das unaufhörliche Gerede über die grossen Probleme des Ursprungs, des Daseins und Endziels des Menschen auf der Erde nicht ein Beweis für die stets wirksame Lüge Satans in der Welt, der die Wahrheit - und die Wahrheit ist Gott – schrecklich hasst? Was sagen die Historiker, die Wissenschaftler, die Theologen schwachen Gaubens, aber grosser Anmassung, darüber? Was sie sagen, hat keine Bedeutung. Wichtig ist die aus den Jahrhunderten auftauchende Wirklichkeit, die die Menschen mit all ihrem Gerede weder zerstören noch verneinen können. Mein Sohn, ich kann dir nur wiederholen, dass es für mich unerhört traurig ist, feststellen zu müssen, in welcher erbarmungswürdiger Verfassung sich meine Kirche heute befindet. Verstehst du, mein Sohn: meine Kirche, der Preis meines Blutes! ... Mein Sohn, ich kann dir nur die schon mehrmals wiederholte Einladung erneuern: Liebe mich; sühne, lass beten und gutmachen; ich bin es, der dich darum bittet, und du weißt warum. (19. Juni 1978) ... Meine Kirche müsste aus einem unermesslichem Heer tapferer Gotteskinder gebildet sein, aus kühnen und mutgen, wachsamen und einsatzbereiten Soldaten. Alle erfüllt von Begeisterung, alle – nicht nur eine kleine Elite – geistig gewappnet und gefeit; so wären sie unüberwindlich, weil ich ihnen dafür alles Notwendige gegeben habe. Meine Kirche wird nicht untergehen! Ich werde sie wieder herstellen im Leiden, wie ich im Leiden, in der Verdemütigung und im Blut das Geheimnis des Heiles gewirkt habe. Mein mystischer Leib wird sein Blut vergiessen. Ich, sein Haupt, habe das meinige vergossen und die Kirche wird nach zwei Jahrtausenden wieder hergestellt und erneuert, als Mutter und Führerin der Völker wieder voranschreiten. Bete, mein Sohn, und kümmere dich nicht um das negative Urteil anderer, das aus der Anmassung entspringt. Ein sehr kurzlebiges Urteil! (8. Juni 1976)

Q: af


Siehe auch