Wilhelm von Malavalle
Der heilige Wilhelm, Einsiedler
Fest
Das Leben und Wirken des hl. Wilhelm
Die Eltern und der Ort der Geburt des heiligen Wilhelm sind unbekannt. Man behauptet, Frankreich sei sein Heimatland. Er war von edler Herkunft und ein tapferer Soldat. In seiner Jugend war er ausschweifend. Aber tieferschüttert durch die Anhörung einer Predigt, die ihm so ganz sein Sündenelend vor Augen führte, gab er sein bisheriges Leben auf und pilgerte nach Rom, um bei den Gräbern der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus durch ihre Fürbitte die Gnade der Vergebung seiner Sünden und der Beharrlichkeit in der Nachfolge Jesu zu erhalten. Reichlich flossen hier seine Tränen bei dem Gedanken, dass er die Lehren dieser Apostel nicht befolgt habe. Im Geiste aufrichtiger Buße ging er von den Gräbern der Apostel zu dem damaligen Papste Eugen III., und bat ihn, voll wahrer Demut, ihm zur Sühne der zeitlichen Strafen für seine Sünden eine Buße aufzuerlegen. Da er für sich allein lebte, und ihn keine Pflichten der Nächstenliebe hinderten, befahl ihm der heilige Vater eine Pilgerreise nach Jerusalem.
Im Jahre 1155 kehrte Wilhelm wieder nach Europa zurück, und wohnte anfangs in einer bei Pisa in Italien gelegenen Einöde. Dann zog er sich in ein ödes Tal zurück im Gebiete von Siena, wo er in einer Höhle unter den wilden Tieren wohnte, bis ihm ein Herr eine Klause erbauen ließ. Dieses Tal hieß Maleval (Malevalle = schlimmes Tal), daher er auch Wilhelm von Maleval genannt wird.
Am Feste der heiligen Drei Könige im folgendes Jahre gesellte sich ein Schüler, mit Namen Albert, zu ihm, dem bald ein zweiter, Renald folgte. Albert, der die letzten Lebenstage seines Meisters beschrieben hat, erzählt, dass Wilhelm von sich nie anders, als von einem armen, die Peinen der Hölle verdienenden, aber durch die unendliche Barmherzigkeit Jesu begnadigten Sünder gesprochen habe. Daher seine strenge, abgetötete Lebensweise. Er schlief auf bloßer Erde und nahm nur Wasser und schlechtes Brot zur notdürftigsten Nahrung, indem er sagte, dass sich die Sinnlichkeit sogar bei der geringsten Speise einzuschmeicheln wisse.
Außer der nächtlichen Ruhe war seine Zeit dem Gebete, der Betrachtung der Lehre Jesu und seines Lebens und Leidens und der Handarbeit gewidmet. Während der letztern sprach er zur geselligen Erheiterung mit seinen Genossen nur von erbaulichen Dingen. Hieraus und noch mehr aus seinem heiligen Wandel erhielten sie den lehrreichsten Unterricht in den christlichen Tugenden Tugenden. Wilhelm nahm mit den Jahren in allem Guten zu, und ward von Gott mit der Gabe der Weissagung und der Wunder begnadigt.
Das Ende seines irdischen Lebens
Als er fühlte, dass das Ende seines Lebens nahe sei, verlangte er die heiligen Sterbesakramente und verschied sanft den 10. Februar im Jahre 1157 ind en Armen seines geliebten Schülers Albert. Papst Innocenz III. sprach ihn am 20. Mai 1202 heilig.
Mit den beiden Schülern vereinigten sich neue Genossen nach dem Tode des Heiligen – und so entstand der Orden der Wilhelminer oder Wilhelmiten, die sich später mit den Augustinern und teilweise mit den Zisterziensern vereinigten. Im 18. Jahrhundert verschwand dieser Orden gänzlich.
Der Verehrungstag des heiligen Wilhelm ist der 10. Februar.
Beherzigung
1. Zu deiner immer vollständigeren Bekehrung bete mit dem heiligen Wilhelm:
„Mein Herr und Gott! Du nie abnehmendes Licht, der du jeden Menschen erleuchtest, der in diese Welt kommt, ich bitte dich, erleuchte nach deiner Barmherzigkeit die Finsternisse meines Herzens und öffne die Augen meines Leibes. Herr, öffne deine Augen und sieh meine Trostlosigkeit; öffne deine Augen, damit ich deinen Trost sehe. Die Sünde schließt uns die Augen, aber die Buße öffnet sie uns wieder. Wer aus eigener Schuld sich unglücklich gemacht hat, möge durch deine Güte und Barmherzigkeit wieder zum Lichte gelangen. Du streckest deine Hand nicht aus, um die Sünder zu Grunde zu richten, sondern wenn sie sich ins Unglück gestürzt haben, rettest du sie wieder.“
Beherzige und befolge auch folgende Worte des heiligen Wilhelm:
„Ein Diener Gottes muss entweder beten oder arbeiten oder an das Himmlische denken. Nicht soll die Sünde in unserm sterblichen Leibe herrschen; wehe denen, die ihren Lüsten folgen. Ein Diener Gottes muss zu jeder Stunde auf seine Gedanken, Worte und Handlungen achthaben, damit er durch sie seinen Schöpfer nicht beleidige. Man vermeide allen Überfluss, und gebe dem Leibe nur, was er notwendig hat. – Wie viele Einsiedler in Ägypten haben dem Herrn viele Jahre gedient, ohne auch nur ein Fischlein zu essen. Wie viele Verdammte in der Hoelle würden, wenn sie die Hölle verlassen könnten sich mit dem Bußsacke des heiligen Hieronymus begnügen. Wehe uns Unglücklichen! Unsere Geistesstärke ist geschwächt, die Gebrechlichkeit unseres Leibes beschwert uns, und wir machen uns den Überfluss zur Notwendigkeit. Weil uns die Welteitelkeit beherrscht, haben wir keinen Sinn mehr für die Liebe Gottes. – Wir dürfen über keine Not, Trübsal und Unglück klagen und murren, sondern sollen alles, was uns immer begegnen mag, mit ruhigem Gemüte ertragen und für alles Gott danken; denn es ist eine Gabe seiner Güte. – Ehre die Priester Gottes; die Christi Stelle vertreten; befolge ihre Lehren, beurteile ihre Handlungen nicht und ziehe deinen Willen nicht dem ihrigen vor.“
(Quelle: Goldene Legende: Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, Wilhelm Auer, Matthäus Vogel,1904 nach von FJM überarbeiteter Fassung)