Agnes
Die heilige Agnes, Jungfrau und Märtyrin
Fest
Das Leben und Wirken der hl. Agnes
Die heilige Agnes, Zierde und Vorbild der Jungfrauen, welcher im Kanon der heiligen Messe täglich gedacht wird, war das Kind edler Eltern zu Rom. In jungen Jahren schon wandte sie ihr Herz zu Jesus; durch seine Gnade erleuchtet, erkannte sie, wie dem Herrn die Keuschheit der Seinigen so lieb sei, und gelobte, sie ihm zu opfern. So wuchs Agnes heran, ebenso fromm als schön. Da sah sie der Sohn des Statthalters Simphronius und fasste zu ihr eine glühende Leidenschaft. Er begab sich zu ihren Eltern, begehrte Agnes zur Ehe und brachte zugleich verschiedene kostbare Geschenke mit sich, welche er der keuschen Jungfrau anbot. Agnes nahm nicht das mindeste davon an, sondern sprach ohne Zögern mit heiligem Ernste zu ihm:
„Weiche von mir, ich habe schon einen anderen Bräutigam, der meine Liebe erworben hat. Er ist weit edler und reicher als du; diesem bleibe ich getreu und übergebe mich ihm vom ganzen Herzen.“
Der Jüngling nahm diese abschlägige Antwort so zu Gemüte, dass er darüber erkrankte. Der Vater, dem der Sohn die Ursache dieser Krankheit entdeckte, schickte selbst jemand in das Haus der heiligen Agnes und ließ sie für seinen Sohn zur Ehe begehren. Agnes gab zur Antwort, sie würde nimmer von ihrem Bräutigam ablassen und ihm die Treue brechen. Der Vater wollte wissen, was das für ein Bräutigam wäre. Ein anwesender Höfling jedoch sprach: „Darnach darf man nicht lange forschen, Agnes ist eine Christin. Sie bildet sich ein, ihr Christus sei ihr Bräutigam.“ Dieses war dem Statthalter genug. Er nahm daraus Anlass, sie als eine Christin in Verhaft zu nehmen. Agnes wurde vor ihn als ihren Richter geführt. Er wiederholte sein Begehren und unterstützte dasselbe anfangs mit Schmeicheleien und Verheißungen, dann auch mit Drohungen.
Die Heilige blieb standhaft. Da ergrimmte der Stadtpräfekt und befahl, ohne Verzug der keuschen Jungfrau die Kleider vom Leibe zu reißen und sie entkleidet in das Lasterhaus zu führen. Gott ließ in diesem Augenblicke ihr die Haare des Hauptes so lang und dicht wachsen, dass sie der keuschen Jungfrau statt einer Kleidung dienten und ihren ganzen Leib bedeckten. Als sie in dem genannten Hause angekommen war, zeigte sich ein Engel des Herrn, der ihr ein weißes Kleid reichte und sie mit solchem Glanze umgab, dass niemand den Mut hatte, sich ihr zu nähern, noch weniger, sie zu berühren. Agnes lobte und dankte Gott in Anbetracht seines Schutzes mit lauter Stimme und bat ihn auf das innigste um ferneren Beistand. Der Sohn des Stadtpräfekten wagte sich an sie; aber ihr heiliger Schutzengel schlug ihn tot zu Boden.
Der Stadtpräfekt eilte voll Zorn herbei und überhäufte sie mit Lästerungen. Aber durch die Worte der Heiligen besänftigt, richtete er die Bitte an dieselbe: „Wenn dein Gott so mächtig ist“, sagte er, „so bewirke, dass mein Sohn das Leben wieder bekomme.“
Agnes betete, und der Tote richtete sich auf und rief mit lauter Stimme: „Wahrlich, der Gott der Christen ist allein der wahre Gott.“
Ein so großes Wunder wurde bald in der ganzen Stadt bekannt. Da fürchteten die Götzenpriester, es möchte das Volk den Glauben an die Götter aufgeben und sich zu Christus bekennen. Deshalb reizten sie das Volk zum Aufruhr und schrien. Agnes sei eine Zauberin und wolle die Verehrung der Götter abschaffen. Man müsse also, wolle man nicht die Rache der Götter auf sich ziehen, die Ruchlose sogleich aus dem Wege räumen. Der Stadtpräfekt hatte alle Lust verloren, über Agnes weiter zu verhandeln und übergab sie seinem Unterrichter Aspasius. Dieser befahl, sogleich einen Scheiterhaufen aufzurichten und die Zauberin lebendig zu verbrennen. Der Scheiterhaufen war kaum errichtet, so musste die heilige Jungfrau ihn besteigen, und das Holz wurde auf allen Seiten angezündet. Gott der Herr aber erneuerte das Wunder, welches er einst in dem babylonischen Feuerofen gewirkt hatte. Die Flammen teilten sich in zwei Teile, und Agnes saß inmitten derselben ganz unverletzt, lobte und pries Gott mit lauter Stimme. Ein heftiger Wind wehte sogar die Flammen auf die Umstehenden und verletzte viele derselben; endlich erloschen sie auf einmal völlig. Die christliche Heldin blieb unversehrt mit einem ganz fröhlichen Angesichte sitzen und fuhr fort, Gott zu preisen.
Die erbitterten Götzendiener ruhten dennoch nicht; denn sie schrieben auch dieses Wunder der Zauberei zu und wollten der vermeintlichen Zauberin durchaus das Leben nehmen.
Das Ende ihres irdischen Lebens
Da gebot Aspasius, man sollte ihr das Schwert in die Kehle stoßen. Der Henker zitterte vor Schrecken. Agnes aber sprach zu ihm mit diesen Worten:
„Was zögerst du? Sterben möge der Leib, der solchen Augen gefallen kann, denen ich nicht gefallen will.“
Darnach hob sie ihre Augen zum Himmel und rief zu Gott mit fröhlicher Stimme:
„Nimm auf, o Herr! meine Seele, die dich so viel gekostet, und die du so sehr geliebt hast!“
Unter diesen Worten wurde sie mit dem Schwerte enthauptet den 21. Januar im Jahre 304, erst 13 Jahre alt. Sie ward von ihren eigenen Eltern mit gebührender Ehre begraben. Am 28. Januar wird jährlich dieses Ereignis im Breviere gedacht.
Der Verehrungstag der heiligen Agnes ist der 21. Januar. In Rom steht eine Kirche ihres Namens.
Beherzigung
Wie heldenmütig zeigt sich die heilige Agnes, eine 13jährige Jungfrau, in der Bewahrung ihrer Reinigkeit und im Bekenntnisse des wahren Glaubens! Wie wunderbar wird sie von Gott in der größten Gefahr beschützt! Wie erschrecklich wird der unkeusche Simphronius in seinem gottlosen Unternehmen von Gott gestraft! Fürchte Gott, wenn du dich unterstehst, andere zur Sünde zu reizen. Er kann dich auf der Stelle mit jähem Tode bestrafen und in die Hölle stürzen. Hoffe auf Gott, wenn du unversehens und wider deinen Willen in Gefahr zu sündigen kommst. Kämpfe mutig, wie die heilige Agnes gekämpft hat, so wird dich Gott nicht verlassen. Agnes sagte den von sich, der durch kostbare Geschenke, Schmeicheln und Liebkosen ihre Liebe und Freundschaft suchte. Keine Geschenke nahm sie von ihm an. Das Schmeicheln und Liebkosen verachtete sie. Durch Versprechen und Zureden ließ sie sich nicht einnehmen, durch Drohen nicht schrecken. Sie erwählte lieber, alles zu leiden und ihr Leben zu lassen, als durch Verletzung ihrer gelobten Jungfräulichkeit Gott ungetreu zu werden, oder durch Verrichtung eines abgöttischen Opfers den wahren Glauben zu verlassen. Auf gleiche Weise verhalte du dich, wenn du von jemand zur Sünde angereizt wirst. Streite nicht viel mit Worten mit demselben. Höre Schmeicheleien nicht an, noch weniger lasse Liebkosungen zu. Nimm keine Geschenke, Briefe oder dergleichen an. Durch Drohungen lass dich nicht schrecken; zeige dich fest entschlossen, eher zu sterben, als Gott zu beleidigen. Gott wird mit dir sein und dich beschützen.
(Quelle: Goldene Legende: Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, Wilhelm Auer, Matthäus Vogel,1904 nach von FJM überarbeiteter Fassung)