EINHEIT
Gemeint ist hier die Einheit mit der Lehre der katholischen Kirche. Einssein mit dem Lehramt.
Zentrum der Einheit
Der Papst ist das Zentrum der katholischen Einheit, so ergibt sich, dass jede Trennung von der katholischen Lehre zugleich eine Trennung vom Papst ist. Der Papst ist der Verteidiger der katholischen Lehre und so wird jeder Kampf gegen die katholische Lehre, ein Kampf gegen das Papsttum sein.
Spaltung Luthers
Als Luther auftrat, bemühte er sich nach Kräften, die Gutheißung des Papstes für seine Lehren zu erlangen. Als diese Anstrengungen umsonst waren, da erst begann der Kampf gegen Rom. Statt des Papstes, so lehrte er, habe sich die Kirche allein an Christus zu halten, "ein anderes Fundament kann niemand legen, außer dass da gelegt ist, Jesus Christus", der einzige Mittler, Lehrer, Hirt und Herr seiner Gläubigen. Mit Recht wurde darauf geantwortet, dass auch nach katholischem Glauben Christus allein das Fundament der Kirche, der einzige Mittler, Lehrer, Hirt und Herr der Kirche sei, dass es aber Sein Wille und Befehl sei, dass diese seine Kirche auf Petrus ruhe, dass in dieser Seiner Kirche Petrus die Gewalt der Schlüssel trage, dass diese Seine Herde von Petrus geweidet werde; dass das Amt Petri der Herrschaft Christi in der Kirche ebenso entgegen sei, wie das Amt eines Kaisers und Königs der Herrschaft Gottes über alle Reiche und Völker der Welt. Und in der Tat, obgleich Christus Prediger über alle Prediger ist, hält doch auch der Protestantismus darauf, menschliche Prediger anzustellen; obgleich Christus der einzige Hirt ist, nennen sie die Seelsorger der Gemeinden ausdrücklich Pastoren, das heißt Hirten. Wenn das nun nicht gegen die Vorrechte Christi ist, warum soll dann das päpstliche Lehramt, die päpstliche Hirtengewalt gegen die Vorrechte Christi sein? Es hieße die ganze Ordnung der göttlichen Weltregierung misskennen, wollte man die Tatsache in Zweifel ziehen, dass Gott die Menschen durch Menschen leitet.
Einheit mit den Bischöfen
Die Bischöfe sind ebenfalls wahre Hirten ihren Diözesen. Wenn auch die Gewalt des heiligen Petrus und seiner Nachfolger die vollste und höchste ist, so darf man nicht meinen, dass sie die einzige sei. Derselbe nämlich, der den Petrus nannte.“ [Luk. 6,13]. Ebenso wie die Gewalt des heiligen Petrus im römischen Papste fortleben muss, so erben auch die Bischöfe, weil sie die Nachfolger der Apostel sind, die ordentliche Gewalt und zwar so, dass der Stand der Bischöfe zur inneren Verfassung der Kirche notwendig gehört. Wenn sie auch keine volle, allgemeine und höchste Gewalt besitzen, so sind sie doch nicht bloße „Stellvertreter“ der römischen Päpste, denn sie besitzen eine eigene Gewalt und werden im vollem Sinne des Wortes „ordentliche“ Oberhirten der ihnen untergebenen Völker genannt. Weil aber der Petrus nur einen Nachfolger hat, die Apostel deren viele, so ist es recht, dass wir untersuchen, welches nach göttlicher Anordnung die Beziehungen der Bischöfe zum Papste sind. Sie müssen vereint sein mit dem Papst. Die erste dieser Beziehungen besteht in der klaren unzweifelhaften Pflicht der Bischöfe, in Gemeinschaft zu stehen mit dem Nachfolger Petri. Der hl. Johannes Chrysostomus stellt bei der Erklärung des Ausspruchs Christi [Joh. 21, 15] die Frage: „Warum wendet sich Christus betreffs dieses Gegenstandes mit Übergehung der anderen Apostel nur an Petrus?“ und er antwortet unumwunden: „Er war der vornehmste unter den Aposteln, er war der Mund der Jünger und das Haupt in ihrem Kreise.“ Dieser allein ist von Christus zum Fundament der Kirche bestimmt worden, ihm ist diese Macht verleihen zu lösen und zu binden, ihm allein die Gewalt gegeben zu „weiden“. Was dagegen die Apostel an Ansehen und Amtsgewalt erhielten, haben sie im Verein mit Petrus empfangen: „Wenn auch die göttliche Huld wollte, dass die anderen Apostel etwas mit ihm (Petrus) gemeinsam besitzen sollten, so hat nie anders als durch ihn verliehen, was sie den andern nicht verweigerte.“ „Vieles hat er ja allein erhalten, nichts ist aber auf einen anderen übergegangen, ohne dass er seinen Anteil daran hatte.“
Schismatiker
Wer sich vom Papste trennt, wird ein Schismatiker. Daraus geht klar hervor: die Bischöfe gehen ihres Rechtes und ihrer Regierungsgewalt verlustig, wenn sie sich absichtlich von Petrus uns seinen Nachfolgern trennen. Ebenso Optatus von Mileve: „Du kannst nicht leugnen, dass du weißt: in der Stadt Rom ist zuerst dem Petrus der bischöfliche Stuhl verliehen worden, auf dem er als das Haupt aller Apostel saß; deshalb wurde er auch Kephas genannt. In diesem einen bischöflichen Stuhle sollte von allen die Einheit gewahrt werden, damit die übrigen Apostel nicht jeder einen eigenen Lehrstuhl für sich behaupteten; und jeder, der gegen den einzig dastehenden Lehrstuhl einen anderen aufstellte, sollte als Schismatiker und Sünder gelten. Daraus ist jener Ausspruch des hl. Cyprian zu erklären, die Ketzerei wie das Schisma entstehe daraus, dass man der obersten Gewalt den schuldigen Gehorsam verweigere: „Aus keiner anderen Ursache sind die Ketzereien und Sekten entstanden, als daraus, dass man dem Priester Gottes nicht gehorche und vergesse, dass zur selben Zeit in der Kirche nur ein Priester und nur ein Richter an Stelle Christi sei.“ Niemand kann Anteil haben an der Autorität, wenn er nicht mit Petrus vereint ist, denn es ist unsinnig, zu glauben, einer könnte in der Kirche ein Vorsteher sein, der selbst außerhalb der Kirche steht. Daher tadelte aus diesem Grunde Optatus die Donatisten: „Gegen diese Pforten (der Hölle) hat Petrus, unser Haupt, wie wir lesen, die Schlüssel des Heiles erhalten, er dem von Christus gesagt wurde: dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Was untersagt ihr euch also, die Schlüssel des Himmelreiches an euch zu reißen, die ihr gegen den Stuhl Petri .. ankämpfet?“
Gehorsam
Die Vereinigung mit dem Papste geschieht durch den Gehorsam. Der Stand der Bischöfe ist aber erst dann, so wie Christus befohlen, als Petrus vereinigt anzusehen, wenn er dem Petrus untersteht und ihm gehorcht; sonst zerfällt er unbedingt in eine verwirrte und ungeordnete Menge. Soll die Einheit des Glaubens und der Gemeinschaft wirklich gewahrt werden, so genügt es nicht, dass einer den Ehrenvorrang habe oder eine gewisse Sorge trage für die anderen; es ist vielmehr unbedingt eine wahre und zugleich höchste Autorität notwendig, der die ganze Gemeinschaft gehorcht. Was für eine Absicht hat denn der Sohn Gottes gehabt, als er die Schlüssel des Himmelreiches nur dem Petrus allein versprach? Dass mit dem Namen „Schlüssel“ an dieser Stelle der höchste Gipfel der Macht bezeichnet wurde, daran lassen uns der biblische Sprachgebrauch wie auch die übereinstimmende Lehre der Väter nicht zweifeln. Man weiß sonst nicht zu erklären, was dem Petrus im Besonderen und was den Aposteln im Verein mit Petrus verliehen worden ist. Bewirkt die Vollmacht zu binden, zu lösen und zu weiden in den Bischöfen, den Nachfolgern der Apostel, dass ein jeder sein Volk mit wahrer Amtsgewalt regieren dürfe, so muss doch dieselbe Gewalt auch dieselbe bewirken bei jenem, dem von Gott das Amt übertragen wurde, die Lämmer und die Schafe zu weiden: Er (Christus) hat ihn (Petrus) nicht bloß zum Hirten, sondern zum Hirten der Hirten eingesetzt; Petrus weidet daher die Lämmer, er weidet auch die Schafe, er weidet die Kinder, er weidet auch die Mütter; er regiert die Untertanen, er regiert auch die Vorgesetzten, denn außer den Lämmern und Schafen gibt es in der Kirche nichts.
Q: Das dreifache Reich Gottes S. 1114-117 Imprimatur 1911