Erzengel Gabriel

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NÄHERES ZU DEN HL. ERZENGEL UNTER: Erzengel

Dieser selige Geist, welchen die heiligen Väter als einen der größten Himmelsfürsten preisen, hatte von der allerhöchsten Majestät Gottes die Gnade, die Vortrefflichkeit und Hoheit der heiligsten Jungfrau Maria auf Erden zu verkünden. — Er hat die herrliche Lobrede angefangen, die nachher von der Kirche durch so viele Redner ist wiederholt worden, als sie Heilige zählt, und deren vornehmster Teil für die glückselige Ewigkeit vorbehalten ist, wo wir sie erst in ihrer ganzen Tiefe erfassen werden.

Gott selbst, sagt der heilige Bernhard, hat diesen seligen Geist vor allen andern auserwählt und als einen Abgeordneten des Himmels zu dieser unvergleichlichen Jungfrau gesendet. Ihm hat Gott selbst seine Worte in den Mund gelegt, und sie in die ersten Blätter des Evangeliums unter die erhabensten Wahrheiten und anbetungswürdigsten Geheimnisse unserer Religion einzuschalten befohlen, damit sie von allen Christen als selbst von Gott geoffenbarte angenommen und geglaubt würden.

Sein Name Gabriel heißt

„Kraft Gottes."

Mit Recht, sagt der heilige Bernard, hatte er diesen Namen, teils weil er die Ankunft der Kraft des Allerhöchsten, die über Maria, der unbefleckten Jungfrau sich herablassen wollte, anzeigen, teils weil er die furchtsame, schamhaftige, mit heiliger Einfalt begabte Jungfrau stärken sollte, damit sie vor der Neuheit des wunderbaren Geheimnisses, welches in ihr vorgehen sollte, nicht erschrecke. Das heilige Evangelium [Lukas 1.] belehret uns, dass dieser heilige Erzengel von Gott in die Stadt Nazareth gesandt wurde; und da er den Ort betreten hatte, wo sich die heiligste Jungfrau befand, begrüßte er sie, wie der heilige Ambrosius sagt, auf eine solche Art, wie ihr nur allein gebührte, nämlich mit tiefster Ehrfurcht, wodurch er zu verstehen gab, wie sehr auch wir Maria, dieses allerreinste Geschöpf Gottes, ehren sollen. Nachdem er seine hohe Botschaft ausgerichtet hatte, kehrte er wieder zum Throne des dreieinigen Gottes zurück, um zu neuen Diensten bereit zu sein. Und siehe, nicht lange, und er wird zum heiligen Joseph, dem Bräutigam der heiligsten Jungfrau, gesendet, um ihn zu beruhigen und zu trösten und ihm anzuzeigen, dass das, was in ihr erzeugt worden, vom heil. Geiste sei. Bald aber sollte er wieder einen Auftrag des Allerhöchsten ausführen. Maria, die hochbegnadigte Jungfrau hatte im Stalle zu Bethlehem ihr göttliches Kindlein geboren. Die Welt sollte allmählig erfahren, dass der schon lange ersehnte Heiland gekommen sei. Armen Hirten sollte die frohe Botschaft am ersten kund werden und Gabriel, der Erzengel, war es, der sie davon benachrichtigen sollte. Aus seinem Munde ertönte zuerst das

»Gloria in Excelsis »!

« „Ehre sei Gott in der Höhe“, das seither fort erschallt in der Kirche Christi alle Tage bis zum Ende der Welt. — Es kamen die drei Könige aus dem fernen Morgenlande, um den neugebornen König des Himmels und der Erde anzubeten. Sie wollte der gottlose König Herodes benützen, um zu erfahren, wo das Kindlein Jesus zu finden sei. Da war es wieder der Erzengel Gabriel, dem der Allerhöchste den Auftrag gab, den drei Königen zu bedeuten, dass sie nicht mehr nach Jerusalem, sondern auf einem andern Wege in ihr Vaterland zurückkehren sollten. — Doch der gottlose Herodes ließ nicht nach, das göttliche Kind in seine Gewalt zu bekommen. Um es vor seiner grausamen Verfolgung zu schützen, bediente sich die göttliche Vorsehung wieder des nämlichen Erzengels. — Gabriel erschien dem Joseph im Traume und befahl ihm, mit dem göttlichen Kinde und seiner glorrwürdigen Mutter nach Ägypten zu flüchten; und als Herodes gestorben war, war es wieder der Erzengel Gabriel, welcher Joseph bedeutete, in das Land Israel zurückzukehren.

— So hatte denn der Erzengel Gabriel die große Gnade von Gott, bei dem größten Geheimnisse der Liebe, bei der Menschwerdung und Geburt des Heilandes, mitzuwirken; man könnte ihn deshalb den Engel der Menschwerdung des göttlichen Wortes nennen.

Die selige Maria von Agreda sagt es, dass der Erzengel Gabriel von Gott ausersehen war, alle diese wichtigen Botschaften auszurichten. Die heilige Schrift nennt ihn gewöhnlich den Engel des Herrn. — Diese selige Dienerin der Mutter Gottes sagt ferner: „Als die Fülle der Zeit gekommen war, ließ Gott seine Stimme an den Erzengel Gabriel ertönen. Gott gab ihm die Botschaften, die er an Maria bringen, und wie er sie anreden und begrüßen sollte. Dabei erklärte er ihm das Geheimnis der Menschwerdung. Im freudigen Gehorsam stieg der Himmelsfürst Gabriel vom Himmel hernieder. Tausende von Engeln folgten ihm in sichtbarlicher Gestalt. Gabriel selber schritt einher mit dem Äußern eines Jünglings von seltener Schönheit. Glänzend war sein Antlitz und der Sitz leuchtender Strahlen, welche von demselben ausgingen. Majestätisch erschien sein Aussehen; Lieblichkeit und Ernst vereinigten sich in ihm zu einer milden Würde; eine schimmernde Krone umgarnte seine Stirne; seine Kleidung zeigte hellglänzende Farben. Auf seiner Brust war ein zweifaches Kreuz zu sehen, welches mit seiner Botschaft, der Menschwerdung des ewigen Wortes, in Beziehung stand." So schildert diese!. Maria die Gestalt des hohen Himmelsfürsten Gabriel, den, wie der heil. Irenäus sagt, Gott auserwählt hatte, daß er zuerst die hohe Würde und Vortrefflichkeit der gebenedeiten Jungfrau dem Erdkreis verkünde; er ist der erste Lobsprecher Mariens, er hat die erste vorzügliche Lobpreisung begonnen, welche so viele Zungen fortsetzen; er ist der unzertrennliche Gefährte der Gottesmutter, ihr Schutzengel."


(Quelle: Digitalisiert von Google (Google Bücher) / Marianum: Legende von den lieben heiligen und gottseligen Dienern unserer lieben Frau und den berühmten Gnadenorten der hohen Himmelskönigin / Georg Ott, Pustet, 1859, von FJM überarbeitete Fassung)