Hugo

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Fest

1. April

Das Leben des hl. Hugo von Grenoble

Hugo heißt übersetzt vom Altdeutschen: klug, hug = klug etc. - Der hl. Hugo, frz. St-Hugues, holl. St-Huig, Bischof von Grenoble (Gratianopolis), dessen Leben sein Zeitgenosse und Freund, der Carthäuserprior Guigo verfaßte, war der Sohn eines tapfern Kriegsmannes zu Chateauneuf am Isère-Flusse in der Dauphiné, Bistums Valence, Namens Odilo, welcher nachher in der großen Carthause des hl. Bruno eines höchst auferbaulichen Todes starb. Der Name seiner Mutter ist unbekannt. Wir wissen nur, daß der Sohn, im J. 1053 geboren, sie bis an ihr frommes Ende kindlich ehrte und unterstützte.

Als sie mit dem hl. Hugo guter Hoffnung ging, sah sie einst im Schlafe dieses ihr Kind durch die Hände der Heiligen vor den Thron Gottes bringen. Schon in dem Knaben sah man deutlich die künftige Größe. Er machte in den Wissenschaften die besten Fortschritte und verband damit größte Nüchternheit, sowie überhaupt alle Zucht und Sitte. Bald wurde er Canonicus von Valence, als welcher er seine Tüchtigkeit noch mehr erproben konnte. Da geschah es einmal, dass der päpstliche Legat Hugo (damals Bischof von Die, später Erzbischof von Lyon) nach Valence kam und dort unsern hl. Hugo kennen lernte. Er fand an dem frommen bescheidenen Jüngling ein solches Gefallen, dass er ihn einlud, ihn zu begleiten und in seiner näheren Umgebung zu bleiben, was der hl. Hugo auch gern annahm. Im J. 1080 hielt der päpstliche Legat ein Concilium zu Avignon, wo denn auch unser hl. Hugo sich befand. Da kamen die Kanoniker von Grenoble und verlangten diesen als ihren Bischof. Der päpstliche Legat stimmte gern bei, nicht aber der damals 27jährige hl. Hugo, welcher sich lange Zeit entschieden weigerte und nur durch eifriges Zureden seines väterlichen Freundes und anderer gewichtiger Männer zur Annahme der Wahl bewogen werden konnte. Hierauf erhielt er vom päpstlichen Legaten Hugo die heil. Weihen und reiste dann mit ihm nach Rom, um dort zum Bischof geweiht zu werden. Hier machte sich nun der alte Versucher an ihn, wie er sich ja auch an den göttlichen Heiland selbst gewagt hatte [Matth. 4,1 ff.]. Zuerst plagte er den hl. Hugo mit verschiedenen gotteslästerlichen Gedanken. Nachdem er diese mit vieler Mühe überwunden hatte, kamen ihm beängstigende Zweifel darüber, ob seine Wahl zum Bischofe wohl Gott gefallen haben möge etc., und er ging immer damit um, auf dieselbe zu verzichten. Auf den Rat des päpstlichen Legaten offenbarte er nun alle seine Herzensangst dem damals regierenden hl. Papste Gregorius VII., von welchem er Trost und Beruhigung erhielt. Er solle sich, sagte ihm der heil. Vater, über diese Versuchungen nicht ängstigen, sondern vielmehr freuen; denn der Herr züchtige jene, die er lieb habe; je härter die Geißel sei, tu ihn treffen, für ein desto sichereres Zeichen väterlicher Liebe Gottes müsse er es ansehen. Der böse Feind fühle wohl, welchen Schaden sein Reich durch ihn erleiden werde, deshalb suche er ihn von seinem Berufe wegzubringen, ein Beginnen, das zur Beschämung des Feindes und zur Freude und zum Siege für ihn selbst ausschlagen werde.

Hiedurch wurde nun der hl. Hugo beruhigt und sofort vom hl. Papste Gregorius VII. selbst zum Bischofe geweiht. Die fromme Markgräfin Mathildis bestritt die Weihekosten; sie machte ihm auch einen Bischofstab, dessen er sich lange bediente, zum Geschenke, nebst einigen vorzüglichen Büchern. Dieselbe blieb auch Zeit Lebens seine Gönnerin und Verehrerin. Die Diöcese Grenoble bedurfte damals in der Tat eines so geistvollen und frommen Hirten wie der hl. Hugo war, der seiner Amtsführung auch durch asketische Mittel, namentlich durch strenges Fasten und flammende Gebete Kraft zu verleihen unablässig bemüht war. Doch war das Leben in der Welt seine Sache nicht; bald wurde er der beständigen Kämpfe müde und wünschte nichts sehnlicher als die Einsamkeit. Deshalb nahm er zu La-Chaise-Dieu (Casa Dei), Bistums Clermont, das Ordenskleid des hl. Benediktus, nach der Congregation von Cluny, nachdem er das Werk der kirchlichen Reform seines Bistums zwei Jahre mit dem unverdrossensten Eifer und dem besten Erfolg betrieben hatte. Der Papst befahl ihm aber, das bischöfliche Amt fortzuführen. Der hl. Hugo gehorchte und setzte seine apostolischen Arbeiten mit neuem Eifer fort. Besonders wirkte er viel als Prediger des göttlichen Wortes, das er ohne Unterbrechung und in der eindringlichsten Weise seinen Schäflein spendete.

Öfters traf er die Herzen seiner Zuhörer so mächtig, daß große Sünder ein öffentliches Bekenntnis ihrer bösen Taten ablegten. In allen seelsorglichen Arbeiten war er der Erste an der Stelle. Es kam sogar vor, dass er solchen, die in Feindschaft lebten, zu Füßen fiel, um sie zur Versöhnung zu bewegen. Als ein anderer Ambrosius weinte er im Beichtstuhle mit den Sündern und entließ sie nicht eher, als bis er zureichende und unzweifelhafte Zeichen der Reue empfangen hatte. Den Armen gab er Alles, was er hatte. Einmal verkaufte er zu diesem Ende einen goldenen Kelch und goldene mit Edelsteinen eingelegte Ringe. Besondere Verdienste erwarb er sich durch die Stiftung des Karthäuser-Ordens. Nach den Bollandisten (Oct. III. 611) war es im J. 1084, dass er dem hl. Ordensstifter Bruno1, dessen Ratschlägen er selbst in der Folge gern und häufig sich hingab, die erste Stätte zur Errichtung eines Klosters einräumte, nachdem er in einem Traumgesichte die Ankunft Bruno's mit 6 Genossen bereits unter dem Bilde von sieben Sternen vorher angedeutet erhalten hatte. Die Welt bedurfte damals eines Beispiels gänzlicher Entsagung um Gottes willen, wie die Karthäuser es gaben. Volk und Klerus waren vielfach ohne Religion. Die Geistlichen verheirateten sich, feierten, wie die Laien, öffentlich ihre Hochzeiten und trieben Handel mit geistlichen Einkünften und Ämtern. Dabei waren sie in geistlichen Dingen häufig gänzlich unwissend. Sogar die bischöflichen Einkünfte hatte der hl. Hugo in der größten Unordnung angetroffen. Kein Wunder, dass er fortwährend auf Resignation dachte, während das Oberhaupt der Kirche ebenso sehr bedacht war, dieselbe zu verhindern.

In der Tat schreiben die Zeitgenossen seiner Beharrlichkeit, seiner Liebe, seinen Tränen und Zusprüchen, seinen apostolischen Reisen die fast gänzliche Erneuerung der kirchlichen Zucht zu. Wie in seinem Amte, so bewies sich der Heilige auch in seinem Privatleben als Vorbild aller Tugenden. Er war äußerst demütig und hielt sich für einen großen Sünder, welcher der strengsten Buße benötigt sei. Als ihm Jemand sagte, er habe doch nie in einer wichtigen Sache freiwillig gesündiget, entgegnete er, dass die ungeregelten Neigungen des Herzens allein schon Ursache der Verdammung sein könnten, und wir keinen andern Grund unsers Heils haben, als die göttlichen Erbarmungen, die wir deshalb unablässig anrufen müssen. Einst besuchte ihn der hl. Bernardus. Der hl. Hugo ehrte den Mann Gottes, indem er sich vor ihm aufs Angesicht niederwarf. Er wachte so streng über seine Augen, dass er mit Ausnahme seiner Mutter, die er beständig und sorgsam pflegte, keine einzige Frau im ganzen Bistum von Angesicht kannte. Seiner Zunge und Ohren war er völlig Meister. Weit entfernt, Schwätzereien anzunehmen, pflegte er zu sagen, Jeder trage schwer genug an der eigenen Sündenlast, es sei unnötig, durch Anhörung fremder Sünden das Gewissen, oder durch Austragen derselben die Zunge zu beflecken. Der Wahrheit befließ er sich allzeit so sehr, dass er bei einer gewissen Gelegenheit, von einer großen Menge Umstehender und selbst von einem seiner ärgsten Widersacher, der ihm eben eine Lüge vorgeworfen hatte, das Zeugnis erhielt, wissentlich niemals die Unwahrheit geredet zu haben. Die Armut liebte er so vollkommen, dass er jeden unnötigen Prunk verschmähte; er hielt keinen sogenannten Hof, alle Hofschranzen und Dienerschaft, soweit sie ihm nicht unentbehrlich war, entfernte er. Wie eifrig er für kirchliche Freiheit kämpfte, zeigte sich auf der Synode zu Vienne im J. 1112, wo er am meisten dazu beitrug, daß Kaiser Heinrich V. von den versammelten Bischöfen exkommuniziert wurde. (Vgl. W. W. II. 260). Dennoch sagte er von sich, daß er zwar die bischöflichen Ehren und Einkünfte genieße, aber an sich selbst weder die Verdienste, noch die rechte Wirksamkeit eines Bischofes ins Leben treten lasse. Während auf diese Weise bei den fortwährenden Kämpfen nach innen und außen die beiderseitigen Feinde immer mehr zurückgetrieben wurden, und insbesondere die Begierlichkeit kaum mehr vorhanden zu sein schien, nahm allmälig auch die Schwäche des Körpers überhand. Sein Gedächtnis, mit Ausnahme himmlischer Dinge, verlor er gänzlich, wenn das, was er sein Leben lang gewünscht hatte, Verlust genannt werden darf.

Sein seliges Hinscheiden erfolgte am 1. April 1132 im 80. Jahre seines Lebens, im 52. seines Bistums, worauf er in der Mutter-Gotteskirche beigesetzt wurde. Schon im J. 1134 wurde er auf dem Konzil zu Pisa von Papst Innocenz II. heilig gesprochen. Das Mart. Rom. gedenkt seiner am obigen Tage mit großen Lobeserhebungen. Die Stadt Grenoble verehrt ihn als Patron.

Er wird nach Hack (S. 319) als Bischof im Karthäuser- oder Cluniacenser-Habit dargestellt. Der Schwan neben ihm deutet auf seine Liebe zur Enthaltsamkeit und gottinnigen Beschauung. Auch schützt ihn nach Menzel (Symb. I. 140) ein Engel vor dem Blitz, oder er hält Blumen in der Hand. Auch wird er nach Migne's Dict. iconogr. S. 281 abgebildet, wie ihm die bereits oben erwähnten sieben Sterne im Traume erscheinen, welche den hl. Bruno und seine sechs Gefährten anzeigten; oder auf einer andern Darstellung, wie er Letztere nach Chartreuse begleitet und ihnen das Ordenskleid erteilt.

Die Bibliothek zu Grenoble besitzt von ihm ein handschriftliches Chartularium, d. h. eine Sammlung kurzer historischer Notizen, die nach Migne sehr merkwürdig sind und dem Heiligen auch in der Reihe der Kirchenschriftsteller einen ehrenvollen Platz einräumen. (I. 36-46.)


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)