Josef von Calasanza

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Francisco de Goya y Lucientes: Die letzte Kommunion des Hl. Josef von Calasanza, 1819, in den „frommen Schulen von San Antón” in Madrid

Fest

25. August


Lebensbeschreibung

Josef Calasanza, auch Josephus a Matre Dei genannt, der Stifter des Piaristen-Ordens, wurde am 11. Sept. 1556 geboren in dem zum span. Königreich Arragonien gehörigen Städtchen Petralta de la Sal, wo sein Vater, Don Pedro von Calasanz, Statthalter war. Seine Mutter hieß Donna Maria von Gaston. Der unweit Petralta gelegene Stammsitz seines Hauses, Calasanz (Calasanza), ist ein Flecken mit einem festen Bergschloß, welches Fortun, der tapfere Feldherr des Königs Peter I. von Aragonien, am 25. Aug. 1098 den Sarazenen abgenommen und dann von seinem Könige als Belohnung zum Geschenke erhalten hatte. Dieser Fortun war nun der Gründer des Geschlechtes, von welchem unser hl. Josef abstammte. Seine Eltern, namentlich die Mutter, erzogen ihn zu aller Tugend und Gottesfurcht. Er und sein Bruder Philipp zeigten wirklich schon früh kindliche Frömmigkeit, große Liebe zum Gebete und Milde gegen die Armen. Bis in sein 15. Jahr blieb Josef in Estadilla, einem nahe bei seinem Geburtsorte gelegenen Städtchen der Provinz Huesca, wo er einen sehr gediegenen Lehrer hatte, nämlich den Antonius Nebrissensis aus dem Orden des hl. Franziskus. Der Vater wollte ihn nun der militärischen Laufbahn zuführen; allein Josef bat sich das friedlichere Studium der Rechte aus und bezog zu diesem Zwecke die Universität zu Lerida, wo er unverderbt blieb von bösen Beispielen so mancher dortiger Studierender, Gute an sich zog und den Spott der Schlechten mit Würde zu ertragen wußte. Ja er wußte bei Einführung einer strengeren Disziplin die darüber Aufgebrachten zur Besonnenheit und zur Unterwerfung unter die Forderungen des Lehrkörpers zu bringen.

Mit dem Doktorate geschmückt, verließ er die Universität, aber mit sehr verminderter Neigung für den Beruf der Rechtspflege. Vielmehr fand er sich zum priesterlichen Dienste des Herrn, als seinem Ziele, hingetrieben. Als der Vater nach langem Zaudern auf die dringensten Bitten der Mutter dem Sohne in dieser Beziehung nachgegeben, empfing Josef zu seiner hohen Freude am 11. April 1575 die niedern Weihen durch den Bischof von Urgel, welcher bei Butler (XI. 594) Don Juan Dismas von Loris heißt. Dann begab er sich nach Valenzia zum Studium der Theologie. Da aber dort eine junge schöne Witwe durch ihre Neigung und das Verlangen ihn zu ehelichen dem frommen Jünglinge lästig fiel, wendete er sich nach Alcala, wo er sehr abgetötet lebte. Da war ein neuer Kampf für Josef rege geworden. Die Mutter war gestorben, sein Bruder Philipp in der Schlacht gefallen; da beschwor ihn der Vater, den berühmten Stamm nicht untergehen zu lassen. Aber Josef konnte seiner edlern Bestimmung, im Reiche der unsterblichen Seelen für den Himmel zu zeugen und zu pflanzen, dem Verlangen des noch so inständig flehenden Vaters gegenüber, nicht untreu werden. Sein zartes Herz litt in der heftigen Spannung, in die ihn der Kampf nach doppelter Seite versetzte, und der gute Sohn Josef erkrankte aufs Bedenklichste. Da bat der bereits von den Ärzten Aufgegebene den weinend am Bette stehenden Vater, er möchte ihm nur seines Herzenswunsch gestatten, und es war in den Worten das Vertrauen ausgedrückt, daß er dann genesen werde. Der Vater gewährte es endlich, und Josef wurde wirklich wieder sichtbar besser und genas dann völlig. Von nun an hemmte der Vater die heilige Absicht des Sohnes nicht mehr; er beschenkte die Armen vor Freude über die Genesung Josefs und ging in seinen Gedanken ein. So empfing dann Josef von dem Bischofe Ambrosius Moncada die Priesterweihe in Urgel am 17. Dez. 1583. Nun wollte er sich ganz dem beschaulichen Leben widmen. Allein der Bischof von Albarracin, Caspar von Figuera, machte ihm Vorstellungen, wie viele verlassene Seelen eines guten Hirten bedürftig wären, und gab ihm dann eine Anstellung auf diesem Felde.

Als dann derselbe das größere Bistum Lerida erhalten hatte, nahm er den Josef dahin mit sich. Der nachfolgende Bischof von Lerida wollte ihn zu seinem Sekretär machen; aber Josef äußerte den Wunsch, seinem alten Vater die Augen zudrücken zu dürfen, was der Bischof auch gewährte. So blieb denn Josef bis zum Tode seines Vaters und auch nachher noch einige Zeit im väterlichen Hause, namentlich liebreich für seine Schwestern sorgend, denen er sein eigenes Erbteil zuwendete. Einige Zeit nach des Vaters Hinscheiden berief ihn der Bischof von Urgel, Don Andreas Capiglia, zu sich und übergab ihm zur Seelsorge den sogenannten Trempischen Bezirk (Tremp ist ein Flecken in Spanien bei Lerida), der nach Vogel (II. 517) an 72 Pfarreien und mehr als 300 Flecken in sich schloß. In kurzer Zeit hatte Josef die Bewohner dieses Striches ganz umgewandelt. Auch jene Täler der Pyrenäen, die heut zu Tage das Bistum Solsona bilden, erhielten durch ihn neues christliches Leben. Der Bischof machte ihn jetzt auch zu seinem Generalvikar. Aber eine stille Sehnsucht trieb ihn nach Rom. Der gennante Bischof von Urgel gewährte ihm die Erlaubnis und so schiffte sich Josef im Frühjahr 1592 nach Italien ein. Sein erster Gang war zu den Gräbern der heil. Apostel, in deren Schutz er sich empfahl. In Rom führte er ein wirklich heiligmäßiges Leben. Seine Zeit teilte er zwischen Übungen der Andacht, Selbstverleugnung und Nächstenliebe. Er besuchte die Armen, die Kranken, die Gefangenen, Trost und Hilfe ihnen spendend, so sehr er konnte. Am liebsten widmete er sich Unwissenden, die er mit Freude unterrichtete. Er betete während der Nacht eifrigst und besuchte gewöhnlich in nächtlichen Stunden die 7 Hauptkirchen in Rom. Vier Bruderschaften gehörte er als Mitglied an, und namentlich war er tätig in jener der christlichen Lehre. Als zu jener Zeit eine Pest in Rom ausgebrochen war, verband sich der Heilige mit dem hl. Kamillus, mit welchem er alle Sorgen teilte in Pflege der Kranken, im Beistande der Sterbenden, in Begrabung der Toten etc. Josef trug auf seinen Schultern die Kranken in die Spitäler und die Toten zum Friedhofe.

Eine von der in Rom gemachten Wahrnehmungen war es, die dem hl. Josef gar so sehr zu Herzen ging, dass nämlich eine Menge Kinder ohne Unterricht blieben, eine Menge Waisen hilflos herumirrten. Er machte sich also viel mit dem Gedanken zu schaffen, wie er unentgeltlichen Unterricht gewähren könnte. Die Schullehrer Rom's wollten sich, als er sie mit einer solchen Bitte anging, dazu nicht verstehen. Er besprach sich nun mit dem Pfarrer Anton Brendani, in dessen Pfarrbezirk die meisten armen Kinder sich befanden. Dieser, ein sehr würdiger Priester, fand sich mit Freude bereit und gab sogleich 2 Zimmer für die Schule her. Auch Papst Clemens VIII. billigte das Beginnen des Heiligen und verhieß ihm seinen Schutz. So konnte denn der Heilige im Herbst des J. 1597 seine Schulen eröffnen. Außer unserm hl. Josef selbst waren die Lehrer der eben genannte Pfarrer Anton Brendani und noch 2 Weltgeistliche. Die Kinder, deren sich täglich mehr einfanden, bekamen unentgeltlichen Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen, sowie in den Anfangsgründen der lateinischen Grammatik und vor allem in der Religionslehre. Bücher, Schreibmaterialien, selbst auch manchmal Kleider, wurden ihnen geschenkt. Doch fand die Schule auch Anfechtung, und bald hatten die beiden Weltpriester sich ihr entzogen. Josef und Anton aber bemühten sich nur um so eifriger und hatten bald 2 andere tüchtige Priester für die verlassenen Lehrstellen gewonnen. Neben der Schule besorgte aber der Heilige noch ebenso väterlich stets das Wohl der Armen.

So namentlich, als im J. 1598 die Tiber eine furchtbare Überschwemmung Rom's anrichtete. Mit Liebe hingen die Kinder an Josef, welcher sich von ihnen nicht mehr trennen ließ; denn er schlug ein Canonicat, und dann auch ein Bistum aus, als ihm der König von Spanien, Philipp III., diese Würden hatte anbieten lassen, und wollte ganz nur seinen Zöglingen zu Diensten leben. Schon Papst Clemens VIII. hatte im J. 1600 dem frommen Unternehmen seinen Schutz zugesagt; neue Gönner fand es dann in den Kardinälen Sylvius Antonianus und Cäsar Baronius, welche ihm ergiebige Spenden zufließen ließen. Ermutigt durch den Segen und Beifall, welchen sein Werk auf sich zog, bemühte sich nun der Heilige ihm die Form eines eigentlichen Ordens zu geben. Unterdessen sah er 2 ausgezeichnete Priester ihm beitreten, den Doktor Ghellius Ghellini aus Vicenza und Caspar Dragonetti aus Lentini in Sizilien. Letzterer war ein ehrwürdiger Greis von 93 Jahren, welcher aber noch volle 10 Jahre bis zu seinem Tode, der ihn im 103. Lebensjahre traf, als Lehrer unermüdet wirkte. Besonders begünstigt wurde das fromme Werk von Papst Paul V., welcher der Schule in dem Kardinal Giustiniani einen eigenen Protektor gab, so wie auch die St. Pantaleonskirche einräumte, die an die Schule stieß, in welcher Josef um das J. 1606 mit 18 Gehilfen lehrte.

Im J. 1612 zählte die Schule des Heiligen bereits 1200 Kinder. Nachdem unser Heilige eine kurze und nur teilweise Vereinigung mit der Kongregation des hl. Johannes Leonardi auf den Rat des Kardinals eingegangen hatte, erhob dann Papst Paul V. im J. 1617 die Genossenschaft dieser Lehrpriester zu einer eigenen selbstständigen Kongregation unter dem Namen: »Paulinische Genossenschaft der regulierten Kleriker unter dem Schutze der Mutter Gottes von den frommen Schulen (scholarum piarum)«, woher sie dann kurz den Namen der »Piaristen« erhielten. Zugleich erlaubte ihnen der Papst, die einfachen Gelübde abzulegen. Am 25. März 1617 wurde Josef zum Obern der Kongregation ernannt und mit 14 Mitgliedern von dem Kardinal Giustiniani feierlich eingekleidet. Neben den 3 Ordensgelübden hatten sie noch das vierte besondere des unentgeltlichen Unterrichts der armen Jugend.

Am 22. April 1622 verlieh Papst Gregor XV. der verdienstvollen Kongregation nun auch die Würde eines förmlichen geistlichen Ordens. Unser hl. Josef aber bot als General überall das schönste Beispiel für seine Schaar. Manche harte Prüfungen, die jetzt den frommen Greis trafen, läuterten nur noch mehr seine Tugend. Derselbe hatte sich in die Notwendigkeit ergeben müssen, bei dem vielfachen Verlangen um Schulbrüder auch Laienbrüder zu Lehrern anzunehmen; nun forderten diese mit Ungestüm die Priesterweihe. Da ihnen dieses nach den vorliegenden Umständen nicht zugestanden werden konnte, auch Güte bei den Übermütigen keine Frucht wirkte, mußten sie endlich ausgestoßen werden. Aber noch schwerer wurde das Herz des Heiligen verwundet durch 2 ehrgeizige Priester seines Ordens, Stephan und Marius, welche demselben viele Trübsale bereiteten und durch ihre Ränke es endlich dahin brachten, daß dem Heiligen in einem Alter von 84 Jahren die Vorstandschaft über den Orden abgenommen, und Stephan anstatt seiner Ordens-General wurde. Unter diesem sank aber der früher so blühende Orden immer mehr, so daß ihm Papst Innocenz XI. am 16. März 1646 die früheren Privilegien nahm und ihn zu einer bloßen Versammlung ohne Gelübde nach Art jener des hl. Philipp Neri herabsetzte etc., wie Papst Benedict XIV. in seinem Werke De Canonix. (l. 3. c. 30. nr. 17. 18) näher ausführt.

Doch auch diese bitteren Stunden, welche ihm nach den Boll. (Oct. VII. 764. nr. 17) die hl. Theresia vorausgesagt hatte, ertrug unser Heiliger mit christlichem Heldenmute, und er hatte noch den Trost, daß der mit dem Aussatze befallene Stephan versöhnt starb, während der Priester Marius, welchen eben diese Krankheit heimgesucht hatte, unversöhnt aus der Welt gegangen war. Überhaupt hatte der hl. Josef eine große Verehrung für die hl. Theresia und las gerne ihre Schriften. Vor Allem aber hatte er eine kindliche Verehrung gegen die seligste Jungfrau Maria, weswegen er auch den Namen »Josef von der Mutter Gottes« annahm, wie er denn von Papst Benedict XIV. immer so genannt wird. Nun aber hatte der Heilige im Dienste Gottes lange genug gearbeitet, Tausende von Kindern väterlich unterrichtet, unzählige Seelen gerettet. Die Stunde des Heimganges zu seinem Herrn nahte. Zu Anfang des Augusts im J. 1648 hatte ihn ein heftiges Fieber befallen, das bald tödlich wurde.

Er empfing mit inniger Andacht die heil. Sakramente, bat demütig Alle um Verzeihung für allenfallige Beleidigungen, empfahl ihnen die Furcht Gottes, die Verehrung der seligsten Jungfrau und Treue in ihrem Berufe. Dann tröstete er die Seinigen mit der Versicherung, dass die Stürme sich wieder legen und der Orden wieder aufblühen werde. Am 22. August 1648 verschied endlich der 92jährige hl. Josef unter Anrufung der Namen Jesus und Maria. Seine irdischen Überreste kamen in die Kirche der »frommen Schulen« bei St. Pantaleon. Viele Wunder, sowohl bei der Leiche als am Grabe, bewogen den Papst Benedict XIV., den frommen Diener Gottes nach reiflicher Prüfung selig zu sprechen am 7. Aug. 1748. Im Jahr 1767 versetzte ihn Papst Clemens XIII. unter die Heiligen. Sein Werk besteht noch fort. In Italien, Österreich, Spanien, Ungarn und Polen gibt es Häuser seines Ordens. Auch in Bayern hat es früher einige gegeben. Schon bald nach seinem Tode wurden die Geschicke seiner Stiftung wieder freundlicher, wie er es vorausgesagt hatte. Schon im J. 1656, also 10 Jahre nach jenem harten Schlage, erklärte Papst Alexander VII. die »frommen Schulen« wieder für eine reguläre Kongregation mit 3 Gelübden und gab ihnen das Generalat und Noviziat zurück. Im J. 1669 stellte Papst Clemens IX. den Orden mit den feierlichen Gelübden wieder her und bestätigte dessen Privilegien. An den Päpsten Innocenz XI., Alexander VIII. und Clemens XII. fanden die Piaristen huldreiche Gönner; Letzterer verlieh ihnen auch das Recht, die freien Künste und die höheren Wissenschaften zu lehren.

Nach Vogel mochte sich im J. 1855 die Zahl der Piaristen auf etwa 2000 belaufen, die in beiläufig 200 Häusern sich befinden. Die meisten zählt Österreich.

Das Fest des hl. Josef von Calasanza ist auf den 27. August gesetzt, an welchem Tage es sich auch im Mart. Rom. und im römischen Brevier sub ritu dupl. findet. An einzelnen Orten wird es auch an andern Tagen gefeiert, z.B. zu Valencia in Spanien am 3. Sept. zu Udine im Venetianischen am 5. Sept. etc. abgebildet wird der Heilige im Ordenskleide, von Kindern umgeben.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)