Kategorie:Stellungnahmen:Gehorsam:Tugenden Marias
Die Armut Mariens
Auch sprach Maria selbst zur heiligen Brigitta: Alles, was ich besaß, gab ich den Armen; nur ein wenig Nahrung und Kleidung behielt ich für mich.
Aus Liebe zur Armut schämte Maria sich nicht, einen armen Zimmermann, den hl. Josef, zu heiraten und (nach dem hl. Bonaventura) ihren Unterhalt durch Arbeit zu erwerben. Ein Engel offenbarte eines Tages der hl. Birgitta, dass die Reichtümer dieser Welt Maria so verächtlich schienen wie Straßenkot. Gleichwie Maria arm gelebt, so starb sie auch in Armut. Denn man weiß nicht, dass sie nach dem Berichte Methaphrats und Nicephors zwei Frauen schenkte, welche ihr während ihres Lebens beigestanden hatten.
Wer die Reichtümer unordentlich liebt, der wird nie heilig werden, sagt der hl. Philipp Neri und die hl. Theresia füge hinzu, es sei eine gerechte Strafe, dass der, welcher in unchristlicher Weise Reichtum sucht, verloren gehe. Die Tugend der Armut hingegen, sagt der Heilige, ist ein Gut, das alle andern Güter in sich schließt. Die Tugend der Armut besteht nach dem hl. Bernhard nicht nur darin, dass man wirklich nichts besitzt, sondern ist die Liebe zur Armut. Deshalb sagt auch Jesus Christus: „Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.“ (Matthäus 5,3)
Selig sind sie, weil die, welche nichts anderes als Gott wünschen, in Gott auch alle Güter und in der Armut ihren Himmel auf Erden finden.
Ein heiliger Franz von Assisi rief aus: „Mein Gott und mein alles!“ Der hl. Augustin ermahnt uns, dies einzige Gut, in dem alle Güter enthalten sind, zu lieben. Bitten wir Gott mit dem heiligen Ignaz: „Gib mir nur deine Liebe, o mein Gott und deine Gnade und ich bin reich genug“. Wenn unsre Armut traurig macht, so trösten wir uns in dem Gedanken, dass auch Jesus und seine heilige Mutter arm gewesen sind.
O Maria, heilige Mutter Maria, du hattest recht, als du sagtest, dass all deine Freude in Gott sei: „Mein Geist frohlocket in Gott, meinem Heil.“
Denn hier auf Erden wünschtest und liebtest du kein anderes Gut als Gott. Ziehe mich zu Dir, o meine Königin und mache, dass ich der Welt absterbe.
Zieh mich an dich, damit ich nur den liebe, der allein geliebt zu werden verdient.
Der Gehorsam Mariens
Aus Liebe zum Gehorsam, legte sich Maria bei der Verkündigung des Engels den Namen einer Magd bei: „Siehe da die Magd des Herrn.“ Sie nannte sich so, sagt der hl. Thomas von Villanova, weil diese treue Magd niemals dem Herrn,
weder durch ihre Handlungen noch durch ihre Gedanken widersprach, sondern weil sie ohne allen Eigenwillen immer und in allen Dingen dem göttlichen Willen unterworfen blieb. Maria selbst erklärt uns, das dieser Gehorsam Gott wohlgefallen habe. „Er hat angesehen die Niedrigkeit seiner Magd“, dass sie immer bereit ist, ihrem Herrn zu gehorchen.
Der hl. Augustin lehrt uns, dass die göttliche Mutter, durch ihren Gehorsam, das Unheil wieder gut gemacht, welches Eva, durch ihren Ungehorsam angerichtet hatte. Er sagt: Gleichwie Eva durch ihren Ungehorsam für sich und das ganze menschliche Geschlecht die Ursache des Todes geworden ist, so wurde Maria, durch ihren Gehorsam, für sich und alle Menschen, die Ursache des Heils. Der Gehorsam Mariens war weit vollkommener, als der Gehorsam aller andern Heiligen; denn weil alle andern Menschen infolge der Erbsünde die Neigung zum Bösen in sich tragen, so wird es ihnen sehr schwer, das Gute zu tun. Das war indes bei Maria nicht der Fall. Da sie nämlich frei von der Erbsünde war, so spürte sie nicht den geringsten Widerstand in sich, Gott zu gehorchen, sondern war, nach dem hl. Bernardin, wie ein Rad, das sich schnell bei der geringsten Bewegung des Heiligen Geistes drehte, so dass es unausgesetzt Mariens Beschäftigung auf Erden war, fortwährend zu schauen, was Gott von ihr wolle, um dies also gleich ins Werk zu setzen. Auf Maria sind die Worte: „ Meine Seele zerschmolz, da mein Geliebter redete“ (Hohelied 5,6 1)zu beziehen, denn ihre Liebe war wie ein flüssiges Metall, das sogleich alle Formen annahm, die Gott ihr geben wollte. So bemerkt Richardus.
Maria zeigte auch in der Tat, wie bereitwillig sie war, ihren Willen in alles zu fügen. Aus Liebe zu Gott wollte sie sogar dem römischen Kaiser gehorchen
und unternahm die an fünfzehn Meilen weite Reise nach Bethlehem mitten im Winter trotz ihres gesegneten Zustandes und ungeachtet einer so großen Armut. Ebenso schnell gehorchte Maria auch dem hl. Joseph, als sie sich mitten in der Nacht auf die weit längere und mühsamere Reise nach Ägypten begab.
Silvester stellt die Frage, warum dem hl. Josef und nicht vielmehr Maria dieser Befehl angekündigt worden sei, da sie doch am meisten auf der Reise auszustehen hatte? Er antwortete hierauf, dass dies deshalb geschehen sei, weil Maria dadurch Gelegenheit gehabt habe, den Gehorsam, der ihr so lieb war, auszuüben. Der ehrwürdige Beda lehrt uns über jene Worte im Evangelium, die Christus der Frau, die ausrief: „Selig ist der Leib, der dich getragen hat,“ zur Antwort gab: „Selig sind die, welche das Wort Gottes hören und es befolgen,“ dass Maria seliger war durch ihren Gehorsam gegen den Willen Gottes, als durch ihre göttliche Mutterschaft selbst. Dies ist auch die Ursache, weshalb die allerseligste Jungfrau jene so gerne hat, die den Gehorsam lieben. Maria erschien einmal dem Franziskaner Accorso in seiner Zelle. Während der Erscheinung wurde er gerufen, um einen Kranken Beichte zu hören, worauf er sich sogleich entfernte. Als der Bruder später zurückkam,
traf er Maria noch an. Sie wartete auf ihn und lobte ihn sehr wegen seines Gehorsams.
Einem anderen Ordensbruder hingegen, der gewisse Andachtsübungen läutete, machte Maria heftige Vorwürfe. Auch sprach sie eines Tages zur hl. Birgitta, die sich mit ihr über die Sicherheit derer unterhielt, die ihren geistlichen Führern gehorchen: Der Gehorsam hat diese alle in die Herrlichkeit eingeführt. Der hl. Philipp Neri pflegte zu sagen, dass Gott von dem, was man aus Gehorsam tue,
keine Rechenschaft fordere, weil der Herr selbst gesagt hat: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verachtet der verachtet mich.“ Auch offenbarte die allerseligste Jungfrau der hl. Birgitta, dass sie gerade um ihres Gehorsams willen die Gnade erlangt habe, wodurch Gott allen Sündern, die reumütig zu ihr ihre Zuflucht nehme, verzeihe.
O meine geliebte Königin und Mutter meines Gottes, bitte Jesus für uns und erlange uns, um deines Gehorsams willen, die Gnade, den Willen Gottes und die Vorschriften unserer geistlichen Führer getreu zu befolgen.
Die Geduld Mariens
Weil diese Erde ein Ort ist, an dem man Verdienste sammeln muss, so nennt man sie mit Recht ein Tränental. Ja alle Menschen müssen leiden, um durch die Geduld in den Himmel zu kommen, wie uns der Heiland selbst gelehrt hat:
„In eurer Geduld werdet ihr eure Seelen besitzen.“ (Lukas 21,19)
Gott stellt uns die allerseligste Jungfrau Maria als Beispiel aller Tugenden vor, besonders aber als Beispiel der Geduld. Der hl. Franz von Sales behauptet, dass Jesu Christus bei der Hochzeit zu Kana Maria gerade deshalb jene Antwort gab:
„Weib! Das ist eigentlich nicht unsere Sache“ um uns in Maria ein Vorbild der Geduld aufzustellen. Es wäre überflüssig, hierfür Beispiele zu suchen. Das ganze Leben Mariens ist bekanntlich eine fortwährende Übung dieser Tugend, denn die allerseligste Jungfrau hatte, wie auch ein Engel der hl. Brigitta offenbarte, immerfort zu leiden. Das Mitleid, das sie mit den Leiden ihres Heilandes trug, reichte allein schon hin, eine Märtyrerin der Geduld aus ihr zu machen. Deshalb konnte der hl. Bonaventura von ihr sagen: Die Gekreuzigte hat den Gekreuzigten empfangen. Wir haben schon früher betrachtet, wie viel Maria auf der Reise und während ihres Aufenthaltes in Ägypten, so wie auch die Zeit hindurch, die sie in Nazareth mit Jesus zugebracht, gelitten hat. Jedoch reicht es hin, um zu erkennen, wie groß und heldenmütig ihre Geduld war, wenn man bedenkt, dass Maria den sterbenden Jesus auf dem Kalvarienberge nicht verließ. „Am Kreuze Jesu stand seine Mutter.“ Damals sagt der selige Albertus der Große, wurde Maria um ihrer Geduld willen unsre Mutter, weil sie uns zum Leben der Gnade wiedergeboren hat.
Wenn wir also wünschen, wahrhaft Kinder Mariens zu werden, so müssen wir ihre Geduld nachzuahmen suchen. Was könnte uns wohl, sagt der hl. Zyprian, hier auf Erden mit mehr Verdiensten und im Himmel mit größerer Herrlichkeit bereichern, als wenn wir geduldig unsere Leiden ertragen? Gott ruft uns zu, durch den Propheten: „Ich will deine Wege einzäunen mit Dornen.“
(Offenbarung 2,6) Denn, sagt der hl. Gregorius, die Wege der Auserwählten sind mit Dornen eingezäunt. Gleichwie der Dornenzaun den Weinberg bewahrt, so umgibt Gott seine Diener mit Leiden, damit sie ihre Neigungen nicht an die Erde heften. Der hl. Zyprian fügt noch hinzu, es sei die Geduld, die uns von der Hölle befreie. Die Geduld heiligt uns. Denn „sie hat ein vollkommenes Werk“.
(Jakobus 1,4) Sie gibt uns Kraft, mit ungestörtem Frieden sowohl das Kreuz, das uns unmittelbar von Gott zugeschickt wird, wie Krankheit Armut usw., als auch die Leiden, die uns von den Menschen widerfahren, Verfolgungen, Beleidigungen usw. zu ertragen. Der hl. Johannes sah alle Heiligen mit Palmen, dem Zeichen ihrer Marter, in den Händen: „Nach diesem sah ich eine große Schar, - die hatte Palmen in den Händen.“ (Offenbarung 7,9) Hierdurch wird angedeutet, dass alle Erwachsenen, die selig werden, entweder Märtyrer durch ihr vergossenes Blut oder durch ihre Geduld sein müssen. So konnte also der hl. Gregorius freudig ausrufen: Wenn wir immer geduldig bleiben, so können wir ohne das Schwert Märtyrer werden:
Wenn wir nämlich nach dem Ausspruche des hl. Bernhard die Leiden dieses Lebens geduldig und freudig ertragen. Welch großer Lohn wartet unser im Himmel für alle Leiden, die wir aus Liebe zu Gott ertragen haben!
Dieser Gedanke gab auch dem heiligen Paulus Mut zum Leiden: „Denn unsre gegenwärtige Trübsal, die augenblicklich und leicht ist, bewirkt eine alles überwiegende Herrlichkeit in uns.“ (2 Kor 4,17) Auch die hl. Theresia hat uns hierüber schöne Ermahnungen hinterlassen. Sie sagt: Wer das Kreuz umfasst, der fühlt es nicht und wenn jemand sich entschließt, zu leiden, so empfindet er alsbald keine Pein mehr. Wenn uns unser Kreuz schwer wird, müssen wir unsere Zuflucht zu Maria nehmen, die von der heiligen Kirche die Trösterin der Betrübten genannt wird und die uns nach dem heiligen Johannes Damaszenus ein Heilsmittel für alle Herzleiden gibt. Ende.
Q: Maria meine Zuflucht und mein Trost Impr. 1917
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