Martina
Martina von Rom, (+ 230)
Fest
Leben und Martyrium der hl. Martina
Die hl. Jungfrau und Märtyrerin Martina wird in allen abendländischen Martyrologien zum 1. Jan. genannt, obwohl der Tag ihrer Verehrung ehedem im Röm. Brevier (Jan. I. 993) auf den 15. Jan. gesetzt war, und gegenwärtig der 30. dieses Monats ist. Auch Piazza führt sie deshalb zum 30. Jan. auf (I. 112). Ihre »Akten« sind wenig zuverlässig. Sie litt unter dem Römischen Kaiser Alexander Severus (v. I. 222-235), der sie durch seinen Präfekten Domitius (andere: Justinus) Ulpianus, nach der gewöhnlichen Annahme im J. 226, auf die grausamste Art zum Tode bringen ließ. Damals galt es, den Kult der »Galiläer«, wie man die Christen nannte, zu zerstören. Als Ratgeber in diesem Werke dienten dem Kaiser ein gewisser Comes Vitalis, der Haushofmeister Bassus und der geheime Rat Cajus. Unter den ersten Christen, die sie aufspürten, war die hl. Martina, eine vornehme Römische Jungfrau, deren Vater dreimal Konsul gewesen war.
Sie war Diakonissin, reich an Gnaden und Tugenden jeder Art. Vor den Kaiser gerufen, um nach seinem Befehle dem Apollo zu opfern, stärkte sie sich für den bevorstehenden Kampf durch vertrauensvolles Gebet. Der Aufforderung, das verlangte Opfer zu bringen, entgegnete sie mit männlicher Festigkeit einzig dem unbefleckten Gott pflege sie ohne Darbringung von Blut zu opfern. Auf ihr Gebet entstand ein heftiges Erdbeben, die Statue des Apollo und ein Teil des Tempels stürzte zusammen. Darauf wurde sie ins Angesicht geschlagen, aber vor weiteren Qualen durch einen Engel wunderbar beschützt. Eine himmlische Stimme ermutigte die Dulderin, und bekehrte einen Teil der Henker, die sogleich enthauptet wurden. Am andern Tag ließ der Kaiser die »Zauberin« wieder vor sich kommen, und erneuerte seinen Befehl und seine Drohungen; Martina ihrerseits erklärte, auf alle Qualen gefasst zu sein, welche sie nicht fürchte, da sie dem dreieinigen Gott sich anempfohlen habe.
In der Tat konnte keine Folter ihre Standhaftigkeit erschüttern; überirdische Kraft schien den zarten Leib zu durchdringen, himmlisches Licht erleuchtete den finstern Kerker; süßer Wohlgeruch verband sich mit den Lobgesängen, die sie mit den Chören der Engel Gott darbrachte. Die Jungfrau blieb standhaft wie ein Fels; so schmerzlich die Peinen ihre zarten Glieder durchzuckten, blieb sie bei dem Bekenntnisse:
Die Folter wurde aber so lange fortgesetzt bis die Heilige zu sterben schien. Halbtot wurde sie ins Gefängnis zurückgetragen, aber am andern Morgen war sie wieder gesund. Die Wächter sagten aus, das Gefängnis sei die ganze Nacht hindurch hell gewesen, und die Märtyrerin habe ununterbrochen gebetet und gesungen. Jetzt verurteilte sie der Kaiser zu den wilden Tieren. Ein großer Löwe, den man drei Tage lang hatte hungern lassen, wurde losgelassen.
In unerschütterlichem Gottvertrauen sah Martina das Tier auf sich losstürzen, aber siehe, der Löwe legte sich schmeichelnd zu ihren Füßen nieder. Nach zweitägigem Gefängnis ließ sie der Kaiser aufs Neue foltern und dann dem Feuer übergeben. Auf das Gebet der Heiligen fiel aber plötzlich ein starker Regen und löschte die Flammen. Auf dieses neue Wunder folgte endlich der Tod durchs Schwert. Unter Danksagungen hörte sie das Urteil, das sogleich vollzogen wurde.
Ruhestätte Ihrer Reliquien
Ihr Leichnam lag einige Tage unbeerdigt, und wurde von zwei Adlern beschützt. Man bestattete ihn heimlich an einem Orte vor der Stadt (Piazza sagt im Cömeterium des Callistus).
Der hl. Anterus übertrug ihn in eine ihr geweihte Kirche. Zur Zeit des hl. Gregor d. Gr. nahm ihre Verehrung großen Aufschwung. Im J. 1256 weihte der Papst Alexander IV. ihr zu Ehren eine Kirche. Im J. 1634 am 25. Oktober wurden ihre Reliquien zufällig aufgefunden, aus der alten fast gänzlich verfallenen Krypta weggenommen und in die neue von Urban VIII. erbaute Basilika übergetragen. Eben dieser Papst bestimmte den 28. November zu ihrem Festtag, der Benediktiner-Orden ehrt sie am 26. Febr. Gegenwärtig ehrt man sie wieder am 30. Jan. Sie gehört zu den Schutzheiligen Roms. Man ruft sie vorzüglich in der eben genannten, mit ihrer »Konfession« prachtvoll ausgestatteten Kirche beim Triumphbogen des Severus an.
Ihre Reliquien befinden sich hier in einem Gefäße von Alabaster.
Darstellung der hl. Martina
Auf Bildern trägt oder empfängt sie meistens das Symbol der jungfräulichen Reinigkeit, die Lilie, mit den eisernen Nägeln, Zangen, Hacken und andern Marterwerkzeugen, sie ist meist von den Henkern umgeben, für welche sie betet und welche sie wegen ihrer Geduld und Standhaftigkeit bewundern. Auch ihre Enthauptung ist öfter dargestellt. Im Hintergrunde sieht man den Tempel des Apollo, welchen der Blitz zerstört und den angezündeten Scheiterhaufen vom Regen ausgelöscht.
(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)