Fronleichnam

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Das Geheimnis des Fronleichnams

Das Wunderbarste aller Geheimnisse, die Gegenwart des verherrlichten Gottmenschen Jesus Christus unter den Gestalten des Brotes und Weines wird in der ganzen katholischen Kirche tagtäglich in der heiligen Messe gefeiert. Das Amt der heiligen Messe ist die Hauptsache in der Sonntagsfeier. Der Einsetzung dieses Geheimnisses gedenkt die Kirche am grünen Donnerstage. Allein dieser Tag eignet sich schon darum nicht zu einem Freudenfeste, weil er dem Todestage des Herrn zunächst steht. Ein Freudenfest soll aber der Gedenktag des größten Wunders der ewigen Erbarmung und Liebe sein. Da soll Alles dem Herrn danken und Ihm lobpreisen für seine unendlich liebevolle Herablassung zu uns und für sein Wohnen unter uns. Aus diesem Grunde musste ein Fest des heiligsten Altargeheimnisses angeordnet werden.

Einsetzungen des Festes

Es war noch immer eine Lücke im kirchlichen Festkreise, wie die selige Klosterjungfrau Juliana in einer göttlichen Vision es geschaut hatte. Diese Lücke ward ausgefüllt durch die Verordnung des Papstes Urban IV. im Jahre 1264, gemäß welcher am ersten Donnerstage nach der Pfingstoktav das Fest des Leibes Christi (corporis Christi) in der ganzen Kirche gefeiert werden musste.

Die feierlichen Prozessionen

Wir verstehen unter diesen feierlichen Prozessionen jene freudigen und erhebenden Umgänge, bei welchen der im Sakramente gegenwärtige Heiland in festlichem Triumphe durch die Strassen der Stadt und durch die Fluren und Äcker des Feldes unter Lobgesänge und Dankgebeten der Geistlichen und des gläubigen Volkes umher getragen wird. Dies geschieht alle Jahre am Fronleichnamsfeste.

Wir haben für einen solchen Triumphzug des Heilandes in Mitte seines gläubigen Volkes kein passenderes Bild, als jenen feierlichen Einzug in Jerusalem, den er sechs Tage vor seinem Leiden und Tod gefeiert. Dort kam ihm das Volk mit Palmzweigen in der Hand entgegen; Viele streuten Zweige und ihre Gewänder auf den Weg, auf dem er einzog. Alle jubelten und frohlockten und riefen:

„Heil dem, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“

Selbst die Kinder waren ergriffen vom allgemeinen Jubel und riefen in der Unschuld Ihres Herzens:

„Hosanna dem Sohne Davids! Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“

Auch hier haben wir den Heiland in Mitte seiner Jünger. Der Vorstand der Geistlichkeit trägt das heiligste Sakrament. Er ist umgeben von mehreren Geistlichen und Altardienern. Diese singen Lobgesänge zu Preise des unter den Gestalten des Brotes gegenwärtigen, verherrlichten Gottmenschen. Die ganze Gemeinde ist im Gefolge des Allerheiligsten. Alle beten. Der Hauptinhalt ihres Betens ist.

„Hochgelobt und gebenedeit sei das heiligste Sakrament des Altars, von nun an bis in Ewigkeit, Amen.“

Wer sonst nicht leicht zu einer Erhebung des Gemütes kommt, wird hingerissen vom Jubel und Preise der ganzen Gemeinde. Auch er stimmt mit ganzer Seele in der Lobpreisung ein:

„Hochgelobt und gebenedeit“....

Die Kinder haben sich schon Wochen lang gefreut auf den herrlichen Fronleichnamstag.

„Dass doch schönes Wetter werde!“ Das war ihre einzige Sorge. Um das haben sie schon seit Wochen gebetet. Jetzt sind sie dabei und sind die Ersten im festlichen Zuge. Tags zuvor wurden die Gassen mit Laub und Gras bestreut, und allenthalben grüne Bäume aufgestellt. Die Häuser, an denen der Zug vorübergeht, sind mit Blumen geziert, und Alles zeugt von einer Festlichkeit, wie sie das ganze Jahr nie wiederkehrt. Aus dem Munde der Kinder und der Säuglinge ertönt das Lob des Herrn. Und die Seelen der Kinder werden erfüllt von einer Begeisterung, wie sie dieselbe noch nie gekannt, aber in Zukunft auch nie mehr vergessen werden.

Diese geistige Erhebung ist es, was die Sehnsucht nach diesem festlichen Tage immer wieder neu anregt, was die Freude am demselben immer neu aufweckt, was mit ungewohnter Andacht die Herzen der Kinder erfüllt. Es ist der Geist des kirchlichen Lebens, es ist die Kraft des katholischen Glaubens, was die unentweihten Kinderherzen durchströmt und auf sie ienen unverwüstlichen Eindruck macht. Die Erinnerung an diese geistige Erhebung in der frühesten Zeit seines Lebens war schon für manchen Tiefgesunkenen der Anfang seiner Bekehrung. Der Anblick des jubelnden und betenden Gemeinde, die der Nähe des Heilandes sich freut, hat schon in Vielen ein Heimweh nach einer längst verlorenen Glückseligkeit erweckt und sie zur Umkehr von Ihren bösen Wegen und zur Rückkehr zum Vater der Erbarmung bewogen.

Da sieht man keine Trauer. Da ist lauter Freude und Dank und Lobpreisung des Herrn, der gütig ist, dessen Gnade ewig währet. Auch der Schwergeprüfte vergißt heute seines Kummers und stimmt ein in den Jubel der Menge. Alle erkennen oder ahnen es doch, dass die Erbarmung und Liebe des Herrn, dessen Wonne es ist, unter den Menschenkindern zu sein, unendlich mehr Wert hat, als alle Glückseligkeit und alle Güter der Welt. Und Alle erkennen und fühlen es, dass unter einem so gütigen und gnädigen Herrn alles zeitliche Ungemach und alle Bitterkeit der Welt leicht zu ertragen ist, wenn man nur seine Huld und Gnade sich vertrösten kann. Das können sie aber in der Nähe ihres Heilandes, der sich würdiget, an ihren Häusern und Feldern vorüberzugehen und der allenthalben Segen ausstreuet, wo immer seine gottmenschliche Gegenwart erkannt und angebetet wird. Er ladet ja Alle so freundlich ein und spricht:

„Kommet zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch erquicken.“ [Mt. 11,28 ]

Was nur immer zur Bezeugung des Jubels und der Freude dient, wird hier angewendet.

Schon beim Grauen des Morgens ertönen weitum die Kanonen- und Böllerschüsse; denn es ist der festlichste Tag, an dem der ewige König des Himmels unter seinem Getreuen wandeln und ihnen himmlische Gnaden ausspenden will. Die Glocken erschallen lauter und freudiger als je, und rufen die Gläubigen zur Teilnahme an der beseligenden Festlichkeit. Und wo man sie hört in früher Morgendämmerung, da erhebt man sich und ist früher als sonst bereit, zu wandeln in den Tempel des Herrn, wo der hocherhabene thronet. Im prachtvollen Schmucke steht die Kirche, und die Priester sind im kostbarsten Ornate von weißer Farbe gekleidet. Nirgend sieht man eine Farbe der Trauer und Buße, wie an den Tagen des Bittganges. Die Predigt unterbleibt, denn heute prediget Alles, was man sieht und hört. Alle sind schon in der Gebetsstimmung zur Kirche gekommen, und es ist nicht mehr notwendig, sie durch Mahnen und Bitten in dieselbe zu versetzen.

Das Allerheiligste wird ausgesetzt schon vor dem Hochamte, und es wird alles Volk gesegnet vom Herr, schon ehe es zu beten beginnt.

Unter dem Segen wird vom ganzen Volke oder wenigstens vom Chore herab gesungen:

Heilig, heilig, heilig,

heilig, immer heilig, Jesus Christus ohne End,

in dem heiligsten Sakrament!

Nach dem Hochamt setzt sich der Zug in Bewegung. Der Segen mit dem Allerheiligsten wird jetzt nicht gegeben; denn Alle werden dieses Segens teilhaftig auf dem Gebetsgange. Nicht bloß ein Kreuz mit einer einzigen Fahne wird voran getragen, wie bei den Bußgängen. Alle Fahnen und Standarten in der Kirche werden mitgetragen; denn es ist ein feierlicher Triumphzug. Brennende Lichter, in hocherhabenen Laternen, deuten an, dass das ewige Licht, der im Sakramente gegenwärtige Erlöser den Zug begleitet. Die Bilder der seligsten Jungfrau und Gottesmutter, des heiligen Vaters Josef, des heiligen Aloisius etc. werden von den Jungfrauen und Jünglingen getragen, und auf den Fahnen sind die Heiligen Gottes, die Patrone der Kirche und der Gewerbe abgebildet. Es ist nämlich ein Siegeszug, an dem die Heiligen des Himmels Teil nehmen, denn wo der Herr der Herrlichkeit, wo der König des Himmels erscheint, da sind auch seine Diener.

Der Herr der Herrlichkeit wird in der Monstranz getragen vom Pfarrer des Ortes. Die angesehensten Männer der Gemeinde erheben den Kronhimmel über dem Allerheiligsten und begleiten es auf dem ganzen Wege. Dieser Dienst, der dem Herrn geleistet wird, ist eine Ehrensache, und vererbt sich von den Vätern auf die Kinder und Kindeskinder; oder die Männer des Vertrauens, die von der Gemeinde gewählt wurden für ihre weltlichen Angelegenheiten, sind auch hier die Männer des Dienstes.

Wo religiöser Sinn noch nicht ganz ausgestorben ist, da hält man auf diesen Ehrendienst gar sehr. Eine Zahl Männer geht neben dem Traghimmel einher und folgt demselben mit brennenden Kerzen in der Hand. Die Altardiener beräuchern das Allerheiligste unaufhörlich. Andere klinseln, damit man nicht vergesse, dass derjenige gegenwärtig ist, den alles Volk bei der Wandlung auf den Knieen anbetet. Alle Glocken der Kirche werden geläutet und mahnen ohne Aufhören zur Erweckung der Andacht und zur heiligen Begeisterung für den im Sakramente verborgenen Gott. Von den Nachbarpfarreien vernimmt man dieselben Gottesstimmen herüber, und Alle freuen sich, dass die Andacht und Freude eine allgemeine, eine katholische ist.

So gelangt man zum ersten Ruhe Ort. Hier ist ein Altar errichtet und die brennenden Lichter harren schon des himmlischen Königs. Da wird der Anfang des Evangeliums von Matthäus gesungen; es werden Gebete gesprochen und unter dem Donner der Böller wird der Segen erteilt.

Von da bewegt sich der Triumphzug weiter zum zweiten Ruhepunkte, von diesem zu dritten, und nachdem auf dem vierten Altar der Anfang des Johannes-Evangeliums und die Gebete gesungen sind, und der Segen über alle Fluren und Felder gespendet ist, kehrt der Zug wieder zurück zu Pfarrkirche, von der ausgegangen ist.

Die Kirche läßt in der Epistel [1 Kor. 23-29] die Nachricht über die Einsetzung des heiligsten Geheimnisses, wie sie dem Apostel Paulus war geoffenbaret worden, den Gläubigen vorlesen, nebst der ernsten Warnung dieses Apostels vor einem unwürdigen Genuss des Leibes unseres Herrn. Im Evangelium wird die Verheißung des Herrn, dass er uns seinen Leib zur Speise und sein Blut zum Tranke geben werde, vorgelesen, mit der Versicherung des Herrn, dass wir durch diesen Genuß das ewige Leben in ihm haben werden. [Joh. 6, 56-59 ].

Das Kirchengebet heißt:

„O Gott, der du uns in dem wundervollen Sakramente das Andenken deines Leidens hinterlassen hast, verleihe uns, wir bitten dich, die Gnade, die heiligen Geheimnisse deines Leibes und Blutes also zu verehren, dass wir die Früchte deiner Erlösung allezeit in uns empfinden mögen, der du lebest und regierest...:“

Nach den Verordnungen der Bischöfe sollen an vier Stellen, wo die Prozession durchzieht, Altäre errichtet werden, vor denen die ganze Prozession stehen bleibt, während der Priester das Allerheiligste auf den Altar stellt und incensirt. Dann singt der zelebrierende Priester, oder wenn Leviten ihn begleiten, einer von diesen den Anfang eines der vier Evangelien. Vor dem ersten Altar wird der Anfang des Matthäus-Evangeliums gesungen. Nach demselben wird vom Priester am Altar knieend der Versikel:

„Brot vom Himmel hast Du ihnen gegeben, Alleluja!“

gesungen, und vom Chore geantwortet:

„Das alle Süßigkeit in sich enthält, Alleluja!“

Darauf betet der Priester obiges Kirchengebet:

„O Gott, der du uns in dem wunderbaren Sakramente...:“

Nun erhebt sich der Priester und singt, vor dem Altar stehend:

„Von Blitz und Ungewitter...:“ Alles so wie beim Wettersegen, nur wird die erste Oration A domo tue weggelassen. Nach diesen Orationen gibt der Priester mit dem Allerheiligsten den Segen, indem er singt.

„Der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters + und des Sohnes und des heiligen Geistes komme über euch und über die Früchte der Erde und bleibe allezeit, Amen.“


Vor den zweiten Altar wird Alles so gehalten, wie vor dem ersten, nur singt der Priester den Anfang des Markus-Evangeliums und betet, ehe er den Segen gibt, statt der Wettersegnungsgebet nachstehendes kürzeres Gebet:

„Verschone, o Herr, verschone dein Volk und lasse Diejenigen nicht durch Bedrängnisse, Kriege, Krankheiten, Gewitter und Gefahren entmutigt werden, die du durch den kostbaren Leib und durch das kostbare Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesu Christi, erlöst hast, durch denselben Christum unsern Herrn.“

Vor dem dritten Altar werden dieselben Zeremonien beobachtet, nur wird der Anfang des Lukas-Evangeliums und nach stehendes Gebet gesungen:

„Zu Deiner Milde stehen wir demütig, allmächtiger Gott, du wollest segnen, heimsuchen und fruchtbar machen die Saaten und Fluren deiner Diener, du wollest die schädlichen Ungewitter entfernen, die Überschwemmungen verhüten, die Geister der Bosheit vertreiben, günstige Witterung gnädig verleihen und Diejenigen wider alle Nachstellungen der Feinde sichern, die du durch den Leib und das Blut deines Sohnes vom ewigen Tode befreit hast, durch denselben Christum unsern Herrn, Amen.“

Vor dem vierten Altar wird der Anfang des Johannes-Evangeliums und folgendes Gebet gesungen.

„O Gott, der du durch das einzige Opfer deines Leibes die Sünden der ganzen Welt gesühnt hast, wir bitten Dich, bekehre gnädig dein Volk zu Dir, damit es von allen Gefahren des Leibes und der Seele befreit, und gegen sichtbare und unsichtbare Feinde beschirmt werde, dass es die ersehnte heitere Witterung, reichliche Früchte und friedsame Zeiten erlangen und in allen Dingen die Gnade deines Segens erfahren möge, der du lebest und regierest in alle Ewigkeit, Amen.“

Nach gegebenem Segen kehrt die Prozession wieder in die Kirche zurück. Auf dem Hingang, wie während des ganzen Umganges, wird laut gebetet oder gesungen. Nur während der Priester an den vier Altären betet und singt, ist alles stille.

Schon aus dem Wortlaute der hier angeführten Gebete ersieht man, dass die Gläubigen bei dieser Anbetung des Allerheiligsten auch allen zeitlichen Segen von dem Urheber alles Heiles erwarten und erflehen sollen. Der Herr zur Rechten des Vaters hat alle Dinge in seiner Hand; er verwahret vor geistigen und leiblichen Übeln, gibt gedeihliche Witterung, Gesundheit und Frieden, Fruchtbarkeit und Schutz wieder alle Feinde des Leibes und der Seele, und will um dies Alles gebeten sein. Die Gläubigen aber werfen all ihre Sorgen auf Ihn, in der festen Zuversicht, dass er für sie sogt.

Einführung der Prozession

Die Prozessionen mit dem Allerheiligsten wurden zuerst in Lüttich mit der ersten Einführung des Fronleichnamsfestes durch Bischof Robert im Jahre 1246 gehalten. Wenige Jahre später feierte der Pfarrer Amand von Verdün nach seiner Rückkehr von Rom im Jahre 1265 dieselbe feierliche Prozession mit dem heiligsten Sakramente in Verdün.

Erst im Jahre 1317 wurde diese Prozession, nachdem das Fronleichnamsfest schon lange Zeit eingesetzt und an vielen Orten durch Prozessionen festlich begangen worden war, eine allgemeine Anordnung für die ganze Kirche. Seit dieser Zeit ist auch die Aussetzung des heiligsten Sakramentes im Ciborio oder in der Monstranz in der Kirche Sitte geworden. Sie hat den Zweck, die Gläubigen zur Andacht und zum Vertrauen gegen den im Sakramente gegenwärtigen Heiland zu erwecken und sie zur größeren und innigeren Andacht zu stimmen.

Die Kirche hat diese Andacht auf dem Concilium von Trient ganz besonders hervorgehoben und gegen die Lästerungen der Irrgläubigen verteidigt. Sie hat erklärt:

„Wer da sagt, Christus der eingeborne Sohn Gottes soll im heiligsten Altarsakramente nicht mit der Gott gebührenden, auch nicht mit äußerlich zu bezeugender Ehrerbietung angebetet, er soll nicht mit einer besonderen festlichen Feierlichtkeit verherrlichet, noch auch nach dem löblichen und allgemeinen Gebrauche und Herkommen der Kirche in Prozessionen feierlich umhergetragen, zudem auch nicht öffentlich dem Volke zur Anbetung ausgesetzt werden, und die Anbeter desselben seien Götzendiener; der sei im Banne.“

(Quelle: Digitalisiert von Google (Google Bücher) ,Das kirchliche Leben des katholischen Christen, Verl. des Kathol. Büchervereins, 1859 nach von FJM überarbeiteter Fassung)