Andacht: Unterschied zwischen den Versionen
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Warum Erbauungsschriften und die Bibel lesen, in die Kirche gehen das Wort Gottes hören? | Warum Erbauungsschriften und die Bibel lesen, in die Kirche gehen das Wort Gottes hören? | ||
Wie wir täglich zum Leben des Leibes der leiblichen Speise bedürfen, so bedürfen wir zur Aufrechterhaltung und Veredelung des Geistes täglich geistige Nahrung. Ohne dieselbe würde unser wahres inneres Sein schwächer werden und endlich ganz verderben. Um so viel werter mein unsterblicher Geist als der Körper ist, um so viel größere Pflege soll ich seiner Erhaltung und seinem Wachstum widmen. Denn der Geist bin ich ja selber; der Körper der mich umkleidet, bin ich nicht. Nichts bleibt auf Erden, was und wie es ist. Die Zustände meines Körpers verändern sich beständig; auch die Zustände meines Geistes. Es steht nie still, sondern er schreitet entweder vorwärts oder rückwärts, er wird entweder stärker oder schwächer, besser oder schlimmer. In einem unaufhörlichen Kampfe mit den äußeren Umständen und Schicksalen, oder mit den tierischen Einflüssen seines Fleisches und Blutes, ist der Geist entweder Sieger oder Besieger. Aber Ruhe ist selten für ihn. So soll ich also den Geist ebenso fortdauernd nähren und stärken. Das göttliche Wort ist aber die eigentliche Nahrung des Geistes; keineswegs ist solches die gewöhnliche Lebensklugheit, weltliche | Wie wir täglich zum Leben des Leibes der leiblichen Speise bedürfen, so bedürfen wir zur Aufrechterhaltung und Veredelung des Geistes täglich geistige Nahrung. Ohne dieselbe würde unser wahres inneres Sein schwächer werden und endlich ganz verderben. Um so viel werter mein unsterblicher Geist als der Körper ist, um so viel größere Pflege soll ich seiner Erhaltung und seinem Wachstum widmen. Denn der Geist bin ich ja selber; der Körper der mich umkleidet, bin ich nicht. Nichts bleibt auf Erden, was und wie es ist. Die Zustände meines Körpers verändern sich beständig; auch die Zustände meines Geistes. Es steht nie still, sondern er schreitet entweder vorwärts oder rückwärts, er wird entweder stärker oder schwächer, besser oder schlimmer. In einem unaufhörlichen Kampfe mit den äußeren Umständen und Schicksalen, oder mit den tierischen Einflüssen seines Fleisches und Blutes, ist der Geist entweder Sieger oder Besieger. Aber Ruhe ist selten für ihn. So soll ich also den Geist ebenso fortdauernd nähren und stärken. Das göttliche Wort ist aber die eigentliche Nahrung des Geistes; keineswegs ist solches die gewöhnliche Lebensklugheit, weltliche Weisheit oder Gelehrsamkeit. Denn unser Geist in uns ist etwas göttliches, aus Gott entsprungen, zu Gott zurückkehrend. Daher muss er seine Kraft und sein Wachstum aus dem, was göttlich ist, nehmen, wie der Leib sie aus dem Irdischen und Staube nimmt, von dem er kam, und zu dem er zurückkehrt. Das Göttliche aber, was geistige Nahrung sein soll, kann nichts anderes sein, als das Wort Gottes sein, oder das von uns[[ Gott]] Geoffenbarte. Die Offenbarung aber ist einer Erleuchtung unseres Inneres über uns selbst, über unser Wesen, unsere Abstammung, unser Fortdauern, unser Gott ähnlich werden. Mag sein das irdische Kenntnis, Gelehrsamkeit, Wissenschaft und Klugheit sehr vorteilhaft sind; das wir sie erwerben, erweitern, anwenden sollen, als Mittel der Wirksamkeit für den Geiste. Aber sie erhalten und mehren das Leben des Geistes selbst nicht, weil er göttlicher Abkunft ist, und nur im Göttlichen und vom Göttlichen allein lebt. Das Wort Gottes, das durch Jesum geoffenbarte, ist seine Nahrung, und es kann nicht anders sein. Ich möchte daher keineswegs diejenigen tadeln, welche nützliche Bücher lesen um Gedächtnis mit wissenswürdigen Dingen zu bereichern, ihre Einbildungskraft zu veredeln, ihren Schafsinn zu üben, und ihre Welt und Menschenkenntnis zu vermehren. Aber alles dies ist nur Mittel, Werkzeug und Stoff für den Geist, es ist nicht sein Leben selbst. Auch das Denken ist nicht das Leben des Geistes selbst, sondern nur die Äußerung, die Tätigkeit derselben. Das Leben des Geistes ist das sein im Ewigen, das Streben zu Gott, das gottähnliche Wirken. Die Nahrung solchen Lebens ist daher nur das [[Wort Gottes]], nicht das menschliche Wort; denn was göttliche Natur ist, kann nur vom göttlichen Leben. So halte jeder [[Mensch]] nach seinem Stande, so oft er kann eine Andacht und nehme dazu vorzugsweise zuerst die Heilige Schrift und gehe dann über zu anderen erbaulichen Andachten je nach Kirchenjahr. | ||
'''Heilige mich, Gott, mein Gott, in dieser deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. [[Himmel]] und Erde vergehen; dein Wort bleibt ewiglich Amen''' | '''Heilige mich, Gott, mein Gott, in dieser deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. [[Himmel]] und Erde vergehen; dein Wort bleibt ewiglich Amen''' | ||
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So wie im Alten als auch im Neuen Testamente pflegte man von jeher zum Beten zu knien, - ein Gebrauch, an den sich auch Christus, [[Petrus - der Fels|Petrus]], Paulus, Stephanus ec. hielten. Von dem Hl. Apostel [[Jakobus]] schreibt der Hl. [[Hieronymus]], er habe für das Volk so viel auf den Knien gebetet, dass dieselben so hart geworden seien wie eine Kamelhaut. Desgleichen berichtet der nämliche Kirchenvater über den Einsiedler [[Paulus]] folgendes: „Als der Hl. [[Antonius von Padua]] in die Höhle des Altvaters Paulus eintrat, sah er dessen entseelten Körper auf den Knien, mit aufgerichtetem Haupte und mit gegen dem [[Himmel]] ausgestreckten Armen. Anfangs hielt ihn Antonius für noch lebend und kniete sich gleichfalls hin, um zu beten. Als er aber keinen der Seufzer vernahm, womit dessen Gebete begleitet zu werden pflegten, da fiel er ihm weinend um den Hals und überzeugte sich, dass sogar der Leichnam des Heiligen die dem Gebete zu Gott, dem alles lebt, geziemende Stellung nicht verleugnete.“ Diese Stellung, in der sich eine demütige und unterwürfige Gesinnung ausdrückt, lehrt uns schon die Natur. – Verwandt mit dieser Stellung, aber nur noch eine stärkere Kundgabe der [[Demut]] ist das Sich niederwerfen auf die Erde, wovon in dem Leben Christi und des Hl. Apostels [[Jakobus]] Beispiele vorkommen. Auch ist in gewissen Zeiten und Umständen das Stehen eine passende Haltung beim Gebete. | So wie im Alten als auch im Neuen Testamente pflegte man von jeher zum Beten zu knien, - ein Gebrauch, an den sich auch Christus, [[Petrus - der Fels|Petrus]], Paulus, Stephanus ec. hielten. Von dem Hl. Apostel [[Jakobus]] schreibt der Hl. [[Hieronymus]], er habe für das Volk so viel auf den Knien gebetet, dass dieselben so hart geworden seien wie eine Kamelhaut. Desgleichen berichtet der nämliche Kirchenvater über den Einsiedler [[Paulus]] folgendes: „Als der Hl. [[Antonius v. Padua|Antonius von Padua]] in die Höhle des Altvaters Paulus eintrat, sah er dessen entseelten Körper auf den Knien, mit aufgerichtetem Haupte und mit gegen dem [[Himmel]] ausgestreckten Armen. Anfangs hielt ihn Antonius für noch lebend und kniete sich gleichfalls hin, um zu beten. Als er aber keinen der Seufzer vernahm, womit dessen Gebete begleitet zu werden pflegten, da fiel er ihm weinend um den Hals und überzeugte sich, dass sogar der Leichnam des Heiligen die dem Gebete zu Gott, dem alles lebt, geziemende Stellung nicht verleugnete.“ Diese Stellung, in der sich eine demütige und unterwürfige Gesinnung ausdrückt, lehrt uns schon die Natur. – Verwandt mit dieser Stellung, aber nur noch eine stärkere Kundgabe der [[Demut]] ist das Sich niederwerfen auf die Erde, wovon in dem Leben Christi und des Hl. Apostels [[Jakobus]] Beispiele vorkommen. Auch ist in gewissen Zeiten und Umständen das Stehen eine passende Haltung beim Gebete. | ||
Endlich dient auch die Erhebung und Falten der Hände zum Ausdruck der Andacht. | Endlich dient auch die Erhebung und Falten der Hände zum Ausdruck der Andacht. | ||
In solcher Stellung beteten Moses und Aaron (Exod. 17, 11-13). Und der Apostel ermahnt: Ich will, dass die Männer an jeglichem Orte beten und reine Hände erheben (1 Tim.2,8). | In solcher Stellung beteten Moses und Aaron (Exod. 17, 11-13). Und der Apostel ermahnt: Ich will, dass die Männer an jeglichem Orte beten und reine Hände erheben (1 Tim.2,8). | ||
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Aktuelle Version vom 11. Juni 2024, 08:38 Uhr
Eine Andacht ist eine innere Sammlung, Verehrung auf Gott hin sowie eine Form des Gebetes. Sei es eine Betstunde vorm Allerheiligsten, im Gottesdienst, Hochamt bei der hl. Messe oder Vesper. Im Laufe eines Kirchenjahres werden zu verschiedenen Zeiten Andachten abgehalten. Wie im Mai mit Maiandachten zur Mutter Gottes, in der österlichen Zeit die Kreuzwegandachten und im Monat Oktober die Rosenkranzandachten .
Komm! Geist der Andacht und der Ruh;
In unsere Tempel führe du
Des Frommen Sinnes Fülle!
Mach‘ unser Herz vom Irrtum los,
Es werd‘ uns Gottes Name groß,
Sein Wille unser Wille!
Andacht durch Erbauungsschriften, der Bibel, dem Gottesdienst
Warum Erbauungsschriften und die Bibel lesen, in die Kirche gehen das Wort Gottes hören?
Wie wir täglich zum Leben des Leibes der leiblichen Speise bedürfen, so bedürfen wir zur Aufrechterhaltung und Veredelung des Geistes täglich geistige Nahrung. Ohne dieselbe würde unser wahres inneres Sein schwächer werden und endlich ganz verderben. Um so viel werter mein unsterblicher Geist als der Körper ist, um so viel größere Pflege soll ich seiner Erhaltung und seinem Wachstum widmen. Denn der Geist bin ich ja selber; der Körper der mich umkleidet, bin ich nicht. Nichts bleibt auf Erden, was und wie es ist. Die Zustände meines Körpers verändern sich beständig; auch die Zustände meines Geistes. Es steht nie still, sondern er schreitet entweder vorwärts oder rückwärts, er wird entweder stärker oder schwächer, besser oder schlimmer. In einem unaufhörlichen Kampfe mit den äußeren Umständen und Schicksalen, oder mit den tierischen Einflüssen seines Fleisches und Blutes, ist der Geist entweder Sieger oder Besieger. Aber Ruhe ist selten für ihn. So soll ich also den Geist ebenso fortdauernd nähren und stärken. Das göttliche Wort ist aber die eigentliche Nahrung des Geistes; keineswegs ist solches die gewöhnliche Lebensklugheit, weltliche Weisheit oder Gelehrsamkeit. Denn unser Geist in uns ist etwas göttliches, aus Gott entsprungen, zu Gott zurückkehrend. Daher muss er seine Kraft und sein Wachstum aus dem, was göttlich ist, nehmen, wie der Leib sie aus dem Irdischen und Staube nimmt, von dem er kam, und zu dem er zurückkehrt. Das Göttliche aber, was geistige Nahrung sein soll, kann nichts anderes sein, als das Wort Gottes sein, oder das von unsGott Geoffenbarte. Die Offenbarung aber ist einer Erleuchtung unseres Inneres über uns selbst, über unser Wesen, unsere Abstammung, unser Fortdauern, unser Gott ähnlich werden. Mag sein das irdische Kenntnis, Gelehrsamkeit, Wissenschaft und Klugheit sehr vorteilhaft sind; das wir sie erwerben, erweitern, anwenden sollen, als Mittel der Wirksamkeit für den Geiste. Aber sie erhalten und mehren das Leben des Geistes selbst nicht, weil er göttlicher Abkunft ist, und nur im Göttlichen und vom Göttlichen allein lebt. Das Wort Gottes, das durch Jesum geoffenbarte, ist seine Nahrung, und es kann nicht anders sein. Ich möchte daher keineswegs diejenigen tadeln, welche nützliche Bücher lesen um Gedächtnis mit wissenswürdigen Dingen zu bereichern, ihre Einbildungskraft zu veredeln, ihren Schafsinn zu üben, und ihre Welt und Menschenkenntnis zu vermehren. Aber alles dies ist nur Mittel, Werkzeug und Stoff für den Geist, es ist nicht sein Leben selbst. Auch das Denken ist nicht das Leben des Geistes selbst, sondern nur die Äußerung, die Tätigkeit derselben. Das Leben des Geistes ist das sein im Ewigen, das Streben zu Gott, das gottähnliche Wirken. Die Nahrung solchen Lebens ist daher nur das Wort Gottes, nicht das menschliche Wort; denn was göttliche Natur ist, kann nur vom göttlichen Leben. So halte jeder Mensch nach seinem Stande, so oft er kann eine Andacht und nehme dazu vorzugsweise zuerst die Heilige Schrift und gehe dann über zu anderen erbaulichen Andachten je nach Kirchenjahr.
Heilige mich, Gott, mein Gott, in dieser deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. Himmel und Erde vergehen; dein Wort bleibt ewiglich Amen
Quelle: Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christentums und häuslicher Gottesverehrung von Heinrich Zschokke erschienen bei Heinrich Remigius Sauerländer 1824
Verhalten bei der Andacht
So wie im Alten als auch im Neuen Testamente pflegte man von jeher zum Beten zu knien, - ein Gebrauch, an den sich auch Christus, Petrus, Paulus, Stephanus ec. hielten. Von dem Hl. Apostel Jakobus schreibt der Hl. Hieronymus, er habe für das Volk so viel auf den Knien gebetet, dass dieselben so hart geworden seien wie eine Kamelhaut. Desgleichen berichtet der nämliche Kirchenvater über den Einsiedler Paulus folgendes: „Als der Hl. Antonius von Padua in die Höhle des Altvaters Paulus eintrat, sah er dessen entseelten Körper auf den Knien, mit aufgerichtetem Haupte und mit gegen dem Himmel ausgestreckten Armen. Anfangs hielt ihn Antonius für noch lebend und kniete sich gleichfalls hin, um zu beten. Als er aber keinen der Seufzer vernahm, womit dessen Gebete begleitet zu werden pflegten, da fiel er ihm weinend um den Hals und überzeugte sich, dass sogar der Leichnam des Heiligen die dem Gebete zu Gott, dem alles lebt, geziemende Stellung nicht verleugnete.“ Diese Stellung, in der sich eine demütige und unterwürfige Gesinnung ausdrückt, lehrt uns schon die Natur. – Verwandt mit dieser Stellung, aber nur noch eine stärkere Kundgabe der Demut ist das Sich niederwerfen auf die Erde, wovon in dem Leben Christi und des Hl. Apostels Jakobus Beispiele vorkommen. Auch ist in gewissen Zeiten und Umständen das Stehen eine passende Haltung beim Gebete. Endlich dient auch die Erhebung und Falten der Hände zum Ausdruck der Andacht. In solcher Stellung beteten Moses und Aaron (Exod. 17, 11-13). Und der Apostel ermahnt: Ich will, dass die Männer an jeglichem Orte beten und reine Hände erheben (1 Tim.2,8).
Quelle: aus einem Gebetbuch 1883 mit Imprimatur
Was eine Andacht vermag
„Du sollst an Sonn und Feiertagen der heiligen Messe mit Andacht beiwohnen.“ Am Sonntag ist der Christ zur Anhörung des Wortes Gottes verpflichtet.
In einer Berggemeinde des Kantons Wallis (Schweiz) kam eine Frau fast immer erst nach der Predigt. Dem Pfarrer fiel das auf. Bei einem Hausbesuche fragte er, warum sie denn das Wort Gottes nicht anhöre. Die Frau entschuldigte sich, sie habe ein schlechtes Gedächtnis und könne nicht viel von der Predigt behalten. „Nehmet den Korb dort an der Wand,“ sagte der Pfarrer, „pumpet alle Tage Wasser hinein und kommt dann nach acht Tagen zu mir.“ Die Frau erschien zur bestimmten Zeit im Pfarrhause. „Nun wie steht’s denn mit dem Korbe?“ fragte lächelnd der Pfarrer. „Ach der war vorher so schmutzig, jetzt ist er ganz sauber und rein.“ – „ So geht’s auch mit euch“, nahm der Priester das Wort. „Wenn ihr bei jeder Predigt oder Schriftenlehre nur ein Wort oder einen Satz behaltet, nur einen einzigen Vorsatz machet und ausführet, so werdet ihr großen Nutzen haben; eure Seele wird immer reiner und gottgefälliger werden.“
Quelle: entnommen Der Weg zum Glück Hausschatz für die katholische Familie vom Stadtpfarrer und Dekan Franz Xaver Wetzel. Das Buch erschien im Jahre 1922 im St. Vincenz- Verlag Josef Feyrer
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