Christina: Unterschied zwischen den Versionen
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Die heilige Christina wurde zu Tyro, einer ehemaligen Stadt auf einer Insel des Bolsena-Sees in Toscana, geboren. Ihr Vater hieß Urban und war der Stadtpfleger daselbst, ein Feind der Christen. Kaum verging ein Tag in der Woche, an welchem er nicht mehrere Christen vor seinen Richterstuhl forderte und zu verschiedenen Peinen verurteilte. Ihre Eingezogenheit, Sanftmut, Gemütsruhe unter den größten Leiden, ihre Standhaftigkeit und [[Liebe]] zu [[Jesus Christus|Jesus]] machten auf Christianas noch schuldloses, von der [[Gnade]] Gottes zum Mitleid gerührtes Herz einen tiefen Eindruck. Dies führte sie auf den Gedanken, dass der [[Gott]] der Christen der wahre Gott sein müsse; denn nur der wahre Gott könne seinen Bekennern so große Liebe zu ihm und soviel [[Geduld]] und Stärke verleihe. Zwölf Jahre alt, suchte und fand sie Gelegenheit, durch einige christliche Frauen die Lehre Jesu kennen zu lernen, und man spendete ihr die heilige [[Taufe]] um so lieber, da man sie durch die Gnade von der [[Wahrheit]] der Lehre und Liebe Jesu zu den Menschen überzeugt sah. Ihr Herz war mit so innerer, dankbarer Liebe zu Jesus entzündet, dass sie bald danach einmal die silbernen und goldenen Hausgötzen ihres Vaters zerschlug und das Gold und Silber unter die Armen verteilte. Dazu trieb sie Gott selbst an; denn er wollte sie in ihren Martern dergestalt stärken, dass ihr Vater und alle Heiden durch ihre Geduld und Starkmut von seiner Wahrheit und Allmacht überzeugt würden. Als ihr Vater die Vernichtung seiner Götzenbilder erfuhr, entschloss er sich, diese Unbill mit dem Blute seiner Tochter zu rächen; doch wollte er vorher versuchen, ob er sie nicht durch gelinde Mittel vom Christentume abwendig machen könnte. Er rief sie in ein besonderes Zimmer, drang mit Liebkosen lange Zeit in sie und schritt endlich zu Drohungen, Allein Christina sprach unerschrocken: | Die heilige Christina wurde zu Tyro, einer ehemaligen Stadt auf einer Insel des Bolsena-Sees in Toscana, geboren. Ihr Vater hieß Urban und war der Stadtpfleger daselbst, ein Feind der Christen. Kaum verging ein Tag in der Woche, an welchem er nicht mehrere Christen vor seinen Richterstuhl forderte und zu verschiedenen Peinen verurteilte. Ihre Eingezogenheit, Sanftmut, Gemütsruhe unter den größten Leiden, ihre Standhaftigkeit und [[Liebe]] zu [[Jesus Christus|Jesus]] machten auf Christianas noch schuldloses, von der [[Gnade]] Gottes zum Mitleid gerührtes Herz einen tiefen Eindruck. Dies führte sie auf den Gedanken, dass der [[Gott]] der Christen der wahre Gott sein müsse; denn nur der wahre Gott könne seinen Bekennern so große Liebe zu ihm und soviel [[Geduld]] und Stärke verleihe. Zwölf Jahre alt, suchte und fand sie Gelegenheit, durch einige christliche Frauen die Lehre Jesu kennen zu lernen, und man spendete ihr die heilige [[Taufe]] um so lieber, da man sie durch die Gnade von der [[Wahrheit]] der Lehre und Liebe Jesu zu den Menschen überzeugt sah. Ihr Herz war mit so innerer, dankbarer Liebe zu Jesus entzündet, dass sie bald danach einmal die silbernen und goldenen Hausgötzen ihres Vaters zerschlug und das Gold und Silber unter die Armen verteilte. Dazu trieb sie Gott selbst an; denn er wollte sie in ihren Martern dergestalt stärken, dass ihr Vater und alle Heiden durch ihre Geduld und Starkmut von seiner Wahrheit und Allmacht überzeugt würden. Als ihr Vater die Vernichtung seiner Götzenbilder erfuhr, entschloss er sich, diese Unbill mit dem Blute seiner Tochter zu rächen; doch wollte er vorher versuchen, ob er sie nicht durch gelinde Mittel vom Christentume abwendig machen könnte. Er rief sie in ein besonderes Zimmer, drang mit Liebkosen lange Zeit in sie und schritt endlich zu Drohungen, Allein Christina sprach unerschrocken: | ||
''„Tut nur, mein lieber Vater, was ihr wollt; das Leben könnt ihr mir nehmen, den Glauben an Christus aber werdet ihr mir niemals aus dem Herzen reißen. Mein Erlöser wird mir Kräfte geben, um alles, womit ihr mir drohet, geduldig zu erleiden.“'' | ''„Tut nur, mein lieber Vater, was ihr wollt; das Leben könnt ihr mir nehmen, den Glauben an Christus aber werdet ihr mir niemals aus dem Herzen reißen. Mein Erlöser wird mir Kräfte geben, um alles, womit ihr mir drohet, geduldig zu erleiden.“'' | ||
Kaum hatte sie dieses gesagt, so befahl der unmenschliche Vater den herbeigerufenen Henkersknechten, Christina in seiner Gegenwart am ganzen Leibe auf das Grausamste zu geißeln. Christina gab während dieser Marter kein Zeichen des Schmerzes von sich. Daher gebot der tyrannische Vater, die Henkersknechte sollten Geißeln mit spitzigen Haken ergreifen und die ihr schon beigebrachten Wunden am ganzen Leibe erneuern. Dieses geschah mit solcher Grausamkeit, dass ganze Stücke Fleisch von dem Leibe der Jungfrau gerissen wurden. Christina stand eine geraume Zeit mit unbeweglich zum Himmel erhobenem Angesichte; dann lobte und dankte sie Gott für seinen so augenscheinlichen Beistand. Der Vater, welcher nicht mehr Vater, sondern ein wütender Tyrann war, dadurch noch mehr erbittert, befahl, ein eisernes Rad herbeizubringen. Christina ganz entblößt mit Ketten daran zu binden und mit Öl zu begießen, und dann das Rad von der Erde so zu erhöhen, dass man es herumdrehen könnte. Als dieses geschehen war, wurde darunter ein Feuer angezündet, an welchem Christina langsam gebraten werden sollte. Gott der Herr aber stärkte seine heldenmütige Bekennerin so sehr, dass sie bei dieser so grausamen Marter mit lauter Stimme zu singen nicht aufhörte. Sie blieb dabei unbeschädigt; hingegen wurden die Umstehenden durch die Flammen ergriffen und verletzt. Der Tyrann erstaunte über dieses [[Wunder]], wollte aber dennoch die Allmacht des Gottes der Christen nicht anerkennen, sondern ließ Christina in den Kerker schleppen, mit dem Vorsatze, sie am folgenden Tage aufs neue zu peinigen. | Kaum hatte sie dieses gesagt, so befahl der unmenschliche Vater den herbeigerufenen Henkersknechten, Christina in seiner Gegenwart am ganzen Leibe auf das Grausamste zu geißeln. Christina gab während dieser Marter kein Zeichen des Schmerzes von sich. Daher gebot der tyrannische Vater, die Henkersknechte sollten Geißeln mit spitzigen Haken ergreifen und die ihr schon beigebrachten Wunden am ganzen Leibe erneuern. Dieses geschah mit solcher Grausamkeit, dass ganze Stücke Fleisch von dem Leibe der Jungfrau gerissen wurden. Christina stand eine geraume Zeit mit unbeweglich zum Himmel erhobenem Angesichte; dann lobte und dankte sie Gott für seinen so augenscheinlichen Beistand. Der Vater, welcher nicht mehr Vater, sondern ein wütender Tyrann war, dadurch noch mehr erbittert, befahl, ein eisernes Rad herbeizubringen. Christina ganz entblößt mit Ketten daran zu binden und mit Öl zu begießen, und dann das Rad von der Erde so zu erhöhen, dass man es herumdrehen könnte. Als dieses geschehen war, wurde darunter ein Feuer angezündet, an welchem Christina langsam gebraten werden sollte. Gott der Herr aber stärkte seine heldenmütige Bekennerin so sehr, dass sie bei dieser so grausamen Marter mit lauter Stimme zu singen nicht aufhörte. Sie blieb dabei unbeschädigt; hingegen wurden die Umstehenden durch die Flammen ergriffen und verletzt. Der Tyrann erstaunte über dieses [[Wunder]], wollte aber dennoch die Allmacht des Gottes der Christen nicht anerkennen, sondern ließ Christina in den Kerker schleppen, mit dem Vorsatze, sie am folgenden Tage aufs neue zu peinigen. | ||
Kaum war Christina im Kerker, so erschien ihr ein Engel des Herrn, heilte sie augenblicklich von allen ihren Wunden, munterte sie zum fernernen Kampfe auf und versicherte sie des göttlichen Beistandes, Der Tyrann, von dieser so wunderbaren Heilung benachrichtigt, schickte einige Schergen mit dem Befehle ab, Christina einem großen Stein an den Hals zu hängen und sie in den nahen See zu werfen, damit man von ihr nichts mehr sehen und hören möchte. Allein der Engel, welcher sie im Kerker geheilt und aufgemuntert hatte, zeigte sich auch mitten im Wasser und führte sie unverletzt wieder an das Gestade. Auch bei diesem Wunder blieb der Vater verhärtet und hielt dies für Zauberei. Christina wurde abermals in den Kerker geworfen, und Urbanus sann auf eine neue Art und Weise, sie am nächsten Tage wieder zu peinigen. Als aber der Tag angebrochen war, fand man ihn tot in seinem Bette. Wahrscheinlich verursachte sein Zorn einen Schlagfluß, zur Strafe, weil er dem Rufe der Erbarmung Gottes nicht folgte. | Kaum war Christina im Kerker, so erschien ihr ein Engel des Herrn, heilte sie augenblicklich von allen ihren Wunden, munterte sie zum fernernen Kampfe auf und versicherte sie des göttlichen Beistandes, Der Tyrann, von dieser so wunderbaren Heilung benachrichtigt, schickte einige Schergen mit dem Befehle ab, Christina einem großen Stein an den Hals zu hängen und sie in den nahen See zu werfen, damit man von ihr nichts mehr sehen und hören möchte. Allein der Engel, welcher sie im Kerker geheilt und aufgemuntert hatte, zeigte sich auch mitten im Wasser und führte sie unverletzt wieder an das Gestade. Auch bei diesem Wunder blieb der Vater verhärtet und hielt dies für Zauberei. Christina wurde abermals in den Kerker geworfen, und Urbanus sann auf eine neue Art und Weise, sie am nächsten Tage wieder zu peinigen. Als aber der Tag angebrochen war, fand man ihn tot in seinem Bette. Wahrscheinlich verursachte sein Zorn einen Schlagfluß, zur Strafe, weil er dem Rufe der Erbarmung Gottes nicht folgte. | ||
Dio, welcher dem Urbanus im Amte und in der Grausamkeit nachfolgte, forderte Christina wieder vor Gericht, und weil sie ebenso unerschrocken wie zuvor sich weigerte, den christlichen Glauben zu verleugnen: so gab er den Befahl einen silbernen Ofen glühend zu machen, denselben mit siedendem Öle und Pech anzufüllen und Christina hineinzuwerfen. | Dio, welcher dem Urbanus im Amte und in der Grausamkeit nachfolgte, forderte Christina wieder vor Gericht, und weil sie ebenso unerschrocken wie zuvor sich weigerte, den christlichen Glauben zu verleugnen: so gab er den Befahl einen silbernen Ofen glühend zu machen, denselben mit siedendem Öle und Pech anzufüllen und Christina hineinzuwerfen. | ||
Als sie Gott, um auch diesen Richter und andere zur Erkenntnis seiner Allmacht zu führen, in dieser unmenschlichen Pein unverletzt erhielt, nahm man sie wieder heraus und führte sie in den Tempel des Apollo mit dem Befehle, ihn zu opfern. | Als sie Gott, um auch diesen Richter und andere zur Erkenntnis seiner Allmacht zu führen, in dieser unmenschlichen Pein unverletzt erhielt, nahm man sie wieder heraus und führte sie in den Tempel des Apollo mit dem Befehle, ihn zu opfern. | ||
Sobald Christina den Tempel betrat, machte sie das heilige [[Kreuzzeichen]], und in dem nämlichen Augenblicke stürzte das Götzenbild vom Altare auf die Erde herab und zerbrach in viele Stücke. Zu gleicher Zeit fiel Dio vom Schlage getroffen zu Boden und gab seinen unglückseligen Geist auf. Die Soldaten, welche Christina in den Tempel geführt hatten, entsetzten sich über diese beiden Zufälle, ließen die christliche Bekennerin los und riefen mit lauter Stimme: | Sobald Christina den Tempel betrat, machte sie das heilige [[Kreuzzeichen]], und in dem nämlichen Augenblicke stürzte das Götzenbild vom Altare auf die Erde herab und zerbrach in viele Stücke. Zu gleicher Zeit fiel Dio vom Schlage getroffen zu Boden und gab seinen unglückseligen Geist auf. Die Soldaten, welche Christina in den Tempel geführt hatten, entsetzten sich über diese beiden Zufälle, ließen die christliche Bekennerin los und riefen mit lauter Stimme: | ||
''„Wahrhaftig, der Gott der Christen ist allein der wahre Gott!“'' | ''„Wahrhaftig, der Gott der Christen ist allein der wahre Gott!“'' | ||
Viele aus den Anwesenden verließen das Heidentum und bekehrten sich zum christlichen Glauben. | Viele aus den Anwesenden verließen das Heidentum und bekehrten sich zum christlichen Glauben. | ||
Der dem Dido folgende Stadtpfleger Julian ließ endlich die heilige Jungfrau so lange mit Pfeilen durchbohren, bis sie den Geist aufgab. Dies geschah am 24. Juli um das Jahr 302. Ihr Leib wurde nach Palermo in Sicilien gebracht, wo sie als Patronin verehrt wird. | Der dem Dido folgende Stadtpfleger Julian ließ endlich die heilige Jungfrau so lange mit Pfeilen durchbohren, bis sie den Geist aufgab. Dies geschah am 24. Juli um das Jahr 302. Ihr Leib wurde nach Palermo in Sicilien gebracht, wo sie als Patronin verehrt wird. |
Version vom 22. Januar 2022, 15:14 Uhr
Fest
Das Leben der heiligen Christina
Die heilige Christina wurde zu Tyro, einer ehemaligen Stadt auf einer Insel des Bolsena-Sees in Toscana, geboren. Ihr Vater hieß Urban und war der Stadtpfleger daselbst, ein Feind der Christen. Kaum verging ein Tag in der Woche, an welchem er nicht mehrere Christen vor seinen Richterstuhl forderte und zu verschiedenen Peinen verurteilte. Ihre Eingezogenheit, Sanftmut, Gemütsruhe unter den größten Leiden, ihre Standhaftigkeit und Liebe zu Jesus machten auf Christianas noch schuldloses, von der Gnade Gottes zum Mitleid gerührtes Herz einen tiefen Eindruck. Dies führte sie auf den Gedanken, dass der Gott der Christen der wahre Gott sein müsse; denn nur der wahre Gott könne seinen Bekennern so große Liebe zu ihm und soviel Geduld und Stärke verleihe. Zwölf Jahre alt, suchte und fand sie Gelegenheit, durch einige christliche Frauen die Lehre Jesu kennen zu lernen, und man spendete ihr die heilige Taufe um so lieber, da man sie durch die Gnade von der Wahrheit der Lehre und Liebe Jesu zu den Menschen überzeugt sah. Ihr Herz war mit so innerer, dankbarer Liebe zu Jesus entzündet, dass sie bald danach einmal die silbernen und goldenen Hausgötzen ihres Vaters zerschlug und das Gold und Silber unter die Armen verteilte. Dazu trieb sie Gott selbst an; denn er wollte sie in ihren Martern dergestalt stärken, dass ihr Vater und alle Heiden durch ihre Geduld und Starkmut von seiner Wahrheit und Allmacht überzeugt würden. Als ihr Vater die Vernichtung seiner Götzenbilder erfuhr, entschloss er sich, diese Unbill mit dem Blute seiner Tochter zu rächen; doch wollte er vorher versuchen, ob er sie nicht durch gelinde Mittel vom Christentume abwendig machen könnte. Er rief sie in ein besonderes Zimmer, drang mit Liebkosen lange Zeit in sie und schritt endlich zu Drohungen, Allein Christina sprach unerschrocken:
„Tut nur, mein lieber Vater, was ihr wollt; das Leben könnt ihr mir nehmen, den Glauben an Christus aber werdet ihr mir niemals aus dem Herzen reißen. Mein Erlöser wird mir Kräfte geben, um alles, womit ihr mir drohet, geduldig zu erleiden.“
Kaum hatte sie dieses gesagt, so befahl der unmenschliche Vater den herbeigerufenen Henkersknechten, Christina in seiner Gegenwart am ganzen Leibe auf das Grausamste zu geißeln. Christina gab während dieser Marter kein Zeichen des Schmerzes von sich. Daher gebot der tyrannische Vater, die Henkersknechte sollten Geißeln mit spitzigen Haken ergreifen und die ihr schon beigebrachten Wunden am ganzen Leibe erneuern. Dieses geschah mit solcher Grausamkeit, dass ganze Stücke Fleisch von dem Leibe der Jungfrau gerissen wurden. Christina stand eine geraume Zeit mit unbeweglich zum Himmel erhobenem Angesichte; dann lobte und dankte sie Gott für seinen so augenscheinlichen Beistand. Der Vater, welcher nicht mehr Vater, sondern ein wütender Tyrann war, dadurch noch mehr erbittert, befahl, ein eisernes Rad herbeizubringen. Christina ganz entblößt mit Ketten daran zu binden und mit Öl zu begießen, und dann das Rad von der Erde so zu erhöhen, dass man es herumdrehen könnte. Als dieses geschehen war, wurde darunter ein Feuer angezündet, an welchem Christina langsam gebraten werden sollte. Gott der Herr aber stärkte seine heldenmütige Bekennerin so sehr, dass sie bei dieser so grausamen Marter mit lauter Stimme zu singen nicht aufhörte. Sie blieb dabei unbeschädigt; hingegen wurden die Umstehenden durch die Flammen ergriffen und verletzt. Der Tyrann erstaunte über dieses Wunder, wollte aber dennoch die Allmacht des Gottes der Christen nicht anerkennen, sondern ließ Christina in den Kerker schleppen, mit dem Vorsatze, sie am folgenden Tage aufs neue zu peinigen.
Kaum war Christina im Kerker, so erschien ihr ein Engel des Herrn, heilte sie augenblicklich von allen ihren Wunden, munterte sie zum fernernen Kampfe auf und versicherte sie des göttlichen Beistandes, Der Tyrann, von dieser so wunderbaren Heilung benachrichtigt, schickte einige Schergen mit dem Befehle ab, Christina einem großen Stein an den Hals zu hängen und sie in den nahen See zu werfen, damit man von ihr nichts mehr sehen und hören möchte. Allein der Engel, welcher sie im Kerker geheilt und aufgemuntert hatte, zeigte sich auch mitten im Wasser und führte sie unverletzt wieder an das Gestade. Auch bei diesem Wunder blieb der Vater verhärtet und hielt dies für Zauberei. Christina wurde abermals in den Kerker geworfen, und Urbanus sann auf eine neue Art und Weise, sie am nächsten Tage wieder zu peinigen. Als aber der Tag angebrochen war, fand man ihn tot in seinem Bette. Wahrscheinlich verursachte sein Zorn einen Schlagfluß, zur Strafe, weil er dem Rufe der Erbarmung Gottes nicht folgte. Dio, welcher dem Urbanus im Amte und in der Grausamkeit nachfolgte, forderte Christina wieder vor Gericht, und weil sie ebenso unerschrocken wie zuvor sich weigerte, den christlichen Glauben zu verleugnen: so gab er den Befahl einen silbernen Ofen glühend zu machen, denselben mit siedendem Öle und Pech anzufüllen und Christina hineinzuwerfen.
Als sie Gott, um auch diesen Richter und andere zur Erkenntnis seiner Allmacht zu führen, in dieser unmenschlichen Pein unverletzt erhielt, nahm man sie wieder heraus und führte sie in den Tempel des Apollo mit dem Befehle, ihn zu opfern.
Sobald Christina den Tempel betrat, machte sie das heilige Kreuzzeichen, und in dem nämlichen Augenblicke stürzte das Götzenbild vom Altare auf die Erde herab und zerbrach in viele Stücke. Zu gleicher Zeit fiel Dio vom Schlage getroffen zu Boden und gab seinen unglückseligen Geist auf. Die Soldaten, welche Christina in den Tempel geführt hatten, entsetzten sich über diese beiden Zufälle, ließen die christliche Bekennerin los und riefen mit lauter Stimme:
„Wahrhaftig, der Gott der Christen ist allein der wahre Gott!“
Viele aus den Anwesenden verließen das Heidentum und bekehrten sich zum christlichen Glauben. Der dem Dido folgende Stadtpfleger Julian ließ endlich die heilige Jungfrau so lange mit Pfeilen durchbohren, bis sie den Geist aufgab. Dies geschah am 24. Juli um das Jahr 302. Ihr Leib wurde nach Palermo in Sicilien gebracht, wo sie als Patronin verehrt wird. Ihr Verehrungstag ist der 24. Juli.
(Quelle: Goldene Legende: Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, Wilhelm Auer, Matthäus Vogel,1904 nach von FJM überarbeiteter Fassung)