Hermann Josef: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. August 2011, 20:51 Uhr
Der heilige Hermann Josef, Jahr 1236
Festtag
Fest: 7. April
Das Leben des hl. Hermann Josef
Wie lieb die gebenedeite Mutter Gottes fromme Kinder und reine, keusche Seelen hat, welche eine kindliche Verehrung zu ihr tragen, das kannst du, lieber Leser, an dem seligen Hermann sehen. Er wurde um das Jahr 1200 zu Köln am Rhein von ehrlichen, aber armen Eltern geboren. Als Knabe war er sanftmütig und willig zu Allem, wozu ihn seine Eltern anhielten; er war immer heiter und munter, wusste aber nichts von Leichtsinn und Mutwillen; kein böses Wort kam über seine Zunge, immer war er eingezogen und sittsam. Mit sieben Jahren wurde er in die Schule geschickt, wo er durch seinen Fleiß die besten Fortschritte machte. Seine frommen Eltern hatten ihm frühzeitig schon eine zarte Andacht zur Mutter Gottes eingepflanzt. Zu ihr, der weisesten Jungfrau, wandte er sich im Gebete, wenn er in die Schule ging, ihr opferte er alle Arbeiten auf, ihr weite er alle seine Erholungsstunden. Wenn seine Mitschüler an Vakanztagen spielten, so schlich sich Hermann in die Kirche, welche der Mutter Gottes geweiht war. Dort stand ein schönes Bild, welches die Jungfrau mit dem Jesuskinde vorstellte. Vor diesem Bilde warf er sich dann auf die Knie nieder und in kindlicher Einfalt redete er bald mit der Mutter, bald mit dem Kinde; auch reichte er dem Kinde Jesus sein Brot oder Äpfel dar, die ihm seine Eltern gegeben hatten. Die hohe Himmelskönigin hatte eine große freude an dieser kindlichen Liebe und Andacht des Knaben. Eines Tages opferte Hermann wieder der lieben Frau einen schönen Apfel und bat sie recht herzlich, dass sie doch das Geschenk annehmen möchte und siehe da, plötzlich streckte das leblose Bild die Hand aus und nahm das Geschenk. Dies machte dem Knaben die größte Freude und seine Ehrfurcht und Liebe zur Gottesmutter wurde immer größer, aber auch Maria wurde ihm immer gnädiger. Als er an einem Vakanztage wieder seiner Gewohnheit nach in die Kirche ging, um mit seiner lieben Mutter Maria sich zu unterhalten, da sah er im hellen Glanze die hohe Himmelskönigin leibhaftig; sie stand auf dem Musikchor, neben ihr stand der heilige Apostel Johannes in Knabengestalt und spielte mit dem Jesuskinde. Hermann blieb vor Verwunderung stehen und konnte sich nicht satt schauen. Da winkte ihm die Mutter Gottes und sprach: „Hierher, Hermann, komm.“ Nun lief Hermann freudig die Stiege hinauf, fand aber zu seinem Bedauern die Chortüre zugesperrt. „Wie kann ich denn hinaufsteigen“, rief er Maria zu, „da die Türe zu ist und ich keine Leiter habe, um hinaufzusteigen?“ Da befahl ihm Maria, zu versuchen, ob er nicht über die Tür steigen könnte und versprach ihm dabei zu helfen und die Hand zu reichen. Die Türe war ein eisernes Gitter, oben mit eisernen Spitzen versehen. Hermann suchte also hinaufzusteigen; da er aber zu müde geworden war und die Kräfte ihn verlassen wollte, reichte ihm die heilige Jungfrau die Hand und zog ihn empor, an den eisernen Spitzen aber verletzte er sich die Brust. Die Wunde war zwar klein und fast unsichtbar, machte ihm aber nachher sehr große Schmerzen. Sobald Hermann mit Hilfe der Mutter Gottes den Chor erreicht hatte, gab sie ihm freundlich die Erlaubnis, mit dem holden Christkindlein zu spielen und mahnte ihn, ja eine solche Gelegenheit gut anzuwenden. Schüchtern, aber im Herzen voll himmlischer Wonne, unterhielt sich nun der arme Hermann mit dem göttlichen Kinde und Maria schaute mit Wohlgefallen zu und bewunderte die Herablassung Jesu, des Heilandes des Welt. Bis zum Abend dauerte das Spiel; und da die Vesper ihren Anfang nahm, musste Hermann das heilige Kind verlassen. – Wehmütig stieg er wieder über die Türe, wobei ihm die Mutter Gottes die Hand reichte. Er gestand hernach, dass man für die himmlischen Freuden, welche er genossen, sich gerne tausend Wunden schlagen lassen dürfe.
Mittlerweile gerieten die Eltern des guten Hermann in immer größere Armut, so dass sie ihm die nötigen Bücher zum Lernen und die nötigen Kleider und Schuhe nicht mehr schaffen konnten. Hermann hätte seine Studien aufgeben müssen, wenn nicht die heilige Jungfrau wunderbar geholfen hätte. Es war Winter, die Kälte groß und er hatte keine Schuhe. Da nahm er zu seiner lieben Mutter Maria seine Zuflucht. Kaum war er in die Kirche getreten, so rief ihn Maria zu sich und fragte ihn, warum er bei solcher Kälte barfüßig gehe. „Ich habe“, antwortete Hermann, „keine Schuhe und kein Geld, um sie mir zu kaufen.“ Da sprach die heilige Jungfrau: „Gehe zu jenem Steine dort hin, hebe ihn von seiner Stelle und du wirst so viel Geld finden als du brauchst, um dir Schuhe kaufen zu können.“ Sogleich lief Hermann zum Stein hin, hob ihn auf, fand das Geld und dankte kindlich der Mutter Gottes. Diese aber sprach: „So oft du in Not bist, so komm zu diesem Ort, und du wirst immer so viel finden als du notwendig hast.“ – Hermann befolgte treulich den Rat und immer fand er, was er brauchte. Er hielt zwar die Sache verborgen, allein seine Mitschüler schlichen ihm nach, merkten es und wollten auch an dem Funde teilnehmen. Sie gingen also auch zu dem Stein hin in der Hoffnung, Geld zu finden, hoben ihn weg, fanden aber nichts, denn sie waren nicht so fromm wie Hermann und hatten die Mutter Gottes nicht so lieb wie er. Das Wunder wäre unglaublich, wenn nicht Hermann auf seinem Sterbebett es bezeugt hätte.
Als er zwölf Jahre alt geworden war, trat er in das Kloster der Prämonstratenser ein, welchen Orden der heilige Norbert gestiftet hatte. In diesem Kloster musste er anfangs den Speisesaal besorgen und später erhielt er das Amt eines Sakristans oder Meßners in der Kirche. Jetzt wurde seine Andacht zu Maria noch größer und die Folge davon war, dass die heilige Jungfrau die innigste Verbindung mit ihm einging. Sie erschien ihm oft und oft in sichtbarer Gestalt, unterrichtete ihn und hörte gerne auf seine Fragen. Da Hermann ganze Nächte im Gebete zubrachte, erschien ihm auch da die heilige Jungfrau in einem Glanze, dass seine Zelle hell erleuchtet war. Besonders gefiel der reinsten Jungfrau die engelreine Keuschheit ihres frommen Dieners. Um ihn dafür zu belohnen, verlieh sie ihm den schönen Namen Joseph und vermählte sich mit ihm durch einen Ring. Dies trug sich auf folgende Weise zu: Seine Mitschüler in der Klosterschule hatten bemerkt, dass er die jungfräuliche Reinigkeit ungemein lieb habe und nannten ihn daher nach dem Namen des keuschen Bräutigams der seligsten Jungfrau, Joseph. Hermann aber hielt sich dieses Namens nicht für würdig und wollte sich nicht so nennen lassen. Seine Mitschüler jedoch ließen sich nicht abhalten, ihn Joseph zu nennen. So entschloss er sich, dieselben bei seinen Oberen zu verklagen. Die Nacht zuvor wachte er im Gebete, schlief aber dabei ein und im Traume sah er sich in eine Kirche geführt, wo er die heilige Jungfrau mit dem süßen Jesuskinde auf dem Hochaltare erblickte. Maria rief ihn zu sich und als er das Christkind holdselig lächeln sah, sprach er zu Maria: „Gib mir, liebe Mutter, dein Kind.“ Die heilige Jungfrau zögerte, da aber Hermann nicht nachließ zu bitten, reichte sie ihm das holde Kind dar und sprach: „Nimm hin meinen Sohn, welchen einst mein Bräutigam Joseph auf der Flucht nach Ägypten in seinen Armen trug; nimm aber auch mit der Bürde den Namen des heiligen Joseph und weigere dich nicht mehr, diesen Namen zu führen, da du doch so gerne verlangest, was mit diesem Namen verbunden ist, nämlich die jungfräuliche Reinigkeit und den Umgang mit Jesus und Maria.“ – Diese Worte der Himmelskönigin machten einen solchen Eindruck auf ihn, dass er sich jetzt gerne von seinen Mitschülern und allen Menschen Joseph nennen ließ und seit dieser Zeit wird er auch gewöhnlich Hermann Joseph genannt. Die göttliche Mutter wollte aber ihrem geliebten Hermann Joseph noch eine größere Gnade verleihen, sie wollte sich mit ihm feierlich verbinden. In einer Nacht, wo Hermann Joseph wie gewöhnlich die Zeit im Gebete vor dem Hauptaltare der Kirche zubrachte, sah er eine herrliche Jungfrau im vorderen Teile der Kirche; sie strahlte im glänzenden Gewande und neben ihr standen zwei schöne Jünglinge, der eine zu ihrer Rechten, der andere zur Linken. Der Eine sprach nun zum Andern: „Wem werden wir diese Jungfrau vermählen?“ Der Andere antwortete: „Keinem andern als dem hier gegenwärtigen Bruder.“ Der Erstere stimmte bei und ging auf Hermann Joseph zu. Dieser erschrak anfangs, aber an solche Erscheinungen schon gewöhnt, näherte er sich verwundert und das Gesicht mit Schamröte bedeckt. Als er nahe zur Himmelskönigin gekommen war, wandte der andere Jüngling dem Hermann Joseph sein Angesicht zu und sprach: „Für dich ist diese königliche Jungfrau bestimmt, du sollst sie zur Braut haben.“ Zugleich bli ckte diese den heiligen Jüngling mit freundlichen Augen an und schien diesen Worten beizustimmen. Da geriet der fromme Jüngling in die größte Verlegenheit und demütig fragte er: „Wer bin ich denn, dass ich mich mit einer solchen Jungfrau verbinden darf; nur daran zu denken, halte ich für die größte Vermessenheit. Ich halte es für die größte Ehre, wenn es mir nur vergönnt ist, als der niedrigste Knecht in die Dienste dieser Königin zu treten: unwürdig aber bin ich, ihr Bräutigam genannt zu werden.“ Während er sich so entschuldigte, ergriff plötzlich der himmlische Geist die Rechte des Hermann Joseph und legte sie in die Hand der heiligen Jungfrau, indem er mit ernster Miene sprach: „Diese Jungfrau übergebe ich dir als Braut, sie soll dein sein, wie einst dem Joseph, dem göttlichen Nährvater“, und nun steckte Maria, die heiligste Jungfrau, ihm einen Ring an den Finger und verband sich so mit ihrem seligen Diener.
Du verwunderst dich vielleicht, christlicher Leser, über diese wunderbaren Gnaden, welche Hermann Joseph zuteil wurden, aber er hat sie auch verdient. Sein Leben war das eines reinen Engels. Seinen Leib behandelte er auf das Strengste; er fastete fast ununterbrochen, schlief sehr wenig und nur auf hartem Lager, unter dem Kopfe einen Stein. Sein gewöhnlicher Spruch war: „Die Zeit dieses Lebens ist eine Bußzeit.“ Obwohl er so hoher Gnaden teilhaftig geworden war, glaubte er doch immer aller Verachtung wert zu sein. Eines Tages sagte er zu einem Landmanne: „Schlag mich ins Gesicht“. Und als dieser erstaunt fragte: warum er ihn ohne Ursache schlagen sollte, gab ihm Hermann Joseph zur Antwort: „Weil ich ein Geschöpf voll der Sünden und Abscheulichkeit bin. Ich werde nie so verachtet, als ich es verdiene.“ Beständig trug er ein elendes, geflicktes Kleid und pflegte zu sagen: „Ich bin nichts Besseres wert.“ Während ihm die heiligste Jungfrau die seligsten Wonnen gewährte, hatte er große körperliche Schmerzen zu erdulden und schwere Versuchungen zu bestehen, wie ihm dies auch Maria schon hatte erkennen lassen, als er über die Türe stieg und sich verwundete. Als er Priester geworden war, verdoppelte er seinen Eifer in Ausübung aller Tugenden. Er beobachtete bis auf das Kleinste die Ordensregel und sein Gebet war so innig, dass er oft Stunden lang ganz außer sich war. Dies geschah besonders, wenn er die heilige Messe las. Da stand er oft mehrere Stunden lang bewegungslos und des Gebrauches aller Sinne beraubt vor dem Altare, wobei ihn ein himmlischer Glanz umfloss und die brennenden Kerzen auf dem Altare nicht mehr abnahmen als bei anderen heiligen Messen.
Hermann-Josef wird zu Gott gerufen
Vor seinem Tode verlangten die frommen Klosterfrauen zu Hoven, dass Hermann Joseph zu ihnen kommen und ihnen während der heiligen Fastenzeit Unterricht erteilen möchte. Hermann ging mit Erlaubnis des Abtes voll Freude dahin, weil ihm die Offenbarung zuteil geworden, dass er dort sterben werde. Kaum war er in das Innere des Klosters getreten, zeichnet er mit seinem Stocke auf den Boden die Gestalt eines Grabes und sprach: „An diesem Platze sollt ihr mich begraben.“ Bis zur Mitte der Karwoche blieb er gesund, da aber musste er sich legen; ein heftiges Fieber hatte ihn ergriffen. Während seiner Krankheit hatte er eine lang dauernde Verzückung. Als er wieder zu sich gekommen war, sagte er: „Mein Jesus ist unerbittlich: ich kann von ihm was ich verlange, durchaus nicht erhalten.“ Um was er gebeten hatte, konnte Niemand erfahren. Nachdem er mit heiliger Inbrunst die Sterbesakramente empfangen hatte, entschlief er heiteren Angesichts am Donnerstage nach Ostern, am 7. April im Jahre 1236 und wurde auch am bezeichneten Orte begraben.
Als man nach einiger Zeit seinen Leichnam erhob, um ihn in das Kloster Steinfeld zurückzubringen, war derselbe noch ganz unversehrt, obgleich er sieben Wochen schon begraben lag. Sein Grab wurde durch viele Wunder verherrlicht.
Darstellung des hl. Hermann-Josef
Er wird abgebildet als Knabe in altdeutscher Tracht, dem Jesuskinde im Schoße der jungfräulichen Mutter einen Apfel reichend.
Hermann-Josefs besondere Verehrung der hl. Muttergottes
Wodurch man sich die Liebe und das Wohlgefallen der lieben Frau gewinnen kann Gewiss ist es eine hohe Gnade, die Liebe und das Wohlgefallen der göttlichen Mutter zu besitzen. Alle Heiligen haben darnach verlangt und sich glücklich geschätzt, diese Gnade zu besitzen. Den Menschen, welchen Maria liebt, liebt auch Gott und ein solcher hat die Verheißung des ewigen Lebens. Wie könntest du nun, christliche Seele, diese Liebe und dieses Wohlgefallen erlangen? Dadurch, dass du den heil. Hermann Joseph nachahmst, aber nicht in der Absicht, auch so hohe außerordentliche Gaben, wie dieser, zu empfangen. Denn auch Hermann hat nicht danach gestrebt, er wäre zufrieden gewesen, der niedrigste Knecht Mariens zu sein. Nun was hat Hermann der lieben Frau zu lieb getan? Er hat
1. eine recht zärtliche und beharrliche Andacht zu Maria im Herzen getragen und sie als wie eine liebe Mutter geehrt. Das kannst du auch.
2. Lebte er immer recht schamhaft, keusch und rein. Sogar den kleinsten Gedanken gegen die heil. Reinheit verabscheute er. Nun, keusch und rein kannst du auch mit Gottes Gnade leben, besonders wenn du deine fünf Sinne, namentlich die Augen recht bezähmest, alle Gelegenheit fliehest und immer und immer betest und Maria um ihren Schutz anflehest.
3. War der hl. Hermann immer recht demütig, floh und verachtete alle Ehre und traute sich gar nichts zu. Demütig sein kannst du auch und musst es sein, wenn du deine Armseligkeit betrachtest. Ahme also hierin den frommen Hermann nach und Maria wird dich lieben und dich niemals verlassen.
Gebet
Mehrere römische Jünglinge haben nachfolgendes kleine Gebet verrichtet, um durch die Fürbitte der reinsten Jungfrau Maria die jungfräuliche Reinigkeit zu bewahren und Papst Pius IX. Verlieh allen, welche dieses Gebet nach dem Engel des Herrn jedesmal beten, einen Ablass von hundert Tagen und alle Monate einen vollkommenen Ablass, wenn sie die heil. Sakramente reumütig empfangen. Verrichte auch du dieses schöne
O meine Gebieterin, o meine Mutter! Gedenke, dass ich Dein bin! Bewahre mich und beschütze mich als Dein Eigentum! Amen.
(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884)