Andacht: Unterschied zwischen den Versionen

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Wie wir täglichen zum Leben des Leibes der leiblichen Speise bedürfen, so bedürfen wir zur Aufrechterhaltung und Veredelung des Geistes täglich geistige Nahrung. Ohne dieselbe würde unser wahres inneres Sein schwächer werden und endlich ganz verderben. Um so viel werter mein unsterblicher Geist als der Körper ist, um so viel größere Pflege soll ich seiner Erhaltung und seinem Wachstum widmen. Denn der Geist bin ich ja selber; der Körper der mich umkleidet, bin ich nicht. Nichts bleibt auf Erden, was und wie es ist. Die Zustände meines Körpers verändern sich beständig; auch die Zustände meines Geistes. Es steht nie Still, sondern er schreitet entweder vorwärts oder rückwärts, er wird entweder stärker oder schwächer, besser oder schlimmer. In einem unaufhörlichen Kampfe mit den äußeren Umständen und Schicksalen, oder mit den tierischen Einflüssen seines Fleisches und Blutes, ist der Geist entweder Sieger oder Besieger. Aber Ruhe ist selten für ihn. So soll ich also den Geist ebenso fortdauernd nähren und stärken. Das göttliche Wort ist aber die eigentliche Nahrung des Geistes; keineswegs ist solches die gewöhnliche Lebensklugheit, weltliche [[Weisheit]] oder Gelehrsamkeit. Den unser Geist in uns etwas göttliches, aus Gott entsprungen, zu Gott zurückkehrend. Daher muss er seine Kraft uns sein Wachstum aus dem, was göttlich ist, nehmen, wie der Leib sie aus dem Irdischen und Staube nimmt, von dem er kam, und zu dem er zurückkehrt. Das Göttliche aber, was geistige Nahrung sein soll, kann nichts anderes sein, als das Wort Gottes sein, oder das von uns[[ Gott]] Geoffenbarte. Die Offenbarung aber ist einer Erleuchtung unseres Inneres über uns selbst, über unser Wesen, unsere Abstammung, unser Fortdauern, unser Gott ähnlich werden. Mag sein das irdische Kenntnis, Gelehrsamkeit, Wissenschaft und Klugheit sehr vorteilhaft sind; das wir sie erwerben, erweitern, anwenden sollen, als Mittel der Wirksamkeit für den Geiste. Aber sie erhalten und mehren das Leben des Geistes selbst nicht, weil er göttlicher Abkunft ist, und nur im Göttlichen und vom Göttlichen allein lebt. Das Wort Gottes, das durch Jesum geoffenbarte, ist seine Nahrung, und es kann nicht anders sein. Ich möchte daher keineswegs diejenigen tadeln, welche nützliche Bücher lesen um Gedächtnis mit wissenswürdigen Dingen zu bereichern, ihre Einbildungskraft zu veredeln, ihren Schafsinn zu üben, und ihre Welt und Menschenkenntnis zu vermehren. Aber alles dies ist nur Mittel, Werkzeug und Stoff für den Geist, es ist nicht sein Leben selbst. Auch das Denken ist nicht das Leben des Geistes selbst, sondern nur die Äußerung, die Tätigkeit derselben. Das Leben des Geistes ist das sein im Ewigen, das Streben zu Gott, das gottähnliche Wirken. Die Nahrung solchen Lebens ist daher nur das [[Wort Gottes]], nicht das menschliche Wort; denn was göttliche Natur ist, kann nur vom göttlichen Leben. So halte Jeder [[Mensch]] nach seinem Stande, so oft er kann eine Andacht und nehme dazu vorzugsweise zuerst die Heilige Schrift und gehe dann über zu anderen erbaulichen Andachten je nach Kirchenjahr.
Wie wir täglichen zum Leben des Leibes der leiblichen Speise bedürfen, so bedürfen wir zur Aufrechterhaltung und Veredelung des Geistes täglich geistige Nahrung. Ohne dieselbe würde unser wahres inneres Sein schwächer werden und endlich ganz verderben. Um so viel werter mein unsterblicher Geist als der Körper ist, um so viel größere Pflege soll ich seiner Erhaltung und seinem Wachstum widmen. Denn der Geist bin ich ja selber; der Körper der mich umkleidet, bin ich nicht. Nichts bleibt auf Erden, was und wie es ist. Die Zustände meines Körpers verändern sich beständig; auch die Zustände meines Geistes. Es steht nie Still, sondern er schreitet entweder vorwärts oder rückwärts, er wird entweder stärker oder schwächer, besser oder schlimmer. In einem unaufhörlichen Kampfe mit den äußeren Umständen und Schicksalen, oder mit den tierischen Einflüssen seines Fleisches und Blutes, ist der Geist entweder Sieger oder Besieger. Aber Ruhe ist selten für ihn. So soll ich also den Geist ebenso fortdauernd nähren und stärken. Das göttliche Wort ist aber die eigentliche Nahrung des Geistes; keineswegs ist solches die gewöhnliche Lebensklugheit, weltliche [[Weisheit]] oder Gelehrsamkeit. Den unser Geist in uns etwas göttliches, aus Gott entsprungen, zu Gott zurückkehrend. Daher muss er seine Kraft uns sein Wachstum aus dem, was göttlich ist, nehmen, wie der Leib sie aus dem Irdischen und Staube nimmt, von dem er kam, und zu dem er zurückkehrt. Das Göttliche aber, was geistige Nahrung sein soll, kann nichts anderes sein, als das Wort Gottes sein, oder das von uns[[ Gott]] Geoffenbarte. Die Offenbarung aber ist einer Erleuchtung unseres Inneres über uns selbst, über unser Wesen, unsere Abstammung, unser Fortdauern, unser Gott ähnlich werden. Mag sein das irdische Kenntnis, Gelehrsamkeit, Wissenschaft und Klugheit sehr vorteilhaft sind; das wir sie erwerben, erweitern, anwenden sollen, als Mittel der Wirksamkeit für den Geiste. Aber sie erhalten und mehren das Leben des Geistes selbst nicht, weil er göttlicher Abkunft ist, und nur im Göttlichen und vom Göttlichen allein lebt. Das Wort Gottes, das durch Jesum geoffenbarte, ist seine Nahrung, und es kann nicht anders sein. Ich möchte daher keineswegs diejenigen tadeln, welche nützliche Bücher lesen um Gedächtnis mit wissenswürdigen Dingen zu bereichern, ihre Einbildungskraft zu veredeln, ihren Schafsinn zu üben, und ihre Welt und Menschenkenntnis zu vermehren. Aber alles dies ist nur Mittel, Werkzeug und Stoff für den Geist, es ist nicht sein Leben selbst. Auch das Denken ist nicht das Leben des Geistes selbst, sondern nur die Äußerung, die Tätigkeit derselben. Das Leben des Geistes ist das sein im Ewigen, das Streben zu Gott, das gottähnliche Wirken. Die Nahrung solchen Lebens ist daher nur das [[Wort Gottes]], nicht das menschliche Wort; denn was göttliche Natur ist, kann nur vom göttlichen Leben. So halte Jeder [[Mensch]] nach seinem Stande, so oft er kann eine Andacht und nehme dazu vorzugsweise zuerst die Heilige Schrift und gehe dann über zu anderen erbaulichen Andachten je nach Kirchenjahr.
Heilige mich, Gott, mein Gott, in dieser deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. [[Himmel]] und Erde vergehen; dein Wort bleibt ewiglich Amen
Heilige mich, Gott, mein Gott, in dieser deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. [[Himmel]] und Erde vergehen; dein Wort bleibt ewiglich Amen
Quelle: Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christentums und häuslicher Gottesverehrung von Heinrich Zschokke erschienen bei Heinrich Remigius  Sauerländer 1824
 
''Quelle: Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christentums und häuslicher Gottesverehrung von Heinrich Zschokke erschienen bei Heinrich Remigius  Sauerländer 1824''


Siehe auch <br/>
Siehe auch <br/>

Version vom 22. Oktober 2012, 20:30 Uhr

Eine Andacht ist eine innere Sammlung, Verehrung auf Gott ihn sowie eine Form des Gebetes. Sei es eine Bettstunde vorm Allerheiligsten, im Gottesdienst, Hochamt bei der hl. Messe oder Vesper. Im Laufe eines Kirchenjahres werden zu verschiedenen Zeiten Andachten abgehalten. Wie im Mai mit Maiandachten zur Mutter Gottes, in der österlichen Zeit die Kreuzwegandachten und im Monat Oktober die Rosenkranzandachten .

Komm! Geist der Andacht und der Ruh;
In unsere Tempel führe du
Des Frommen Sinnes Fülle!
Mach‘ unser Herz vom Irrtum los,
Es werd‘ uns Gottes Name groß,
Sein Wille unser Wille!

Andacht durch Erbauungsschriften, der Bibel, dem Gottesdienst

Warum Erbauungsschriften und die Bibel lesen, in die Kirche gehen das Wort Gottes hören? Wie wir täglichen zum Leben des Leibes der leiblichen Speise bedürfen, so bedürfen wir zur Aufrechterhaltung und Veredelung des Geistes täglich geistige Nahrung. Ohne dieselbe würde unser wahres inneres Sein schwächer werden und endlich ganz verderben. Um so viel werter mein unsterblicher Geist als der Körper ist, um so viel größere Pflege soll ich seiner Erhaltung und seinem Wachstum widmen. Denn der Geist bin ich ja selber; der Körper der mich umkleidet, bin ich nicht. Nichts bleibt auf Erden, was und wie es ist. Die Zustände meines Körpers verändern sich beständig; auch die Zustände meines Geistes. Es steht nie Still, sondern er schreitet entweder vorwärts oder rückwärts, er wird entweder stärker oder schwächer, besser oder schlimmer. In einem unaufhörlichen Kampfe mit den äußeren Umständen und Schicksalen, oder mit den tierischen Einflüssen seines Fleisches und Blutes, ist der Geist entweder Sieger oder Besieger. Aber Ruhe ist selten für ihn. So soll ich also den Geist ebenso fortdauernd nähren und stärken. Das göttliche Wort ist aber die eigentliche Nahrung des Geistes; keineswegs ist solches die gewöhnliche Lebensklugheit, weltliche Weisheit oder Gelehrsamkeit. Den unser Geist in uns etwas göttliches, aus Gott entsprungen, zu Gott zurückkehrend. Daher muss er seine Kraft uns sein Wachstum aus dem, was göttlich ist, nehmen, wie der Leib sie aus dem Irdischen und Staube nimmt, von dem er kam, und zu dem er zurückkehrt. Das Göttliche aber, was geistige Nahrung sein soll, kann nichts anderes sein, als das Wort Gottes sein, oder das von unsGott Geoffenbarte. Die Offenbarung aber ist einer Erleuchtung unseres Inneres über uns selbst, über unser Wesen, unsere Abstammung, unser Fortdauern, unser Gott ähnlich werden. Mag sein das irdische Kenntnis, Gelehrsamkeit, Wissenschaft und Klugheit sehr vorteilhaft sind; das wir sie erwerben, erweitern, anwenden sollen, als Mittel der Wirksamkeit für den Geiste. Aber sie erhalten und mehren das Leben des Geistes selbst nicht, weil er göttlicher Abkunft ist, und nur im Göttlichen und vom Göttlichen allein lebt. Das Wort Gottes, das durch Jesum geoffenbarte, ist seine Nahrung, und es kann nicht anders sein. Ich möchte daher keineswegs diejenigen tadeln, welche nützliche Bücher lesen um Gedächtnis mit wissenswürdigen Dingen zu bereichern, ihre Einbildungskraft zu veredeln, ihren Schafsinn zu üben, und ihre Welt und Menschenkenntnis zu vermehren. Aber alles dies ist nur Mittel, Werkzeug und Stoff für den Geist, es ist nicht sein Leben selbst. Auch das Denken ist nicht das Leben des Geistes selbst, sondern nur die Äußerung, die Tätigkeit derselben. Das Leben des Geistes ist das sein im Ewigen, das Streben zu Gott, das gottähnliche Wirken. Die Nahrung solchen Lebens ist daher nur das Wort Gottes, nicht das menschliche Wort; denn was göttliche Natur ist, kann nur vom göttlichen Leben. So halte Jeder Mensch nach seinem Stande, so oft er kann eine Andacht und nehme dazu vorzugsweise zuerst die Heilige Schrift und gehe dann über zu anderen erbaulichen Andachten je nach Kirchenjahr. Heilige mich, Gott, mein Gott, in dieser deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. Himmel und Erde vergehen; dein Wort bleibt ewiglich Amen

Quelle: Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christentums und häuslicher Gottesverehrung von Heinrich Zschokke erschienen bei Heinrich Remigius Sauerländer 1824

Siehe auch
Angelus Anbetung