Ignatius von Loyola: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der heilige Ignatius von Loyola, Stifter der Gesellschaft Jesu, Jahr 1556'''
'''Der heilige Ignatius von Loyola, Stifter der Gesellschaft Jesu, Jahr 1556'''



Version vom 28. Mai 2024, 06:31 Uhr

Der heilige Ignatius von Loyola, Stifter der Gesellschaft Jesu, Jahr 1556

Festtag

31. Juli

Geburts- und Todestag

geboren 1491 und zu Gott berufen am 31. Juli 1556


Vorwort

Wenn je ein Ereignis im Stande ist, den Beweis zu liefern, dass Jesus seine heilige Kirche niemals verlässt, dass Er sie schützt und regiert und dass er immer und zur geeigneten Zeit die Werkzeuge bereit hält, um das Heiligtum der Kirche, Ihre Glaubens- und Sittenlehre vor dem eindringlichen Verderben zu bewahren, so ist dies der Fall mit dem Leben und Taten des heiligen Ignatius von Loyola.

Das Leben und Wirken des heiligen Ignatius

Gerade zur Zeit, als Martin Luther seinen Abfall vom heiligen katholischen Glauben öffentlich erklärte und dann sein Buch gegen die geistlichen Gelübde, der Armut, Keuschheit und des Gehorsames, schrieb, weihte sich Ignatius in der Muttergottes Kirche zu Montserrat Gott dem Herrn und schrieb dann in der Einsamkeit einer Höhle bei Manresa sein berühmtes Buch von den geistlichen Übungen. Und als später Kalvin in Paris seine Irrlehre verbreitete und sich Schüler zu gewinnen suchte, sammelte sich Ignatius, der ebenfalls nach Paris gekommen war, um zu studieren, auch seinerseit Gefährten, um mit Ihnen den Feinden des wahren Glaubens Widerstand zu leisten. Zu der Zeit endlich, da König Heinrich VIII. von England sich zum Oberhaupte der englischen Kirche aufwarf und bei Todesstrafe seinen Untertanen befahl, dem Papste den Gehorsam zu verweigern und dessen Namen aus allen Büchern auszustreichen, legte nun der hl. Ignatius den Grund zu dem berühmten Jesuitenorden, der ganz besonders dem Dienste des Papstes geweiht sein sollte.

Wie einst der heiligen Athanasius gegen die Ketzerei des Arius, der heilige Augustin gegen die Irrlehre des Pelagius, der heilige Cyrillus gegen die gottlose Lehre des Nestorius, der heilige Flavian gegen den Ketter Eutyches von Gott erweckt wurden, um unter seinem Beistande siegreich gegen Irrtum und Gottlosigkeit zu kämpfen, so war auch der heilige Ignatius ein Werkzeug in der Hand Gottes, um der um sich greifenden Lüge und Sittenlosigkeit zu steuern und der Hölle die gewisse Beute zu entreißen.

In Spanien, einem der schönsten Länder der Welt, wo einst der heilige Apostel Paulus das Evangelium verkündete, der heilige Apostel Jakobus gepredigt, tausende von Christen für den heiligen Glauben geblutet und Jahrhunderte lang die treuen Gläubigen gegen die Anhänger des falschen Propheten Muhamed bis zur Vernichtung gekämpft, in diesem schönen Lande des ritterlichen Mutes und glühenden Glaubens wurde im Jahre 1491 in der Provinz Guipuskoa, auf dem Schlosse Loyola, Ignatius geboren. Sein Vater, ein Mann vom höchsten Adel, brachte ihn in seiner frühesten Jugend an den Hof des Königs Ferdinand, wegen seiner Anhänglichkeit an die Kirche „der Katholische“ genannt, wo er als Edelknabe diente. Doch seinem feurigen, nach hohen Dingen strebenden Gemüte gefiel das eitle Hofleben nicht. Er wollte Ritter werden, und in Kriegstaten sich auszeichnen, weshalb er den königlichen Hof verließ, um in das Kriegsheer einzutreten, wo er sich durch Mut und Tapferkeit so hervortat, dass er bald zum Hauptmann befördert wurde. Während seines Soldatenlebens zeigte er eine besondere Gabe, Untergebene zu leiten und Streitigkeiten zu schlichten. Die Rohheiten der Soldaten mied er, das Spiel verabscheute er und der Eigennutz war ihm fremd. Als einst eine Stadt, welche durch seine Mitwirkung erobert wurde, geplündert ward, rührte er von der Beute nichts an. Doch mit der heiligen Religion hielt er es nicht gar sehr; er begnügte sich damit, einige religiöse Übungen mitzumachen, führte aber im Übrigen ein weltliches vergnügungssüchtiges Leben, ohne aber Ärgernis zu geben. So lebte er zwar nicht gottvergessen, aber doch gleichgültig gegen seien hohe Bestimmung bis in sein neunundzwanzigstes Jahr, wo ihm Gott die Augen öffnete.

Bei der Belagerung der Festung Pampeluna durch die Franzosen zeichnete er sich, wie gewöhnlich, durch hohen Mut und große Tapferkeit aus. Schon hatten die Feinde mit Ihren Kanonen eine Öffnung in den Mauern gemacht und stürmten hinein. Ignatius warf sich Ihnen mit seinen Soldaten entgegen und trieb sie mit dem Degen in der Faust von danne, aber in der Hitze des Gefechtes traf ihn ein Felsenstück am linken Schenkel und eine Kanonenkugel zerschmetterte ihm im nämlichen Augenblicke das rechte Schenkelbein. Als die Soldaten ihren Hauptmann fallen sahen, schreckten sie das Gewehr und übergaben die Festung den Franzosen, welche den verwundeten Ignatius ehrfurchtsvoll aufhoben und in das Quartier Ihres Generals trugen, wo er verbunden und liebevoll verpflegt wurde. Nachdem er soweit geheilt war, dass man ihn von Pampeluna ohne Gefahr entfernen konnte, ließ ihn der französische General in einer Sänfte nach dem in der Nähe befindlichen väterlichen Schlosse Loyola tragen. Dort aber ergriffen ihn neue Schmerzen, das Bein war unrichtig geheilt und musste aufs Neue gebrochen werden. Ruhig duldete er die Schmerzen, aber ein Fieber, das ihm nunmehr ergriff, brachte ihn an den Rand des Grabes. Doch Gott hatte ihn zu großen Dingen ausersehen und schickte ihm durch den heiligen Apostel Petrus wunderbare Hilfe. In der Nacht, wo man schon seinen Tod erwartete, erschien ihm dieser Heilige und heilte sein Bein. Am Morgen war alle Gefahr vorüber, die Schmerzen waren verschwunden und die Kräfte kamen wieder. Aber als seien Genesung zunahm, zeigte es ich, das ein Knochen unter dem Knie zu weit hervorstand. Ignatius, der noch immer von seiner früheren Eitelkeit nicht befreit war, ließ nun diesen Knochen wegschneiden, musste aber dar nach sehen, dass ein Fuß kürzer wurde, weshalb er sein Leben lang hinkte.

Während dieser schmerzlichen Krankheit nun, die mehrere Monate dauerte und ihn an das Bett fesselte, verlangte er zum Zeitvertreib ein Buch, in dem eine Liebesgeschichte enthalten war. Allein man fand im Schlosse dieses Buch nicht, sondern brachte ihm dafür das Leben Christi und eine Legende der Heiligen. Bloß aus Langeweile blätterte er darin; aber nach und nach gefiel ihm der Inhalt, er lernte das wunderbar reine Leben der Heiligen kennen und bewundern. Er fing an, sein Leben mit Ihrem Leben zu vergleichen, er sah, wie Männer von dem höchsten Stande die Welt verließen und das arme Leben Christi nachahmten; wie sie in einsamen Höhlen beteten und fasteten und den höchsten Preis, die ewige Glückseligkeit erlangten. Eine eigene Sehnsucht ergriff sein Herz, es kam ihm der Gedanke, auch ein solches Leben zu führen und er entschloss sich wirklich, nach dem heiligen Lande zu ziehen und dort in einsamer Höhle nur Gott dem Herrn zu dienen.

Allein kaum hatte er den Entschluss gefasst, als die Liebe zur Welt und sein Ehrgeiz sich dagegen erhob. Auf der einen Seite sah er die Heiligen, wie sie unter der Fahne Jesus die herrlichsten Siege über die Welt, den Teufel und das Fleisch errangen und die ewige Krone empfingen, die alle Kronen der Erde an Glanz und Schönheit übertrifft, auf der andern Seite stellte sich die Welt mit Ihrem trügerischen Schimmer, mit Ihren vergänglichen Freuden, mit Ihrem falschen Ruhm gegenüber. Lange schwankte Ignatius hin und her; furchtbar war der Kampf in seinem Innern, doch endlich siegte die Gnade Gottes in ihm, er beschloss, Jesu treuer Knecht zu werden und ihm, dem mächtigsten und gütigsten Herrn, alles zum Opfer zu bringen. In einer Nacht stand er vom Bette auf, kniete sich nieder vor dem Bildnisse der allerseligsten Jungfrau beweinte bitterlich seine Sünden und schwur ihrem göttlichen Sohne und Ihr selbst ewige Treue. Kaum hatte er sein Gelübde abgelegt, als das Schloss bebte, die Fenster zersprangen und die Mauer seinen Zimmers zerriss. Satan fühlte es, dass er fortan an Ignatius einen unversöhnlichen Feind haben werde, der seine Pläne zerstören, seinem Wüten Einhalt tun werde, er hätte ihn gerne unter den Trümmern des Schlosses begraben, aber Gottes Hand hemmte seine Wut. Bald darauf erschien dem Heiligen, der alle Nacht auf dem Boden hingeworfen, seine Sünden beweinte, die heilige Jungfrau mit dem Jesuskinde, umstrahlt von himmlischen Glanze. Bei diesem Anblick durchdrang sein Herz eine nie gekannte Freude und es kam ihm vor, als würde seine Seele gänzlich vereinigt und jede sinnliche Lust in ihm ausgelöscht. Und in der Tat fühlte er von dieser Zeit an nie mehr eine Fleischerregung, immer standen ihm Jesus und Maria vor Augen. Ignatius war jetzt ein neuer Mensch. Das Lesen der Legende brachte in ihm das zu Stande, was weder eine gefährliche Krankheit, noch die Nähe des Todes, noch die wunderbare Heilung bewirken konnte, - seine vollständige Bekehrung.

O lieber Leser, versäume nicht, gute Bücher in die Hand zu nehmen und auch andern zu reichen; welch ein Segen wird für dich und für andere daraus entstehen!

Nachdem sein Fuß gänzlich geheilt war, wollte Ignatius seinen Entschluss, die Welt zu verlassen und Gott in der Einsamkeit zu dienen, auch ausführen. Vergeblich wiedersetzten sich ihm sein Bruder und seine Verwandten. Zu Pferde und von zwei Dienern begleitet, verließ er das Schloss Loyola, in der Tat aber um den berühmten Wallfahrtsort auf dem Berge Montserrat zu besuchen.

Nachdem er von dem Freunde Abschied genommen, sandte er seine beiden Diener in das Schloss zurück, er selbst ritt dem Berge zu. In einem Dorfe auf dem Wege dahin kaufte er ein langes, rauhes Pilgerkleid, eine Kürbisflasche, einen Gürtel und Sandalen von Stricken nebst einem Pilgerstabe, um als Pilger nach Jerusalem zu ziehen. Noch ehe er den Berg bestieg, machte er der heiligen Jungfrau das Gelübde beständiger Keuschheit. Nun ritt er, die Pilgerkleider und den Stab am Sattel, den Berg hinan. Auf der Spitze des Berges befindet sich ein Kloster der Benediktiner und die prachtvolle Kirche mit einem wundertätigen Bilde der heiligsten Jungfrau. An der Klosterpforte angekommen, verlangte er nach deinem Priester, um einen Generalbeichte abzulegen; es war dies der überaus fromme achtzigjährige Greis Johannes Konones, der damals im Rufe der Heiligkeit stand. Diesem legte er unter Tränen und Seufzen ein allgemeines Bekenntnis seiner Sünden ab. Nach der Beichte schenkte er seine Kleider einem Armen, zog das Pilgerkleid an und ging dann in die Kirche, wo er seinen Degen als ein Weihgeschenkt aufhängte und die ganze Nacht unter Gebet und Wachen zubrachte. Am Morgen schenkte er sein Pferd dem Kloster und wanderte dann dem Städtchen Manresa zu, wo ein Dominikanerkloster und ein Spital sich befand. Dort diente er, sein täglich Brot bettelnd, den armen Kranen und züchtigte seinen auf das Schrecklichste. Da er sich ganz einfältig stellte, so hielt man ihn für einen Landstreicher und misshandelte und beschimpfte ihn. Das alles aber litt er mit engelreicher Geduld, ja es freute ihn, um Jesus willen Schmach zu leiden, und seinen bisherigen Stolz büßen und tilgen zu können. Dafür aber lohnte ihn Gott mit wunderbaren Erleuchtungen und Tröstungen, die ihm während seines Gebetes, das täglich sieben Stunden dauerte, zu Teil wurde.

Noch nicht lange hatte die Verachtung gewährt, als der Arme, dem er seine ritterliche Kleidung geschenkt hatte, seinen Stand bekannt machte. Jetzt wurde er allgemein geachtet, aber jede Ehre von sich weisend, floh er aus der Stadt in eine nahe, tiefe, finstere Höhle, wo er verborgen vor den Menschen vier Tage gar nichts aß, tägliche seinen Leib geißelte, beständig betete und weinte und nur von Wurzeln lebte. Diese Strenge zog ihm furchtbare Magenschmerzen zu, und eines Tages fanden ihn einige Bewohner von Manresa ohnmächtig vor dem Eingang der Höhle liegend, die ihn wieder zu sich brachten und ihn in das Spital nach Manresa führten.

Hier brachte ihn wieder eine schwere Krankheit an den Rand des Grabes und die heftigsten Versuchungen von Seiten des bösen Feindes der ihn verderben wollte, ängstigten ihn Tag und Nacht. Dazu kam noch die größte, innere Verlassenheit und Trostlosigkeit und anhaltende Zweifel über seine früheren Beichten. Er betete, er weinte, er klagte, er schwieg; aber sein Zustand änderte sich nicht, es war ihm, als hätte ihn Gott gänzlich verlassen und seine ewige Verdammnis sei beschlossen.-

Alle diese Versuchungen und Nöten ließ aber Gott über ihm kommen, weil er aus ihm einen großen Heiligen bilden und ihn aus eigener Erfahrung lernen lassen wollte, andere, die von ähnlichen Leiden heimgesucht würden, trösten und leiten zu können. Er wurde schwer von der Hand Gottes geprüft, und nachdem er in der Prüfung treu bestand und keinen Augenblick im Vertrauen wankte, erbarmte sich seiner der Herr, befreite ihn von den Versuchungen und Geistesqualen und verlieh ihm eine Fülle himmlischen Tröstungen, Erscheinungen und Offenbarungen.

Eines Tages betete er auf der Stiege der Klosterkirche des heiligen Dominikus die Tagzeiten der Mutter Gottes; da wurde er plötzlich verzückt, er sah im Bilde die heiligste Dreifaltigkeit so klar, dass er von diesem hohen Geheimnisse so deutlich redete, dass die Gelehrten sich verwunderten und das gemeine Volk ihn verstand. Von dieser Zeit an betete er täglich öfters die hochheilige Dreifaltigkeit an.

Einmal hatte er eine Verzückung, die acht Tage dauerte. Sein Leib war wie Tod und man würde ihn begraben haben, wenn sein Herz nicht geschlagen hätte. Was er aber in dieser Verzückung geschaut, konnte er mit Worten nicht sagen.-

Die wunderbaren Erscheinungen und sein heiliges Leben erwarben ihm die höchste Achtung des Volkes; Jedermann liebte ihn, viele beteten mit ihm und begleiteten ihn auf seinen Wallfahrten und sein Beichtvater in Montserrat pflegte öfters zu fragen:

„Der Mann werde einst eine Stütze und Zierde der heiligen katholischen Kirche sein, die Welt verbessern und wie der Apostel Paulus den Heiden das Licht des wahren Glaubens bringen.“

Die Weissagung ist eingetroffen.

Den Grund zu einem vollkommenen, heiligen Leben hatte die Gnade Gottes in Ignatius gelegt; die Ehre Gottes, das Heil der Seelen, der Ruhm der Kirche war von nun an sein Ziel; Gott wollte, dass er sein großes, heiliges Werk beginne. Den Anfang machte Ignatius mit dem christlichen Unterrichte des Volkes. Er predigte und zwar so fasslich und eindringend, dass viele hartnäckige Sünder sich ganz bekehrten, viele sogar die Welt verließen und ihren Stand änderten.

Um diese Zeit war es, wo er, um recht viele Seelen nützlich zu sein, sein weltberühmtes Buch von den geistlichen Übungen niederschrieb. Diese Buch, wahrhaft ein Werk des Heiligen Geistes, hat schon Tausende von Menschen aus allen Ständen zu Gott bekehrt; ist in allen Sprache übersetzt, in der ganzen Welt bekannt und ist das feurige Schwert, womit die Jesuiten, die Kinder des heiligen Ignatius, die Feinde Gottes und seiner heiligen Kirche, am wirksamsten bekämpften. Ich möchte Dir, lieber Leser, dieses Buch ganz besonders empfehlen, schaffe es Dir an, lese es, betrachte darin und du wirst gewiss den heilsamsten Nutzen daraus schöpfen. Das Buchtitel lautet: „Manresa, oder die geistlichen Übungen des hl. Ignatius in neuer, leichtfaßlicher Darstellung zum Gebrauche aller Gläubigen.“

Zu Manresa stieg die Achtung gegen Ignatius immer höher; er aber, der kein anderes Ziel kannte, als die Verherrlichung Gottes und die tiefste Verachtung seiner selbst, floh aus der Stadt, und seine brennende Liebe zu Jesus trieb ihn an, in das heilige Land zu wandern, um dort arm und unbekannt das arme Leben Jesus nachzuahmen und Seelen zu retten. Auf dem ganzen Wege dahin lebte er von Almosen, wunderbar erhielt ihn Gott und geleitete ihn an das Ziel seiner Reise. In Jerusalem angekommen, besuchte er die heiligen Orte mit großer Rührung und innigster Zerknirschung und wollte dann den Ungläubigen das Evangelium predigen. Allein der Provinzial der Franziskaner, bei denen Ignatius sich aufhielt, gestattete es ihm nicht, weil er eine Christenverfolgung fürchtete, und verpflichtete ihn unter dem Gehorsame, Jerusalem zu verlassen. Voll Schmerz hierüber aber wie immer gehorsam, kehrte er nach Spanien zurück, entschlossen zu studieren und sich zum Priesterstande vorzubereiten.

Er war jetzt 33 Jahre alt und konnte sonst nichts als lesen und schreiben. Er ging nun mit den kleinen Knaben in die lateinische Schule zu Barcelona. Anfangs lernte er sehr hart; denn kaum fing er zu studieren an, so versenkte sich sein Geist in Betrachtung himmlischer Dinge. Nur mit großer Mühe konnte er nach und nach dem Studium seinen Geist vom Gebete losreißen. Dafür aber betete er ganze Nächte; der Sohn des Hauses, wo er sich aufhielt, sah ihn öfters um Mitternacht auf der Erde knien, mit strahlenden Angesichte und aus der Tiefe des Herzen seufzen: „O Gott, meine Liebe, Wonne meiner Seele, wenn die Menschen dich kennen würden, würden sie dich niemals beleidigen.“ Mit dem Gebete und dem Studium verband der heilige Diener Gottes auch die zärtliche Sorge für das Heil des Nächsten. Von dem Almosen, das ihm gute Freunde schenkten, behielt er das Schlechteste, das Beste gab er den Armen. Wo immer er eine Gelegenheit fand, suchte er zum frommen Leben zu mahnen.

Außerhalb der Stadt Barcelona war ein Frauenkloster, wo große Lasterhaftigkeit herrschte. Ignatius sah mit Schmerz das ärgernisgebende Leben dieser Nonnen und sann darauf, sie zu Gott zurückzuführen. Deshalb besuchte er täglich die Kirche des Klosters, betete dortselbst vier bis fünf Stunden und empfing mit größter Andacht die heilige Kommunion. Diese Andacht des Heiligen sahen die Nonnen, Sie wurden neugierig und ließen ihn rufen, um aus seinem Munde zu erfahren, wer er sei. Er aber benützte diese Gelegenheit, diese unglücklichen Nonnen auf Ihren heiligen Stand und ihre erhabenen Pflichten mit so nachdrücklichen Worten aufmerksam zu machen, und sprach mit solcher Salbung von der hohen Würde der jungfräulichen Reinigkeit, dass schon das erste Mal ihre Herzen wunderbar bewegt wurden, und nach einiger Zeit gelang es ihm, dass sie wieder die keusche Zucht liebgewannen und ihre bisherigen sündhaften Verbindungen mit lasterhaften Männern aufgaben.

Dafür aber hassten ihn diese Männer auf das Tödlichste und ließen ihm durch gedungene Meuchelmörder nach dem Leben streben. Wirklich wurde er von denselben angegriffen und entrann nur mit Mühe dem Tode. Er wurde von Ihnen zu Boden geschlagen und erst nach langer Zeit genas er wieder. Da geschah, dass zwei Brüder einen hartnäckigen Prozess führten und der Eine, welcher den Prozess verlor, in seiner Wohnung an einem Balken sich aufhing. Hängend fanden ihn die Diener. Auf Ihr Geschrei lief die Nachbarschaft herbei und auch Ignatius, der eben vorüberging, ging in das Haus hinein und ließ sogleich den Strick abschneiden. Man fand an dem Gehängten leider kein Leben mehr, alle Versuche ihn wieder zu beleben, waren vergebens. Ignatius, voll Angst über den schrecklichen Zustand der Seele des Selbstmörders, warf sich auf die Knie, bat Gott laut um das Leben des Unglücklichen und siehe da – in Gegenwart einer großen Menge Menschen kam der Tote plötzlich zu sich. Schnell rief Ignatius einen Priester herbei; der Unglückliche beichtete und starb gleich darauf.

Ignatius hatte nun zwei Jahre in Barcelona zugebracht, er hatte bereits die lateinische Sprache gut gelernt, und ging nun an die Hochschule von Alkala, um seine Studien fortzusetzen. Auch dort eiferte er mit aller Liebe für das Heil der Seelen; er unterrichtete die Kinder im Katechismus, besuchte die Kranken und unterstützte mit dem Almosen, wovon er im Spitale lebte, die Armen. Wegen dieses Unterrichts und wegen der sonderbaren Kleidung, die er trug, nämlich einen kurzen, grauen Rock, einen runden, grauen Hut, keine Schuhe an den Füßen, wurde er bei der Inquisition der Ketzerei beschuldigt und in das Gefängnis geworfen. Doch bald kam seine Unschuld an den Tag; er wurde entlassen, durfte aber keinen Unterricht mehr geben. Er begab sich nun deshalb nach Salamanka und da man ihn auch dort verfolgte, beschloss er, sein Vaterland zu verlassen und nach Paris zu ziehen.

Bereits hatten sich ihm vier fromme Männer, die er für Gott gewonnen hatte, angeschlossen; diese blieben in Spanien zurück, er aber zog allein in die Hauptstadt Frankreichs und nahm dort Herberge im Spitale der Armen. Da er nichts besaß, so musste er betteln, was ihn sehr an den Studien hinderte. Gute Seelen unterstützten ihn und nun verlegte er sich mit allem Fleiße auf die Wissenschaften, zugleich aber suchte er die jungen Studenten von Ausschweifungen ab- und zu einem frommen Lebenswandel anzuhalten. Sein liebevolles Benehmen, sein glühender Eifer, sein glühender Ernst machte großen Eindruck auf die jugendlichen Herzen. Der Erste, den er durch das Band der Liebe ganz an sich zog und für Jesus gewann, war der fromme und gelehrte Peter Faber; der Zweite war der nachmals so berühmte Heilige, Franz Xaver; diesen folgten Jakob Lainez und Alphons Salmeron. Später gestellten sich noch Nikolaus Bobadilla und Simon Rodriguez hinzu. Alle machten unter der Leitung des heiligen Ignatius die geistlichen Übungen, ergaben sich fleißig den Studien und führten in der verdorbenen Stadt Paris das erbaulichste Leben. Wie Kinder ihren Vater liebten sie Ignatius und überließen sich gänzlich seiner Leitung. Peter Faber besonders liebte Ignatius so innig, dass er sich bereit erklärte, ihn bis in den Tod zu folgen.

Mit diesen sechs Männern, von unerschütterlichem Glauben an Jesus und seine heilige Kirche und von heiliger Liebe zu Gott und den Menschen durchdrungen, wollte der heilige Ignatius an dem Heile der Ungläubigen im gelobten Lande arbeiten. Eines Tages versammelte er sie und erklärte Ihnen seine Absicht. Alle stimmten ihm mit Freuden bei und bestimmten den 15. August 1534, wo sie miteinander das Gelübde ablegen wollten, nach Jerusalem zu gehen und dort den Ungläubigen das Evangelium zu predigen. Am genannten Tage, wo die katholische Kirche das Fest Mariä Himmelfahrt feiert, versammelten sich alle in einer unterirdischen Kapelle auf dem Montmartre (Berg der Märtyrer), einen Hügel, der durch das Blut vieler heiligen Märtyrer geheiligt war. Hier las Peter Faber, der bereits Priester geworden, die heilige Messe und Ignatius nebst seinen fünf Gefährten empfingen die heilige Kommunion aus dessen Händen. Hierauf legten sie das feierliche Gelöbnis ab, allem Irdischen zu entsagen, vom Almosen zu leben und im heiligen Lande zu predigen: Sollten Sie aber nicht nach Jerusalem gelangen können, dem Papste sich vorzustellen, damit er sie hin sende, wohin er es für gut halte.

Sonst Niemand in der großen Stadt Paris, Niemand in der Welt wusste damals, was in der kleinen Kapelle des heiligen Donysius zu Montmartre diese sechs Männer taten und vor Gott gelobten; aber bald sollte es die Welt erfahren, dass wie einst aus dem unbekannten Saale zu Jerusalem, wo die Apostel den heiligen Geist empfingen, die Bekehrung der alten Welt ausging, so auch aus dieser kleinen Kapelle die Werkzeuge hervorgingen, wodurch Gott dem um sich greifenden Irrtum Einhalt tun, Tausende von Verführten bekehren, in vielen Ländern den heiligen katholischen Glauben erhalten und diesen heiligen Glauben in ferne Länder tragen wollte. Hier in der kleinen Kapelle legte der heilige Ignatius den Grundstein zu seinem weltberühmten Orden, der den heiligsten Namen Jesus führen sollte, und gerade am Himmelfahrtstage der seligsten Jungfrau tat er dies, damit die heiligste Mutter segne und in Schutz nehme, was zu Ehre Ihres göttlichen Sohnes unternommen wurde.

Ignatius zog nun mit seinen fünf Genossen nach Venedig, um von da aus zu Schiffe nach Jerusalem zu wallfahrten. Der Krieg mit den Türken, welcher um diese Zeit ausgebrochen war, hinderte sie, Ihr Gelöbnis auszuführen. Ignatius sendete daher die fünf Brüder nach Rom, wo sie der heilige Vater Paul III. liebevoll aufnahm und Ihnen die Erlaubnis, Priester zu werden, erteilte. Sie kehrten nun wieder zu Ihrem geistlichen Vater Ignatius nach Venedig zurück, empfingen mit ihm die Priesterweihe und feierten dann nach langer, sorgfältiger Vorbereitung ihr erstes heiliges Messopfer in Gegenwart des heiligen Ignatius, der sich noch für unwürdig hielt, das heiligsten Messopfer darzubringen. Erst nachdem er sich in tiefer Einsamkeit 18 Monate lang durch Gebet und Fasten vorbereitet hatte, feierte er zu Rom in der Kirche der heiligen Maria, „der Größern“ genannt, in der Kapelle der Krippe des Heilandes, welche dort aufbewahrt wird, sein erstes heiliges Opfer und brachte auch sich mit seinem göttlichen Heilande ganz zum Opfer für die Ehre Gottes und das Heil der Menschen dar.

Der Krieg mit den Türken dauerte in dieser Zeit noch fort; Ignatius und seine Gefährten sahen, dass Gott nicht zulasse, dass sie nach Jerusalem zögen, und so beschlossen sie denn, dass Ignatius und zwei Brüder nach Rom ziehen und dem heiligen Vater ihre Dienste anbieten, die übrigen aber an den Hochschulen Italiens die Studenten zur heiligen Gottesfurcht mahnen und Einige von Ihnen für Ihren Verein anwerben sollten. Dabei sollten sie in den Spitälern wohnen, nur von Almosen leben, die Kranken pflegen, die Kinder unterrichten, auf öffentlichen Plätzen Buße predigen und für Ihre Dienstleistungen kein Geld nehmen.

Ignatius ging nun mit seinen Genossen über Siena, eine Stadt in der Toskana, und besuchte dort eine verfallene Kapelle, wo er in gewohnter Andacht betete und seine Gesellschaft Gott empfahl. Unter dem Gebete aber wurde er plötzlich verzückt und sah im Geiste, wie der himmlische Vater ihn seinem göttlichen Sohne vorstellte. Jesus aber trug ein schweres Kreuz, das ihm sein Vater reichte, und sprach zu Ignatius: „Ich werde dir zu Rom gnädig sein.“ Als er aus der Kapelle trat, war sein Antlitz glänzend, und ganz wie von sich sprach er zu seinen Gefährten:

„Ich weiß nicht, was man uns in Rom bereitet, und ob wir dort misshandelt werden, aber das weiß ich, dass uns Jesus gnädig sein wird.“

Zu Rom angekommen, warf sich Ignatius mit seinen beiden Brüdern zu Füßen des Papstes und erbot sich, Alles zu tun, was er ihnen auflegen würde. Der Papst nahm sie huldvoll auf und übertrug den Brüder Lainez und Faber Lehrstellen an der Hochschule zu Rom. Ignatius aber verlegte sich auf Volksmissionen und auf den Unterricht der Jugend, seine übrigen Gefährten taten an andern Orten das Gleiche. - Damals sah es mit der Kenntnis der heiligen Religion unter dem Volke sehr schlimm aus, ebenso auch mit dem öfteren Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares. Kein Wunder daher, dass die Irrlehre und die Sittenlosigkeit so sehr um sich greifen konnte. Der heilige Ignatius kannte die Wurzel des Übels und verwendete daher mit seinen Gefährten alle Kraft auf die Christenlehre und auf die würdige Ausspendung der heiligen Sakramente. Überall strömten den eifrigen Vätern die Gläubigen zu, bald verminderte sich die Unwissenheit und vermehrte sich der Zutritt zu den heiligen Sakramenten. Unbeschreiblich war der Nutzen, den diese frommen Priester stifteten, und um denselben auch für die künftigen Zeiten zu erhalten und immer weiter zu verbreiten, fasste der heilige Ignatius den Entschluss, einen neuen Orden zu stiften, der nichts anders im Auge haben sollte, als die größere Verherrlichung Gottes und das Heil der unsterblichen Seelen. Seine Gefährten stimmten mit ein. Er verfasste also die Ordensregel und legte sie dann dem Papst Paul III. vor. Dieser bestätigte sie und so trat nun der berühmte Jesuiten-Orden oder der Orden der Gesellschaft Jesu im Jahre 1540 in die Welt, um sein heiliges, großes Werk zu beginnen.

Die sogenannte Kirchenverbesserung oder Reformation durch Martin Luther, der eine Klosterfrau sich zum Weibe nahm, und durch den Kalvin hatte bereits in Deutschland und Frankreich große Fortschritte gemacht. Entsetzlich waren die Folgen dieser Empörung gegen die heilige Kirche, überall Streit, Hader und Zwietracht, überall Ausschweifung, Gottlosigkeit und Zuchtlosigkeit.

Gott sendete seiner bedrängen Kirche Hilfe durch Ignatius und seine Gesellschaft. Die Irrlehrer Martin Luther und Kalvin verfluchten den Papst und kündigten ihm Ihren Gehorsam auf. Ignatius und seine Gesellschaft ehrten den Papst als Stellvertreter Jesus und verbanden sich durch ein Gelübde, dem Papste unbedingt zu gehorchen. Die Irrlehrer verwarfen die Gelübde der Keuschheit und der Armut, Ignatius aber verpflichtete seinen Orden zur beständigen Keuschheit und vollkommenen Armut. Die Irrlehrer wollten die heilige Kirche verbessern, ohne an Ihre eigenen Besserung zu denken, sie verwarfen die guten Werke, den Empfang der heiligen Sakramente, Ignatius aber fing die Besserung bei sich selbst und seinen Gefährten an und dann erst suchte er auch das Volk zu bessern und zu heiligen. Die Irrlehrer suchten die Lehre der Kirche und ihre Einrichtung zu ändern. Ignatius aber verteidigte dieselbe bis zum letzten Punkte und trachtete, die Kenntnis der heiligen Lehre und Ihre Ausübung überall zu verbreiten.

Seine Genossen, die sich von Tag zu Tag vermehrten, erwählten den heiligen Ignatius, ihren geistlichen Vater, zum Ordensgeneral und er sendete nun die Brüder aus in Länder und Städte, um im Weinberg des Herrn zu pflanzen und zu bauen, zu kämpfen und zu retten, was zu retten und für Gott zu gewinnen war. Er hatte Alle sorgfältig unterrichtet. Vor Allem drang er bei Ihnen darauf, dass sie sich selbst verleugneten nach dem Beispiele Jesu. Sie sollten stets sich abtöten, immer sich selbst bekämpfen, sich selbst und der Welt gänzlich absterben und nur für Gottes Ehre leben, leiden und sterben.

„Vince te ipsum,“ „Besiege dich selbst,“

rief er ihnen beständig zu. Der heilige Franz Xaver, welcher sich der nämlichen Worte in Indien nochmals öfters bediente, wurde befragt, warum er jene Worte so oft wiederhole? Seine Antwort war: „Weil ich es also von unserm Vater Ignatius gelernt habe.“

So wie der heilige Ignatius die Seinigen zur beständigen Abtödtung aneiferte, so auch zur feurigen Liebe Gottes und des Nächsten. Er selbst war sich und der Welt ganz abgestorben. Oft sah man ihn mit glühenden Antlitze zum Himmel emporblicken, die glänzenden Sterne betrachten und seufzen: „Wie ekelt es mich an der Erde, wenn ich den Himmel anschaue.“ Alle weltlichen Händel waren ihm zuwider, er bekümmerte sich einmal um dasjenige, was seine nächsten Verwandten betraf. Eines Tages im Winter, da er in seinem Zimmer Betrachtung hielt, brachte ihm der Pförtner Briefe vom Schlosse Loyola. Er nahm sie und warf sie ins Feuer, ohne sie zu lesen. Sein Wahlspruch war:

„Omnia ad majorem die Gloriam“ „Alles zur größeren Ehre Gottes!“

Tag und Nacht seufzte er nach der Anschauung Gottes und weinte vor Freude, wenn er nur an den Tod dachte. Oft sagte er: „Was wünsche ich und was kann ich wünschen, außer Dich, mein Gott!“ Seinen christlichen Unterricht endete er immer mit den Worten:

„Liebet Gott aus eurem ganzen Herzen, aus eurer ganzen Seele und aus allen euren Kräften.“

Eines Tages sprach er zu dreien seiner Brüder: „Was würdet ihr tun, wenn Gott zu euch also spräche: Wenn du jetzt sterben willst, so gebe ich dir die ewige Glorie; wenn du aber länger leben willst, so werde ich dich richten in jenem Zustande, in welchem du dich zur Zeit des Todes befinden wirst. Wenn nun Gott so zu euch redete und es fiele euch ein, ihr könntet, wenn ihr auf der Erde bliebet, Gott noch einen großen Dienst erweisen, aber ungewiß über euer Seelenheil, was würdet ihr tun?“ Pater Lainez entgegnete: „Ich würde lieber gleich sterben.“ Ignatius aber sagte: „Mit nichten; ich würde Gott bitten, dass er mich länger leben lasse, damit ich seine Ehre vermehren könnte, und ich glaube nicht verdammt zu werden, wenn ich meinen Vorteil der Verherrlichung unseres Herrn geopfert habe!“ So glühend liebte der heilige Ignatius Gott und nicht minder auch den Nächsten. Seit dem ersten Jahren seiner Bekehrung widmete er sich ganz und gar dem Dienste des Nächsten. Arme unterstützen, Kranke bedienen, Umwissende unterrichten, Unglückliche trösten, Jedermann Gutes tun, das war das Leben des heiligen Ignatius. Wie sehr er für das Heil der Sünder eiferte, davon nur ein Beispiel. Er hatte gehört, dass ein Jüngling in einem schändlichen Umgang mit einer Frau lebe und alle Nachts in Ihr Haus gehe. Der Weg dahin führte vor einem stehenden Wasser vorbei. Es war Winter, die Kälte groß. Im heiligen Eifer machte sich nun Ignatius auf den Weg, stellte sich in das kalte Wasser und wartet auf den jungen Menschen. Dieser kommt und als er sich dem Ort nahet, wo Ignatius steht, ruft ihm dieser zu: „Unglücklicher, wo gehst Du hin? Siehe, während du Gott beleidigen willst, will ich für Dich beten und büßen.“ Schrecken ergreift den Jüngling, er kehrt um und bekehrt sich von Stunde an aufrichtig.

Keine Arbeit, keine Gefahr war dem Heiligen jemals zu groß, wo es das Heil auch nur einer Seele galt. „Wenn ich, pflegte er zu sagen, tausendmal den Tod leiden um einer einzigen Seele willen.“

Das Wunder also, wenn seine Gefährten, die er in die Welt aussendete, durch sein Wort und Beispiel angefeuert, von gleicher Liebe Gottes und des Nächsten entflammt und in allen Tugenden geübt, unsäglich viel Gutes für das Heil der Seelen stifteten! Bald nach der Stiftung des Ordens sendete er Brüder nach Portugal, Spanien, Deutschland und später auch nach Frankreich. Nach Indien sendete er den heiligen Franz Xaver, und selbst nach Afrika und Amerika sendete er Schüler. Um unser liebes Vaterland Deutschland war er sehr bekümmert, welches damals in äußerster Gefahr war, gänzlich vom Glauben abzufallen. Er betete ohne Unterlass für dasselbe, opferte die heilige Messe dafür und verordnete, dass ein jeder Priester der Gesellschaft monatlich eine heilige Messe lesen sollte für die Rettung des deutschen Landes. Das heilsamste Werk, das Ignatius für unser Vaterland stiftete, ist das deutsche Kollegium in Rom, in welchem nach seinem Willen Jünglinge aus allen Ländern Deutschlands erzogen werden sollten, um in ihrem Vaterlande den Echt-Katholischen Geist zu verbreiten und der Irrlehre Einhalt zu tun. Noch heut zu Tage besteht diese herrliche, großartige Anstalt, von den Päpsten auf das Reichste ausgestattet.

Während so der Heilige gleichsam für die ganze Welt durch seine Gesellschaft sorgte und überallhin Segen verbreitete, blieb er selbst in Rom nicht untätig. Hier wirkte er Tag und Nacht als Katechet für die Kinder, als Beichtvater für die Sünder, als Prediger für das Volk. Für gefallene Mädchen gründete er ein Bußhaus, für elternlose Kinder ein Waisenhaus, ein Haus zu Aufnahme für Juden, welche sich zur Taufe vorbereitet, und alle diese wohltätigen Anstalten, die heute noch in Rom bestehen, stiftete er ohne andere Hilfsmittel als rein durch sein Vertrauen auf Gott.

Dieses sein Vertrauen war unerschütterlich. Öfters kam er mit den Seinigen in die bitterste Not; einmal sollten wegen Schulden schon die Hausgeräte verkauft werden, allein Ignatius blieb ruhig, betete, vertraute auf den Herrn und sprach zu den Brüdern: „Mich beunruhigt dieser Unfall nicht, wenn man uns die Betten nimmt, so schlafen wir auf der Erde, wie alle armen Leute.“

Gott half aber seinem Diener immer in der Not. Einmal, als gar nichts mehr im Ordenshause vorhanden war, gab ein unbekannter Mann einem Laienbruder 100 Goldstücke, ein anderes Mal erhielt ein Bruder einen ganzen Beutel voll neuer Dukaten.

Das Vertrauen des Heiligen war aber nicht vermessen. Bevor er etwas unternahm, flehte er inständig um Erleuchtung und Rat und kamen Hindernisse, so blieb er unerschütterlich, denn er wusste, dass Gott dem einen guten Ausgang geben werde, was zu seiner Ehre unternommen wurde.- Es ist leicht einzusehen, dass der Heilige welcher so Großes und so vieles zur Ehre Gottes unternahm, nicht ohne Leiden und Verfolgungen sein konnte. Er pflegte zu sagen: „Der volle Leidenskelch ist ein Unterpfand, dass Gott jemanden groß machen will“, und: „Die Verfolgung ist nichts anders, als die Wurfschaufel, die unsere Tugend reiniget.“ Jesus Christus, dem er in Allem nachfolgen wollte, teilte ihm daher auch ein reichliches Maß von seinen Leiden und Verfolgungen mit. Er, der keine andere Absicht hatte, als Gott allein zu verherrlichen und die wahre Lehre der heiligen Kirche gegen Irrtum und Lüge bis aufs Blut zu verteidigen, wurde, wie wir schon gehört haben, öfters der Ketzerei beschuldigt, deshalb zur Untersuchung gezogen, aber jedesmal freigesprochen. Bevor er seine Gesellschaft vom Papste bestätigten ließ, geschah es, dass ein berühmter Prediger in Rom öffentlich die Ketzerei Luthers von der Kanzel dem Volke verkündete.

Kaum hatte Ignatius davon gehört und sich überzeugt, als er und seine Brüder die Kanzel bestiegen und gegen die verderblichen Lehren dieses Mannes nicht ohne Erfolg ihre Stimmen erhoben. Dieser aber, ein schlauer Mensch, wußte durch Heuchelei und Verstellung den Verdacht der Ketzerei von sich abzuwälzen und mit Hilfe listiger Gesellen gelang es ihm, den heiligen Ignatius und seine Gefährten bei dem Volke selbst in Verdacht der Ketzerei zu bringen. Niemand wollte sie mehr anhören, alle Ihre Freunde verließen sie und man verachtete sie als die größten Heuchler. Groß war der Kummer des Heiligen, aber ohne Zagen trug er dies Kreuz. Er würde gänzlich geschwiegen haben, wenn nicht die Sache Gottes darunter gelitten hätte. Daher sah er sich gezwungen, auf Untersuchung zu dringen und die Sache dem Urteilsspruche des geistlichen Gerichtes zu unterstellen. Nach vielen Hindernissen, die der böse Feind in den Weg legte wurde endlich eine Untersuchung angestellt und die Unschuld des Heiligen, sowie seiner Gefährten glänzend gerechtfertigt. Die Verleumder wurden von Gott strenge gezüchtigt, der ketzerische Prediger flüchtete aus Rom und trat offen auf die Seite des Irrlehrers Kalvin. Auch ihn erreichte endlich die strafende Hand Gottes; er starb verstockt auf dem Scheiterhaufen.

Diese Verfolgung aber war nicht die einzige, die den Heiligen traf, selbst bei dem Papste suchten ihn die Verleumder anzuschwärzen und um seinen Einfluss zu bringen. Aber immer ging das Wort Jesu an ihm in Erfüllung: „Ich werde dir gnädig sein.“ Jesus ließ ihn unterm dem Kreuze, das er ihm auflegte, nicht erliegen, und Ignatius demütigte sich unter der Hand des Herrn und freute sich ungemein, für Jesus leiden zu dürfen.

Das Ende seines irdischen Lebens

Da der Heilige vom Tage seiner Bekehrung an immer fort die strengste Buße übte, ganze Nächte dem Gebete und der Betrachtung oblag, und so er nicht betete, zum Wohle und Heile des Nächsten rastlos arbeitete, dabei aber viele und schwere Krankheiten auszustehen hatte, so schwanden endlich seine Kräfte und er sah ein, dass er nicht mehr lange leben werde. Er ersuchte darum die Väter der Gesellschaft, ihm einen Gehilfen an die Seite zu setzen, welcher die äußern Angelegenheiten des weit verbreiteten Ordens leiten sollte. Dies geschah und Ignatius behielt für sich nur mehr die Sorge für die Kranken, die er, selbst schwach und kränklich besuchte und pflegte.

Um drei Dinge hatte er Gott gebeten, dass er sie ihm noch vor seinem Ende gewähren möchte, nämlich, dass sein Orden vom heiligen Stuhle bestätigt, das Buch von den geistlichen Übungen genehmigt, und die Ordensregel an allen Orten bekannt gemacht würden, wo die Seinigen tätig waren. Sein Wunsch war jetzt gewährt und nun meinte er, er habe auf Erden nichts mehr zu tun und dürfe nur mehr an den Himmel denken. Tag und Nacht seufzte er nach der Anschauung Gottes und das Feuer der Liebe, welches in seinem Herzen brannte, schwächte ihn immer mehr. Er ließ sich, obwohl die Ärzte keine Gefahr fürchteten, die heiligen Sterbesakramente reichen und zwei Tage danach den Papst um seinen Segen und um einen Ablass für seine Sünden bitten, damit, sagte er, meine Seele im schrecklichen Übergange in die Ewigkeit mehr Zuversicht habe. Der heilige Vater bewilligte Alles, was der Heilige verlangte. Die Nacht brachte er in einer fortwährenden Entzückung zu, bis er eine Stunde nach Sonnenaufgang mit gegen zum Himmel gerichteten Augen und Händen, die süßesten Namen Jesus und Maria auf den Lippen, sanft im Herrn verschied am 31. Juli im Jahre 1556.

Kaum wurde sein Tod in der Stadt bekannt hörte man allgemein den Ruf: „Der heilige Mann ist gestorben!“ und viele trugen kein Bedenken, ihn als einen Heiligen zu verehren und anzurufen. Schon bei seinen Lebzeiten hatte er Kranke geheilt, Teufel ausgetrieben, einen Toten erweckt, und nach seinem Tode geschahen bei seinem Grabe die erstaunlichsten Wunder. -

Papst Gregor XV. versetzte ihn unter die Zahl der Heiligen und wendete auf ihn die Worte der Schrift: „Er war groß durch den Namen, den er trug, sehr groß für das Heil der Auserwählten, für die Bekämpfung der Feinde Gottes und für die Eroberung des Erdteiles Israels.“ Noch mehr aber lässt sich auf ihn anwenden, was einst der heilige Hieronymus vom heiligen Augustin sagte: „Die Katholiken verehren und bewundern dich als den Wiederhersteller des alten Glaubens; und was ein Zeichen noch größeren Ruhmes ist, alle Ketzer hassen und verfolgen dich.“

Darstellung des hl. Ignatius von Loyola

Der Heilige wird gewöhnlich in priesterlicher Kleidung mit dem heiligsten Namen Jesus auf der Brust und mit einem Buche in der Hand dargestellt.

Durch die priesterliche Kleidung will man andeuten, dass er die Zierde des Priesterstandes gewesen und durch seinen Orden die Würde des Priestertums wieder mit neuem Glanze umgeben hat. Das heilige Meßopfer war die Quelle, aus der all seine Weisheit, seine Kraft und seinen Trost schöpfte. So oft er die heilige Messe las, war sein Angesicht wie vom Feuer entzündet, öfters sah man ihn am Altare mit feurigen Strahlen umgeben, von der Erde erhoben und die Augen voll Tränen. Oft war er von der Glut der Andacht nach der heiligen Messe so entkräftet, dass man ihn in sein Zimmer tragen mußte. Unter dem heiligsten Opfer war er auch öfters ganz außer sich und sah in der heiligen Hostie Jesum Christum leibhaftig.

Durch den heiligsten Namen Jesus will man seine inbrünstige Liebe und Andacht andeuten, welche der Heilige zu dem süßesten Namen Jesus trug. Mit der größten Ehrfurcht führte er denselben immer im Munde, diesen heiligsten Namen sollte seine Gesellschaft führen, für diesen heiligten Namen wollte er selbst und sollte die Seinigen Alles tun und leiden, in diesem heiligsten Namen besiegte er alle Angriffe der Hölle.

Durch das Buch endlich, welches der Heilige in der Hand hält, wird die Ordensregel (Konstitution) verstanden, welche Ignatius seiner Gesellschaft gab. Diese Regeln verfaßte der Heilige unter beständigem Gebete, Fasten und Weinen. Er bediente sich dabei nur der heiligen Schrift und des Buches von der Nachfolge Christi. Während er schrieb, erschien ihm öfters die heilige Mutter Gottes, die der Heilige ausnehmend liebte, auch sah man mehrere Male eine feurige Flamme über seinem Haupte. Fast auf jeder Seite dieser heiligen Regel findet man die Worte:

„Für das Heil der Seelen, für den Dienst des Nächsten, für die Ehre der göttlichen Majestät, zur größeren Ehre Gottes.“

Wer je den Geist, welcher den Heiligen belebte, leitete und antrieb, so große Werke selbst und durch seinen Orden zu vollbringen, kennen zu lernen wünscht, der lese diese Konstitutionen, sie geben das unumstößliche Zeugnis, dass Ignatius der größte Heilige seiner Zeit, ein besonderes Werkzeug in der Hand Gottes und sein von ihm gestifteter Orden ein wunderbares Werkzeug der heiligen Vorsehung sei!

Worte des heiligen Ignatius

  • Wem Gott viele Leiden gibt, dem gibt er mit dieser Einen Gnade viele Gnaden.
  • Durch die Änderung des Sinnes, nicht durch die Änderung des Ortes wird der Mensch besser.
  • Aller Honig der Welt hat nicht so viel Süßes als der Essig des Herrn Jesus.
  • Kein Holz ist tauglicher für den Herd der Liebe zu Gott als das Kreuz.
  • Je freigebiger du gegen Gott bist, desto freigebiger ist er gegen dich.
  • Keine gotteswürdige Tat, der nicht die empörte Welt oder Hölle widerspräche.
  • Um im Reiche Gottes Großes zu wirken, sei klein in deinen Augen!
  • Menschenfurcht wirkt nichts Gutes für Gott.
  • Ein Gespräch mit einem Gottseligen haucht Flamme in die Liebe zu Gott, wie der Wind in die Glut.
  • Fremde Fehler seien dir ein Spiegel Deiner eigenen.
  • Tue nichts, rede nichts, ehe du die Frage an Dich gestellt hast: Gefällt es Gott und nützt es dem Menschen?
  • Dem, der Gott in sich hat, fehlt nichts, wenn ihm auch alles fehlt.
  • Nimm eine betrübte Seele mit Liebe und vieler Freundlichkeit auf; denn Gott schickt sie Dir, ihr einen Trost zu geben.
  • Der allein lebt selig auf Erden, der sein Herz stets bei Gott und Gott im Herzen hat.

Gebet des heiligen Ignatius

Nimm hin, o Herr! Meine ganze Freiheit. Nimm das Gedächtnis, den Verstand und den ganzen Willen. Was ich habe oder besitze, hast du mir Alles verliehen: ich gebe es Dir ganz zurück und überlasse es völlig deinem Willen, auf dass du unbedingt darüber schaltest. Schenke mir nur Liebe zu Dir mit Deiner Gnade, und ich bin reich genug und verlange außerdem nichts Anderes. Amen.


(Quelle: nach Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884, von FJM überarbeitete Fassung)