Bruno

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Fensterbild im Kölner Dom - gemeinfrei

Fest

6. Oktober

Lebensbeschreibung

Bruno, der heilige Stifter des berühmten Kartäuserordens, ward um das Jahr 1040 zu Köln am Rhein geboren und von seinen adeligen und tugendhaften Eltern sehr gottesfürchtig erzogen. Als Jüngling ging er nach dem Willen der Eltern auf die Hochschule von Paris, wo er in den Wissenschaften solche Fortschritte machte, dass er die Würde eines Doktors der Gottesgelehrtheit erlangte und bald darauf mit einem Kanonikat zu Rheims beehrt wurde. Kurz vor seiner Abreise von Paris trug sich daselbst eine entsetzliche Begebenheit zu. Es verschied ein Doktor (berühmter Lehrer, Professor) in selbiger Stadt, den man für sehr gelehrt und fromm gehalten hatte. Sein Tod schien auch selig zu sein; denn er hatte kurz vorher die heiligen Sterbesakramente empfangen. Als man aber dessen Leichnam dem Gebrauche nach in die Kirche trug und vor der Beerdigung die Tagzeiten für die Verstorbenen betete, da richtete sich bei Abbetung der vierten Lektion der tote Körper in die Höhe und rief mit furchtbarer Stimme:

„Aus gerechtem Urteile Gottes bin ich angeklagt worden.“

Am zweiten Tage, als man wieder zu den ersten Worten dieser Lektion kam, bewegte sich der Körper wieder und schrie in einem gleich fürchterlichen Tone:

„Aus gerechtem Urteile Gottes bin ich gerichtet worden.“

Am dritten Tage geschah das nämliche: Der Tote saß auf und rief zum letzten Male noch schrecklicher:

„Aus gerechtem Urteile Gottes bin ich verdammt worden.“

Eine andere Nachricht meldet:

Dies sei an einem Tage dreimal nacheinander geschehen.

Bruno war auch mit sechs seiner Freunde bei diesem traurigen Ereignisse zugegen. Er empfand über dieses Urteil Gottes einen solchen Schrecken, dass er sich von dieser Stunde an entschloss, die Welt zu verlassen und mit allem Ernste für das Heil seiner Seele zu sorgen, damit dereinst vor dem Richterstuhle Gottes besser als jener Doktor dastehen könne. Dieses erzählte er seinen Freunden, und jene Worte erschütterten dergestalt ihre Herzen, dass sie den gleichen Entschluss fassten. Bruno und seine sechs Gefährten verkauften alles, was sie hatten, teilten es unter die Armen und gingen in geringer Kleidung mit einem Stabe in der Hand von Paris fort nach Grenoble zu dem heiligen Bischofe Hugo. Sie erzählten alles, was sich zugetragen, eröffneten ihm den von ihnen gefassten Entschluss und baten ihn um einen einsamen Ort in seinem Bistume, wo sie in der Stille Gott dienen und durch ein frommes Leben sich um die Gnade des göttlichen Richters, da es noch Zeit sei, sicher bewerben könnten.

Hugo hatte in der vorhergehenden Nacht einen Traum, in welchem er sah, dass sieben hellleuchtender Sterne zu ihm kamen. Da er nun diese sieben Männer in solcher Demut vor sich sah, zweifelte er nicht, dass Gott ihm dies durch den nächtlichen Traum voraus anzeigen und zugleich sein Wohlgefallen an deren Entschluss andeuten wollte. Er erfreute sich sehr darüber, bestärkte sie in ihrem Vorsatze und führte sie selbst in eine Einöde, welche man Karthaus nannte. Diese war zwischen sehr hohen Bergen gelegen und so rauh, wild und unfruchtbar, dass sie vielmehr den wilden Tieren als vernünftigen Menschen zum Aufenthalte passend zu sein schien.


Der heilige Bruno erbaute an diesem Orte ein Kirchlein zur Ehre des heiligen Johannes des Täufers und einige voneinander abgesonderte armselige Hütten zu Wohnungen. Einen solchen Anfang nahm der so sehr in der Kirche Gottes berühmte und bisher in seinem ersten Eifer beständig gebliebene Kartäuserorden.


Fortsetzung folgt ...


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)