Margaretha Maria Alacoque

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Fest

16. Oktober

Ausführliche Lebensbeschreibung

Stifterin der Andacht zum heiligsten Herzen Jesu

Vorwort

Sowie Gott einst nach den Worten seines Sohnes Jesus, "dass er seine Geheimnisse den Klugen und Weisen dieser Welt verberge, den Kleinen aber, den Einfachen und Demütigen offenbare" - Matth. 11., die selige Juliana von Levden auserwählt hat, das Fronleichnamsfest in seiner heiligen Kirche einzuführen, so wählte er auch die schwache, aber im Glauben und der Liebe starke Jungfrau Margaretha aus, der Welt in neuerer Zeit die Schätze seiner Erbarmungen durch die Andacht zum liebreichsten Herzen Jesu kund zu geben. - Lies und bewundere und bete an die heiligen Wege Gottes, die Offenbarungen seiner Liebe zu seiner heiligen Kirche und ihren Kindern.

Ihre Kinder- und Jugendtage

Geboren im Jahre des Herrn 1647 zu Lanthekourt, der französischen Provinz Burgund, hatte sie zum Vater den gottesfürchtigen Klaudius Alacoque und zur Mutter die fromme Philiberta. Noch kannte sie nicht das Gute und Böse, als ihr Gott schon eine große Furcht vor der häßlichen Sünde in das Herz pflanzte, so daß die Eltern nur das Wort Sünde aussprechen durften, um sie vor jeder kindlichen Unart abzuschrecken. Der nämliche, gütige Gott aber, der ihr einen solchen Abscheu vor der Sünde einflößte, lernte sie auch die hohe Gabe der Reinigkeit und Keuschheit kennen und lieben. Noch nicht vier Jahre alt, fühlte sie sich unabläßig gedrängt, diese Worte zu sprechen:

"Mein Gott! ich weihe dir meine Reinigkeit, ich lege das Gelübde beständiger Keuschheit vor dir ab."

Der heiligen Messe wohnte sie immer auf den blossen Knieen liegend bei, und da geschah es, daß sie einmal bei der heiligen Wandlung ohne zu verstehen, was sie tat, aber innerlich dazu angetrieben, das Gelübde immerwährender Keuschheit ablegte. Es wollte nämlich Jesus das Herz dieses Kindes zu einem reinen Gefäße seiner Gnaden, zur Wohnung seiner Majestät sich bilden . -

Wie die jungen Pflänzchen, wie die Blümlein im Garten immer den wärmenden Strahlen der Sonne sich zuwenden, so auch fühlte sich die kleine Margaretha zum heiligsten Altarssakramente

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hingezogen, wo Jesus, die göttliche Sonne der Gerechtigkeit, weilt. Niemand hatte ihr davon gesagt, aber sie fühlte es im Herzen; deshalb eilte sie bei jeder Gelegenheit der Kirche zu, kniete sich vor dem Tabernakel nieder, faltete ihre Händlein und betrachtete ganz in sich versenkt die Liebe des göttlichen Heilandes, von dem sie aus dem Munde der Eltern schon so viel Liebes vernommen hatte. Dieser Liebe zu Jesus gesellte sich noch eine innige Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria bei und ein heftiges Verlangen nach Einsamkeit. Oft und oft dachte sie über das wunderbare Leben der heiligen Gottesmutter nach und empfahl ihr mit kindlichem Vertrauen all ihre kleinen Angelegenheiten. Schon damals, erst 4 Jahre alt, mochte sie das Gelübde, alle Samstage zu ihrer Ehre zu fasten, und, wenn sie einst lesen könnte, täglich die kleinen Tagzeiten zu beten. Kaum hatte sie den Rosenkranz kennengelernt, als sie ihn auch täglich betete und zwar so oft es sein konnte, mit ihrem Antlitze auf der Erde liegend. Diese Liebe vergalt ihr auch die liebreichste Mutter mit ihrem sichtbaren Schutze. Wie ein süssduftendes demütiges Veilchen blühte sie heran, von keinem Hauche der Welt befleckt, von Jedermann bewundert über die reichen Gaben, womit sie der Herr schon bereichert hatte. In dem Alter, wo andere Kinder erst den Namen Tugend hören, übte sie dieselben, und wo andere erst anfangen zu beten, übte sie schon, von Jesus selbst belehrt, das innerliche Gebet wie eine Meisterin.

Als sie acht Jahre alt war, starb ihr Vater, und ihre Mutter, welche ein großes Haushalten zu führen und für noch vier Knaben zu sorgen hatte, schickte Margaretha, die einzige Tochter, in das Kloster St. Klara von Charolles zur Erziehung, wo sie sehr gut unterrichtet und in ihrem neunten Jahre schon zur ersten heiligen Kommunion zugelassen wurde. Was der göttliche Kinderfreund Jesus im liebenden Herzen dieses engelreinen Mädchens wirkte, wurde bald sichtbar. Margaretha verlor alle Freude an Kinderspielen und andern Unterhaltungen ihres Alters; sie fühlte sich in ihrem Innern angetrieben, die Einsamkeit zu suchen und dort zu beten, und zwar immer mit dem Angesichte auf der Erde und mit bloßen Knieen, ließ aber davon nichts merken. Dabei ahmte sie in allen Stücken die Klosterfrauen nach, die sie alle für Heilige hielt, und hatte auch das Verlangen, in diesem Kloster zu bleiben.

Nun aber überfiel sie eine schwere Krankheit, die vier Jahre dauerte. Sie konnte weder gehen noch essen, noch schlafen, noch auch kaum sich bewegen; bis auf Haut und Bein zehrte sie ab. Ihre Mutter holte sie deswegen nach zwei Jahren auch aus dem Kloster ab. Alle Kunst der Ärzte und Kraft der Arzneien konnten die Krankheit nicht heben. Da fühlte sich Margaretha innerlich angetrieben, der seligsten Jungfrau Maria das Gelöbnis zu machen, wofern sie wieder gesund würde, in ihren Orden von der Heimsuchung zu treten. Kaum hatte sie das Gelübde gemacht, war sie auch geheilt, und von jetzt an ergab sie sich ganz dem Schutze der Gottesmutter, und diese hin wiederum nahm sich um Margaretha wie eine zärtliche Mutter an, lehrte sie den Willen Gottes tun und wies sie zurecht, wenn sie fehlte.

„Als ich einst, erzählte sie selbst, den Rosenkranz sitzend betete, erschien mir die heilige Jungfrau und sprach: „Wie, meine Tochter! Also dienst du mir so nachlässig?“ Nachdem sie vollkommen genesen war, ergab sie sich mit neuem Eifer dem Gebete und der Abtödtung. –

Vier Stunden des Tages betete sich, die übrige Zeit gehörte der häuslichen Arbeit; dreimal die Woche fastete sie und oft aß sie auch ganze Tage nichts. Mit härenen Bußkleidern, Geißeln und Ketten peinigte sie ihren zarten Leib. Der blanke Fußboden war ihr Lager, mehrere Stunden der Nacht brachte sie in Betrachtung zu, obwohl sie von Geschwüren an den Füssen geplagt wurde, wovon sie aber Gott wunderbar heilte. Da aber ihre Mutter und Brüder wegen ihrer Gebrechlichkeit sehr zart mit ihr umgingen und ihr schmeichelten, so geschah es, daß sie, dreizehn Jahre zählend, nach und nach in ihren guten Übungen lau wurde; die Eitelkeit schlich in ihr Herz, sie ergab sich den Vergnügungen, ließ sich aber niemals etwas zu Schulden kommen, was den strengsten Wohlstand verletzt hätte. Vielmehr galt ihr Leben in den Augen der Mutter für ein heiliges, aber nicht so in den Augen Gottes, der auch nicht den geringsten Flecken an der reinen Seele seiner Braut sehen wollte, und sie daher strenge heimsuchte.

Ihre schon bejahrte Mutter überließ das ganze Haushalten drei Dienstboten und diese behandelten nun Mutter und Tochter auf die roheste Weise. Oft hatte Margaretha keine Kleider, um in die heilige Messe zu gehen und mußte sie entlehnen, weil die Schlüssel zu den Kleiderkästen ihr nicht gegeben wurden. Es kam so weit, daß sie ohne Erlaubnis dieser Dienstboten nichts mehr tun, ja nicht einmal aus dem Hause gehen durfte. Da suchte nun Margaretha ihren Trost bei dem heiligsten Altarssakramente, wo sie schon so viele Gnaden empfangen hatte; aber nur mit harter Mühe gelang es ihr, in die Kirche zu kommen. Nun suchte sie sich verborgene Winkel im Garten oder im Stalle aus, um dort dem Herrn ihr Leid zu klagen und Maria um ihre Fürbitte anzuflehen. Am Tage mußte sie gewöhnlich mit ihren Drängern arbeiten, die Nächte aber brachte sie meistenteils unter Vergießung von bitteren Tränen zu den Füssen des Gekreuzigten zu, wo sie besonders einen Fehler, den sie aus kindlicher Unbesonnenheit begangen hatte, tief bereute, - nämlich, daß sie sich einmal verleiten ließ, mit ihren Brüdern verkleidet zur Fastnachtszeit auf einen Ball zu gehen. Während sie so äußerlich und innerlich Unbeschreibliches litt, wurde auch ihre alte Mutter schwer krank. Dies vermehrte ihre Leiden ungemein; denn die harten Dienstboten kümmerten sich nicht im Geringsten um die alte Frau. Margaretha mußte, da Alles, was im Hause, versperrt war, sogar öfters das Notwendige für ihre Mutter bei anderen Leuten erbetteln und selbst den Arzt für ihre kranke Mutter machen. Aber so sehr sie auch von der rohen Anmassung der drei hochmütigen Dienstboten zu leiden hatte, wagte sie nicht einmal, vor ihrer Mutter dieselben zu tadeln, aus Furcht, die Nächstenliebe zu verletzen, betrachtete sie nur als heilsame Werkzeuge in der Hand Gottes, um seinen Willen an ihr zu vollbringen und erduldete alle Mißhandlungen mit unerschütterlichen Mute.

Dafür aber belohnte sie Jesus mit seiner beständigen Gegenwart. „Immer,“ sagt sie selbst „war mein Jesus mir zugegen, entweder unter der Gestalt des Gekreuzigten, oder des Ecce Homo-Bildes, oder wie er sein Kreuz trägt,“ und da sie ein heftiges Verlangen nach dem innerlichen Gebete in sich fühlte, lehrte sie der Heiland dasselbe, ohne daß sie es wußte, und ergoss dabei die süßesten Wonnen in ihr Herz. Hatte sie aber das Glück, die Kirche besuchen oder die heilige Kommunion empfangen zu dürfen, so war ihre Freude grenzenlos. Sie suchte dann soviel wie möglich dem Altare nahe zu sein, und ganz ausser sich hielt sie sich für eine brennende Kerze, um in Liebe zu Jesus sich zu verzehren.

Der Kampf um Ihre Berufung

Margaretha hatte nun das achtzehnte Jahr erreicht. Die Mutter war auf ihr Gebet plötzlich gesund geworden und die Verwandten und Freunde dachten darauf, die blühende Jungfrau zu verehelichen. Auch ihre Mutter glaubte durch eine Heirat den Drängern ihrer Tochter zu entkommen und trieb sie dazu an. Aber auf der anderen Seite stand Margaretha ihr Gelübde, Jungfrau zu bleiben, immer vor Augen und es war ihr, als würde sie verdammt werden, wenn sie dasselbe breche. Der Kampf der frommen Jungfrau war gewaltig. Jesus und die Welt streckten die Arme nach ihr aus, und der böse Geist suchte sie von dem Wege, auf welchem sie der Herr haben wollte, mit aller List und Gewalt abzuziehen. Schon fing sie an sich zu putzen und in weltliche Gesellschaften zu gehen, aber nirgends fand sie Ruhe; sie fühlte einen feurigen Pfeil in ihrem Herzen, der sie beständig durchbohrte. Wenn sie abends aus den Gesellschaften nach Hause kam und ihren eitlen Putz ablegte, dann erschien ihr Jesus in seiner Geißlung ganz zerfleischt, machte ihr Vorwürfe, dass sie ihn so mißhandle und drohte ihr mit strenger Rechenschaft in der Todesstunde.

Sie glaubte nun diese großen Beleidigungen ihres göttlichen Bräutigams büßen zu müssen und züchtigte ihren Leib so fürchterlich, dass die Feder sich sträubt, es niederzuschreiben. Aber, wie schon gesagt, waren diese vermeintlichen Beleidigungen niemals schwere, ja nicht einmal läßliche Sünden; denn auch ihre Kleidung war immer ehrbar und züchtig, und nie gestattete sie sich in Gesellschaft ein einziges unartiges Wort.

Sie fürchtete die Sünde wie das entsetzlichste Übel und sie würde täglich gebeichtet haben, hätte sie einen Beichtvater erreichen können. So wurde sie immer von den Wellen ihrer Leidenschaften, von ihrer Anhänglichkeit an ihre Mutter und die Welt, dann aber auch von der Furcht der Sünde, von der Liebe zu Jesus und dem Verlangen heilig zu werden, hin- und hergeworfen. Sie wollte ihre Seele retten, sie wollte sich dem Herrn ergeben und sich heiligen, aber sie kam zu keinem festen Entschluß. Zuweilen blätterte sie in den Legenden der Heiligen und suchte nach dem Leben eines solchen, das sie leicht nachahmen könnte; doch vergeblich. Sie fand bei allen Heiligen, daß sie nur dadurch ihr Ziel erreichten, daß sie sich Gewalt antaten und dem Herrn Alles, ohne Vorbehalt, opferten, selbst das Teuerste.

Endlich an einem Kommuniontage siegte die Gnade in ihrem Herzen. Als sie den Leib des Heilands empfangen hatte, hörte sie die innerliche Stimme:

„Wisse, wenn du einem Andern den Vorzug vor mir gibst, werde ich dich für immer verlassen. Bleibst du mir aber treu, dann werde ich nicht von dir weichen. Ich selbst werde deine Kraft und dein Sieg sein und deine Feinde überwinden. Folgst du mir, dann werde ich mich dich kennen lehren und mich dir offenbaren.“

Nun entrang sich dem gepreßten Herzen Margarethens der feste Entschluß, jeder ehelichen Verbindung zu entsagen und nur mehr der Stimme Gottes zu folgen. Ein süßer Friede ergoß sich nun in ihr Herz, und von dieser Stunde an erklärte sie laut und öffentlich, dass sie jede Bewerbung um ihre Hand zurückweise und in ein Kloster gegen werde. Ein fürchterlicher Sturm erhob sich jetzt. Ihre Mutter, ihre Brüder, ihre Verwandten boten Alles auf, um sie abwendig zu machen, da dies aber vergeblich war, so wollte man sie zwingen, in ein Ursuliner-Kloster zu treten, weil sich dort eine ihrer Verwandten als Klosterfrau befand.

Allein Margaretha hatte eine unwiderstehliche Abneigung gegen dieses Kloster, und wünschte in eine Genossenschaft der heiligsten Jungfrau, nämlich in das Kloster Mariä Heimsuchung zu treten, welchen Orden der heilige Franz von Sales und die heilige Johanna Franziska von Chantal gestiftet hatten. Allein sie durfte ihr Verlangen ihren Verwandten nicht einmal merken lassen, und schon war es so weit gekommen, dass sie Ursulinerin werden sollte, als ihre Mutter und ihr Bruder schwer erkrankten. Sie eilte nach Hause, wo ihre Leiden wieder auf´s Neue anfingen. Mit diesen Leiden verband sie aber wieder die härtesten Bußwerke; sie verlangte nur nach Leiden, und bat eines Tages, hingeworfen vor ein Kruzifix, den Heiland, er möge doch sein leidendes Bild in ihr abprägen. Sogleich hörte sie die Stimme: „Dies ist´s, was ich tun will, wofern du mir nicht widerstehest.“ Um Jesu einige Tropfen ihres Blutes opfern zu können, band sie sich die Finger, steckte Stecknadeln in dieselben und geißelte sich bis aufs Blut. Dies that sie am heftigsten in den Fastnachts-Tagen, wobei sie gar nichts aß und alle Speise den Armen gab.

Endlich gelang es ihr nach langem, heißen Kämpfe und unablässigem Gebete, besonders zu ihrer liebreichsten Mutter Maria, in das Kloster unserer lieben Frau von der Heimsuchung zu Paran einzutreten. Als sie in das Sprechzimmer des Klosters geführt wurde, vernahm sie innerlich die Worte: „Hier ist der Ort, wo ich dich haben will.“

Sie fand günstige Aufnahme bei der Oberin, und nachdem man die Aussteuer in Ordnung gebracht, wurde der 26. Mai des Jahres 1671 zum Eintritt bestimmt.

Eintritt in das Kloster unserer lieben Frau von der Heimsuchung

Als der Tag kam, nahm Margaretha, ohne eine Träne zu weinen, Abschied von den Ihrigen und eilte auf den Flügeln der Freude nach Paran, wo damals Mutter Anna Franziska, eine Frau von seltener und fester Frömmigkeit, Novizenmeisterin war. Beim Eintritte durch die Klosterpforte fühlte sich Margaretha von der heftigsten Angst ergriffen; es war ihr, als sollte ihre Seele vom Leibe sich trennen. Dies war der letzte Kampf, den sie außer dem Kloster zu bestehen hatte; kaum eingetreten, war alle Angst hinweg, entzückende Freude ergoß sich in ihr Herz und mit dem Entschlusse, heilig zu werden wie Maria, deren Namen sie bei ihrer heiligen Firmung angenommen hatte, sagte sie der Welt für immer Lebewohl.

Das innere Gebet

Sie war jetzt 23 Jahre alt, und ohne es zu wissen vom Herrn selbst tief eingeweiht in die Wege des geistlichen Lebens. Dessen ungeachtet verlangte sie in ihrer Einfalt von der Novizenmeisterin Belehrung über das innerliche Gebet. Diese, welche schon lange ihren pünktlichen Gehorsam beobachtete, sprach zu ihr: „Gehen Sie hin, und stellen Sie sich vor den Herrn wie eine reine, gespannte Leinwand vor den Maler.“ Alsbald vernahm sie in ihrem Innern eine Stimme, welche zu ihr sprach: „Komm, ich werde es dich lehren.“ Im Gebete zeigte ihr nun der göttliche Heiland, daß ihre Seele diese reine und gespannte Leinwand wäre, worauf er alle Züge seines Lebens malen wolle, dass aber nur in Liebe und Entbehrung, in Arbeit und Stille verfließen und mit dem Opfer am Kreuze enden sollte. Von diesem Augenblicke an fühlte sich Margaretha von allen Geschöpfen entäußert gleich einer nackten gereinigten Leinwand, und zugleich entzündete Jesus in ihrem Innern ein solch feuriges Verlangen nach Leiden, daß sie auf nichts anderes mehr bedacht war, als sich zu kreuzigen.

Doch gehorsam wie ein Kind entdeckte sie all ihre geheimen Bußwerke der Meisterin; nur einmal verheimlichte sie ein solches, und wurde vom heiligen Franz von Sales, der ihr erschien, ernstlich zurecht gewiesen.

Ihre Einkleidung im Kloster und Ihre Sehnsucht aus Liebe zu Leiden für den Herrn

Nach dreimonatlicher Probezeit wurde sie am Tage des heiligen Ludwig eingekleidet und nun wurden außerordentliche Dinge an ihr wahrnehmbar. Sie brannte oft ganz von Liebe, war oft ganz außer sich und mußte sich verbergen, um ihre Verzückungen nicht kund zu geben. Die Meisterin, welche die geheimen Wege nicht kannte, die der Herr seine Tochter führte, verwies ihr diese Art zu beten und zu leben, und demütigte sie auf die verschiedenste Weise. Sie mußte den ganzen Tag arbeiten, damit sie keine Zeit fand zum Gebete, und wenn die Stunde der Betrachtung kam, wurde sie mit Härte fortgewiesen und ihr bedeutet, sie sollte während der Arbeit beten. Zugleich wurde ihr, um ihre Treue zu prüfen, befohlen, hierüber genaue Rechenschaft zu geben. Sie tat es mit aller Einfalt des Herzens, und freute sich ungemein über alle Verdemütigung und Widersprüche, welche sie zu dulden hatte. Diese ihre Herzensfreude drückte sie in einem Liede aus, das zu schön ist, als daß ich es nicht hersetzen sollte; es lautet:


Je mehr man meiner Liebe widerspricht,

Je höher flammt dies Gut in meiner Seele; Man lischt fürwahr dies heilige Feuer nicht, Ob man auch Tag und Nacht mich bitter quälte. Es einigt sich, je größer meine Schmerzen,

Mein Gott nur um so mehr in meinem Herzen.

Nicht minder aber wurde Margaretha über die Übung ihrer Abtödtungen geprüft. Sie bat die Meisterin, hungernd nach Leiden, um Bußwerke; aber statt jener, welche sie verlangte, wurden ihr die demütigenden Übungen aufgetragen. Und als sie zu ihrem göttlichen Bräutigam deshalb um Hilfe rief, gab er ihr zur Antwort:

„Erkenne, daß du das Gute nicht ohne mich zu tun vermagst! Ich werde es aber an Hilfe nicht fehlen lassen, wofern du dein Nichts und deine Schwäche auf meine Stärke gründest.“

Bald ward sie hierin auf die Probe gestellt. Sie hatte einen natürlichen, ja von ihrem Vater ererbten Eckel vor dem Käse. Ihr Bruder hatte dies beim Eintritt Margarethens ins Kloster der Oberin auch gesagt. Einmal nun wurde beim Tische aus Versehen Margaretha Käse vorgesetzt. Sie glaubte, man wolle ihren Gehorsam prüfen, und sucht zu essen, aber sogleich fiel sie in Ohnmacht. Die Meisterin ließ den Käse entfernen, machte aber Schwester Margaretha, um sie zu demütigen, Vorwürfe über den Mangel an Mut, und verbot ihr, in Zukunft solches mehr zu wagen. Jedoch Margaretha, nur verlangend nach Leiden, fasste den festen Entschluß, lieber zu sterben, als sich hierin nicht zu überwinden. Sie ging also nach drei Tagen zur Meisterin und bat sie, Käse essen und ihren Widerwillen gegen diese Speise Gott zum Opfer bringen zu dürfen. Die Meisterin erlaubte es, und nun nahm Margaretha unter der gewaltigsten Anstrengung und den größten Schmerzen mehrere Tage Käse zu sich, bis man endlich fürchtete, sie würde sterben, und ihr solches ferners zu tun verbot. Das Opfer der Liebe aber gefiel dem Heiland so wohl, daß er sie mit den zärtlichsten Liebkosungen seiner Liebe überhäufte, so daß sie ausrufen mußte:

„Halte ein, o Gott! diese Ströme, die mich auflösen, oder erweitere mein Herz, um sie aufzunehmen.“

Endlich, nach mannigfaltigen, harten Prüfungen, empfing sie im Jahre 1672 den Schleier und mit demselben die Gnade einer beständigen Gegenwart ihres göttlichen Lehrmeisters Jesus und eines immerwährenden Kreuzes. Sie sah und fühlte ihn immer nahe bei sich und hörte seine Stimme mehr noch als durch die äußern Sinne. Deshalb ging und stand oder kniete sie immer bis zur Erde geneigt, aus tiefer Ehrfurcht vor der göttlichen Majestät und hielt sich für ein reines Nichts. Wenn sie allein war, wagte sie sich nicht zu setzen, und wenn sie öffentlich erschien, so glaubte sie die Unwürdigste ihrer Schwestern zu sein, die sie auch als solche behandelten. Kein Tag, ja keine Stunde verging, wo sie nicht in der Demütigung und Verachtung innerlich und äußerlich geübt wurde. Dies war aber ihre größte Freude, obwohl ihr von Natur aus eine Neigung zur Eitelkeit angeboren war.

In ihrem Herzen trug sie einen brennenden Durst nach Kreuz und Leiden, gleich einem in der Sonnenhitze schmachtenden Wanderer. Da geschah es, daß ihr eines Tages, als sie zum Herrn rief:“ Wie kannst du mich denn immer ohne Leiden lassen?“ ein großes Kreuz gezeigt wurde, aber ganz mit Blumen bedeckt. Dabei hörte sie die Worte:

„Dies ist das Bett meiner keuschen Bräute, hier muß das Feuer meiner Liebe dein Opfer verzehren; mälig und mälig werden diese Blumen abfallen, und es werden nur Dornen übrig bleiben, welche diese Blumen jetzt deiner Schwäche wegen bedecken; aber es wird ein Tag kommen, wo du ihre Spitzen lebhaft fühlen wirst und nur gestärkt von mir die Schmerzen tragen kannst.“

Was der Herr sagte, das geschah: er löschte ihren Durst mit den bittersten Leiden aller Art und ließ sie vollauf trinken aus dem Kelche seiner Schmerzen. Je mehr sie in der Heiligkeit zunahm, je schönere Tugenden sie zeigte, je wunderbarere Gnaden und Gaben des Herrn an ihr sichtbar wurden, desto größer wurden die Widersprüche, der Spott und Hohn, die Verfolgung und Verachtung, mit der sie überhäuft wurde. Die verschiedenen Oberinen, unter denen sie ihr Leben zubringen mußte und die sie unaufhörlich mit der größten Strenge prüften, vermehrten, ohne es zu wissen, ihre Leiden. Die Klosterschwestern, mit denen sie lebte, beneideten, haßten und verachteten sie, weil sie glaubten, sie sei eine Heuchlerin und Betrogene. Sie war oft die Zielscheibe aller Verschmähungen, Verachtungen und Erniedrigungen. Man hielt sie für eine vom Teufel besessene Person und von ihm betrogen, was ihr den größten Schrecken verursachte. Sie wurde auch wirklich aus Zulassung Gottes vom bösen Feinde auf das heftigste versucht, mit Ausnahme gegen die heilige Reinigkeit, und von ihm Tag und Nacht gequält. Die ganze Hölle schien sich gegen sie zu erheben und sie zu verschlingen. Auch die Liebe zu ihren Nebenmenschen verursachte ihr Peinen über Peinen. Sie übernahm für sie die härtesten Strafen und brachte für sie die schmerzlichsten Opfer. Dabei litt sie immer die schmerzlichsten Krankheiten, von denen sie selten frei war, und übte die strengsten Büßungen. Diese äußern und zum Teil innern Leiden vermehrte Jesus selbst, der seine Braut sich ganz gleichförmig machen wollte, weil sie innig darnach verlangte. Keine Zunge mag es sagen, und keine Feder beschreiben, was sie litt. Gewöhnlich zeigte ihr der Heiland ihre Leiden in überaus schmerzlich ergreifenden Bildern.

Eines Tages der Fastnachtszeit, wo sie gewöhnlich am heftigsten litt, zeigte sich ihr Jesus nach der heiligen Kommunion unter der Gestalt eines Ecce homo mit seinem Kreuze beladen, voll Blut und Wunden. Sein heiliges Blut floß von allen Seiten zur Erde nieder und er sprach mit trauriger Stimme:

„Findet sich denn Niemand, der Mitleid habe mit meinem Schmerz und Anteil nehme an dem jammervollen Zustande, in welchen die Sünder, zumal in dieser Zeit, mich versetzen?“

Da warf sich Margaretha unter Tränen zu seinen Füssen. Jesus aber belud sie mit seinem schweren, ganz von Dornen und Nägeln besetzten Kreuze. Die fürchterliche Last drückte sie zu Boden, ein entsetzlicher Abscheu vor der Sünde, deren ganze Schwere und Bosheit sie jetzt erkannte, ergriff sie. Hierauf sagte ihr der Heiland, daß es nicht genug sei, dies Kreuz zu tragen, sie müsse mit ihm daran geheftet werden und ihm treue Gesellschaft dadurch leisten, dass sie Anteil nehme an seinen Schmerzen, seiner Schmach und Mißhandlung. Sie gab sich willig hin. Jetzt heftete sie der Heiland durch eine schwere Krankheit an das Kreuz, die wie spitzige Nägel in sie drang und ihr kein Mitleid, sondern nur Verachtung zuzog. Sie kam im Dulden solcher entsetzlichen Schmerzen so weit, daß sie beinahe starb und jede Fastnachtzeit mußte sie ähnliche Leiden ertragen!

Ein anderesmal zeigte sich ihr vor der heiligen Kommunion eine Sonne, deren Schimmer sie nicht ertragen konnte. Mitten in derselben war der Heiland, eine Dornenkrone in seinen Händen tragend. Kurze Zeit, nachdem sie des Herrn Leib empfangen hatte, setzte er ihr diese Krone auf ihr Haupt, als ein Zeichen derjenigen, welche sie bald nachher empfangen sollte.

Denn einige Tage darnach bekam sie einen schrecklichen Stoß an den Kopf, und von nun an fühlte sie immer die stechenden Dornen rings um ihr Haupt, so daß sie dasselbe nicht mehr anlehnen oder auf ein Kissen legen konnte.

Einmal erschien ihr der Herr, zwei Gemälde in der Hand, das eine zeigte das glückseligste, das andere das verachteste und gekreuzigte Leben einer Seele. Beide Gemälde reichte er ihr mit den Worten dar: „Wähle, meine Tochter! Welches dir am Besten gefällt. Welche Wahl du auch treffen magst, ich werde dir die nämlichen Gnaden erweisen.“ Da rief Margaretha im Feuer der Liebe aus:

„O mein Gott! ich will nur dich; ich verlange keine andere Wahl als jene, welche du selbst treffen willst.“

Er drängte sie zu wählen, allein sie antwortete:

„O mein Gott! du genügest mir allein; tu für mich, was dich verherrlicht, ohne auf meine Neigungen und meinen Vorteil zu sehen; es genügt, wenn du zufrieden bist.“

Ein Leben in Leid und Kreuz für den Herrn

Nun reichte ihr Jesus das Gemälde des leidenden Lebens dar und sprach: „Sieh, dies gefällt mir am meisten. Das andere Leben ist ein Leben des Genusses und nicht des Verdienstes, es wird für die Ewigkeit aufbewahrt. Sie nahm also das Gemälde des Kreuzes und Todes und küßte die Hand, die es ihr überreichte. Und so tat sie auch, als Kreuz und Leiden über sie wie ein Sturm hereinbrachen; sie litt ohne zu klagen, ohne zu zagen, sie litt fort und fort in Lust und Freude mitten unter der Flut von Martern, gekreuzigt mit Jesus, ihr Leben lang. Ihre Gesinnung dabei drückt folgender Wahlspruch aus, den sie oft im Mund führte:

Gern will ich Alles leiden ohne Klagen; Denn meine Liebe wehrt es mir, zu zagen.

Ja die Liebe, die flammende Liebe zu Jesus, die in ihrem Herzen brannte, trieb sie in Leid und Not und Kreuz, und Jesus, der Gegenstand all ihrer Liebe, half ihr das Übermenschliche ertragen. Er, der diejenigen liebt, die ihn lieben, und sein Wohlgefallen hat, an einem kindlich reinen Herzen, wollte, daß das Herz der Schwester Margaretha ganz sein eigen sei und verlangte eines Tages von ihr eine gänzliche Schenkung von allem, was sie tun und leiden könnte, sowie auch von allen Gebeten und geistlichen Gütern, die man, sei es während ihres Lebens, sei es nach ihrem Tode, für sie opfern würde. Diese Schenkung sollte sie von der Mutter Oberin schreiben lassen. Es geschah, und Margaretha überreichte die Schenkung mit ihrem eigenen Blute unterzeichnet dem Heiland, der darüber sein Wohlgefallen zeigte und ihr sagte, daß sie von nun an nichts mehr Anderes besitzen solle, als sein heiligsten Herz.

Die Verheißung Jesus an Margaretha

Er machte ihr auch sogleich mit seinem heiligsten Herzen eine Schenkung, diktierte sie selbst und Margaretha unterzeichnete sie ebenfalls mit ihrem Blute. Die Worte dieser wunderbaren Schenkung lauten also:

„Ich setze dich zur Erbin meines Herzens und aller seiner Schätze für Zeit und Ewigkeit ein, und erlaube dir, solche auch nach deinem Verlangen zu gebrauchen. Ich verheiße dir, daß es dir nur an Hilfe fehlen wird, wenn es mir an Macht fehlte. Für immer wirst du die vielgeliebte Jüngerin desselben, das Spielzeug seines Wohlgefallens und das Brandopfer seiner Liebe sein. Dies Herz allein soll der Gegenstand all deiner Begierden sein; es wird alle deine Fehler ersetzen und vergüten, und für deine Verpflichtungen genug tun.“

Diese großmütige Verheißung des göttlichen Heilandes bekräftigte nun Schwester Margaretha durch einen heldenmütigen Akt der Liebe, indem sie den heiligsten Namen Jesu mit dem Messer in sehr großen und tiefen Buchstaben auf ihre eigene Brust einschnitt. Als sie aber nach einiger Zeit bemerkte, daß die Liebeswunde schnell verheile, nahm sie eine brennende Kerze und erneuerte mit derselben den heiligsten Namen.

Bis zu ihrem Tode trug sie die Narben in Gestalt großer Buchstaben auf der Brust; eine Schwester, der sie auf Befehl der Oberin ihre Brust zeigen mußte, hatte die Buchstaben gesehen, aber nach dem Tode Margarethens war jede Spur hievon verschwunden, weil sie den Herrn gebeten hatte, jede Spur hievon hinwegzunehmen, was auch geschah.

Margaretha vollbrachte nun ein Leben der leidensvollsten, aber auch der süßesten Liebe, was sie in der Schenkung ihres Herzens an den Herrn geschrieben hatte mit ihrem Blute: Alles in Gott und nichts in mir! Alles nur Ihm und nichts mir!' Das tat sie in höchster Treue. Sie lebte, als sei sie gar Nichts in der Welt; ihre Oberinen, ihre Beichtväter konnten tun mit ihr, was sie wollten; ihre Mitschwestern war sie die willigste Magd; den Kranken diente sie mit Aufopferung ihrer letzten Kräfte. Keine Arbeit war ihr zu bitter und zu schwer. Alles tat sie mit heiterem Mute. Nur Eines war ihr bitter, nur von Einem wollte sie enthoben sein, nämlich: daß sie aus Gehorsam die gnadenvollen Führungen des Herrn und die hohen Gaben, die er ihr verlieh, niederschreiben mußte.

Ihre Niederschriften, auf geheiß des Herrn

Nie hätte sie davon Etwas entdeckt, ihre tiefe Demut hätte der Welt Alles verhehlt; allein Gott wollte sich in dieser heiligen Seele verherrlichen, er wollte die Schätze seiner Liebe der Welt offenbaren und darum mußte Margaretha schreiben und sie gehorchte. Es war für sie, wie sie selbst gestand, das größte Opfer.

Aber gerade darin besteht die Wahrheit dessen, was sie offenbarte und in ihrem Leben erzählt wird; ihr heiliges Leben, die Wunder, die Gott an ihr und durch sie wirkte, die eidliche Aussage ihrer Beichtväter und Mitschwestern bestätigen diese Wahrheit und nun, lieber Leser, höre weiter, was mit Schwester Margaretha sich zutrug.

Mit aller Kraft ihres Herzens strebte sie nach der innigsten Vereinigung mit Jesus durch die heilige Kommunion.

Solches Verlangen hat kein Kind nach der Mutterbrust, kein Hungriger nach Speise, kein Durstiger nach kühlendem Tranke, als Margaretha nach dem Brote der Engel. Sie gestand:

„Ich habe ein solches Verlangen nach der heiligen Kommunion,“ oder wie sie sagte: „den Gott meines Herzens und das Herz meines Gottes zu empfangen, daß es mich bedünkt, es würde, wenn ich auf einem Wege voll Feuer und Flammen mit blossen Füssen dazu gehen müßte, diese Mühe mich nichts kosten, wenn ich sie mit dem Schmerz vergleiche, dieser Himmelspeise mich beraubt zu sehen. Nichts ist vermögend, mir eine so innige Freude zu gewähren, als dies Brot der Liebe. Habe ich dasselbe empfangen, dann bleibe ich wie vernichtet vor meinem Gott; doch mit einer so entzündenden Freude, daß zuweilen während einer Viertelstunde mein ganzes Inneres in diese tiefste Stille versenkt ist, um die Stimme desjenigen zu hören, der allein die leibliche Sättigung meiner Seele ist.“

Diesem feurigen Verlangen entsprach auch ihre Vorbereitung auf die heilige Kommunion. Schon am Vorabende der heiligen Kommunion leuchtete ihr Antlitz vor Freude, beinahe die ganze Nacht brachte sie im Gebete zu, und wenn dann der Augenblick des Empfanges erschien, wenn Jesus in ihr Herz einging, dann war ihre Freude grenzenlos. Sie konnte sich dann nicht erwehren, auszurufen:

„ O Liebe! O Liebe! O Übermaß der Liebe eines Gottes gegen ein so elendes Geschöpf!“

Durfte sie den Herrn nicht empfangen, so wollte sie doch in seiner Nähe sein. Deshalb gab es für sie kein größeres Vergnügen, als Tag und Nacht, so es ihr der Gehorsam erlaubte, vor dem Tabernakel zu knieen und ihren göttlichen Bräutigam im heiligsten Sakramente der Liebe anzubeten, Ihm ihre Liebe zu bezeigen. Was die wärmende, belebende Sonne für die Pflanze ist, das war das heiligste Sakrament für Margaretha. Daß sie bei ihrer beständigen Kränklichkeit, bei ihren fortdauernden, unbeschreiblichen Leiden, bei ihrem beständigen Fasten, ja Hungern, noch leben konnte, daß war die Kraft des heiligsten Sakramentes. Auch war es in der heiligen Kommunion und bei der Anbetung des heiligsten Altarsakramentes, wo der Heiland sich aufs Innigste ihr mitteilte und die wundervollsten Gnaden ihr verlieh. Hievon will ich nun erzählen.

Von den wundervollsten Gnaden des Herrn

An einem Freitage wohnte Margaretha mit glühender Andacht der heiligen Messe bei und während sie nun den Herrn anbetete, empfand sie ein heftiges Verlangen, die Leiden ihres göttlichen Bräutigams zu verehren. Da sagte ihr Jesus, der immer in ihrer Nähe war, sehr liebevoll, Er verlange, daß sie alle Freitage einige Male sowohl bei Tag als bei Nacht vor dem allerheiligsten Sakramente erscheinen und ihn am Baume des Kreuzes, dem Trone der Barmherzigkeit anbeten solle. Dort sollte sie sich demütig niederwerfen und mit der nämlichen Gesinnung, wie einst Maria, seine heilige Mutter, während ihres Leidens seine unendlichen Leiden in Vereinigung mit den Leiden seiner Mutter Gott dem ewigen Vater aufopfern und ihn dadurch um die Bekehrung aller verstockten und ungläubigen Herzen anflehen, die seiner Gnade widerstehen. Er fügte auch bei, daß er denjenigen, die diese Übung getreu beobachten, in ihrer Todesstunde gnädig sein wolle.

Der göttliche Heiland hatte ihr eine unendliche Furcht vor der unwürdigen Kommunion eingeflößt. Eines Tages zeigte er ihr den Zustand einer Seele, die ihn im Stande einer Todsünde empfängt und dadurch auf das schrecklichste mißhandelt. Sie sah, wie diese Seele Jesum band, anspie und mit Füssen trat und hörte ihn rufen:

„Siehe, wie die Sünder mit mir umgehen und bis zu welchem Übermaß sie mich vernichten.“

Wenn sie vor dem heiligsten Sakramente kniete, dann mied sie jeden vorwitzigen Blick, jede, auch die geringste Zerstreuung; denn der Heiland strafte sie wegen des geringsten Fehlers und sagte ihr, daß ihm der Mangel an Aufmerksamkeit und Ehrfurcht vor dem göttlichen Sakrament seiner Liebe, zumal während des Gottesdienstes und der Betrachtung , höchlich mißfalle. Man kann sich leicht denken, mit welcher Glut der Andacht, mit welcher tiefsten Verdemütigung Margaretha vor dem Allerheiligsten kniete. Einmal blieb sie mit Erlaubnis der Oberin, eben von einer schweren Krankheit sich erholend, von halb acht Uhr Abends bis zum frühen Morgen auf den Knieen in der Kirche, die Hände gefaltet, ohne Stütze, ohne Bewegung wie eine Bildsäule. Dies tat sie gewöhnlich am grünen Donnerstag jeden Jahres, wo sie mit ihrem göttlichen Bräutigam unaussprechlich litt. Durch diese glühende Andacht zu seinem heiligsten Sakramente wollte der göttliche Heiland Margaretha zu einem der erhabenssten Werke in seiner heiligen Kirche bereiten, nämlich zur Kundgabe der unermeßlichen Reichtümer seines göttlichen Herzens. Gerade sie, die schwache, verachtete, unbekannte Jungfrau wählte er aus, um durch sie mit den reichsten Schätzen seiner Gnade die Welt zu beglücken.

Jesus' Wunder seiner Liebe und die unerklärlichen Geheimnisse seines heiligsten Herzens

Eines Tages befand sich Margaretha ihrer Gewohnheit gemäß vor dem heiligsten Sakramente. Da überließ sie sich regungslos, ganz durchdrungen von der Gegenwart ihres Gottes, der Vollglut ihrer Liebe. Jesus war bei ihr, er ließ sie an seiner göttlichen Brust ruhen, wo er ihr die Wunder seiner Liebe und die unerklärlichen Geheimnisse seines heiligsten Herzens erklärte, die er bis jetzt vor ihr verborgen gehalten hatte und sprach:

„Mein Herz ist so voll der Liebe für die Menschen und für dich insbesondere, daß es, weil es die Flammen seiner feurigen Liebe nicht mehr in sich fassen kann, solche durch deine Vermittlung verbreiten und ihnen sich offenbaren muß, um sie mit den Schätzen zu bereichern, die dasselbe enthält. Ich entdecke dir den hohen Wert dieser Schätze; sie enthalten Gnaden der Heiligung und des Heiles, um die Menschen dem Abgrunde des Verderbens zu entreißen. Ich wählte dich trotz deiner Unwürde und deiner Unwissenheit, damit es um so deutlicher erhelle, daß Alles durch mich geschah.“

Hierauf verlangte Er das Herz Margarethens und tauchte es in die flammenden Gluten seines liebentbrannten Herzens, und es wie eine feurige Flamme wieder hervorziehend, setzte er es wieder an den Ort zurück, wo er es genommen und sprach:

„Siehe, meine Vielgeliebte, dies ist ein kostbares Pfand meiner Liebe! Ich habe in deine Seite einen kleinen Funken der Liebesflamme eingeschlossen, der statt eines Herzens dir diene und dich bis zum letzten Augenblicke verzehre. Seine Glut wird nie erlöschen. Und damit du erkennest, daß die Gnade, die ich dir so eben getan, keine Einbildung sei, so wird der Schmerz in deiner Seite, obwohl ich sie verschloß, dir immerdar verbleiben.“

So geschah es auch, wie der Herr gesagt hatte; der gewaltig brennende Liebesschmerz währte Tag und Nacht, und brachte sie öfters dem Tode nahe, nur schnelle Aderlässe konnte ihr dann Linderung und Hilfe verschaffen, wie es ihr auch der Herr vorausgesagt hatte.

Margaretha war nun auf das Wunder seiner Gnade, welches der Heiland in seiner heiligen Kirche vollbringen wollte, vorbereitet. Es kam die Zeit, wo es zu Tage treten sollte. Als sie einst unter der Oktav des Fronleichnamsfestes vor dem heiligsten Sakramente betete, da wurde sie von den süssesten Liebesgaben Gottes erfüllt. Glühend von Gegenliebe, hörte sie aus des Heilands Mund die Worte:

„Du kannst mir keine größere Liebe erzeigen, als wenn du tust, was ich so oft von dir begehrte“ (nämlich sein heiligstes Herz zu verehren und diese Verehrung in der ganzen Kirche zu verbreiten).

Hierauf zeigte ihr der Heiland sein göttliches Herz, in Flammen der Liebe glühend, und sprach:

„Sieh an dies Herz, welches die Menschen so sehr geliebt, daß es nichts geschont, ja daß es sich sogar erschöpft und verzehrt hat, seine Liebe ihnen zu bezeigen! – Statt der Dankbarkeit aber empfange ich von den Meisten nichts als Undank durch ihre Verachtung, ihre Unehrerbietung, ihre Sakrilegien und ihren Kaltsinn gegen mich in diesem Sakramente der Liebe. Was mir aber noch schmerzlicher fällt, ist, daß eben jene Herzen, die mir geweiht sind, also gegen mich verfahren. Darum verlange ich von dir, daß der erste Freitag nach der Oktav meines Fronleichnamsfestes zu einem besonderen Feste bestimmt werde, mein Herz durch eine feierliche Abbitte zu verehren; und daß man diesen Tag die Kommunion in der Absicht verrichte, die unzähligen Mißhandlungen zu ersetzen, welche die Zeit hindurch ihm angetan wurden, als es auf den Altären ausgesetzt war. Ich verheiße dir, daß mein Herz sich erweitern wird, den Einfluß seiner göttlichen Liebe in reichlicher Fülle über diejenigen zu ergießen, die diese Ehre ihm erzeigen und dahin wirken werden, daß sie ihm erzeigt werde.“

„Aber, mein allerhöchster Herr,“ erwiderte Schwester Margaretha, „an wen wendest du dich? An ein so elendes Geschöpf, an eine so arme Sünderin, daß ihre Unwürde an sich schon vermögend wäre, die Erfüllung deiner Absichten zu verhindern?“„Wie denn,“ antwortete der Herr, „weißt du nicht, daß ich die Schwächsten gebrauche, um die Starken zu beschämen, und daß ich gewöhnlich an den Kleinsten, an den Armen im Geiste, meine Macht im höchsten Glanze zeige, damit sie sich selbst nichts beimessen?“'„So gib mir denn,“ entgegnete Margaretha, '„das Mittel, zu tun, was du mir befiehlst!“' Der Herr antwortete: „Wende dich an meinen Diener, und sage ihm in meinem Namen, er soll sein Möglichstes tun, diese Andacht zu begründen, und meinem Herzen diese Freude zu machen! Er soll von den Schwierigkeiten sich nicht abschrecken lassen, die ihm dabei in den Weg treten werden; denn es wird daran nicht fehlen; doch soll er wissen, daß allmächtig derjenige ist, der sich selbst mißtraut, um gänzlich auf mich zu vertrauen.“

Dieser Diener nun, von dem der Herr sprach, war der fromme und gelehrte Pater Claudius de la Colombiere, aus der Gesellschaft Jesu. Schon früher hatte ihr der Herr von diesem Manne gesagt und ihr befohlen, ihm alle Schätze und Geheimnisse seines heiligen Herzens anzuvertrauen. –

Herz Jesu Fest – Andacht zum heiligsten Herzen Jesus

Als sie ihn daher das Erstemal sah und hörte, war es ihr, als sagte eine Stimme in ihrem Innern: „Dieser ist´s, den ich dir sende!“ Sie vertraute sich ihm kindlich an, entdeckte sich ihm aufrichtig und gehorchte ihm auf das Pünktlichste. Er war ein Mann tiefer Erfahrung im geistlichen Leben, hatte schon schwere Leiden um des Glaubens willen ausgestanden und brannte vom Eifer für das Heil der Seelen. Dieser prüfte sie sorgfältig und nachdem er sich von der Wahrheit ihrer Offenbarungen und von dem gute Geiste, der sie leitete, überzeugte hatte, nahm er sie auch gegen alle Anfeindungen und falschen Urteile kräftig in Schutz. Ihm entdeckte sie nun mit Erlaubnis der Oberin, vor der sie kein Geheimnis hatte, was der Herr ihr aufgetragen und geoffenbart. Er ging freudig darauf ein und war der Erste, welcher sich als Jünger dem göttlichen Herzen Jesu weihte. Dies geschah feierlich am Freitage in der Oktav des Fronleichnamsfestes, am 21. Juni 1675.

Hierüber hatte Margaretha einige Zeit zuvor ein wunderbares Gesicht. Als er eines Tages in der Klosterkirche die heilige Messe feierte, zeigte sich Margaretha im Augenblicke, als sie sich der heiligen Kommunion nahte, der Herr mit seinem heiligsten Herzen, das glühte wie ein feueriger Hochofen. Zugleich sah sie dem göttlichen Herzen zwei andere Herzen nahen, nämlich das ihrige und das des P. Colombiere, und sie hörte die Worte: „Also vereinet meine Liebe diese drei Herzen für immer!“

Zugleich befahl ihr der Herr, dem P. Colombiere dies zu offenbaren. – Von dieser Stunde an erhielt dieser fromme Priester so viele Gnaden von dem Herrn, und zugleich so offenbare Beweise von der Wahrheit dessen, was ihm Margaretha entdeckte, daß er mit allem Eifer die Andacht zum göttlichen Herzen Jesu zu befördern und zu verbreiten suchte. Er rieht vielen Seelen, die im Beichtstuhl sich ihm nahten, diese Andacht und sah mit Erstaunen, wie viele dadurch gänzlich bekehrt, andere auf dem Wege zur Vollkommenheit gestärkt wurden.

Aber dies ging nicht ohne große Stürme und gewaltige Leiden für Margaretha ab. Die verschiedenen Oberinen behandelten sie strenge, da es der Herr so haben wollte und Margaretha darnach verlangte. Zwar überzeugten sich die Oberinen immer mehr von den gründlichen Tugenden der heiligen Schwester; sie achteten sie hoch und freuten sich über ihr heiliges Leben; aber die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu, die bis dahin in der heiligen Kirche noch unbekannt war, wollten sie nicht aufkommen lassen. Sie glaubten gegen diese Neuerung vorsichtig sein zu müssen. Auch die Klosterschwestern, unter denen sich leider manche unvollkommene befanden, widerstrebten dem Verlangen der heiligen Schwester, und einige verfolgten sie sehr hart, besonders als Margaretha einst eine äußerst strenge Buße für das ganze Kloster übernahm, um den Heiland zu versöhnen, der dem Kloster wegen der Mißbräuche, die darin herrschten, zürnte, und große Strafe drohte. Schrecklich waren die Mißhandlungen, die sie zur Sühne dieser Strafe dulden mußte.

Endlich erschien die Zeit, wo das, was ihr der Heiland schon lange kund getan, in Erfüllung gehen sollte, trotz allem Widerstande, der sich dagegen von allen Seiten erhob.

Ihre Erwählung zur Novizenmeisterin

Margaretha wurde von der Oberin-Mutter, Maria Christina Melin, zur Meisterin der jungen Novizen des Klosters erwählt. Nur unter dem Gelübde des Gehorsams konnte die demütige Magd des Herrn bewogen werden, dieses Amt zu übernehmen; aber gerade dies hatte Jesus ausersehen, um die Andacht zu seinem göttlichen Herzen im Kloster zu beginnen und in der Welt zu verbreiten. –

Unter den Mitteln, welche die heilige Meisterin anwendete, um den jungen Novizinen eine feurige Liebe zu unserm göttlichen Heilande einzuflößen, war das wirksamste die Andacht zu seinem anzubetenden Herzen. Am Tage ihres Namensfestes nun, an einem Freitag des Jahres 1685, wollten ihr die Novizinen in kindlicher Liebe und Dankbarkeit einige schöne Blumengewinde bringen. Die demütige Meisterin bat sie aber, die Blumenkränze dem göttlichen Herzen Jesu zu opfern. Die Novizinen gingen sogleich auf den Wunsch der geliebten Meisterin ein, errichteten einen kleinen Altar im Noviziat-Saale, stellten dort ein aus Papier geschnittenes und mit Flammen umgebenes Herz hin und zierten den Altar so gut sie konnten, mit schönen Blumen. Hierauf führten sie voll lebhafter Freude die gute Meisterin zu diesem so unansehnlichen Altar. Aber diese, vor Freude innerlich jubelnd, warf sich vor dem Sinnbilde der Liebe Jesu Christi auf ihre Kniee nieder, und weihte sich im heiligsten Entzücken mit lauter Stimme dem göttlichen Herzen.

Hierauf tat die junge Schar der Novizinen desgleichen und alle brachten dann nach dem Wunsche Margarethens ihre Aufopferung an das göttliche Herz Jesu zu Papier.

Unbeschreiblich war die Freude der heiligen Margaretha, als sie bemerkte, wie das Feuer der Liebe zu dem göttlichen Herzen Jesu in den unschuldigen Herzen ihrer jungen Novizinen zu entbrennen begann. Aber das genügte ihr nicht. Um ihrem geliebten Heilande noch mehr Huldigungen zu erwirken, ließ sie noch einige ältere Ordensschwestern, deren Frömmigkeit sie kannte, einladen, am Feste teilzunehmen. Allein diese erschienen nicht, ja einige der Schwestern spotteten darüber und erklärten sich dagegen. Nur drei Schwestern kamen, aber auch diese mehr aus Gefälligkeit als aus Liebe. –

Doch Schwester Margaretha ließ sich dadurch nicht irre machen; hatte ihr ja ihr göttlicher Bräutigam schon vorhergesagt, daß Widersprüche kommen, daß aber trotz derselben die Andacht zu seinem göttlichen Herzen in der ganzen christlichen Welt, und besonders im Orden der Heimsuchung Mariä sich verbreiten werde.

Daher sprach sie voll Vertrauen zu den jungen Novizinen, die sich über die geringe Teilnahme der Schwestern betrübten:

„Gut, sie wollen nicht kommen, aber das Herz Jesu wird sie schon anziehen. Jesus will Alles aus Liebe und nichts aus Zwang; man muß die Zeit abwarten, die Er bestimmt hat, und diese Zeit wird kommen.“

Und die Zeit kam. Es war das Jahr 1686, als auf eine wunderbare Weise gerade die Herzen der hartnäckigsten Gegnerinen der Andacht umgewandelt und der Grund zur immer weiteren und größeren Verehrung des göttlichen Herzens gelegt wurde.

Die Verbreiterung der Andacht zum heiligsten Herzen Jesus

Die Veranlassung hiezu ist zu ergreifend, als daß ich sie dir, lieber Leser, nicht etwas umständlicher erzählen sollte. Die frühere Mutter und Oberin Gressier, welche Margaretha streng geprüft hatte und hoch schätzte, befand sich um diese Zeit im Kloster Semeur. Ihr hatte Schwester Margaretha einen Brief geschrieben, in welchem sie ihr von dem kleine Feste und der großen Freude, welche ihr die jungen Novizinen bereiteten, genaue Schilderungen gab. Nun wollte aber Mutter Gressier ihrer geliebten Tochter Margaretha einen Beweis ihrer Freundschaft geben und sendete ihr ein schönes Gemälde, auf dem von einer geschickten Hand das Herz Jesu dargestellt war mit Flammen umgeben und von einer Dornenkrone umringt. Unaussprechlich war der Jubel der heiligen Schwester über dieses Geschenk; aber derselbe wurde noch größer, als bald darauf eine andere Schwester, die früher eine der heftigsten Gegnerinen der Andacht war, weil sie dieselbe der Klosterregel zuwider hielt, später aber im Rufe der Heiligkeit starb, - als diese Schwester das Gemälde am Freitag nach der Oktave des Fronleichnamfestes, gerade an dem Tage, welchen Jesus selbst zur besonderen Verehrung seines heiligsten Herzens bestimmt hatte, im inneren Chore der Klosterkirche auf einen kleinen Altar stellen und mit schönen Blumen verzieren ließ, ohne daß die anderen Schwestern davon wußten.

Ohne nämlich zu wissen, wie ihr geschah, hatte der heilige Geist ihr Herz gerührt und zur Andacht gegen das heiligste Herz Jesu entflammt. Als nun in der Frühe die Klosterfrauen einzeln kamen, um das heiligste Sakrament anzubeten, und den Altar mit dem Bilde des Herzens Jesu sahen, da wurden auch ihre Herzen zu gleicher Andacht entzündet und bald war Niemand mehr im Kloster, der nicht das göttliche Herz des Heilandes inbrünstig verehrte. Es wurde im Garten eine schöne Kapelle durch fromme Beiträge erbaut, dort das Bild des Herzens Jesu aufgestellt und mit inniger Glut geliebt und verehrt.

Wer kann wohl die Freude der guten Margaretha über diesen wunderbaren Erfolg schildern. Sie war ganz außer sich und mit heiligem Entzücken rief sie aus:

' „Nun werde ich mit Freuden sterben, da das Herz meines Erlösers anfängt, bekannt zu werden.“

Besonders aber freute sie sich darüber, daß ihr der göttliche Heiland öfters die Versicherung gegeben, welch große Gnaden allen jenen zu Teil werden sollte, die sich seinem göttlichen Herzen ergeben und seine Liebe mit Gegenliebe erwidern.

Eine solche Versicherung wurde ihr einmal am Feste des heiligen Evangelisten Johannes zu Teil. Da erschien ihr nach der heiligen Kommunion das göttliche Herz Jesu auf einem aus Feuer und Flammen bestehenden Throne; es war glänzender, denn die Sonne, durchsichtig wie Kristall. Die Seitenwunde war deutlich zu sehen; eine Dornenkrone umgab das Herz, über welches ein Kreuz aufgepflanzt war. Der Heiland gab ihr zu erkennen, dass das Kreuz und die Krone die unermeßliche Liebe seines Herzens und die Schmerzen, die er aus Liebe für die Menschen getragen, bedeuten. Es hätten ihm seine Leiden von dem Augenblicke seiner Menschwerdung an immer vor Augen geschwebt und von diesem Augenblicke an sei das Kreuz gleichsam seinem Herzen eingepflanzt gewesen: ja schon damals habe er alle Schmerzen seines sterblichen Leibes erduldet, und nicht minder alle Schmach und Beleidigung, denen seine Liebe für die Menschen bis ans Ende der Zeiten in dem heiligsten Sakramente des Altars ausgesetzt sei.

Hierauf bedeutete er ihr auch, sein großes Verlangen, von den Menschen vollkommen geliebt zu werden, habe ihn bewogen, sein Herz ihnen zu offenbaren und in diesen letzten Zeiten diese letzte Anstrengung seiner Liebe dadurch aufzubieten, daß er ihnen eine so geeigneten Gegenstand und ein so wirksames Mittel gäbe, um sie dahin zu führen, ihn zu lieben und zwar herzlich und ernstlich zu lieben. Dafür aber sollten alle, die ihm diese Liebe erweisen, mit den Schätzen seines Herzens begabt werden. Er versicherte sie auch, daß das Bild seines anzubetenden Herzens, wo immer es aufgestellt und verehrt werde, die reichsten Segnungen mit sich führen würde. Zuletzt klagte aber auch Jesus, daß er beinahe Niemanden finde, der das Verlangen seines Herzens nach Verehrung und Liebe erfüllte. Diese Klage durchschnitt der heiligen Dienerin Margaretha das Herz, und das war auch der Grund, warum sie mit so unablässigem Eifer strebte, die Verehrung des göttlichen Herzens in Aufnahme zu bringen und zu verbreiten.

Wir haben schon gesehen, wie diese Verehrung trotz aller Hindernisse angefangen und welche Freude dabei Margaretha´s Herz erfüllte. Bald verbreitete sich die neue, liebliche und gnadenvolle Andacht aus den stillen Mauern des Klosters, wo Margaretha lebte, über Städte und Dörfer Frankreichs und von da aus über die ganze heilige katholische Kirche in alle Länder der Erde. Schon im Jahre 1726 zählte man mehr als dreihundert Bruderschaften unter dem Namen des heiligsten Herzens Jesu, und mehrere Päpste bereicherten dieselben mit den heilbringendsten Ablässen.

Ihre Leben im Rufe der Heiligkeit

Doch Margaretha sollte diese wunderbare Verbreitung nicht mehr erleben. Sie war reif für den Himmel, wo sie die Wonnen dieses heiligsten Herzens ewiglich genießen sollte. Sie hatte bereits den höchsten Gipfel der Vollkommenheit erreicht; ihr Leben war nur mehr ein himmlisches. War sie früher verachtet, mißkannt, verfolgt, so fand nun ihr heiliges, in Gott verborgenes Leben überall Anerkennung, besonders, da sie Gott auch mit der Gabe der Wunder begnadete.

Von diesen zahlreichen Wundern, die der Herr durch sie gewirkt, nur einige. Eine Laienschwester des Klosters hatte sich beim Holzspalten mit dem Beile am Beine verwundet. Mehrere Wochen lang verbarg sie ihr Übel mit heldenmütiger Geduld, aus Furcht, man möchte sie aus dem Kloster entfernen. Da aber die Wunde immer gefährlicher wurde, so kam sie auf den Gedanken, mit ihrem wunden Beine den untern Teil des Kleides der Heiligen zu berühren im festen Vertrauen, sie würde Heilung finden. Dies tat sie denn auch ohne Vorwissen der Dienerin Gottes und ward sogleich geheilt.

Einer ihrer Vettern, ein Ordensmann, der noch jung und von spaßhafter Gemütsart war, besuchte eines Tages Schwester Margaretha in Gesellschaft ihres Bruders und eines Pfarrers. Während nun Margaretha ihrer Gewohnheit nach mit den Männern eine Unterredung über heilige Dinge hielt, führte ihr junger Vetter allerlei Scherzreden dazwischen. Der Pfarrer verwies ihm dieses, aber Schwester Margaretha, die dies hörte, sprach sanft: „Lassen Sie ihn lachen; es sind dies seine letzten Freuden.“ Der Ordensmann achtete dieser Worte nicht; aber bald gingen sie in Erfüllung. Wenige Tage darnach war er eine Leiche! Solche auffallende Vorhersagungen machte Margaretha viele, die immer eintrafen. Sie durchschaute die Herzen derer, die mit ihr verkehrten, sie erkannte die verborgensten Gedanken, den geheimsten Kummer.

So klagte einmal eine der Ordensschwestern der Margaretha, daß sie von einem großen innerlichen Leiden gequält werde, sagte ihr aber nicht, daß dies eine peinliche Angst sei, unwürdig den heiligen Sakramenten zu nahen. Nach Verlauf einiger Tage redete sie die Dienerin Gottes also an:

„Der Geist, der den meinigen leitet, nötiget mich, Ihnen zu sagen, Ihre Angst mißfalle dem Herrn, weil er von Ihnen mehr Liebe und Vertrauen fordert; besonders entfernen Sie sich nicht von der heiligen Kommunion.“

Die Ordensschwester staunte, befolgte den Rat, und die Angst war hinweg. – Wunderbar war auch der Verkehr der heiligen Dienerin Gottes mit den Armen Seelen im Fegfeuer. Für sie hatte sie das größte Mitleid, für sie betete sie ohne Unterlaß und ihr Gebet hatte gewöhnlich den wunderbarsten Erfolg. Sie tat dies nicht bloß, weil es der heilige Glaube lehrt, den armen Seelen zu Hilfe zu kommen, und die christliche Liebe sie hiezu drängte, sondern auch, weil sie oft die Peinen dieser armen Seelen mit den Augen des Geistes schaute. So sah sie einmal in der Nacht eine verstorbene Ordensschwester in einem erschrecklichen Bette liegen, das oben und unten mit scharfen, feurigen Stacheln besetzt war, die in das Fleisch eindrangen, und zwar wegen Nachlässigkeit in Beobachtung der Ordensregeln; ihr Herz wurde zerrissen wegen Murren gegen die Befehle der Oberinen, und ihre Zunge wurde von Motten zerfressen wegen liebloser Reden gegen den Nächsten. Die leidende Seele flehte: „Margaretha! Bete, bete für mich; opfere Gott deine Leiden in Vereinigung mit den Leiden Christi; gib mir alles Gute, das du bis zum Freitag des Maimonats tun wirst, wo du für mich kommunizieren sollst.“

Dies tat denn auch Margaretha mit Erlaubnis der Oberin, und die arme Seele fand Linderung und Trost. Den Oberinen waren diese wunderbaren Dinge bekannt, denn Margaretha entdeckte sie ihnen in aller Einfalt des Herzens. Allein obwohl sie nicht zweifelten, daß hier kein Betrug unterlaufe, unterließen sie doch kein Mittel, um sich von der Wahrheit zu überzeugen. Eines der untrüglichsten Mittel, welches sie anwandten, war der Gehorsam und die Demütigung. Margaretha bestand mit aller Treue die Prüfung. Jeder Wink, jeder Wunsch der Oberinen galt ihr als Befehl; die schwersten Opfer brachte sie dem Gehorsam. Es schien, als hätte sie gar keinen Willen und als wäre Verachtung, Hintansetzung und Schmach ihre Speise, nach der sie hungere. Aber auch dieses Mittel war der einsichtsvollen Oberin Mutter Gressier nicht genug. Eines Tages, an dem Margaretha an einer überaus schmerzlichen Krankheit, die ihr sogar die Sprache nahm, darnieder lag, gab ihr Mutter Gressier einen Zettel in die Hand, auf dem geschrieben stand: „Ich befehle Ihnen in Kraft des Gehorsams von Gott zu erbitten, ob, was in Ihnen vorgeht und vorgegangen ist, von Gottes Geist oder von der Natur herkomme, und daß Gott zum Zeichen, daß Alles von ihm ist, ihre körperlichen Leiden auf fünf Monate hinwegnehme, ohne daß sie Arznei gebrauchen und die gewöhnliche Lebensweise unterbrechen. Ist es aber nicht von Gott, sondern von der Natur, so sollen sie bleiben, wie sie sich befinden.“

Sobald Mutter Gressier diesen Zettel der heiligen Dienerin Gottes überreicht hatte, befahl sie ihr das Krankenzimmer zu verlassen. Schwester Margaretha gehorchte sogleich, begab sich ins Gebet und legte den Zettel zu den Füssen ihres göttlichen Bräutigams Jesus. Dieser erschien ihr und sprach: „Ich verheiße dir die Gesundheit zum Beweise des guten Geistes, der dich regiert.“

Die Wirkung folgte auch der Verheißung. Bei Erhebung der heiligen Hostie unter der Messe bedünkte es Margaretha, als würden ihr alle Krankheiten wie ein Kleid abgenommen. – Von diesem Augenblicke an war sie fünf Monate lang vollkommen gesund, blühend und so kräftig, daß sie alle Arbeiten verrichten konnte. Das Wunderbarste aber war, daß nach Verfluß der fünf Monate genau am selben Tage und zur selben Stunde, wo Margaretha gesund geworden, die Krankheit aufs Neue sie befiel.

So also auf Erden strenge geprüft und bewährt gefunden, sollte endlich Margaretha den Lohn ihrer Treue im Himmel empfangen. Der wunderbare Erfolg aller ihrer Vorhersagungen, die ebenso wundervolle Aufnahme und Verbreitung der Andacht zum heiligsten Herzen Jesu, ihr heiliger Lebenswandel und die unerschütterliche Geduld und Ergebung, womit sie alle Leiden und Verfolgungen ertrug, fest vertrauend, daß Gott Alles zum Besten lenken werde, hatten ihr bereits die allgemeine Verehrung erworben. Sie wurde daher zur Oberin vorgeschlagen, allein sie erlangte von ihrem göttlichen Meister die Gnade, von diesem Amte befreit zu werden, dafür aber mußte sie das Amt einer Assistentin oder Beiständerin übernehmen. Sie tat es aus Gehorsam und demütigte sich deshalb nur noch mehr. Sie wollte ja gerne die Letzte im Kloster sein.

Die strengen Bußwerke, die schweren Kreuze, Prüfungen und Leiden, welche sie bisher tragen mußte, hatten ihren ohnehin schwächlichen Körper, den beständige Krankheit peinigte, an den Rand des Grabes gebracht. Ihr Herz atmete nur noch nach der seligen Ewigkeit, das Feuer der Liebe hatte bereits alles Irdische an demselben verzehrt. Früher von Angst und Furcht immer gepeinigt, goß ihr jetzt der Herr den tiefsten Frieden in das Herz. Ihre Begierden nach Leiden und Demütigungen hörten auf, worüber sie staunte. Sie fühlte, dass die Stunde ihrer Auflösung allmälig nahe, und Gott hatte ihr auch Jahr, Tag und Stunde derselben kund gegeben. Um sich auf ihren Tod, den Niemand erwartete, obwohl sie ihn bestimmt vorher sagte, besser vorzubereiten, begab sie sich auf vierzig Tage in die Einsamkeit.

Hier wurde ihr unter einem Gemälde vom Herrn Alles gezeigt, was sie je gewesen; alle ihre Unvollkommenheit, ihre Armseligkeit sah sie, all ihre Fehler wurden ihr geoffenbart. In tiefster Verdemütigung ergab sie sich dem Gerichte des Herrn und erbat sich nur die Gnade, in sein göttliches Herz eingeschlossen zu werden und darin gefangen zu bleiben, bis all ihre Schuld bezahlt sei. Nachdem sie vierzig Tage der Einsamkeit, die sie in beständiger Betrachtung zubrachte, vorüber waren, wurde sie krank; aber dessen ungeachtet verlangte sie im Monate Oktober wieder in die Einsamkeit sich zurückziehen zu dürfen. Schon war der Tag hiezu bestimmt, als sie von einem Fieber befallen wurde. Eine der Schwestern, welche dies bemerkte, fragte sie, ob sie in die Einsamkeit gehen werde. Sogleich antwortete sie freundlich: „Ja wohl! Aber ich glaube, in die große!“

Am folgenden Tage berief man den Hausarzt, der aber aus ihrer Krankheit sich nicht viel machte und dessen Arzneimittel gewöhnlich auch nichts fruchteten. Margaretha dagegen sagte zu einer Schwester bestimmt, daß sie an dieser Krankheit, und in ihren Armen sterben würde. Mittlerweile nahmen die Schmerzen der Krankheit, die man äußerlich gar nicht merkte,  in größter Heftigkeit zu. Doch die Dienerin Gottes ließ sich davon nichts merken; sie klagte nicht, aß, was man ihr gab, nahm jede Arznei und war mit Allem zufrieden. Es schien, als hätte sie keinen Körper mehr. Da man im Kloster nicht glaubte, daß sie so gefährlich krank sei, wollte man ihr auch die heiligen Sterbesakramente nicht reichen, und erlaubte ihr nur, weil sie inbrünstig darnach verlangte, die heilige Kommunion zu empfangen. Sie aber genoß dieselbe als heilige Wegzehrung und sagte darnach zu einer aus den Krankenwärterinen: „Dieß ist zum Letztenmale gewesen.“

Einige Zeit darnach verwandelte sich plötzlich ihr innerer Friede in eine unerfaßliche Angst vor den göttlichen Gerichten. So groß war ihr Entsetzen, daß sie am ganze Leibe zitterte und bebte. Das Kruzifix an den Mund drückend, seufzte sie mit Tränen in den Augen aus tiefster Brust:

„Barmherzigkeit, mein Gott, Barmherzigkeit!“

Sie entdeckte auch einer der Schwestern, daß der Anblick des Verlustes der Zeit, die sie, wie sie meinte, zu ihrem Heile nicht gut genug verwendete, eine der Ursachen ihres Schreckens gewesen sei. Und doch hatte diese heilige Seele keinen Augenblick vorüber gehen lassen, wo sie Gott nicht liebte und in dieser Liebe Gutes tat! O lieber Leser! Wie wird es uns einst am Tage unseres Todes ergehen; die wir so lau und nachlässig im Dienste Gottes sind!!

Schon brach der letzte Lebenstag der Dienerin Gottes an. Am Morgen noch sagte der Arzt, sie würde nicht an dieser Krankheit sterben, allein die Kranke entgegnete sanft: „Sie werden schon sehen!“ In dem Maße, als ihr Körper immer mehr abschwächte, sah man die Glut ihrer Sehnsucht nach dem Himmel wachsen. Oft wiederholte sie die Worte: „Die Erbarmung Gottes werde ich besingen ewiglich.“ „Was verlange ich im Himmel, oder was außer dir habe ich auf Erden, o Gott, mein Anteil in Ewigkeit!“ Beklemmungen auf der Brust ließen sie nicht liegen; die Krankenwärterinen mußten sie emporheben, damit sie atmen konnte. Die Liebe verursachte ihr dieses Leid. Brennend vom Feuer dieser Liebe rief sie aus:

„O Schwestern! Welche große Glückseligkeit ist es doch, Gott zu lieben! Ach, welch große Glückseligkeit! So liebet denn diese allerhöchste Liebe; aber liebet sie vollkommen!“

Nicht lange darnach befiel sie der Todeskampf, ohne ihr aber die Besinnung zu rauben. Sie verlangte, daß man all ihre Schriften und Briefe verbrenne, und diese heilige Ölung an ihr vollziehe. Die Oberin gestattete ihre erste Bitte nicht, die heilige Ölung aber empfing sie mit glühender Andacht. Bereits verfiel ihr die Sprache, nur mehr die beiden heiligen Namen Jesus und Maria vernahm man aus ihrem heiligen Munde, der sich immer nur zum Lobe Gottes und zum Heile der Seelen geöffnet, und ihre reine Seele schwebte zum Himmel empor. Dies geschah gegen acht Uhr Abends am 17. Oktober 1690.

Kaum war sie verschieden, so sah man ihr Antlitz von einer himmlischen Majestät und Holdseligkeit leuchten; alle, von der Oberin bis zur geringsten Schwester drängten sich um ihre Leiche und weinten, daß sie die Heilige nicht genugsam geachtet, ihr heiliges Beispiel nicht genug nachgeahmt hätten. Bald verbreitete sich das Gerücht von ihrem Tode auch in die Stadt. Überall erhob sich Weinen und Wehklagen und laut rief man in den Gassen: „Die Heilige ist tot!“ Sobald sich Morgens die Klosterpforten öffneten, strömte das Volk herbei, um die Dienerin Gottes nochmal zu sehen und um ihre Fürbitte anzurufen. Mehrere Kranke wurden auf der Stelle gesund.

Am 18. Oktober wurde sie feierlich beerdigt und ihr Grab verherrlichte Gott fortwährend durch die größten Wunder. Das größte aber, welches Gottes Hand durch diese schwache, der Welt fast unbekannte Jungfrau wirkte, ist die Einführung und Verbreitung der Andacht zum göttlichen Herzen Jesu, wodurch Ströme von Gnaden auf die heilige Kirche Gottes und ihre Kinder niederflossen und noch immer fließen. Unter anderem hörte plötzlich im Jahre 1720 die gräuliche Pest in Marseille auf, als der Bischof und hohe Rat der Stadt sich feierlich dem göttlichen Herzen Jesu weihten.

Ihre Aufnahme in die Schar der Heiligen

In Anbetracht dieser wunderbaren Ereignisse und der allseitig bezeugten durch eidliche Vernehmungen erhärteten Heiligkeit der Dienerin Gottes wurde auch der Prozeß ihrer Heiligsprechung eingeleitet und am 28. März 1824 erhielt sie unter dem Papste Leo XII. den Titel „ehrwürdig.“ Unter dem glorreich regierenden Papste Pius IX. wurde sie am 18. September 1864 selig gesprochen. Ihre Heiligsprechung erfolgte am 13. Mai 1920 durch Papst Benedikt XV.

Schlusswort – Worte der heiligen Margaretha

Da die heilige Dienerin Margaretha keinen andern Wunsch hegte, als daß von allen Menschen die unendliche Liebe Jesu erkannt, geehrt und geliebt werde, die in seinem anbetungswürdigsten Herzen, dieser Quelle aller Liebe und Gnade für uns Menschen glüht, so vernimm, lieber Leser, zum Schlusse dieser etwas ausführlichen Lebensbeschreibung die Worte der heiligen Dienerin, welche sie in einem ihrer Briefe über die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu schreibt:

„Ich wüßte, spricht sie, keine Andachtsübung im geistlichen Leben, die geeigneter wäre, eine Seele, die sich dem Dienste Gottes ergeben, in kurzer Zeit zu einer höheren Heiligkeit zu erheben, und ihr Herz so sehr mit wahrhafter Lieblichkeit zu erfüllen, als diese Andacht. Ja, ich spreche es mit Sicherheit aus, wenn man wüßte, wie wohlgefällig Jesu diese Andacht ist, so bin ich überzeugt, es gibt keinen Christen, der diesen liebreichen Erlöser nur halbwegs liebt und dieselbe nicht alsogleich ausübte. … Mein göttlicher Heiland hat mir zu erkennen gegeben, daß auch weltliche Personen durch diese Andacht alle Hilfe finden, deren sie in ihrem Stande benötigen, nämlich den Frieden in ihrer Haushaltung, Erleichterung in ihren Arbeiten und den Segen des Himmels in allen ihren Unternehmungen. Ganz eigentlich in diesem anzubetenden Herzen werden sie eine Zufluchtstätte während ihres Lebens, ganz besonders aber in ihrer Todesstunde finden. O wie süß ist es, zu sterben, wenn man eine ständige Andacht zu dem Herzen Desjenigen gehegt hat, der uns richten soll! Gewiß ist´s endlich, dass Niemand in der Welt ist, der nicht Hilfe aller Art empfange, wenn er zu Jesu Christo eine dankbare Liebe hätte, wie diese Liebe ist, die durch die Andacht zu seinem heiligsten Herzen ihm erzeigt wird?

Wie wäre es, christliche Seele, wenn auch du dieser so gnadenvollen Andacht dich hingäbest und nur alle Tage mit Innigkeit und im Gefühle der herzlichen Reue über deine Sünden nachfolgendes kleine Gebet verrichten würdest. Du kannst dadurch täglich 100 Tage Ablaß und alle Monate nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares und Verrichtung des Ablaßgebetes einen vollkommenen Ablaß gewinnen.

Gebet

O liebenswürdigster Jesus! Ich schenke dir aus Dankbarkeit und zum Ersatze für meine vielfältige Untreue mein Herz und weihe mich ganz und für immer deinem Dienste; mit deiner Gnade nehme ich mir auch ernstlich vor, dich nicht mehr zu beleidigen. Amen.



(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884, von FJM überarbeitete Fassung)