Erscheinung-des-Herrn
Das Fest der Erscheinung Christi, des Herrn, oder das Fest der heiligen drei Könige
Drei große Geheimnisse werden uns von der katholischen Kirche heute zur andächtigen Betrachtung vorgestellt, welche sich einst an diesem Tage, doch nicht in dem nämlichen Jahre, zugetragen haben.
- Das erste ist die Ankunft der heiligen drei Könige zu dem neugeborenen Heiland der Welt.
- Das zweite die Taufe Jesus Christi in dem Fluss Jordan.
- Das dritte die wunderbare Verwandlung des Wassers in Wein als das erste Wunder, welches Christus auf der Hochzeit zu Kana in Galiläa gewirkt hat.
In diesen drei erzählten Begebenheiten hat Christus der Herr am heutigen Tage in mehreren Erscheinungen sich geoffenbart und zwar in der ersten den Heiden durch einen Wunderstern; in der zweiten am Jordan dem heiligen Johannes und einer großen Menge Volkes der Juden; durch eine vom Himmel herabrufende Stimme des himmlischen Vaters und durch Erscheinung des Heiligen Geistes in der Gestalt einer Taube; in der dritten seinen Jüngern durch das erste Wunder, welches er zu Kana gewirkt hat und nach dem Zeugnisse des heiligen Evangeliums seine Jünger bewog, dass sie an ihn glaubten.
Deswegen wird das heutige Fest, welches man jederzeit als eines der Feierlichsten des ganzen Jahres angesehen und in Ehren gehalten hat, das Fest der Erscheinung Christi genannt; das ist ein Fest, an welchem Christus, der Herr, in dem menschlichen Fleisch erschienen ist und sich den Menschen geoffenbart hat. Wegen der ersten Erscheinung, welche den drei Königen als Heiden geschehen, wird es auch das Fest der heiligen drei Könige genannt.
Der im Morgenland neu aufgegangene Stern hatte einen weit größeren Glanz, als alle anderen Sterne des Himmels; und Gott, der solchen als einen Verkündiger seiner Ankunft geschickt, hat auch innerlich die Herzen der drei Weisen also erleuchtet, dass sie klar erkannten, der durch die Weissagung des Propheten Balaam verkündigte Messias oder König der Juden sei wirklich angekommen. Diese drei Weisen oder Könige, welche gewöhnlich Kaspar, Melchior und Balthasar genannt werden, machten sich nach geschehener Erscheinung des Sternes ohne Verzug auf den Weg.
Der ihnen erschienene Stern vertrat die Stelle eines Wegweisers so lange, bis sie zur Stadt Jerusalem kamen; denn da selbst verschwand er auf einmal vor ihren Augen. Die Betrübnis, welche sie deswegen befiel, war nicht gering. Weil sie dennoch glaubten, in Jerusalem, als der Hauptstadt des Judenlandes, würde der Ort und Aufenthalt des neugebornen Königs der Juden ohne Zweifel bekannt sein, so gingen sie ohne Bedenken in die Stadt und fragten ohne Scheu:
Die Einwohner der Stadt staunten über eine so unerwartete Frage und wussten nichts zu antworten. Der Ruf von den angekommenen Weisen und ihrer Frage verbreitete sich schnell durch die ganze Stadt und kam auch zu den Ohren des Königs Herodes. Dieser, weil er ohnehin sehr herrschsüchtig war, befürchtete, er könnte durch den neugebornen König von seinem Throne gestoßen werden. Demnach berief er die Hohenpriester und Schriftgelehrten zusammen und fragten sie, wo denn der Messias sollte geboren werden? Ihre einhellige Antwort war, dass diese Geburt nach der Weissagung des Propheten Michäas in Bethlehem, einer Stadt des Stammes Juda geschehen müsse. Sobald der König solches vernommen, ließ er die drei Weisen zu sich kommen, befragte sie sorgfältig, wann sie den Stern, von dem sie so vieles gesprochen, gesehen, und was für Umstände sich ferne ereignet hätten. Als dann sprach er zu Ihnen:
Dies sprach der argliste König nicht mit dem Vorsatze, den neugebornen König in Wahrheit anzubeten, sondern denselben heimlich aus dem Wege zu räumen und sein Reich zu befestigen.
Indessen waren die drei Weisen durch das, was der König ihnen gesagt hatte, ganz befriedigt und begaben sich von Jerusalem hinweg nach Bethlehem. Kaum hatten sie die Stadt verlassen: da zeigte sich wieder ihr himmlischer Wegweiser, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, und schwebte vor ihnen her bis an den Ort, wo der neugeborne König war. Die Freude, welche sie darüber empfanden, lässt sich mit Worten nicht beschreiben. Wer kann aber begreifen, wie sehr sich solche vermehrt habe, da sie sich wirklich an demjenigen Orte sahen, wo der so eifrig von ihnen gesuchte, neugeborne König war? Dies zeigte ihnen der Stern an, der über der Krippenhöhle still stand.
Die drei Weisen gingen mit unaussprechlicher Freude in den armen Stall hinein und sahen da selbst auf dem Schoße der jungfräulichen Mutter das göttliche Kind, welches seine Augen ganz liebreich auf sie richtete. In dem Augenblick wurden sie innerlich von Gott erleuchtet und gänzlich überzeugt, dass dieses Kind derjenige große König, ja der eingeborne Sohn Gottes sei, welcher zur Erlösung der Menschen auf die Welt gekommen. Demnach fielen sie nieder auf die Erde, beteten ihn mit gebogenen Knieen und tiefster Ehrerbietung an als ihren Herrn und Gott, öffneten ihre mitgebrachten Schätze und opferten ihm dreifache Gaben, nämlich Gold, Weihrauch und Myrrhen; Gold, um zu bezeugen, dass er ein wahrer König; die Myrrhen, um anzudeuten, dass er ein wahrer Mensch; den Weihrauch aber, um zu bekennen, dass er wahrer Gott sei. Der von ihnen so andächtig verehrte und angebetete Heiland der Welt wird die ihm erwiesene Ehre und überreichen Schenkungen reichlich durch innerlichen Seelentrost vergolten habe.
Nachdem nun die drei Weisen ihrer Andacht vollkommen Genüge geleistet, gedachten sie ihren Rückweg durch Jerusalem zu nehmen, wie es Herodes verlangt hatte. Es erschien ihnen aber ein Engel des Herrn im Schlafe und ermahnte sie, sich nicht wieder zu diesem Könige zu begeben, sondern einen andern Weg zurück in ihre Länder zu nehmen. Dieser Ermahnung gehorchten sie und kehrten durch andere, obwohl beschwerlichere Wege wieder dahin zurück, wo sie hergekommen waren. Durch den heiligen Apostel Thomas wurden sie getauft, später zu Priestern und Bischöfen geweiht und bekehrten sehr viele zum christlichen Glauben. Ihre heiligen Leiber werden im Dom zu Köln verehrt.
Beherzigung
Heute ist der Geburtstag der Christenheit aus den Heiden; denn die drei Könige, welche heute Christus zu erkennen und an ihn zu glauben begannen, waren Heiden. Daher werden sie von den heiligen Vätern die Erstlinge unseres Glaubens genannt. Nichts ist billiger, als dass du das heutige Fest mit größter Feierlichkeit begehst und Gott dem Herrn demütigst Dank sagst für die unschätzbare Gnade des Berufes zu dem einzig wahren Glauben.
sagt der heilige Augustin,
Ja tausend und tausend weilen noch immer in ihrem blinden Heidentum, in allerlei Unglauben oder Irrtum, und gehen so aus Mangel des wahren Glaubens, wenn es ihre Schuld ist, dass sie nicht glauben, was die katholische Kirche lehrt, zu Grunde.
(Quelle: Goldene Legende: Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, Wilhelm Auer, Matthäus Vogel,1904 nach FJM überarbeiteter Fassung)