Herz Jesu
Die zwölf Verheißungen des göttlichen Herzens
Der Heiland bediente sich zur allgemeinen Einführung der Herz Jesu Andacht eines ganz unscheinbaren Werkzeuges: der weltfernen Schwester Margareta Maria Alacoque [22. Juli 1647 - 17. Oktober 1690 ] im Kloster zu Parah-le-Monial. Christus erscheint ihr, schildert seine Liebe und beklagt sich über die Undankbarkeit und den Kaltsinn der Menschen. Und dann gibt er ihr den Auftrag, zur Wiederbelebung der Liebe die Herz Jesu- Andacht überall einzuführen. Margareta erschrickt über die Größe und Schwierigkeit der Aufgabe. Sie entschuldigt sich mit ihrem Unvermögen. Aber der Herr sichert ihr seinen Beistand zu und verspricht überreiche Gnaden und Segnungen allen denen, die sein heiligstes Herz verehren. Diese Segnungen und Gnaden sind zusammengefasst in den so genannten zwölf Verweißungen des göttlichen Herzens Jesu. Nur das, was Gott geoffenbart hat, was in Schrift und Überlieferung enthalten ist, was von der Kirche als göttliche Wahrheit verkündet wird, nur das muss geglaubt werden. Das ist klar. Und wenn die Kirche die Privatoffenbarung der seligen [ inzwischen heilig ] als echt anerkannt, so will das nur heißen, es sei nichts darin, was dem christlichen Glauben widerstreitet, und jeder handle durchaus vernunftgemäß, der diese Offenbarung für wahr hält. Die Zwölf Verheißungen sind also kein Glaubensartikel aber ihre Echtheit ist verbürgt. Margareta Maria Alacoque wurde von der Kirche selig gesprochen [ inzwischen heilig gesprochen am 13. Mai 1920 durch Papst Benedikt XV. Das konnte doch nur geschehen, nachdem bewiesen war, dass die Ordensschwester eine Person von klarem, gesundem Verstande und heroischer Tugend gewesen, und nachdem Gott selbst ihre Heiligkeit durch unleugbare Wunder dargetan. Wie lauten die Versprechungen?
1) Ich werde sie in ihren Leiden trösten
Wer ist ohne Leiden? Hier raubt der Tod den Eltern das einzige, Inniggeliebte Kind; dort verliert das Kind seinen Vater, seine Mutter. Hier liegt ein Kranker auf dem Schmerzenslager, schon Wochen, Monate, jahrelang; dort wäre ein Armer froh um die Brosamen, die vom Tische des Reichen fallen. Hier grämt sich einer fast zu Tode, dass man ihm Ehr’ und guten Namen geraubt; dort ist ein anderer, der mit einem Schlage sein Vermögen eingebüßt. Und könnten wir erst den Schleier lüften von all’ dem Schmerz und Jammer, der still und verborgen am Herzen nagt, welch’ entsetzliches Schauspiel würde dem Auge sich bieten! Doppelt schwer drückt das Leid, wenn keine teilnehmende Seele sich findet, wenn niemand da ist, dem man sein Herz ausschütten kann. Aber auch, wenn menschlicher Trost vorhanden, wie schwach ist oft derselbe, und wie leicht kann der Tröster uns durch den Tod oder eine andere Ursache wieder entrissen werden! So stehen wir mit unserm bittern Weh meist einsam und allein da. Doch nein, es gibt einen Tröster. Wie die Blume am Morgen sich aufrichtet und den geschlossenen Kelch öffnet, um von der aufgehenden Sonne neue Lebenskraft zu empfangen, so blicken wir auf in unserem Leiden zur Gnadensonne des göttlichen Herzens, zum Heiland: er ist der beste Tröster. Wer andere trösten will, muss vor allem ein gutes, mitleidiges Herz haben. Jesus Christus ist aber die Güte und Liebe selbst. „Wohltaten spendend ging er einher und heilte alle“, heißt es in der Apostelgeschichte von ihm (10,38) Wo ist ein Herz, das gültiger, liebevoller wäre? Ferner kennt Jesus unsere Leiden. Er ist allwissend, darum weiß er, was jeden aus uns drückt.
Ein Ordensmann wurde zu einem Kranken gerufen. Er lag da auf ärmlichem Strohlager, ein Mann von 40-50 Jahren. Seit sechs Monaten war er vollständig gelähmt. Entsetzliche Schmerzen durchwühlten seinen Leib. Er hatte auch niemanden, der ihm pflegte. Denn seine einzige Tochter musste schon früh morgens zur Arbeit gehen, um etwas zu verdienen, und die Frau lebte nicht mehr. Trotz Einsamkeit und Schmerz war der Mann ganz glücklich und zufrieden. „Wie kommt es doch nur“, sagte der Priester, „dass Sie so geduldig alles tragen?“ Da zeigte der Kranke auf zwei Bilder an der Wand, die heiligsten Herzen Jesu und Maria darstellend, und antwortete: „Von dort kommt mir Trost. Die haben mehr gelitten als ich, und sie waren unschuldig.“ Beim liebevollsten Herzen Jesu finden wir Trost in unserem Leiden.
2)Ich werde ihnen alle Gnaden reichlich schenken, deren sie in ihrem Stande bedürfen
Ein schwerer Stand ist der Ehestand. In Liebe und Treue mit einander leben, die Kinder in Gottesfurcht und christlicher Zucht erziehen, in allem mit guten Beispiele vorangehen, für den Unterhalt der Familie und die Zukunft der Kinder sorgen, wie viel gibt’s da zu überwinden, zu dulden, zu vergessen, zu arbeiten, zu sorgen und zu wachen! Wohl erhalten die Gatten im heiligen Sakramente der Ehe besondere Gnaden. Aber trotzdem fällt’s den Eltern oft recht schwer, alle ihre Pflichten getreu zu erfüllen. Gibt es keine Hilfe? Doch ja. „Ich werde ihnen alle Gnaden reichlich schenken, deren sie in ihrem Stande bedürfen,“ so hat’s der Heiland ausdrücklich versprochen. Manche lassen gleich den Mut sinken, wenn nicht alles nach Wunsch geht. Das ist das Allerschlimmste. Wendet euch doch vertrauensvoll zum göttlichen Herzen Jesu; da wird euch Hilfe werden; von da werden euch alle Gnaden zufließen, deren ihr bedürfet.
Ein Mann hatte in Bruneck (Tirol) eine Mission mitgemacht. Nach der Generalbeicht fing er im Beichtstuhl laut zu weinen an und sagte: „Jetzt muss es anders werden.“ Wirklich! Vorher mehr im Wirtshaus als in der Werkstätte, war er jetzt bei der Arbeit; vorher auf den Verdienst der Frau und Kinder angewiesen, sorgte er jetzt für sie. Jeden Morgen und Abend kniete er mit der ganzen Familie vor einem Bilde des göttlichen Herzens Jesu nieder und betete. So bekam er Kraft, um seinen Vorsatz zu halten.
Ein schwerer Stand ist der ledige Stand in der Welt. Viele kommen nicht zum Heiraten, die zum Ehestande ganz tauglich wären. Gerade die bescheidensten, brävsten und tüchtigsten Mädchen bleiben oft sitzen; den sogenannten Luftigen, Koketten, Weltgefälligen wird törichter Weise der Vorzug gegeben. Ist’s nicht schwer für die Ledigen, mitten in der verdorbenen Welt brav zu bleiben, sich ehrlich und recht durchzuschlagen? Das göttliche Herz Jesu gibt ihnen Kraft.
3)Ich will den Frieden ihren Familien geben
Wohl nirgends wohnte ein süßerer Friede als im heiligen Häuschen zu Nazareth. So sollte es überall sein. Aber leider ist’s gar oft anders. Es fehlt in so vielen Familien der friede, eben weil jene Liebe nicht da ist, von welcher der Apostel sagt: „Sie ist geduldig, ist gütig; sie ist nicht selbstsüchtig, sie denkt nichts Arges, sie lässt sich nicht erbitten; sie erträgt alles, sie duldet alles“ ( 1Kor.13,4-8)
Ich kannte eine Frau, die hatte einen herzensguten Mann, und doch waren beide recht unglücklich. Die Schuld lag bei der Frau. Sie war ein sauertöpfisches missvergnügtes Geschöpf; an allem hatte sie herumzunörgeln. Blieb der Mann am Sonntag daheim und spielte mit den Kindern, da hieß es: du solltest doch auch in Gesellschaft gehen; trank er ein Glas Bier oder Wein, so machte ihm die Frau Vorwürfe über seine Liederlichkeit. Kleidete sich der Mann ganz einfach, da höhnte das Weib: du kommst daher wie ein Bettler; schaffte er sich einmal ein besseres Stück an, so wurde über Verschendung geklagt. War der Mann bei Tisch heiter und fröhlich, da jammerte das Weib. Du lebst wie ein Handwerksbursche in den Tag hinein und kümmerst dich gar nicht um die Zukunft; schaute er ernst und sinnend drein, so fehlte es ihm nach Ansicht der Frau an Gottvertrauen. Dieser ständige Hader und Zwist machte die Familie recht unglücklich und raubte den Kindern alle Achtung vor den Eltern; sie hatten gar keinen Respekt mehr, besonders vor der Mutter. Und das tat dem Manne am meisten weh. Er betete und ließ beten. Es wurde nicht besser. Da schaffte er eine Statur vom göttlichen Herzen Jesu an und stellte sie auf in seiner Stube. Jeden Morgen und Abend mussten nun alle niederknien, um gemeinsam zu beten, und am Schlusse fügte der Vater jedes Mal noch die Bitte bei: „O liebevolles Herz Jesu, gib uns den Frieden!2 Das machte Eindruck auf die Frau. Sie ging in sich, erkannte ihren Fehler und besserte sich gründlich. Von da an war Friede im Hause.
„Ich werde ihren Familien den Frieden geben“, so hat’s der Heiland versprochen. Und was er versprochen das hält er.
4)Ich werde im Leben und besonders in der Todesstunde ihre sichere Zuflucht sein.
Eine Zufluchtsstätte haben wir alle: es ist das göttliche her Jesu. Wer da anklopft, findet sichere Hilfe. Allen hat der Heiland ehedem geholfen, als er auf Erden wandelte. Kranke kamen zu ihm, und sie wurden geheilt; Blinde kamen, und sie erhielten das Augenlicht wieder.; Lahme wurden gebracht, und sie konnten selber nach Hause gehen; Aussätzige kamen, und sie wurden rein; vom Teufel Besessene kamen, und der böse Feind wich von ihnen. Und wie damals, so ist’s heute noch. Der Heiland ist jetzt noch bereit, allen zu helfen, so weit es ihnen zum Heil gereicht.
Das hat erfahren die Stadt Marseille. Dort wütete im Jahre 1720 die Pest. Täglich starben 1000 Personen, im ganzen 40000 nämlich die hälfte der Einwohner; darunter waren 18000 Priester, die dem Dienste der Pestkranken sich widmeten. Am 7 September machte der Stadtmagistrat das Gelübde, eine große Wohltätigkeitsanstalt zu bauen, wenn Gott dem furchtbaren Strafgericht Einhalt tue. Die Pest erlosch nicht. Da riet die fromme Salesianerin Maria Magdalena Remufat dem damaligen Bischof von Marseille, Befunce, Stadt und Diözese in feierlicher Weise dem göttlichen Herzen Jesus zu weihen. Der Bischof tat es. Er ordnete Bitt und Bußprozession an; er selbst stellte sich, einen Strick um den Hals, an die Spitze der Prozession. Am Schlusse nahm er in der Kirche die Weihe der Stadt und Diözese ans göttliche Herz Jesu vor. Und sofort hörte die Pest auf. Seit dieser Zeit wird alljährlich eine Dankprozession in Marseille gehalten. Dem Bischof Belfunce aber wurde im Jahre 1852 in der Stadt ein Denkmal errichtet. Auf hohen Sockel erhebt sich das Standbild des Bischofs, angetan mit den bischöflichen Gewänder, um den Hals den Strick, dessen Enden fast bis auf die Füße herabreichen.
Doch nicht bloß in den Gefahren des Leibes brauchen wir eine Zufluchtsstätte, sondern noch mehr in denen der Seele. „Der Teufel geht umher, wie ein brüllender Löwe, suchend, wen er verschlingen könne“ (Petr.5,8) Wo er allein nichts ausrichtet, da nimmt er die böse Welt, schlechte Menschen zu Hilfe. Wie sollen wir da Stand halten? Wie das Herz rein bewahren? Beim göttlichen Herzen Jesu finden wir eine Zufluchtsstätte. Wovon endlich alles abhängt, das ist der Augenblick des Todes. Darum bietet der Teufel da alles auf, um die Seelen zu verderben. Aber beim göttlichen Herzen Jesu finden wir auch in dieser letzten und größten Gefahr eine sichere Zufluchtsstätte. Es ist rührend zu lesen, wie vielen das gütigste Herz des Heilandes eine glückselige Sterbestunde verschaffte, oft nach einem langen Sündenleben
5)Ich werde ihnen bei allen Unternehmungen reichen Segen geben
Jeder wünscht sich, dass es ihm gut gehe. Der Bauer hofft eine reiche Ernte; der Kaufmann rechnet auf guten Geschäftsausgang; der Fabrikherr sieht im Geiste neue Abfassgebiete; der Gelehrte arbeitet Tag und Nacht, um die Welt durch neue Forschung und Entdeckung zu überraschen. Nicht jeder erreicht, was er aufstrebt. Es kommt auf Tüchtigkeit, Fleiß Ausdauer an. Aber noch etwas spielt mit: der Segen Gottes. Das wird freilich von gar vielen vergessen. Darum erinnert uns der Heiland daran in den Worten, die er zur (sel.) Heiligen Margareta Maria Alacoque gesprochen: „Ich werde ihnen bei allen Unternehmungen reichen Segen spenden.“ Das ist ja klar, dass der Herr nicht segnen kann sündhafte Unternehmungen. Wenn der Kaufmann betrügt, schlechte Ware für gute verkauft, übermäßige Preise verlangt, falsches Maß und Gewicht gibt; wenn der Fabrikherr bei großem Gewinn viel zu niedrige Löhne bezahlt, und der Geldverleiher zu hohe Zinsen fordert; wenn der Meister am Sonntag arbeitet oder arbeiten lässt, dann wird der Segen Gottes in der Regel fehlen. Und wenn der Schlechte hie und da doch glück hat, so ist das der irdische Lohn für das wenige Gute, das er etwas tut, weil in der Ewigkeit nur Strafe auf ihn wartet. Es ist klar, dass der Herr seinen irdischen Segen zurückhalten muss, wenn es nicht zum Heile des Menschen dient. So mancher würde übermütig, wenn es ihm gut ginge, wenn er Geld im Überfluss hätte; er würde dem Trunke, dem Stolze, der Sinnlichkeit frönen, Gott und die Kirche vergessen, ewig verloren gehen. Darum muss Gott da seinem Segen Schranken setzen. Sonst aber wird er auch zeitliche Unternehmungen segnen. Er hat es versprochen und was er verspricht, das hält er. „Ich werde ihnen bei allen Unternehmungen reichen Segen spenden.“ Wie viele haben das schon erfahren?
In den 70ger Jahren kam ein Schweizer Student zu München in arge Geldnot. Er konnte seine Studien nicht mehr fortsetzen, wenn nicht bald Hilfe erfolgte. Da wurde ihm Unterstützung zugesagt, wenn er altkatholisch werde, d.h. sich gegen den Papst und die Unfehlbarkeit erkläre. Das konnte und wollte er nicht tun. Dagegen betete er viel und machte Novenen zum heiligsten Herzen Jesu und versprach, es im „Sendboten“ von Innsbruck zu veröffentlichen, wenn er erhört werde. Und siehe da, eines Morgens traf ein Brief vom Hause ein und meldete, ein reicher, allein stehender Vetter sei ganz unerwartet weggestorben. Infolgedessen fiel der bedrängten Familie ein großes Erbe zu. Dem Studenten war geholfen.
Das ist der Segen, den der Herr selbst in zeitlichen Dingen verleiht. Ich habe alle Bände des „Sendboten vom göttlichen Herzen Jesu“ (Rauch Fel., Insbruck) durchgegangen. Zahllos sind die dort verzeichneten Gebetserhörungen, welche denen zu Teil wurden, die zum göttlichen Herzen Jesu ihre Zuflucht genommen; in allen möglichen Anliegen, in zeitlichen und geistlichen, hat er geholfen. Darum klopfe doch jeder mit vertrauen beim liebevollsten Herzen des Erlösers an.
6)Die Sünder werden in meinem Herzen die Quelle und das unermessliche Meer der Barmherzigkeit finden.
Wer einmal das Meer gesehen, der vergisst diesen Augenblick nicht mehr. So weit das Auge reicht, dehnt eine unermessliche Wasserfläche sich aus. In dunkler Ferne scheint der Himmel den Meeresspiegel zu berühren. Bald sind die Wasser von sanften Wellen leicht bewegt, bald steigen die Fluten in gewaltigen Bogen und mit mächtigem Brausen auf und nieder. Das ist ein Anblick, so großartig und erhaben, dass Alban Stolz sagte: „Es sollte niemand sterben, ohne das Meer gesehen zu haben.“ Ein solches Meer ist die Barmherzigkeit Gottes, d.h. sie hat keine Grenzen, sie erstreckt sich noch weiter als das Meer, sie umfasst die ganze Welt, alle Völker, alle Menschen. Wo ein Sünder, da ist auch die göttliche Barmherzigkeit. Und wer dürfte sagen, er sündige nicht? Selbst unter den Aposteln waren zwei: der eine, Petrus, hatte den Herrn dreimal verleugnet, aber es wurde ihm vergeben; der andere, Thomas, wollte nicht an seine Auferstehung glauben. Alle übrigen Apostel versicherten ihn: „Wir haben den Herrn gesehen, er ist auferstanden.“ Aber Thomas besteht ganz hartnäckig auf seiner Meinung und sagt: „Wenn ich nicht in seinen Händen und das Wundmal der Nägel sehe und meinen Finger nicht in den Ort der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, so glaube ich nicht“ (Joh.20,25) Acht Tage später erscheint Jesus wieder den Aposteln. Diesmal ist auch Thomas bei ihnen. „Der Friede sei mit euch!“ so grüßt der Herr, wendet sich dann zu Thomas und spricht: „Lege deinen Finger hierher und schaue meine Hände an und lege deine Hand in meine Seite und sei nicht ungläubig sondern gläubig“ (Joh.20,27) Und kaum hat Thomas die Wunde des göttlichen Herzens berührt, so fällt er reuig auf seine knie nieder und ruft aus: „Mein Herr, mein Gott!“ Er glaubt. Er glaubt so fest, dass er später sein Leben für den Herrn hingibt. In Indien wurde sein Herz mit einer Lanze durchbohrt. So ist er seinem göttlichen Meister ähnlich geworden und zugleich ein glänzender Zeuge für die Güte und Barmherzigkeit des Herzens Jesu. Die Barmherzigkeit Gottes ist wie das Meer, d.h. unergründlich tief. Der größte Sünder findet Gnade und Verzeihung. „Gnädig und barmherzig ist der Herr, langmütig und von großer Erbarmung. Lieblich ist der Herr gegen alle, und seine Erbarmung geht über alle seine Werke“ (Ps.144,8,9) Mag einer noch so viele und noch so große Sünden begangen haben, er darf den Mut nicht verlieren; wenn er seine Fehltritte wahrhaft bereut, aufrichtig bekennt und sich ernstlich bessern will, so wird ihm alles vergeben. Die Barmherzigkeit Gottes ist wie das Meer. Die Wassermasse steht nie stille. Bald wird die Oberfläche gekräuselt von sanften Wellen, bald brausen in wildem Sturme, die Wogen. So kennt auch die Güte des göttlichen Herzens seinen Stillstand. Bald spricht sie leise zum Sünder durch innere Einsprechung, durch die Bitten des Seelsorgers oder Beichtvaters, durch Tränen einer frommen Mutter, einer teuren Gattin, oder durch die Ermahnung eines guten Freundes. Wenn aber der Sünder sein Herz verhärtet, dann greift der Herr zur Rute der Züchtigung: er schickt Krankheiten oder Unglück; er nimmt ihm ein treues Kind, eine Heißgeliebte Gattin; er lässt einen Freund an seiner Seite plötzlich wegsterben. So wird er endlich aufgerüttelt aus seinem Sündenschlafe. Wie der verlorene Sohn geht er in sich und spricht: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: „Vater, verzeihe mir! Ich habe gesündigt, wider den Himmel und vor dir; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; halte mich nur wie einen deiner knechte“ (Luk.15,18,19) Und wie der Vater im Evangelium, so wird der Heiland den reuigen Sünder voll Güte aufnehmen und ihm alles vergeben.
Fast auf der gleichen Seite des „Sendboten des göttlichen Herzens Jesu“ vom Jahre 1887 wird von einem Beamten erzählt, der durch schlechte Schriften verdorben, über 20 Jahre keine Ostern mehr machte, aber durch das Gebet und die Bitten seiner Gattin sich belehrte; und von einem Wirte, der ein Trunkenbold und Religionsspötter war, auf alle Ermahnungen seiner Frau und Kindern nichts gab, aber dann endlich durch schwere Krankheit und Armut zur Umkehr gebracht wurde.
So bleibt es wahr: die Sünder finden im göttlichen Herzen Jesu die Quelle und das unermessliche Meer der Barmherzigkeit. „All’ unser Heil kommt aus den Füßen, Minnesamen Herzen Christi“, schrieb schon der alte Franziskanerprediger Fridolin Stephan, gestorben am 17. August 1489
7)Die Lauheit
Die Lauheit besteht darin, dass man nicht gerade Todsünden begehen will, aber aus den lässigen Sünden sich nichts macht und im Guten auf das Mindeste sich beschränkt. Es wäre eine Todsünde, am Sonntag keine Heilige Messe zu hören. Deshalb muss man dem heiligen Messopfer wohl beiwohnen, aber weiter tut man nichts. Es wäre eine Todsünde, die Osterkommunion zu unterlassen. Deshalb geht man am Oster zu den heiligen Sakramenten, aber sonst nie mehr im Jahre. Es wäre eine Todsünde, große Betrügereien zu begehen oder schwere Verleumdungen auszusprechen. Deshalb unterlässt man solche, macht sich aber nichts aus kleineren Ungerechtigkeiten und Ehrverletzungen. Was ist die Folge? Dass man bald auch in schwere Sünden fällt. „Denn wer das geringe nicht achtet, geht nach und nach zu Grunde“ (Sir.19,1) sagt der heilige Geist. Darum ist die die Lauheit ein sehr gefährlicher Zustand, so gefährlich, dass der Herr ausruft: „O dass Du kalt wärest oder warm! Weil Du aber lau bist, und weder kalt noch warm, so will ich anfangen, dich auszuspeien aus meinem Munde“ (Offbg.3,15,16) Nun gegen diese Lauheit ist die Herz Jesu Andacht ein vortreffliches Mittel. Wer das Herz Jesu verehrt, der muss öfters an die unendliche Liebe des göttlichen Heilandes denken. Sein Blick fällt auf die Dornenkrone, die der Herr für uns getragen, auf das Kreuz, an das er für uns geschlagen worden, auf die Seitenwunde, aus welcher die letzten Tropfen seines Herzblutes für uns geflossen. Wie könnte da der Mensch noch kalt und gleichgültig bleiben? Wer das Herz Jesu verehrt, der muss Ersatz leisten für den Undank und die Kälte mit denen so viele Menschen seine unendliche Liebe vergelten; er muss Ersatz leisten durch Gebete, Abtötungen, Sühnekommunionen, Abbitte vor dem Allerheiligsten. Alle diese Dinge werden aber den Eifer entzünden, das Herz erwärmen, die Lauheit verbannen.
Tirol wurde im Jahre 1796 von den Franzosen bedroht. Das brave Volk fürchtete nicht bloß für seine Selbständigkeit, sondern vor allem für seinen Glauben und betrachtete daher den Kampf als einen heiligen Krieg. Es legte das feierliche Gelöbnis ab, fortan den Sonntag nach Fronleichnamsoktav zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu als Festtag im ganzen Lande zu feiern. Mit dem Rufe: „Wir vertrauen auf das heiligste Herz Jesu und die Fürbitte der seligsten Jungfrau,“ zogen die Tiroler dem Feinde entgegen und schlugen ihn am 2. April 1797 auf den Höhen von Springes bei Brixen und am 3 April bei Boxen so siegreich zurück, dass am 12 April kein Franzose mehr auf Tirolerboden stand. Wieder zogen die feindlichen Heere gen Tirol im Jahre 1809. Und wieder wurden sie besiegt in der mörderischen Schlacht am Berg Ifel, den 29 Mai, unter dem Oberkommandanten Andreas Hofer, der vorher sich und seine Mittkämpfer „zum liebsten Herzen Jesu verlobt hatte.“
Seit 1896 wird der Bund mit dem Herzen Jesu jedes Jahr erneuert. Zehn Stunden ist in allen Kirchen das Allerheiligste ausgesetzt, fast alle Erwachsenen gehen an jenem Tage zur heiligen Kommunion. Daher sind aber auch in Tirol noch der alte, lebendige Glaube und die alte Frömmigkeit, die alte Biederkeit und Charakterstärke, Treue und Opferwilligkeit bis heute erhalten geblieben. Sogar ein Freimaurer musste im Jahre 1896 bei Gelegenheit der Jahrhundertfeier des Herz Jesu Bundes das Geständnis ablegen: „In Tirol haben wir die letzten 100 Jahre umsonst gearbeitet:“ Durch die Andacht zum göttlichen Herzen Jesu wurde das Land bewahrt vor der Sturmflut des Zeitgeistes, vor der religiösen Gleichgültigkeit und Lauheit, und so lange Tirol ein Herz Jesu Land bleibt, wird es auch glaubenstreu und glücklich.
8)Die eifrigen Seelen werden große Fortschritte in der Vollkommenheit machen
So viele haben einen ganz falschen Begriff von der Vollkommenheit. Sie bestehe darin, glauben sie, dass man den Leib mit Geißeln zerschlägt, dass man fastet bei Wasser und Brot, dass man in der Verborgenheit eines Klosters oder einer Höhle nur dem Gebet und der Betrachtung obliegt, dass man Wunder wirkt und Offenbarungen empfängt. Das alles ist nicht die Vollkommenheit. Sie besteht nicht in außerordentlichen Dingen, sondern ganz einfach darin, dass man Gott über alles liebt. „Vor allem habe die Liebe, welche ist das Band der Vollkommenheit“ (Kol.3,14), schreibt der Apostel. Und Christus selbst sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Gemüte und aus allen deinen Kräften. Dies ist das das größte und erste Gebot. Das andere ist aber diesem gleich: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matth.22,37-39) Je mehr also der Mensch Gott liebt und um Gottes Willen den Nächsten, desto vollkommener ist er. Wer aber Gott wahrhaft liebt, der muss 1) jede, auch die kleinste Sünde zu meiden suchen; der muss 2) streben, immer tugendhafter, immer demütiger, sanftmütiger, geduldiger und gehorsamer zu werden. Das können alle. Darum sagt der Herr: „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matth.5,48) Und er fügt noch bei: „Mein Joch ist süß und meine Bürde ist leicht“ (Matth.11,30) d.h. mit der Gnade Gottes kann jeder ohne allzu große Mühe vollkommen werden. Die Gnade finden wir in überfließender Fülle beim göttlichen Herzen Jesu. Diese Herz will ja nichts anderes, als dass wir seine Liebe mit Gegenliebe erwidern. Und je mehr der Mensch in der Liebe Gottes wächst, desto ängstlicher wird er die Sünde meiden, desto eifriger die Tugend üben, desto reichere Gnaden auf sich herab ziehen. Darum sehen wir so viele Verehrer des göttlichen Herzens Jesu, wie Bernhard, Anselm, Bonaventura, Ludolf von Sachsen, Heinrich Sufo, Tauler, Ludwig von Blois, Landsberg, Johann Eudes, Franz von Sales, Philipp Neri, Gertrud, Lutgard, Theresia, Mechildis, Katherina von Genua, zu hoher Vollkommenheit emporsteigen.
9)Diejenigen, welche am Heile der Seele arbeiten, sollen die Gnade erhalten, auch die Verstocktesten Herzen zu rühren
Diese Verheißung gilt zunächst dem Priester, dessen Lebensberuf es ist, Seelen zu retten. Der Priester empfängt ja durch die Weihe besondere Gnaden zur segensreichen Ausübung seines Amtes. Aber wenn er zudem das göttliche Herz recht innig verehrt, so darf er auf außerordentlichen Gnadenbeistand hoffen. Das haben schon zahllose Priester erfahren. Ein Franz von Sales, Bischof von Genf, glühend von Liebe zum Gottesherzen, führte allein 72000 Irrgläubige in den Schoß der katholischen Kirche zurück. Ein Vivanny Pfarrer von Ars, der Apostel des göttlichen Herzens genannt, belehrte Tausende und Tausende.
Einmal besuchte ihn ein Beamter. Dieser war gerade in Lyon und da trieb ihn die Neugierde nach Ars, um Vivanny einmal zu flehen. „Das ist ein außerordentlicher Mann;“ sagte zu dem Beamten ein Herr im Gasthof;“ gehen Sie doch zu ihm beichten.“ Noch spät abends kniete der Beamte im Beichtstuhl. Voll Milde und Güte sprach Vivanny am Schlusse der Beicht: „Zur Buße lege ich Ihnen nur das Eine auf: gehen Sie am nächsten Fronleichnamsfeste in Ihrer mit der Prozession!“ Die Stadt wo er wohnte, zählte damals 25000 Katholiken, von denen indem nur ganz wenige Männer die Prozession begleiteten. Auch der Beamte war bis jetzt immer fern geblieben. Diesmal ging er mit, und von da an immer. Es war ein gewaltiges Opfer; aber er brachte es. Solche Macht besaß Vivanny über die Herzen.
Aber auch Laien, die am Seelenheile anderer arbeiten, haben Anteil an dieser Verheißung. Kann nicht jeder für Sünder und Beirrte beten, ein freundliches Wort an sie richten, sie in die Kirche und zur Beicht abholen, ihnen ein gutes Buch, eine Zeitschrift oder Zeitung in die Hände spielen? Noch größer wird die Wirkung sein, wenn mehrere, wenn Hunderttausend mit einander beten. Das geschieht beim Gebetsapostolat, wo die Mitglieder des Morgens alle Gebete, Arbeiten und Leiden in der Meinung des heiligsten Herzens, also gewiss auch für die Belehrung der Sünder, dem himmlischen Vater aufopfern. Wie viel kann also auch der Laie zur Rettung der Verirrten beitragen! Und wie verdienstlich ist das ! „ Um heile der Seelen zu arbeiten, ist die göttlichste aller göttlichen Beschäftigungen,“ sagte der hl. Leonard a Portu Mauritio.
10)Ich will alle Orte segnen, in denen das Bild meines Herzens aufgestellt und verehrt wird.
Im Kriege der Engländer gegen die Buren (1899-1902) wurde die Stadt Kimberln mit Bomben beschossen. Viele katholische Einwohner, so erzählt der Bischof der Stadt, schmückten die Türen ihrer Häuser mit Herz Jesu Bildern. Alle diese Häuser blieben verschont, während hundert andere zerstört wurden.
Der Französische General De Sonis hatte in seiner Wohnung eine Herz Jesu Statue aufgestellt, Tag und Nacht brannte ein Lämpchen davor. Garcia Moreno der Präsident von Ecuador (Südamerika) schmückte sein Haus und sogar das Sitzungszimmer im Regierungsgebäude mit einem schönen Herz Jesubilde. Beide Männer sind unsterblich durch ihre Taten, ihre Tugenden und Charaktergröße
So ist es wahr, dass ein besonderer Segen auf all’ jenen Orten ruht, in denen ein Bild des göttlichen Herzens Jesu aufgestellt und verehrt wird. Darum gibt es heute bald kein katholisches Haus oder keine Kirche mehr, in denen nicht ein Herz Jesu Bild sich befindet. Viele tragen das Bild Jesu auf Skapulieren oder Medaillen ständig bei sich. Freilich muss damit auch fromme Gesinnung und echt christlicher Wandel verbunden sein; sonst werden tausend Herz Jesu Bilder nicht viel nützen.
11)Wer am ersten Freitag von neun aufeinander folgenden Monaten die Heiligen Sakramente würdig empfängt, wird die Gnade der Beharrlichkeit erlangen.
Das Konzil von Trient lehrt, dass niemand der Gnade Beharrlichkeit unfehlbar sicher sei, außer er habe von Gott eine besondere Offenbarung darüber empfangen. Aber das ist ebenfalls gewiss: Wer durch eine große Liebe zum göttlichen Herz Jesu sich auszeichnet und während neun Monate bei der heiligen Kommunion, sowie auch sonst um einen guten Tod bittet, der wird viel sicherer eine glückliche Sterbestunde erlangen. Das ist wohl der Sinn der obigen Verheißung.
12)Die Namen derjenigen, welche diese Andacht verbreiten, werden in meinem Herzen eingeschrieben sein und nie daraus getilgt werden.
Man kann die Herz Jesu Andacht verbreiten, indem man Herz Jesu Medaillen, Skapuliere, Bilder und Bücher austeilt, neue Abonnenten für Herz Jesu Zeitschriften ( „Sendbote“ in Insbruck) gewinnt, Herz Jesu Statuen und Fahnen für Kirchen und Kapellen anschafft; indem man andere über die Andacht unterrichtet und zur Übung derselben anleitet und aufmuntert; indem man betet, dass die Bemühungen jener gesegnet seien, die an der Ausbreitung der Herz Jesu Andacht sich betätigen, und dass alle Menschen in der Liebe Gottes mehr und mehr wachsen und zunehmen. Alle, die das tun, sind eingeschrieben in das göttliche Herz Jesu für immer, d.h. der Heiland wird ihrer stets mit besonderer Liebe gedenken und seine Gnadenschätze vor allem ihnen zuwenden.
Fußnote
Q: Katholischer Hauschatzes aus dem Jahre 1922