Nikolaus von Tolentino

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Gemälde, 14. Jahrhundert, heute in der nach Nikolaus benannten Basilika in Tolentino

Fest

10. September

Lebensbeschreibung

Dieser Heilige, aus dem Orden der Eremiten des hl. Augustinus, führt von Tolentino in der Mark Ancona, wo er sein Leben beschloß, seinen Beinamen. Sein Leben ist vielfach beschrieben und auch poetisch bearbeitet worden. Wir geben die hauptsächlichsten Züge aus demselben, mit der Erinnerung, daß nicht alles Wunderbare, was darin vorkommt, eben so glaubbar ist. Namentlich gilt dies von der Befreiung einer zur Höllenqual verurteilten Seele durch sein Gebet, die wir eben deshalb übergehen. Die Eltern des Heiligen waren achtbare und fromme Bürgersleute zu Castro d'Angelo bei Fermo, der Vater hieß Compagno, die Mutter Amata. Die Ehe war lange Zeit zu ihrer großen Betrübnis unfruchtbar geblieben, weshalb beide gelobten, wenn ihnen Gott ein Kind schenkte, es Gott, dem sie es schuldeten, wieder zu geben. Da hatten sie beide ein Gesicht, in welchem ein Engel ihnen befahl, nach Bari in Apulien, zu den Gebeinen des großen Wundertäters und heiligen Bischofes Nikolaus zu wallfahrten und dort der Erhörung gewärtig zu sein. In der Tat erschien ihnen hier, nachdem sie ihre Andacht verrichtet hatten, der hl. Nikolaus im Traume und verkündete ihnen einen Sohn, der ein Wunder der Frömmigkeit werden und dereinst im Himmel unter der Zahl der Heiligen glänzen würde.

Hocherfreut traten die frommen Wallfahrer den Rückweg an und gaben dem Sohn der Verheißung, mit welchem sie alsbald beglückt wurden, in der hl. Taufe aus Dankbarkeit den Namen Nikolaus. Die dankbaren Eltern ermahnten ihn aber auch, mit allem Fleiße seinem großen Schutzpatrone nachzufolgen, und ihre Worte fanden in dem Herzen des Knaben gute Aufnahme. Von seinem siebenten Jahre an hielt er alle Montage, Mittwoche und Freitage jeder Woche strenge Abstinenz, indem er nur Brot und Wasser genoß, und schien bereits in diesem Alter ein vollendeter Heiliger zu sein, da er allen Spielen, Vergnügungen und äußern Freuden abhold, nur mit ernsten Dingen, Gebet und Studium sich beschäftigen mochte. Sein größtes Vergnügen war der Umgang mit Gott, namentlich die Anbetung Jesu im hl. Sakramente. Da dem göttlichen Heilande nichts wohlgefälliger ist, so gefiel es ihm, dem Knaben, als er eines Tages mit seinen Eltern der hl. Messe beiwohnte, sich ihm bei Aufhebung der hl. Hostie, in der Gestalt eines liebenswürdigen, mit einem hellen Kranze von Strahlen umgebenen Kindes zu zeigen.

Er war bereits Kanoniker, als eine Predigt über den Text:

»Habet nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist«,

ihn bewog, den Habit der Augustiner-Eremiten anzuziehen. Seit dieser Zeit übte er eine beinahe unglaubliche Strenge der Bußwerke, sowohl bezüglich der Nahrung als des Schlafes, namentlich aber in Anwendung von Geißlungen, eisernen Bußgürteln, rauher und stechender Kleidung. Während er seine Zunge aufs äußerste bezähmte, oblag er fast ununterbrochen dem Gebete, und zwar meistens auf bloßen Knieen und in der Kirche. Dabei befliss er sich einer außerordentlichen Demut. Je niedriger das Geschäft war, welches ihm auferlegt wurde, desto lieber und freudiger pflegte er es zu verrichten. Diese Fortschritte im vollkommenen Leben und die Erfolge seiner Gebete erregten den Neid des bösen Feindes, der ihm auf jede Weise, selbst durch körperliche Misshandlungen und Schläge, nachstellte. Dafür wurde er aber öfter durch den Anblick und den Gesang der heiligen Engel, der seligsten Jungfrau und des göttlichen Heilandes selbst getröstet.

Öfters sah er über sich ein glänzendes Gestirn, das von seinem Geburtsorte ausging und bei dem Altare, an welchem er die hl. Messe zu lesen pflegte, am hellsten zu strahlen pflegte. Als er einst schwer erkrankt war, wurde er durch die Mutter Gottes getröstet und mittelst eines in Wasser getauchten, frisch gebackenen Bissens Brot geheilt. Eben so zeigte ihm die seligste Jungfrau seinen Todestag an und mahnte ihn, sich auf denselben durch den Empfang der hl. Wegzehrung bereit zu halten.

An dem angezeigten Tage, am 10. Sept. 1305, starb er auch mit den Worten: »In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist.«

Unter Papst Eugen IV. erfolgte am 1. Februar 1447 seine Heiligsprechung.

Auf Bildern erscheint er mit stark abgemagertem, langem, aber schönem Antlitze, gerunzelter Stirne, feurigen und zugleich freundlichen Augen, die Hände zum Gebete zusammengelegt, über sich (manchmal auch auf der Brust) das Gestirn, um sich singende Engel, vor sich das Kruzifix, vor welchem er in Betrachtung versunken ist.

Zahllose Wunder, worunter selbst Totenerweckungen, geschahen auf seine Fürbitte.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)