Pachomius

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Fest

9. Mai

kurze Lebensbeschreibung

Das Leben dieses hl. Abtes und Klosterstifters ist im Morgen- und Abendlande bekannt. Ursprünglich griechisch geschrieben, wurde es von dem römischen Abt Dionysius, der Kleine zugenannt, ins Lateinische übertragen. Andere »Akten« haben Surius und Lipomannus herausgegeben. Sämtliche Kirchengeschichtsschreiber, ältere wie neuere, gedenken seiner mit besonderer Auszeichnung. Alle Heiligenverzeichnisse und Legenden nennen seinen Namen mit großen Lobeserhebungen. So z.B. sagt das Mart. Rom. zum 14. Mai: »In Ägypten (das Gedächtnis) des heil. Abtes Pachomius, welcher in jener Gegend sehr viele Klöster gestiftet und eine Regel für Mönche geschrieben hat, die ihm ein Engel in die Feder diktiert hat.«

Der heil. Hieronymus selbst hat sich der Mühe unterzogen, sie ins Lateinische zu übersetzen. Da der Heilige Andern nur vorschrieb, was er zuvor selbst getan und an sich selbst als gut erprobt hatte, und das Lebens- und Charakterbild des Heiligen nirgends heller strahlt, als in diesem seinem schönsten Werke, darf ein kurzer Auszug hier nicht fehlen. Die Brüder vereinigten so zu sagen das abgesonderte und gemeinsame Leben; jenes trat in der Zelle, dieses in der Kirche, bei der Mahlzeit und im Schlafsaale in den Vordergrund. Unter der Verpflichtung des Gehorsams waren nur wenige, genau bestimmte Gebete und Arbeiten, damit auch die Schwächeren ihnen nachkommen möchten, vorgeschrieben. Im Übrigen sollte jede Zeit und Kräfte dem Dienste Gottes und der Mitmenschen mittelst Handarbeit und Gebet nach seiner Wahl zuwenden. Keinerlei besondere Strengheiten waren den Brüdern befohlen. Nur das Stillschweigen durfte nicht gebrochen werden. Die Novizen wurden drei Jahre lang mit Handarbeit und den gewöhnlichen Übungen der Frömmigkeit beschäftigt und erst nach dieser Zeit begann der Unterricht im höheren und beschaulichen Leben. Niemand wurde zurückgewiesen, Alle aber mussten eine lange und strenge Prüfung bestehen. Der Abt wählte frei zu Mitarbeitern und Genossen seines Amtes wen er für tauglich erachtete. Keiner durfte Priester werden, um jeder Versuchung zum Hochmut und Neid zuvorzukommen; meldeten sich aber bereits Ordinierte, so wurden sie aufgenommen, mochte nun ihr Vorleben gut oder schlimm gewesen sein. Überhaupt herrschte in Hinsicht der Aufnahme ein so großer Spielraum, dass Niemand zurückgewiesen wurde, als wer die Probe nicht bestand. Das Alter, die Kenntnisse, die bisherige Lebensweise kamen nicht in Betracht; Alle erhielten die ihnen angemessene Beschäftigung.

Wissenschaftliche Arbeiten zwar waren ausgeschlossen, geistliche Lesung aber, ja selbst Auswendiglernen einiger Teile der hl. Schrift war gemeinsame Pflicht. Das Institut des hl. Pachomius war zugleich Erziehungs-, Zucht-, Heilungs- und Fortbildungs-Anstalt, mittelst Ausführung der evangelischen Gebote und Räte. Diesem Zwecke diente die Bezeichnung der einzelnen Klassen der aufgenommenen Brüder mit den Buchstaben des Alphabets, indem bei äußerlich gleicher Lebensweise die Art der Seelenführung einen wohl berechneten, bestimmten Stufengang einhielt. Obwohl daher körperliche Kraft, Fähigkeiten, persönliche Wünsche und Neigungen das bereitwilligste Entgegenkommen fanden, so gab es doch kein Recht auf Eigentum, auf selbstgewählte Arbeit, oder eine von dem Willen des Abtes unabhängige Einteilung und Benützung der Zeit. Einer für Alle – Alle für Gott, war die gemeinsame Losung, welche die unter andern Bedingungen durchaus unlösbare soziale Frage schon in so früher Zeit endgültig löste und in wahrhaft staunenswerter Art verwirklichte. Dieser große und heilige Mann stammte von heidnischen Eltern, und wurde um das Jahr 292 in der Thebais geboren. Sein künftiger Beruf zeigte sich aber schon in frühester Jugend. Ohne noch das Christentum kennen gelernt zu haben, war ihm der Götzendienst so zuwider, dass er den Wein, der den Göttern geopfert worden war, vor Ekel nicht zu trinken vermochte. Als die Eltern eines Tages im Beisein des Knaben die gewohnten Opfer brachten, wollten sie nicht gelingen, worauf die Priester ausriefen: »Fort mit diesem, er ist ein Feind der Götter.« Nachdem er eine sorgfältige Bildung in den Wissenschaften erhalten hatte, lernte er im Kriegerstande den Wert des Gehorsams kennen und sah in den christlichen Orten, wohin er kam, eine Nächstenliebe, die ihn höchlich verwunderte. Die jungen Männer, die mit ihm zum Soldatenstande gezwungen worden waren, fanden dort ohne Unterschied eine so zärtliche und liebevolle Aufnahme und Behandlung, als ob sie die nächsten Verwandten ihrer Quartiergeber gewesen wären. Da gelobte Pachomius, sobald es ihm möglich würde, gleichfalls Christ zu werden und die heil. Taufe zu empfangen. Noch nicht lange war er dieser Gnade teilhaftig geworden, als er, von dem Rufe des hl. Einsiedlers Palämon angezogen, diesen zum künftigen Lehrmeister im geistlichen Leben zu nehmen beschloss. Dieser wies ihn anfänglich ab: schon Mehrere hätten die gleiche Bitte an ihn gestellt, aber nicht ausgehalten; seine Lebensweise sei nicht für Alle; er genieße nur Brot und Salz, und enthalte sich gänzlich des Öles und Weines; die halbe Nacht sei der geistlichen Lesung und Betrachtung gewidmet. Aber der junge Mann mit seinem glühenden Eifer ließ sich nicht abschrecken, sondern hielt so lange mit Bitten an, bis er den Mönchshabit empfangen hatte, ungefähr im Jahr 313.

Nachdem er mehrere Jahre unter der Leitung dieses vortrefflichen Mannes gelebt hatte, gründete er um das Jahr 326 in der Wüste von Tabenna eine eigene klösterliche Niederlassung. Er berichtet, dass er auch hierbei von Palämon beraten und unterstützt worden sei. Das Unternehmen war sichtlich von Gottes Segen begleitet, denn die Zahl seiner Schüler wuchs bald auf hundert. Enthaltsamkeit, Arbeit, Gebet, Buße und Unterweisung der Brüder war seine tägliche Beschäftigung. Das Bedürfnis der Ruhe, der Nahrung und des Schlafes drängte er so zurück, als könnte er sich desselben ganz entwöhnen. Wenn seine Schüler ihn beobachteten, so hatten sie die lebendige Regel vor Augen. Der Heilige wachte aber mit großer Ängstlichkeit nicht über sich allein, sondern auch über Alle, deren geistliche Führung er übernommen hatte. Einmal verbot er bei der Leiche eines in Lauheit verstorbenen Bruders die üblichen Gesänge und befahl, seine Kleider zu verbrennen; einen andern Bruder bestrafte er wegen ungeordneter Neigung nach Menschenlob mit fünfmonatlicher Zellenhaft und Fasten bei Brot, Salz und Wasser; einen Andern, der auf den Markt gebrachte Matten teurer verkauft hatte, als ihm befohlen war, hieß er den Mehrerlös wieder zurückgeben; er gestattete nicht, um Befreiung von zeitlichen Leiden und Krankheiten zu beten, weil die Übung in der Geduld die Krone aller verdienstlichen Werke sei. Merkwürdig ist die Vorsicht, mit welcher er den Verkehr mit dem andern Geschlechte selbst da sorgfältig mied, wo die Nächstenliebe ihn zu gebieten schien. Als er eines Tages gebeten wurde, eine vom bösen Geiste geplagte Frau zu segnen, ließ er sich ein Kleid derselben vorlegen, über welches er betete. Sein Vertrauen auf die göttliche Hilfe täuschte ihn nicht; die Frau genas in dem Augenblicke, als sie das von dem Heiligen gesegnete Kleid berührte. Mit welcher Hochachtung aber man schon bei Lebzeiten von ihm redete, beweist der Umstand, dass Niemand widersprach, wenn man ihm Umgang mit den Engeln zuschrieb. Auf Anraten des Bischofes Aprion (Serapion) von Tentyra baute er eine Kirche für die armen Hirten der Umgegend. So lange für dieselben kein Priester bestellt war, übernahm er das Amt eines Lektors der heil. Schriften und führte es mit so großer Andacht und Treue, dass selbst umwohnende Heiden seine Lesungen besuchten und durch dieselben dem christlichen Glauben gewonnen wurden. Als der heil. Patriarch Athanasius die Kirchen der obern Thebais besuchte, kam er auch nach Tabennä. Der Heilige zog ihm mit allen seinen Mönchen festlich entgegen, ohne jedoch sich selbst vorstellig zu machen. Der hl. Abt ehrte diesen heldenmütigen Bischof nicht nur aus Pflichtgefühl und des Gewissens halber als seinen ihm von Christus gesetzten geistlichen Vater, sondern auch wegen seiner erhabenen Tugenden und seiner unerschütterlichen Anhänglichkeit an den wahren Glauben. Er hatte gleich ihm einen großen Abscheu vor den Irrlehren, ihren Anhängern und Verbreitern.

Sein Beruf war ihm so sehr Alles, dass er selbst seiner Schwester, die ihn zu besuchen an die Klosterpforte gekommen war, sagen ließ, sie möge sich damit beruhigen, zu wissen, dass er lebe und gesund sei, und nicht traurig darüber sein, dass er sie persönlich nicht sehen könne. Die Schwester weinte zwar bitterlich, beschloss aber, gleichfalls der Welt zu entsagen, worauf ihr der hl. Pachomius jenseits des Nils durch die Brüder ein Kloster erbauen ließ, dem er gleichfalls eine Regel gab. Unter den Klöstern, deren er sieben gestiftet haben soll, gelten Tabenna und Pabau als die vorzüglichsten. Die fünf andern Klöster wurden (Stolberg, Gesch. d. R. X. 50) an folgenden Orten gestiftet: in Tase, Thebue, Panes, Tismen (Men) und Pachnum. Die Geschichtsschreiber setzen hinzu, dass der heil. Abt auf einer Synode zu Latapolis in Ober-Ägypten sich wegen mancherlei gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zu rechtfertigen hatte. Worin dieselben bestanden, wissen wir nicht, aber der Erfolg bestätigte nicht bloß seine Unschuld, sondern auch seine große Demut, so dass er die Ehrerbietung aller dort versammelten Väter sich erwarb. Seine Ordens-Regel findet man in der Bibl. P. P., seine monita bei Gerh. Voß mit Gregor. Thaum. abgedruckt. Sein seliger Tod wird ins Jahr 348, von Andern ins Jahr 404 gesetzt. Er ging, von der Pest ergriffen, nach vierzigtägigen, höchst schmerzlichen Leiden zum Herrn hinüber. Sein Todestag war der 14., nach Andern der 7. Mai. Noch in seinen letzten Augenblicken mahnte er die Brüder zur Eintracht und Gottseligkeit, worauf er, nachdem er ihnen seinen liebsten Schüler, den Petronius, als Nachfolger empfohlen hatte, mit dem heil. Kreuze sich bezeichnend, in einem Alter von 57 Jahren, (Andere berichten, er sei 110 Jahre alt geworden) starb. Sein Orden bestand im Orient bis ins 11. Jahrhundert, und Anselmus, Bischof von Havelberg, erzählt, dass er in einem Kloster von Konstantinopel 500 Mönche gesehen habe, welche seiner Regel folgten.

Abbildungen zeigen ihn in kurzem, bis zu den Knien reichenden Linnenrock, ein Ziegenfell ist über Schultern und Haupt gezogen, vor ihm steht ein Engel mit dem Regelbuche.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)