Demut

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Ursprung

Das Wort Demut stammt von Alters her: „dienen wollen“.
Der dienende akzeptiert, dass es etwas Höheres gibt als ihn selbst. Er erkennt Gott an und dient ihm.

Das Gegenteil von Demut ist Stolz. Der Hochmütige setzt sich über alle und lässt nur das seine gelten, während der Demütige sich nicht wichtig nimmt.

Das Vorbild der Demut

Das Vorbild der Demut ist Maria.

Die Demut Mariens

„Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ [Mt. 11, 29]. Gleich wie nun Maria die erste und vollkommenste Schülerin in allen Tugenden war, so war sie dies besonders in ihrer Demut, um derentwillen sie über alle Geschöpfe erhoben zu werden verdiente. Es war der hl. Mechthildis geoffenbart, dass die erste Tugend, in der Maria sich auf eine ganz besondere Weise von frühester Kindheit an übte, die Demut war.

Niedrige Meinung von sich selbst

Die erste Stufe der Demut des Herzens besteht darin, dass man eine niedrige Meinung von sich selbst habe. Maria hatte eine so niedrige Meinung von sich selbst, dass sie sich niemanden vorzog, obgleich sie erkannte, dass sie mehr als andere mit Gnaden bereichert war, wie der hl. Mechtildis geoffenbart worden ist.

Der Abt Rupert bemerkt bei der Auslegung jener Worte der Heiligen Schrift:
„Du hast mein Herz verwundet, meine Schwester, meine Braut, mit einem Haare deines Halses“: Dieses Haar des Halses der Braut war die niedrige Meinung, die Maria von sich selbst hatte und womit sie das Herz Gottes traf.
Freilich konnte sich die allerseligste Jungfrau nicht für eine Sünderin halten, da die Demut nach dem Ausspruche der heiligen Theresia Wahrheit ist und Maria erkannte, dass sie Gott nie beleidigt hatte. Freilich musste sie gestehen, dass sie von Gott mehr Gnaden empfangen hatte, als die anderen Geschöpfe. Weil ein demütiges Herz die besonderen Gnaden, die es vom Herrn empfängt, gerade deshalb erkennt, um sich noch mehr zu demütigen, wusste die Gottesmutter wegen ihrer großen Erkenntnis über die unendliche Macht und Güte ihres Gottes nur umso besser ihre Niedrigkeit schätzen und demütigte sich deswegen auch mehr als alle andern. Sie ruft gleichsam aus mit der Braut im Hohenliede:
„Sehet mich nicht an, dass ich so braun bin; denn die Sonne hat mich gefärbt. „ Diese Stelle erklärt der heilige Bernhard also: Wenn ich mich Gott nähere, so finde ich, dass ich im Vergleich mit der unendlichen Heiligkeit Gottes nichts bin. Gleich wie eine Bettlerin, wenn man sie mit einem reichen Anzuge bekleidet, nicht stolz darauf sein wird, sondern sich vor ihrem Wohltäter nur noch mehr verdemütigt im Andenken an ihre Armut, so verdemütigte Maria sich immer mehr, je mehr sie mit Gnaden bereichert wurde. Denn sie wurde dadurch nur daran erinnert, dass alle Gaben Gott angehören. Daher sprach sie auch zu der seligen Benediktinerin Elisabeth:
„Wisse, dass ich mich als sehr elend und der göttlichen Gnade unwürdig betrachte.“ Weil (nach Aussagen des heiligen Bernhard) es kein Geschöpf gegeben hat, welches höher erhoben wurde, als sie. Es ist auch ein Beweis von Demut, wenn man die natürlichen Gaben, die man von Gott empfangen hat, verbirgt.

Maria wollte dem heiligen Josef die Gnade, Mutter Gottes geworden zu sein, verbergen, obgleich es ihr damals notwendig erscheinen musste, dies zu offenbaren, um wenigstens ihren armen Gemahl vor Misstrauen in ihre Keuschheit oder vor Verwirrung zu bewahren.
Der hl. Josef „gedachte sie zu entlassen“, um sich aus der Verlegenheit zu helfen, obwohl er einerseits nicht an der Keuschheit Mariens zweifelte und doch andererseits ihr Geheimnis nicht kannte. Er hätte sie auch wirklich entlassen, wenn der Engel ihm nicht geoffenbart hätte, dass seine Gemahlin vom Heiligen Geiste empfangen.“

Nicht eigene Ehre

Aber der Demütigste will auch nicht, dass man ihn lobt. Denn er will, dass Gott allein die Ehre zukomme.
Daher erschrak Maria, als der Engel Gabriel sie lobte, und Elisabeth zu ihr sprach: „Gebenedeit bist du unter den Weibern“ und: „Woher geschieht mir dies, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt.“ – Selig bist du, dass du geglaubt hast.“ – Maria bezog sogleich all diese Lobpreisungen auf Gott allein und antwortete mit dem demütigen Lobgsange: „Hoch preiset meine Seele den Herrn,“ als ob sie hätte sagen wollen:
„Du lobest mich zwar, Elisabeth, aber ich lobe den Herrn der allein gelobt zu werden verdient. Du wunderst dich, dass ich zu dir komme, ich aber bewundere die Güte Gottes, in dem allein ich mich erfreue: „mein Geist frohlocket in Gott meinem Heilande.“ Du preisest mich, weil ich geglaubt habe, und ich preise meinen Gott, der mein Nichts so hoch hat erheben wollen, indem er angesehen hat die Niedrigkeit seiner Magd.

Die allerseligste Jungfrau sprach eines Tages zur heiligen Brigitta:
Warum habe ich mich so tief gedemütigt? Warum verdiente ich so große Gnaden? – Weil ich wusste und erkannte, dass ich durch mich nichts sei und habe. – Deshalb wollte ich nicht mein Lob und wollte nur, dass man den preise, der mich erschaffen und mir alles gegeben hat.

Dienen

Der hl. Augustin bricht über die Demut Mariens in folgende Worte aus: O wahrhaft selige Demut, die uns einen Gott gebar, den Himmel öffnete und die Sellen aus der Hölle befreite. Der Demütige will auch andern Dienste erweisen. Deshalb wollte Maria die heilige Elisabeth drei Monate lang bedienen. Elisabeth wunderte sich, sagt der heilige Bernhard, dass Maria zu ihr kam, aber sie wunderte sich noch mehr, als sie sah, dass Maria nicht gekommen war, um bedient zu werden, sondern um zu bedienen.

Der letzte Platz

Die Demütigen halten sich zurückgezogen und wählen den letzten Platz. Der heilige Bernhard macht die Bemerkung, dass als Jesus – wie der Evangelist Matthäus erzählt – in einem Hause lehrte, Maria ihn zu sprechen wünschte, aber doch nicht ohne seine Erlaubnis einzutreten wagte. Als sie mit den Aposteln im Speisesaal war, wollte sie aus Demut den letzten Platz wählen. Denn, sagte der hl. Lukas: „Alle beharrten einmütig im Gebete, samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu.“ [Apg. 1,14] Man darf nicht meinen, dass der hl. Lukas die hohe Würde der Mutter Jesu verkannt habe und dass er sie gerade dieser hohen Würde wegen zuerst hätte nennen sollen. Nein, er nennt sie deshalb zuletzt, weil Maria im Speisesaale wirklich ihren Platz nach den Aposteln und den andern Frauen gewählt hatte und der heilige Evangelist auf die Plätze, die jeder eingenommen hatte Rücksicht nahm.

Mit Recht, sagt der heilige Bernhard, ist die Letzte die Erste geworden, indem sie sich zur Letzten machte, obgleich sie die Erste war.
Endlich lieben die Demütigsten Verachtung um Jesu willen. Daher liest man auch nicht, dass Maria, als das Volk am Palmsonntage ihren Sohn mit so großen Ehrenbezeigungen, mit Palmen in den Händen empfing, in Jerusalem gegenwärtig gewesen sei.

Leid annehmen

Hingegen erschien sie bei der Kreuzigung ihres göttlichen Sohnes auf dem Kalvarienberge und setzte sich gerne dem Schimpfe aus, für die Mutter eines Verurteilten angesehen zu werden, der den schmählichen Tod eines Verbrechers sterben musste. Sie selbst sprach zur hl. Brigitta:
Gibt es etwas Verächtlicheres, als für eine Närrin angesehen zu werden, das notwendigste entbehren zu müssen und sich selbst für unwürdiger als andere zu halten? So war meine Demut beschaffen, darin fand ich meine Freude. Denn ich wollte niemanden als meinem göttlichen Sohne gefallen. Als die selige Paula von Foligni eines Tages in einer Entzückung war, ließ Gott sie die Demut Mariens schauen. Als hierauf die Heilige ihrem Beichtvater mitteilte, was sie erfahren, sprach sie ganz außer sich vor Erstaunen:
O wie groß, wie groß ist die Demut Mariens, ehrwürdiger Vater! Es scheint, als ob es in der Welt niemanden gebe, der auch nur den geringsten Grad von Demut besitze, wenn man sie mit der Demut Mariens vergleicht.

Bescheidenheit

Eines Tages zeigte der Herr der heiligen Brigitta in einem Gesicht zwei Frauen, von denen die eine voll Eitelkeit und Prunk erschien.

Das ist die Hoffart, sagte er zu ihr. Aber diese andere, die du mit niedergeschlagenen Augen, dienstfertig gegen alle, Gott allein im Herzen, voll Erkenntnis ihres Nichts erblickest, das ist die Demut, die Maria heißt. Dadurch wollte Gott zu erkennen geben, dass seine heilige Mutter so demütig sei, als die Demut selbst. Man kann nicht zweifeln, dass es für unsere durch die Sünde verdorbene Natur nach dem Ausspruche des heiligen Gregorius von Nyssa keine Tugend gibt, die schwerer zu üben ist, als die Demut. Aber da hilft nichts; wir werden nie wahre Söhne und Kinder Mariens sein, wenn wir nicht demütig werden. Kannst Du die Keuschheit der allerseligsten Jungfrau nicht nachahmen, sagt der hl. Bernhard, so ahme ihre Demut nach. Maria verabscheut die Hoffärtigen und ruft nur die Demütigen zu sich: „Wenn jemand klein ist, der komme zu mir.“

Richardus sagt: Maria beschützt uns unter dem Mantel der Demut. Das gab die Mutter Gottes selbst der hl. Brigitta zu verstehen, als sie zu ihr sagte: Komme denn auch du, meine Tochter und verbirg dich unter meinen Mantel. Siehe, dieser Mantel ist meine Demut. Dann fügte sie hinzu, dass die Betrachtung ihrer Demut ein guter Mantel sei, der warm halte. Aber sie bemerkte: gleich wie ein Mantel den nicht wärmen wird, der ihn nicht trägt und das nicht blos in Gedanken, sondern in der Tat, so kann auch meine Demut niemanden nützen, wenn man sich nicht bemüht, sie nachzuahmen. Darauf schloß sie: So bekleide dich den also, meine liebe Tochter, mit dieser Demut.

Wie lieb hat Maria demütige Seelen! Die allerseligste Jungfrau liebt die, welche sie lieben, sagt der hl Bernhard; sie ist nahe denen, die sie anrufen, besonders denen, die ihr durch Demut und Keuschheit gleichen. Zugleich ermahnt der Heilige, die Maria lieben, demütig zu sein und ruft aus: Wenn ihr Maria liebet, so suchet die Tugend zu erlangen. Der Jesuit Marino pflegte aus Liebe zu Maria das Haus zu reinigen. Eines Tages erschien ihm, wie der Vater Nierenberg in seinem Leben erzählt, die Gottesmutter und sprach zu ihm, als ob sie ihm für einen ihr geleisteten Dienst danken wollte: Wie hoch schätze ich diese demütige Handlung, die du aus Liebe zu mir verrichtet hast!- So ist es unmöglich, o meine Königin, dass ich dein wahres Kind bin, wenn ich nicht demütig bin. Aber du siehst es selbst, dass meine Sünden, die mich zur Undankbarkeit gegen Gott verleitet haben, mich auch noch hoffärtig gemacht haben.

O meine Mutter, stehe mir bei und durch die Verdienste deiner Demut erlange mir die Gnade, demütig und dadurch dein wahres Kind zu werden. Amen.

Q: Ill. Hausbuch v. P. Franz Tischler Impr.1908

Aussage der Heiligen

Der Hl. Chrysostomus:

"Demut ein schwerer Schritt....wenn man den Gerechten zurechtweist empfindet er Schmerz über den Fehler, den er begangen hat; der Hoffärtige empfindet den Schmerz darüber, dass andere seine Fehler kennen...“ 

Die Heiligen, verteidigten sich nicht, wenn sie ungerecht beschuldigt wurden, wenn es nicht unbedingt nötig war, und andere sich nicht ärgerten, sie schwiegen und opferten alles Gott auf.

Pater Balthasar Alvarez:

Die Zeit der Demütigungen sei eine Zeit, in der man Verdienste sammeln könne. Die Beleidigungen sind der Schleifstein, woran wir erkennen können, ob jemand demütig und heilig ist, denn wen sich jemand sofort erzürnt, so dürfen wir ruhig glauben, das er leer an Tugenden ist.

 Wenn wir in Ruhe Beleidigungen annehmen, so bringt uns das mehr Gewinn, als wenn wir zehn Tage lang bei Wasser und Brot fasten; es ist gut, wenn wir selbst uns vor anderen demütigen, aber es ist noch viel besser, wenn wir die Demütigungen geduldig ertragen. 
Wir Christen sind berufen, aus Liebe zu Gott, der für uns am Kreuz gestorben ist, Verachtung zu ertragen.

 Was hat Jesus Schmähungen und Spott für uns aus Liebe ertragen.. 

Deswegen müssen wir uns auf dem Weg zur Heiligkeit in Demut üben, wir müssen lernen nicht über die zugefügten Beleidigungen zu erzürnen, so wie es der Teufel will, sondern sie Dank bar annehmen und uns sogar darüber freuen, wenn wir verachtet werden, um eins mit Jesus Christus in der Verachtung zu werden.

 Dieser Schritt auf dem Weg zur Heiligkeit ist Gott Vater so kostbar, dass er diese Aufopferung in Vereinigung mit der Schmach Jesu als ein sehr wohlgefälliges annimmt. Wenn wir jedes Mal anstatt zu erzürnen, über Demütigungen schweigen und diese für die Armen Seelen aufopfern, wie viele Tautropfen hätten wir ihnen dann schon ins Fegefeuer geschickt? Wie viele hätten wir im Laufe unseres Leben die Türe zum Himmel eröffnen können... Die Demut, sagt der heilige Bernhard, ist die Grundlage und die Hüterin aller Tugenden und das mit Recht, denn ohne die Demut kann keine andere Tugend in einer Seele Platz ergreifen, wenn dieselbe auch alle Tugenden besäße. Denn diese werden alle fliehen, sobald die Demut sie verlässt.

Gott, schrieb der hl. Franz von Sales an die hl. Johanna Chantal, liebt so sehr die Demut, dass er, wo er sie erblickt, hinzueilt. Vor der Ankunft Christi war diese schöne und so notwendige Tugend unbekannt. Der Sohn Gottes kam auf die Welt, um uns diese zu lehren und wollte, dass wir ihn hierin besonders nachzuahmen suchten.

Die kl. hl. Theresia sagt: „ Die Demut besteht nicht im Gedanken oder im Bekenntnis, dass man voller Fehler ist, sondern darin, dass man glücklich ist, wenn die anderen es denken und sogar sagen.“
Denn Demut ist Mut zur Wahrheit. (Franz von Sales)