Johannes Maria Vianney

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Heiliger Pfr. v. Ars - Johannes Maria Vianney

Fest

4. August

Fest nach alter Liturgie: 9. August

Der hl. Johannes Maria Vianney, Pfarrer von Ars

Johannes Maria Vianney, Pfarrer von Ars, einem Dorfe in der franz. Landschaft Bresse, nicht weit vom linken Ufer der Saône. Seine Lebensbeschreibung, die wir hier benützen, ist von Maxime de Montrond verfaßt und von Th. Bonsmann aus dem französischen übersetzt zu Paderborn im J. 1863 erschienen. Unser frommer Priester, welcher erst im J. 1859 im Rufe der Heiligkeit starb, war geboren am 8. Mai 1786 zu Dardilly, einem 2 Stunden von Lyon gelegenen Dorfe, als der 3. Sohn des Matthias Vianney und der Maria Beluze, und bekam in der heil. Taufe den Namen Johann Bapt. Maria. Von den frühesten Tagen an bemerkte man an ihm eine große Frömmigkeit und eben so große Einfalt.

Ungefähr 14 Jahre alt, wurde Johannes einem frommen Priester der Umgegend übergeben, nämlich dem Pfarrer Abbé Balley von Ecully bei Lyon. Dort empfing der junge Vianney die ersten Lehren in der Wissenschaft und Tugend, die man an ihm als Seelsorger bemerkte. Im J. 1809 sollte der junge Vianney nach Spanien als Soldat mitziehen. Ihn hielt aber eine Krankheit eine Zeit lang in den Spitälern zu Lyon und Roanne zurück, und ein jüngerer Bruder, das 5. Kind der Ehe, trat für ihn in die Reihen der Krieger. Aus dem Militärdienste entlassen, war Johannes einige Zeit Lehrer zu Noes, einige Stunden von Roanne. Darauf setzte er seine geistlichen Studien im kleinen Seminar zu Verrières bei Montbrison fort. Doch fast hätten ihn seine geringen Fortschritte in wissenschaftlicher Beziehung um seinen Beruf gebracht. Denn als er in das Seminar zum hl. Irenäus in Lyon sich meldete, war er nahe daran, zurückgewiesen zu werden, da man ihn für den heil. Dienst nicht befähigt fand. Nur da ein hochverehrter Priester der Diözese für ihn gewissermaßen gutstand, ward er aufgenommen, indem jener versicherte, höhere Erleuchtung werde den Mangel menschlicher Weisheit ersetzen.

So erhielt nun Johannes am 28. Mai 1811 die Tonsur; im Juni 1815 bekam er das Diakonat und am 9. Aug. darauf die Priesterweihe. Einige Tage später kam er als Vicar (Kaplan?) zum Pfarrer Balley in Ecully, eben jenem, bei dem er seine erste Anleitung zur geistlichen Wissenschaft erhalten hatte. Nach 2 1/2 Jahren (im J. 1818) wurde er im Monat Februar zum Pfarrer von Ars ernannt. Dort führte er nun 40 Jahre lang ein wahrhaft apostolisches Leben. In dieser seiner Pfarrei, welche 300 bis 400 Seelen zählte, war es sein Erstes, mehrere herrschende Laster zu verdrängen, der Lauigkeit zu steuern, die christlichen Tugenden anzupflanzen. Sehr lag ihm auch die Ausschmückung der höchst dürftig ausgestatteten Kirche am Herzen, und da ihm willig Gaben zuflossen, gelang ihm das in ganz vorzüglicher Weise. Er gewöhnte seine Pfarrkinder an ein Gebet beim Schlage der Uhr, bestehend in einem

»Gegrüßt seist du, Maria!«
"... zeige mir den Weg nach Ars, und ich zeige Dir den Weg zum Himmel!"
und einem Stoßseufzer. An den Sonntagen wurde nach der Vesper ein Rosenkranz gebetet, in der Fasten hielt er einen Kreuzweg; auch führte er die Bruderschaften ein zum heil. Skapulier und zum hochheiligen Altarssakramente. Das Gebet als Quelle des Trostes und der Stärke, die tägliche Anhörung der hl. Messe legte er ihnen, so sehr er konnte, ans Herz. Auch einige klösterliche Anstalten in Ars verdanken ihm die Entstehung. Ebenso brachte er die nötigen Geldmittel zurecht, daß alle 10 Jahre in 90 Pfarreien eine Mission gehalten werden konnte. Eine Menge Fremder strömte zu dem frommen Manne, um von ihm als Gewissensfreund Hilfe zu erhalten, so zwar, daß er um 7 Uhr Morgens den Beichtstuhl zu betreten, ihn aber erst um 8 oder 9 Uhr abends zu verlassen pflegte. Oft brachten Pilger die Nacht vor der Kirchentüre zu, um früh genug an die Reihe zu kommen. Sein Körper warf von großen Anstrengungen und Abtödtungen äußerst abgemagert, und nur die Augen zeigten Leben. Viele Personen fanden durch das Gebet des frommen Pfarrers Hilfe in Krankheiten teils für sich selbst, teils für Angehörige etc.

Oft schien er in die Zukunft zu sehen; öfters auch rief er selbst Personen, die zu ihm gekommen waren, auf, als erkenne er sie, und befriedigte ihre Anliegen vor denen der Übrigen. Der fromme Priester hatte sich eine feste Tagesordnung vorgeschrieben, die er nur dann verließ, wenn er eine noch größere Strenge gegen sich selbst eintreten lassen wollte. In letzterer Beziehung ging er so weit, daß er sich zuletzt nur 2 bis 3 Stunden nächtlicher Ruhe gönnte. Besonders waren es die letzten 25 Jahre, wo er sich noch viel mehr aufopferte. Da war er seit 2 oder 3 Uhr, oft schon um 1 Uhr Morgens im Beichtstuhle. Nur um Messe zu lesen und danach eine kurze Danksagung zu verrichten, verließ er ihn, worauf er sogleich sich wieder zum Beichthören begab. Um 11 Uhr verließ er den Beichtstuhl wieder, um von einer kleinen Kanzel aus den Pilgern eine Katechese zu halten. Seine Lehre war höchst einfach; sie hatte nichts studiertes an sich, war aber von ergreifender Wirkung auf die Zuhörer. Sehr oft war darin die Liebe Gottes der Gegenstand, was er für uns getan, wie wir dafür gegen ihn gesinnt sein sollen etc.

Nachher nahm er ein spärliches, sehr kurzes Mittagsmahl, betete sein Brevier, besuchte die Kranken seiner Pfarrei und ging dann wieder in den Beichtstuhl. Oft war es 11 Uhr, wenn er Abends von seinem Tagewerke heimkehrte, und dann schlief er manchmal nur bis 1 Uhr. Seine Hausgeräte waren höchst einfach. Schon im Leben genoß er hohe Verehrung, wie man glücklich war, seine Soutane, seine Haare berührt zu haben u. s. w. Der fromme eifrige Pfarrer war ein besonderer Verehrer der hl. Philomena, von welcher Reliquien in Ars in der Kapelle dieser Heiligen sich befinden. Auch die beiden heiligen Johannes, der Täufer und der Evangelist, wurden von ihm hoch verehrt. Unter den mannigfachen Tugenden, die der treue Seelenhirt besaß, sind es besonders die Demut und die Liebe, welche vor allen andern hervorschimmern.

Das Ende seines irdischen Lebens

Letzte Ruhestätte: Hl. Johannes Maria Vianney
Johannes hatte nur eine kurze Krankheit zu bestehen, mit der er seine irdischen Mühen beschloß. Die Hitze des Monats Juli 1859 hatte den ehrwürdigen Greis sehr abgemattet. Am Freitage, den 29. Juli, hatte er wie gewöhnlich die Kinder im Katechismus unterrichtet, 16-17 Stunden im Beichtstuhle zugebracht und mit Gebet sein mühevolles Tagewerk beschlossen. Nach Hause gekommen, ließ er sich, mehr erschöpft als gewöhnlich und fast zusammenbrechend vor Müdigkeit, auf einen Stuhl nieder und sagte: »Ich kann nicht mehr.« In der darauffolgenden Nacht, Samstags gegen 1 Uhr Morgens, als er aufstehen wollte, fühlte er eine unüberwindliche Schwäche. Als der Tag anbrach, redete er keine Silbe vom Messelesen. Er ließ sich jetzt zu den Sorgen herab, die er früher immer verschmäht hatte. Als man ihn fragte, ob er wohl sehr leidend sei, war ein gelassenes Kopfnicken seine Antwort. Man schickte jetzt nach dem Pfarrer von Jassons, einer von Ars etwa 3/4 Stunden entfernten Pfarrei, ebenso nach 2 Ärzten. Die Arzneien schienen anfangs eine gute Wirkung zu tun. Er äußerte, er hoffe noch nicht zu sterben, Worte, welche seinen Pfarrkindern große Beruhigung gaben. Doch wurde es mit ihm bald schlimmer. Am Dienstag den 2. Aug. ließ er sich die heil. Ölung reichen. Am Mittwoch den 3. Aug. kam der Bischof P. H. Geraud von Belley, sein Oberhirt, in großer Eile herbei. Die auf diesen Besuch seines Bischofs folgende Nacht war die letzte seines Lebens, indem er gegen 2 Uhr Morgens, also am 4. August 1859 sanft im Herrn entschlief, ohne besondere Zufälle, ohne heftigen Todeskampf.

In dem ärmlichen und niedrigen Saale, wo der Heilige, nachdem er gewaschen und mit dem Chorhemde bekleidet worden war, ausgestellt wurde, und den man mit Blumen und Kränzen ausschmückte, war stets ein zahlreiches Kommen und Gehen einer großen Menge, da Alles den teuren frommen Toten nochmal sehen wollte. Die Gegenstände, welche er im Leben benützt hatte, waren zwar sorgfältig in Sicherheit gebracht worden, gleichwohl aber hatte übergroße Pietät manches zu entwenden gewußt. Man ließ viele Gegenstände an dem Toten anberühren, wie Kreuze, Bilder, Rosenkränze und dgl. Am Leichenzuge, welcher am Samstag, den 6. August, in Ars gehalten wurde, beiheiligten sich gegen 6000 Fremde. Gegen 300 Priester waren aus den Diözesen Belley, Lyon, Grenoble und Autun zusammengekommen. Fast alle Ordenshäuser der Umgegend waren vertreten. Vor der Kirche blieb der Zug stehen, wo dann der Bischof von Belley eine Grabrede hielt. Auf die Rede folgte eine feierliche Totenmesse, die der Generalvicar von Belley, ein Freund des Verewigten, zelebrierte.

Nachdem der Bischof die Absolution gesprochen, wurde der Leichnam in die Kapelle des Täufers gebracht, neben dem Beichtstuhl, der im Leben dem Heiligen die Stätte eines verdienstvollen Martyriums gewesen. Als der Bischof von Belley im Dezember 1859 seinen amtlichen Besuch in Rom ad limina Apostolorum machte, wurde er vom heiligen Vater aufgemuntert, die zum Zwecke der Beatification nötigen Recherchen zu pflegen, und er nahm dann diese selbst mit nach Rom, als er im J. 1862, der Einladung des Papstes Pius IX. folgend, zur feierlichen Kanonisation der japanesischen Märtyrer dahin reiste. Noch immer kommen jedes Jahr Tausende von frommen Wallfahrern zu dem Grabe des frommen Pfarrers Johannes Maria Vianney nach Ars.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)