Pio

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Pater Pio

Pater Pio (italienisch Padre Pio; * als Francesco Forgione am 25. Mai 1887 in Pietrelcina (Provinz Benevent, Kampanien, Italien), † 23. September 1968 in San Giovanni Rotondo (Provinz Foggia, Apulien, Italien)) war ein katholischer Kapuziner und Priester.


Seligsprechung

2. Mai 1999 Rom, Italien

Heiligsprechung

16. Juni 2002 Rom, Italien

Gedenktag

23. September

Vorwort

Papst Johannes Paul II. hat den auf der ganzen Welt bekannten stig­matisierten Kapuzinerpater Pius von Pietrelcina, im Volksmund als «Pater Pio» bekannt, 1999 selig und bereits nach drei Jahren heilig gesprochen.

Der Autor verzichtet hier auf eine selbst verfasste Biographie und bringt zum einen den offiziellen und sehr ausführlichen Lebenslauf, der vom Heiligen Stuhl veröffentlicht wurde, zum anderen die Ansprache des Heiligen Vaters im Rahmen der Heiligsprechungsfeier auf dem Petersplatz am 16. Juni 2002.

Angemerkt sei die Tatsache, dass der Heilige Vater am 4. Mai 2003 den hl. Pater Pio durch das Apostolische Schreiben Effigies viva zum Patron der Erzdiözese von Manfredonia-Vieste-San Giovanni Rotondo erhoben hat. Mittlerweile wurden die Gebeine des Heiligen erhoben und seit dem 24. April 2008 zur öffentlichen Verehrung ausgestellt.

Biografie

«Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen» (Gal 6,14)].

Pater Pio von Pietrelcina hat wie der Apostel Paulus das Kreuz des Herrn als Kraft, Weisheit und Ruhm in den Mittelpunkt seines eigenen Lebens und Apostolates gestellt. Er hat Jesus Christus glühend geliebt und sich ihm in voller Selbsthingabe für das Heil der Welt gleichförmig gemacht. In der Nachfolge und Nachahmung Christi, des Gekreuzigten, war er so hochherzig und vollkommen, dass man hätte sagen können: <Ich bin mit Christus gekreuzigt worden, nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir> (Gal 2,19)]. Die vielen Gnaden, die Gott ihm in so einzigartiger und reichhaltiger Weise geschenkt hatte, teilte er durch seinen Dienst aus, indem er die immer zahlreicher herbeiströmenden Männer und Frauen aufrichtete und eine unübersehbare Schar von geist­lichen Söhnen und Töchtern hervorbrachte.

Der verehrungswürdige Jünger des heiligen Franz von Assisi wurde am 25. Mai 1887 in Pietrelcina, Erzdiözese Benevent, als Sohn von Grazio Forgione und Maria Giuseppa De Nunzio geboren und am nach­folgenden Tag auf den Namen Francesco getauft. Im Alter von zwölf Jahren empfing er die erste heilige Kommunion und die Firmung.

Mit 16 Jahren trat er am 6. Januar 1903 als Novize in den Orden der Kapuzinerminoriten in Morcone ein, wo er am darauffolgenden 22. Januar eingekleidet wurde und den Ordensnamen Bruder Pio erhielt. Nach dem Noviziatsjahr legte er die einfachen Gelübde ab und am 27. Januar 1907 die ewigen Gelübde. Nach der Priesterweihe am 10. August 1910 in Benevent blieb er zunächst aus gesundheitlichen Gründen bei seiner Familie. Im September 1916 wurde er in das Kloster San Giovanni Rotondo eingewiesen, wo er bis zu seinem Tod verblieb.

Pater Pio lebte in vollendeter Gottes- und Nächstenliebe seine Berufung, um zur Rettung des Menschen beizutragen. Diese sein ganzes Leben kennzeichnende besondere Sendung verwirklichte er durch die geistliche Begleitung der Gläubigen, durch die sakramentale Versöhnung der Reumütigen und durch die Feier der Eucharistie. Der Höhepunkt seiner apostolischen Tätigkeit war dann erreicht, wenn er die heilige Messe zelebrierte. Die Gläubigen, die daran teilnahmen, spürten die Tiefe und Fülle seiner Spiritualität.

Im Bereich der christlichen Nächstenliebe bemühte er sich, die Leiden und Nöte zahlloser Familien zu lindern, hauptsächlich durch die Stiftung «Casa Sollievo della Sofferenza», die am 5. Mai 1956 eingeweiht wurde.

Leben bedeutete für den Diener Gottes zugleich glauben. All sein Wollen und all sein Tun standen im Licht des Glaubens. Er betete unab­lässig. Den ganzen Tag und einen Großteil der Nacht verbrachte er im Gespräch mit Gott. Er pflegte zu sagen: «In den Büchern suchen wir Gott, im Gebet finden wir ihn. Das Gebet ist der Schlüssel zum Herzen Gottes.» Der Glaube bewog ihn, dem geheimnisvollen Willen Gottes immer zuzustimmen. Eingetaucht in die übernatürlichen Wirklichkeiten, war er nicht nur ein Mensch voller Hoffnung, der seine ganze Zuversicht auf Gott setzte, sondern er vermittelte diese Tugenden allen, die ihn aufsuchten. Er tat dies durch sein Wort und Beispiel.

Die Liebe zu Gott, die ihn erfüllte, übertraf alle seine Erwartungen. Leitprinzip seines Tagesablaufs war die Liebe: Gott lieben und dazu beitragen, dass er geliebt wird. Seine besondere Sorge war es, in der Liebe zu wachsen und auch den anderen dazu zu verhelfen.

Er liebte den Nächsten bis zur Vollendung, indem er mehr als fünfzig Jahre lang unzähligen Menschen, die um seinen Dienst baten und seinen Beichtstuhl aufsuchten, durch Rat und Trost beistand. Es war fast eine Belagerung. Sie suchten ihn in der Kirche, in der Sakristei und im Kloster auf. Und er schenkte sich allen, indem er Glauben weckte, Gnaden austeilte und Erleuchtung brachte. Er sah vor allem in den Armen, Leidenden und Kranken das Bild Christi und schenkte ihnen besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung. In vorbildlicher Weise übte er die Tugend der Klugheit; er handelte und erteilte seinen Rat im Licht Gottes. Sein Ziel war der Lobpreis Gottes und das Heil der Menschen. Er behandelte alle gerecht, aufrichtig und voller Achtung.

In ihm erstrahlte die Tugend der Tapferkeit. Er begriff sehr bald, dass sein Weg ein Kreuzweg werden sollte, den er sogleich mutig und voll Liebe annahm. Viele Jahre hindurch hatte er seelisch schwer zu leiden. Jahrelang ertrug er die Schmerzen seiner Wunden mit bewundernswerter Gelassenheit. Ohne Widerspruch akzeptierte er das vielfache Eingreifen der Obrigkeiten und schwieg immer angesichts von Verleumdungen.

Er war gewohnt, sich abzutöten, um die Tugend der Enthaltsamkeit zu üben, wie es dem franziskanischen Lebensstil entspricht. Er suchte die Mitte in seinem Denken und war maßvoll im Leben.

Im Bewusstsein der mit dem geweihten Leben übernommenen Verpflichtungen beobachtete er hochherzig die Ordensgelübde. Er befolgte in allem gehorsam die Anweisungen seiner Oberen, auch wenn sie eine schwere Last bedeuteten. Sein Gehorsam war übernatürlich ausgerichtet, allumfassend angelegt und ganzheitlich gelebt. Er übte die Armut durch das totale Loslassen seiner Selbst, der irdischen Güter, der Bequemlichkeiten und Ehrungen. Er hatte immer eine ganz besondere Vorliebe für die Tugend der Keuschheit. Sein Betragen war überall und allen gegenüber bescheiden.

Er hielt sich für unnütz und der Gaben Gottes unwürdig; er glaubte von sich, voll von Gebrechlichkeiten, aber gleichzeitig mit göttlichen Gnadenerweisen überschüttet zu sein. Bei aller Bewunderung seitens der Welt wiederholte er: <Ich möchte nur ein einfacher Bruder sein, der betet>.

Seit seiner Jugend von zarter Gesundheit, wurde er mit zunehmendem Alter immer gebrechlicher.

Bruder Tod holte ihn, wohl vorbereitet und voll Gelassenheit, im Alter von 81 Jahren am 23. September 1968. Seine Beisetzung fand unter außergewöhnlich großer Beteiligung des Volkes statt.

Am 20. Februar 1971, knapp drei Jahre nach dem Tod des Dieners Gottes, äußerte Paul VI. gegenüber den Oberen des Kapuzinerordens: <<Seht, welchen Ruhm er erlangt hat, welch weltweite Gefolgschaft er um sich gesammelt hat! Und warum? Weil er vielleicht ein Philosoph war? Weil er ein weiser Mann war? Weil er bemittelt war? Weil er demü­tig die Messe feierte, vom Morgen bis zum Abend Beichte hörte, und weil er, schwer zu sagen, ein mit den Wundmalen unseres Herrn gezeichneter Stellvertreter war, ein Mann des Gebets und des Leidens.>>

Predigt des Papstes

<<Mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht>>(Mt 11,30).

Die soeben gehörten Worte Jesu an die Jünger helfen uns, die wich­tigste Botschaft dieses feierlichen Gottesdienstes zu verstehen. Ja, wir können sie in gewisser Weise als eine wunderbare Zusammenfassung des ganzen Daseins des heute heiliggesprochenen Paters Pio da Pietrelcina ansehen.

Das im Evangelium verwandte Bild vom <Joch> ruft die vielen Prüfungen in Erinnerung, die der demütige Kapuziner von San Giovanni Rotondo durchstehen musste. An ihm sehen wir heute, wie wenig das Joch Christi drückt, und wie leicht seine Last ist, wenn man sie mit treuer Liebe trägt. Leben und Sendung von Pater Pio bezeugen, dass Schwierigkeiten und Leid, wenn sie aus Liebe angenommen werden, sich in einen bevorzugten Weg der Heiligkeit verwandeln, der die Perspektive auf ein viel höheres Gut öffnet, das nur der Herr kennt. <Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn,rühmen> (Gal 6,14).

Zeichnete sich Pater Pio nicht hauptsächlich dadurch aus, dass er sich <des Kreuzes rühmte>? Die von dem einfachen Kapuziner aus Pietrelcina gelebte Spiritualität des Kreuzes ist überaus aktuell. Unsere Zeit muss die­sen Wert wiederentdecken, damit sie das Herz auf die Hoffnung hin öffnet.

In seinem ganzen Leben hat er eine immer größere Ähnlichkeit mit dem Gekreuzigten angestrebt, wobei er sich seiner besonderen Berufung bewusst war, in einzigartiger Weise am Heilswerk mitzuwirken. Ohne diesen ständigen Bezug auf das Kreuz versteht man seine Heiligkeit nicht. Im Plan Gottes ist das Kreuz das wahre Heilswerkzeug für die ganze Menschheit und der vom Herrn ausdrücklich angebotene Weg für alle, die ihm nachfolgen wollen (vgl. Mk 16,24). Der heilige Bruder vom Gargano hatte dies vollkommen erkannt, als er am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel im Jahr 1914 schrieb: <Wenn wir zu unserer endgültigen Bestimmung gelangen wollen, müssen wir dem göttlichen Haupt folgen. Gott will die erwählte Seele auf keinen anderen als den von ihm beschrittenen Weg führen; ich meine, auf den Weg der Selbstverleugnung und des Kreuzes> (Epistolarium II, S. 155).

<Ich, der Herr, bin es, der auf der Erde Gnade schafft> (Jer 9,23).

Pater Pio war ein hochherziger Ausspender der göttlichen Gnade, indem er allen zur Verfügung stand durch die Aufnahmebereitschaft, die geistliche Führung und besonders durch die Spendung des Bußsakraments. Auch mir wurde das Privileg zuteil, in meinen Jugendjahren in den Genuss seiner Verfügbarkeit gegenüber den Beichtenden zu kommen. Der Dienst im Beichtstuhl, der für sein Apostolat kennzeichnend war, hat große Scharen von Gläubigen zum Kloster von San Giovanni Rotondo hingezogen. Auch wenn dieser einzigartige Beichtvater die Pilger scheinbar mit Härte behandelte, kehrten sie, der schweren Sünde bewusst und wirklich reumütig, fast immer zur versöhnlichen Umarmung der sakramentalen Vergebung zurück.

Sein Beispiel möge die Priester dazu anspornen, mit Freude und Seeleneifer diesen Dienst zu vollbringen, der auch heute sehr wichtig ist. (...)

<Herr, mein ganzes Glück bist du allein.>

So haben wir im Antwortpsalm gesungen. Mit diesen Worten lädt uns der neue Heilige ein, Gott über alles zu stellen, ihn als unser einziges und höchstes Gut zu betrachten.

Denn der tiefste Grund des apostolischen Wirkens von Pater Pio, die eigentliche Wurzel seiner großen geistlichen Fruchtbarkeit findet sich in der festen inneren Verbundenheit mit Gott, deren sprechendes Zeugnis die vielen im Gebet und im Beichtstuhl verbrachten Stunden waren. Er pflegte zu sagen: <Ich bin ein einfacher Bruder, der betet>, überzeugt davon, dass >>das Gebet die beste Waffe ist, die wir haben, ein Schlüssel, der das Herz Gottes öffnet.> Dieses grundlegende Merkmal seiner Spiritualität setzt sich fort in den von ihm gegründeten <Gebetsgruppen>, die durch ihr unablässiges und vertrauensvolles Gebet in großartiger Weise zum Wohl der Kirche und der Gesellschaft beitragen. Mit dem Gebet hat Pater Pio eine intensive karitative Tätigkeit verbunden, deren schönster Ausdruck die <Casa Sollievo della Sofferenza> ist. Gebet und Nächstenliebe, das ist die konkrete Zusammenfassung der Lehre Pater Pios, die heute allen erneut angeboten wird.

<lch preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast> (Mt 11,25).

Wie zutreffend erscheinen diese Worte Jesu, wenn man sie auf dich, einfacher und geliebter Pater Pio, bezieht.

Wir bitten dich, lehre auch uns die Einfachheit des Herzens, damit wir zu den Kleinen des Evangeliums gezählt werden, denen der Vater die Geheimnisse seiner Reiches zu enthüllen verheißen hat.

Hilf uns zu beten, ohne zu ermüden, getragen von der Gewissheit, dass Gott weiß, was wir brauchen, bevor wir ihn darum bitten.

Erlange uns den Blick des Glaubens, der in den Armen und Leidenden das leidende Antlitz Jesu zu sehen vermag.

Hilf uns in der Stunde des Kampfes und der Prüfung, und, wenn wir fallen, lass uns die Freude des Sakraments der Vergebung spüren.

Vermittle uns deine zärtliche Verehrung für Maria, die Mutter Jesu und unsere Mutter. Begleite uns auf dem Pilgerweg auf Erden in die selige Heimat, wohin auch wir - so hoffen wir - gelangen werden, um in Ewigkeit die Herrlichkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu schau­en. Amen.»


Mit freundlicher Genehmigung des CHRISTIANA-VERLAGEs entnommen dem Buch "Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 6"

(Quellenangabe: Stefan Wirth, Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 6)

CHRISTIANA-VERLAG, CH-8260 Stein am Rhein bzw., DE-78201 Singen, Postfach 110, Tel. 0041 52 741 41 31

[1]www.christiana.ch, info@christiana.ch

Die wunderbare Heilung von Pater Pio durch die Muttergottes von Fatima.

Im April 1959 war Pater Pio gezwungen, für einige Monate das Bett zu hüten. Die Ärzte diagnostizierten eine bronchiale Lungenentzündung und sogar einen krebsartigen Tumor, der eine Chemotherapie erforderlich machte. P. Pio war nicht mehr in der Lage, die Heilige Messe zu feiern oder die Beichte zu hören. Die Gerüchte über seinen lebensbedrohlichen Gesundheitszustand erreichten auch den Vatikan und man ging davon aus, dass P. Pio nur noch kurze Zeit zu leben hätte.

Zur gleichen Zeit wanderte die Fatima-Pilgerstatue quer durch Italien. Am 5. August kam sie per Helikopter nach San Giovanni Rotondo. Tausende kamen um zu beten und sie zu verehren. Am nächsten Tag wurde sie für Pater Pio in die Sakristei gebracht. Pater Pio verehrte sie mit grosser Hingabe, küsste die Statue und legte einen Rosenkranz rund um sie. Aber sein Zustand war so schwach, dass er sofort wieder in sein Zimmer gebracht werden musste.

Unmittelbar vor dem Abflug der Statue mit dem Helikopter bat Pater Pio einige seiner Mitbrüder: "Helft mir!". Sie hoben ihn vom Krankenbett hoch zum Fenster seines Zimmers. Der Helikopter hatte gerade abgehoben und kreiste noch dreimal über dem Kloster als Geste des Abschieds an Pater Pio. Dann flog er nordwärts weg und P. Pio schrie laut: "Meine kleine Mutter: Seit Du in Italien unterwegs bist, wurde ich durch die Krankheit ans Bett gefesselt! Willst Du mich so zurücklassen, jetzt da Du weg gehst?" Plötzlich drehte der Helikopter um und flog zurück zum Kloster.

Der Pilot bezeugte später, er habe sich gezwungen gesehen, umzukehren. Dann sah er Pater Pio am Fenster. In diesem Augenblick spürte Pater Pio eine geheimnisvolle Kraft, die seinen Körper durchströmte. Mit einem Satz war er auf den Beinen und rief aus: "Ich bin geheilt!" Seine Heilung war so vollständig, dass er kurz danach sein volles Programm wieder aufnehmen konnte. Wann immer er über dieses Ereignis sprach, bezeichnete er es als die Heilung durch die Vermittlung Unserer Lieben Frau: "Ich betete zur Madonna und sie heilte mich!".

(Quelle: Fugel-Inglin, Fatima in Wort und Bild, 248 Seiten, Benedetto Verlag 2007)