Fastenzeit

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Die Fastenzeit

Die vierzigtägige Fastenzeit (Quadragesima) beginnt mit dem Aschermittwoch. Sie endet mit dem Karsamstag.
Diese tiefernste Zeit der Bereitung auf das höchste Fest des Kirchenjahres, Ostern, steht unter einem dreifachen Leitgedanken:
Die Vorbereitung auf die Taufe im Katechumenat der alten Kirche.
Die Taufbewerber wurden in die wichtigsten Glaubenswahrheiten eingeführt, wiederholt geprüft und mehrmaligen Beschwörungen unterzogen.
In der großen „Exerzitienwoche der Kirche“ sollen wir uns auf die Grundwahrheiten unseres Glaubens besinnen (Fastenpredigten).
Die Büßer der alten Kirche wurden am in den Büßerstand aufgenommen durch Auflegung der geweihten Asche und Anlegung des Bußgewandes.
Im körperlichen Fasten (Abbruchfasten – nur einmalige Sättigung an allen Werktagen der Fastenzeit),
im Geiste der Sammlung und des Gebetes und durch Werke der Barmherzigkeit, wollen wir ins Leiden des Herrn eingehen.
Die Orgel schweigt, das Alleluja unterbleibt, die kirchliche Farbe ist das tiefernste Violett, der Schmuck des Altares ist vereinfacht.
In den Wochentagsmessen (Ferialmessen) wird vor dem Schlußsegen ein Gebet über das Volk eingeschaltet.
Das Leiden Christi (die Passion) vollzieht sich wieder vor uns und in uns.
Das gläubige Volk soll sich:

  • durch die Sammlung des Geistes,
  • durch Opfer und Selbstüberwindung,
  • durch eifrigen Besuch der Ölbergandachten, der Fastenpredigten und Kreuzwegandachten

auf eine fruchtbare Osterbeichte und Osterkommunion vorbereiten.
Der vierte Fastensonntag (Sonntag Lätare) bringt wie im Advent der Sonntag Gaudete, ein kurzes Vorausschimmern des kommenden Festes.
Mit dem Passionssonntag (Verhüllung des Kreuzes) treten wir in den inneren Kreis der heiligen Fastenzeit.
Diese ernsteste und heiligste Zeit des ganzen Jahres erinnert an das Beispiel des Erlösers, der vierzig Tage lang fastete.

Die Zahl "vierzig"

ist in der Sprache der Heiligen Schrift die heilige Zahl der Buße.
Wenn der Herr im alten Gesetze die Menschen für ihre Laster strafen wollte, schickte er eine vierzigtägige, ja sogar einmal eine vierzigjährige Züchtigung, wie z.B. bei der

  • Sintflut, wo es 40 Tage regnete, oder bei der
  • vierzigjährigen Wanderung des jüdischen Volkes durch die Wüste.

Diese vierzigtägige Bußzeit erinnert, dass wir die Sünden tilgen sollen, deren traurige Folgen uns die Kirche in der Vorfastenzeit gezeigt hat.
Die vollkommene Tilgung der Sünde schließt aber zweierlei ein, die Suehne des begangenen Unrechtes und die Bewahrung vor dem künftigen Fall.
Durch die Sünde wurde die von Gott gewollte Ordnung verletzt und so seine Gerechtigkeit herausgefordert.
Die Ordnung wird wieder hergestellt, indem entweder der Herr uns straft oder wir selbst freiwillig es tun durch die Busse.
Letzere Art ist natürlich die verdienstlichste und zugleich leichtere.
Die Erbsünde hat das ursprüngliche Gleichgewicht zwischen dem Geiste und Fleische gestört.
An Stelle der Unterordnung der Sinne unter das Gesetz der Vernunft und des ganzen Menschen unter Gottes Willen ist die Auflehnung des Geistes und des Fleisches getreten, der Stolz und die Sinnlichkeit.

Was tut nun die Buße?

  • Sie demütigt den Geist und züchtigt das Fleisch;
  • so bewahrt sie vor dem Bösen,
  • macht den Willen stark
  • und zieht ihm reichliche Gnaden zu, wie das uns auch in der Fastenpräfation gesagt wird.

Diese vierzigtägige Bußzeit erinnert uns aber auch daran, dass das Osterfest das höchste aller christlichen Feste ist und darum eine außerordentliche Vorbereitung bedarf.
Im Alten Bunde verlangte Gott mehrmals, wenn er besondere Wohltaten spenden wollte, eine vierzigtägige Vorbereitung.

Bevor Moses auf dem Sinai und der Prophet Elias auf dem Berge Horeb dem Herrn nahen durfte, mußten sie vierzig Tage fasten.
Die Christen sind nun auch alle berufen, in Bälde nicht nur den Herrn zu rufen, sondern sogar ihn in ihr Herz aufzunehmen.
Das allein wäre also schon Grund genug, weshalb die Kirche ihren Kindern eine vierzigtägige Vorbereitungszeit in Gebet und Buße vorschreiben könnte.

Bibelstellen

"Es werden aber Tage kommen, da ihnen der Bräutigam genommen ist; dann werden sie fasten." [Mt 9,15]

Doch auch jetzt noch, spricht der Herr, bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, weinen und Klagen! [Joel 2,12]

Ich aber trug in ihrer Krankheit Trauerkleider, quälte mich selbst mit Fasten und sprach tief gebeugt mein Gebet vor mich hin. [Ps 35,13]

Leckerbissen aß ich nicht, Fleisch und Wein kamen mir nicht in den Mund, ich salbte mich auch nie, bis drei volle Wochen verstrichen waren. [Dan 10, 3]

So spricht der Herr der Heerscharen: Das Fasten im vierten, fünften, siebten und zehnten Monat soll sich für das Haus Juda in Jubel, Freude und frohe Festzeit verwandeln.
Aber liebt Wahrheit und Frieden! [Sach 8,19]

Man gebe uns nur Pflanzenkost zu essen und Wasser zu trinken! Dann magst du unser Aussehen mit dem jener Knaben vergleichen, die von der königlichen Speise essen.
Je nach deinem Befunde verfahre dann mit deinen Knechten....
Nach Ablauf der 10 Tage sahen sie besser und wohlgenährter aus als alle anderen Knaben, die sich von der königlichen Kost nährten.
So ließ denn der Aufseher die ihnen zugedachte Kost und den Wein, den sie trinken sollten, fortschaffen und verabreichte ihnen nur Pflanzenkost.
Diese vier Knaben nun schenkte Gott Einsicht und Weisheit für jegliches Schrifttum und Wissensgebiet.
Daniel hatte auch Erfahrung in der Deutung von Gesichten und Träumen aller Art.
[Dan 1,12 -17]

Buch [Jona 3, 5-10]
Die Niniviten glaubten Gott und riefen ein Fasten aus....
Auf Befehl des Königs und seiner Großen ließ man in Ninive verkünden:
„Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen nichts genießen; sie sollen weder auf die Weide gehen noch Wasser trinken!
Vielmehr soll man sich in Bußgewänder hüllen – Mensch und Vieh – und mit Ausdauer zu Gott rufen!
Jeder bekehre sich von seinem bösen Wandel und von dem Unrecht, das an seinen Händen klebt!
WER WEIß, VIELLEICHT REUT ES GOTT WIEDER, UND ER LÄßT AB VON SEINEM GLÜHENDEN ZORN, DAß WIR NICHT UMKOMMEN.
Als nun Gott ihr Tun sah, dass sie sich nämlich von ihrem bösen Wandel bekehrten, da ließ er sich des Unheils gereuen, das er ihnen angedroht hatte, und führte es nicht aus.

[Joel 2,12-13] Doch auch jetzt noch spricht der Herr, „ bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen!
„Zerreißt dabei euer Herz und nicht eure Kleider, bekehrt euch zum Herrn, eurem Gott! Denn gnädig ist er und barmherzig, langmütig und reich an Güte; er läßt sich des Unheils gereuen.

"Vielmehr ist dies ein Fasten, wie ich es wünsche:
Auflösen ruchloser Fesseln,
die Seile des Jochholzes freigeben,
Unterdrückte frei entlassen
und dass du jedes Jochholzes zerbrichst;
ferner, dass du dem Hungrigen dein Brot brichst und Arme, Obdachlose in dein Haus führst,
wenn du einen Nackten siehst, ihn bekleidest
und vor deinem Bruder dich nicht verbirgst! Dann wird hervorbrechen wie Frühbrot dein Licht, und deine Heilung wird rasch voranschreiten. [Jes 58,6-7]

"Dann nahmen sie ihre Gebeine, beerdigten sie unter der Tamariske von Jabesch und fasteten sieben Tage lang." [1Sam 31,13]

.....sondern in allem erweisen wir uns als Gottes Diener in viel Geduld, in Drangsalen, in Nöten, in Ängsten, in Misshandlungen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, in Nachtwachen, in Fasten, in Lauterkeit......[2Korinth. 6, 4-6]

Nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn zuletzt.[Matth 4,2]

Er aß nichts in jenen Tagen, und als sie vorrüber wahren, hungerte ihn; [Lk 4,2]

Während sie dem Herrn den heiligen Dienst verrichteten und fasteten, sprach der Hl. Geist zu Ihnen: “Sondert mir Barnabas und Saulus aus für das Werk, für das ich berufen habe!“

Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen. [Apg. 13,2-3]

So hielten wir ein Fasten und suchten von unserem Gott Hilfe in dieser Sache. Er erhörte unsere Bitte [Esr 8,23]

Fastengehorsam

Von Jesus Christus, der ihr befohlen hat, die Gläubigen durch nützliche Vorschriften und Anordnungen auf den Weg des Himmels zuleiten.
Immer wurde aber das Fasten als ein Tugendmittel angesehen; also kann es die Kirche gebieten; und wer der Kirche nicht gehorcht, versagt Jesus Christus selbst den Gehorsam.

Fasten früher

  • enthielt man sich nicht nur vom Fleische, sondern auch von Allem was vom Fleische herkommt, das ist, von Eiern, Butter, Käse usw. sogar auch vom Weine und von den Fischen, wiewohl dieses kein allgemeines Kirchengebot war;
  • Man fastete den ganzen Tag und aß nur des Abends nach der Vesper;

daher kommt es, dass in der Fasten die Vesper vor dem Mittagsmahle gehalten wird, weil die Kirche als eine gütige Mutter nun erlaubt, auch des Abends etwas Weniges zu sich zu nehmen, damit der Leib nicht allzu sehr geschwächt und zur Arbeit untauglich werde.
Wie sehr werden durch diesen alten Gebrauch viele von den heutigen Christen beschämt, denen auch die heutige Art der Fasten allzu streng ist; aber was sind dieses wohl für Christen?
Fragt der heilige Ambrosius. Jesus Christus, welcher nie eine Sünde begangen hat, fastet für die unsrigen und wir wollen für unsere eigenen vielen und schweren Sünden nicht fasten?

Warum Fasten?

  • um Christus nachzuahmen, der für uns auch vierzig Tage gefastet hat;
  • um an dem Fasten und Leiden Christi teilzunehmen;
  • um das Fleisch, d. i. unsere sinnliche Natur, dem Geiste zu unterwerfen und seine bösen Lüste zu unterdrücken, damit wir ein keusches Leben führen,
 und uns also 
  • zum heiligen Osterfeste und zum Genuss des göttlichen Osterlammes würdig vorbereiten; endlich
  • um Gott einige Genugtuungen für unsere Sünden zu leisten und wie der hl. Papst Leo sagt,
  die Sünden eines ganzen Jahres durch ein kurzes Fasten, dessen Dauer nur den zehnten Zeil des Jahres ausmacht, abzubüßen, 
was am füglichsten zur Zeit vor Ostern, welche besonders der Betrachtung des bittern Leidens Christi gewidmet ist, geschehen kann.

Wie fasten?

Da nach der Lehre des heiligen Papstes Leo die Hauptsache der Fasten nicht in der Enthaltung von Speisen allein besteht und dem Leibe die Speise ohne Nutzen entzogen wird,
wenn nicht auch das Gemüt von Sünden abgehalten wird: so soll man sich die Fastenzeit hindurch nicht nur im Essen und Trinken mäßigen,
sondern auch von allen unziemlichen Wolllüsten und überhaupt von allen Sünden sich enthalten
und wie man den Leib durch Fasten schwächt, eben so den Geist durch öfteres Gebet und mitleidige Betrachtung des Leidens Christi,
durch öfteren Empfang der heiligen Sakramente, durch tägliches Anhören der heiligen Messe, lesen geistlicher Bücher,
durch Geduld in Drangsalen und durch Ausübung anderer guten Werke, besonders des Almosens, zu stärken suchen;
denn man soll, wie die heiligen Väter sagen, das, was man dem Leibe entzieht, den Armen geben, wenn man vom Fasten Nutzen haben will.

R.P. Goffine, Ord. Pream 1842

Was die Heiligen zum Fasten sagten.

Das Fasten ist für uns selber ein kostbares Buß- und Tugendmittel. Als Bußmittel sühnt das Fasten die Sünde und schützt uns vor der Sünde.
Es stärkt uns kräftig im Kampf gegen die böse Begierlichkeit und die Versuchungen der Hölle.
Das Fasten, ein treuer Bundesgenosse der Seele und hilft ihr den Übermut des Fleisches bändigen.

„Wenn wir fasten schreibt der Hl. Chrysologus, muß der Teufel hungern, während er sich sonst von unseren Fehlern sättigt.“

Und der Hl. Hieronymus bekennt: „Das Fasten ist ein herrlich Ding; es ist herrlich für den Menschen, denn es reinigt ich von Sünde
und macht ihn Gott und den Engeln angenehm,
und ist schrecklich den Teufeln, weil sie damit wie mit einem schneidigen Schwert geschlagen und samt allen ihren Versuchungen überwunden werden.“

Es schreibt der Hl. Papst Leo:“ Stets war das Fasten eine Nahrung für die Tugend.
Aus der Enthaltsamkeit entspringen keusche Gedanken, vernünftige Entschließungen, heilsame Ratschläge;
der Geist wird durch die freiwillige Abtötung neu für die Tugend belebt.“

Papst Paul III. ermahnt zur treuen Haltung des Fastens mit den Worten:
„Das körperliche Fasten

  • reinigt die Seele,
  • erhebt das Gemüt,
  • unterwirft das Fleisch dem Geist,
  • macht das Herz demütig und zerknirscht,
  • entzieht der Lüsternheit ihre Nahrung,
  • löscht den Zunder der Begierlichkeit
  • und zündet das Licht der Keuschheit an.“

Der Hl. Chrysostomus:
“Gleichwie die leibliche Speise dem Körper Wachstum und Kraft verleiht, also kräftigt und stärkt das Fasten die Seele, verleiht ihr Flügel.
Sich in die Höhe zu schwingen und himmlische Dinge zu betrachten.“ --- „Das Fasten ist ein Merkmal, das uns von den Feinden des Kreuzes Christi unterscheidet“ so Papst Benedikt XIV.

Es ist auch ganz natürlich, dass das Fasten ein ganz vorzügliches Mittel zu unserer Versöhnung ist.
„Wir sind,“ sagt der Hl. Basilius, „in Krankheit gefallen durch die Sünde; heilen wir uns durch Buße.
Aber Buße ohne Fasten ist träg und unfruchtbar. Durch das Fasten versöhne dich mit Gott.“

Aus: Illustriertes Hausbuch für christl. Fam. Kirchl. Druckerl. 13.4.1908

Siehe auch: Aschermittwoch, Buße und Fastengebot

Siehe auch: Karfreitag, Karsamstag und Ostern