Afra

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Die heilige Afra, Märtyrerin

Fest

7. August


Das Leben und Wirken der hl. Afra

Die eigentliche Geburtsstadt der heiligen Afra ist uns nicht bekannt, wahrscheinlich wurde sie in Augsburg von heidnischen Eltern geboren und im Dienste unzüchtiger Götter erzogen. Es wird jedoch auch behauptet, Afra stammte von der Insel Cypern von heidnischen Eltern und sei von ihrer Mutter Hilaria dem schändlichen Dienste der Göttin Venus preisgegeben worden. Gewiss ist es, dass sie zu Augsburg im Heidentume lebte und lange Zeit ein unkeusches Leben führte. Als aber zur Zeit Diocletians und Maximians die Christen in Spanien grausam verfolgt wurden, begab es sich, dass der heilige Narcissus, Bischof zu Gerona in Spanien, mit seinem Diakon Felix aus besonderer Fügung Gottes nach Augsburg kam. Da er in der Stadt unbekannt war, so nahm er das nächste beste Gasthaus zu seiner Einkehr; und dieses war das Haus, in welchem Afra sich durch das schändliche Laster der Unzucht ernährte. Afra glaubte, diese beiden Fremdlinge kämen aus derselben Ursache, aus welcher sie von so vielen andern besucht wurde, und ließ ihnen deswegen ein gutes Nachtmahl zubereiten. Während der Zeit bemerkte sie, dass beide miteinander beteten, sich vor dem Essen und Gebete mit dem heiligen Kreuze bezeichneten und sehr wenig von den zubereiteten Speisen zu sich nahmen. Sie verwunderte sich darüber und fragte, wer sie wären? Narcissus antwortete, er sei ein Bischof der Christen und suche Christo dem Herrn Seelen zu gewinnen. Da fiel Afra, von Gottes Gnade angetrieben, vor dem Heiligen erschüttert und weinend auf die Kniee nieder und bekannte, sie wäre wegen des schändlichen Lebens, das sie schon lange Zeit führe, eines solchen Gastes nicht würdig. Der heilige Bischof ermahnte sie, aufzustehen, und sprach: „Christus, dessen Lehre ich predige, ist auch bei den Sündern eingekehrt, hat mit ihnen gegessen, ja er ist ihretwegen auf die Welt gekommen und hat für sie das bitterste Leiden und den qualvollsten Tod am Kreuze gelitten.“ Er erzählte ihr dann, wie liebreich Jesus einer Ehebrecherin, welche die Juden steinigen wollten, sie Sünden verzieh.

Immer höher stieg Afra´s Rührung und Zerknirschung. Als nun der heilige Narcissus ihr versprach, sie von allen Sünden zu reinigen und noch überdies zur Erbin des himmlischen Reiches zu machen, wenn sie den christlichen Glauben annehmen und die heilige Taufe mit wahrer Reue über ihre Sünden empfangen würde, so bezeigte sie ein großes Verlangen danach und rief ihre drei Mägde, mit Namen Digna, Euprepia oder Eutropia und Eunomia; sie erzählte ihnen, was sie gehört, und setzte hinzu, sie sei fest entschlossen, dem heiligen Narcissus zu folgen und eine Christin zu werden. Die Mägde antworteten: Du bist unsere Frau; haben wir mit dir gesündigt, so wollen wir auch mit dir uns bekehren und den christlichen Glauben annehmen. Afra, hierüber erfreut, wollte auch ihre Mutter Hilaria, die in einem anderen Hause wohnte, dieser Gnade teilhaftig machen. Narcissus kam zu ihr und fand sie ebenso bereitwillig zur Annahme des wahren Glaubens, wie Afra und ihre Mägde. Daher fing er an, sie alle in dem Christentume zu unterrichten, und ermahnte sie, sich acht Tage lang durch Fasten und Gebet, und vor allem durch Bereuung ihrer Sünden zu der heiligen vorzubereiten. Als der Bischof ihre tiefe Reue und andere Wirkungen der Bußgnade sah, erteilte er ihnen nach hinreichender Unterweisung und Vorbereitung die heilige Taufe und ermahnte sie zur Standhaftigkeit. Narcissus kehrte nach neun Monaten wieder nach Spanien zurück; doch ließ er den Priester Dionysius in Augsburg, um auch noch andere zu Christus zu bekehren.

Afra, nun eine Christin, bereute täglich ihre vorigen Sünden, übte sich ohne Unterlass in guten Werken und suchte auch andere zur Bekehrung zu bewegen. Die Zahl der Christen nahm täglich zu, und die Liebe zu Jesus war bei der heiligen Afra so groß, dass sie für ihn zu sterben wünschte. Gott erfüllte ihren heiligen Wunsch; denn als sich im Jahre 303 eine grausame Verfolgung der Christen erhob, wurde auch Afra gefangen genommen und dem Richter Gajus (Cajus) vorgestellt. Er sprach zu ihr: „Opfere den Göttern; denn es ist dir nützlicher, länger zu leben, als in den Peinen zu sterben.“ „Ich habe schon Sünden genug begangen,“ antwortete Afra, „aber diese, die du mir befiehlst, werde ich nie begehen.“

Gajus setzte ihr noch heftiger zu und ermahnte sie, die vorige Lebensweise wieder zu ergreifen und sich so zu bereichern. Hierüber ereiferte sich die heilige Büßerin und sagte:

„Ein solches Fluchgeld werde ich nie mehr suchen. Was ich davon hatte, habe ich schon unter die Armen ausgeteilt.“

"Christus achtet dich aber nicht,“ sprach Gajus; „und jene, die schon einmal ein so unlauteres Leben geführt hat, kann keine Christin genannt werden.“

„Ich bin freilich nicht würdig, eine Christin genannt zu werden,“ antwortete Afra, „aber die Barmherzigkeit Gottes hat mich zu der Würde dieses Namens zugelassen. Jesus Christus, mein Herr, ist von dem Himmel herabgestiegen für die Sünder, und sein Evangelium bezeugt, dass er die Sünder nicht verachte, ja, dass er einer öffentlichen Sünderin, die mit ihren Tränen seine Füße benetzte, vollkommene Verzeihung ihrer Sünden erteilt habe.“

Als der Richter aus diesen und mehreren ähnlichen Reden urteilen konnte, dass er nichts ausrichte, drohte er mit dem Tode und sprach: „Opfere den Göttern, oder ich lasse dich grausam peinigen und lebendig verbrennen.“

„Dies ist es, was ich wünsche,“ antwortete die heilige Afra; „der Leib, mit welchem ich gesündigt habe, soll alle erdenklichen Peinen zu leiden haben; meine Seele aber will ich durch ein so teuflisches Opfer nicht verunreinigen.“

Das Ende ihres irdischen Lebens

Gajus gab Befehl, Afra lebendig zu verbrennen. Die Schergen ergriffen sie, führten sie auf eine Insel im Lechflusse, rissen ihr die Kleider vom Leibe und banden sie an einen Pfahl. Afra wendete ihre Augen zum Himmel und rief mit lauter Stimme:

„Christus Jesus! Der du nicht gekommen bist, die Gerechten, sondern die Sünder zur Buße zu berufen: nimm in dieser Stunde meines Leidens meine Buße gnädig auf und befreie mich durch dieses zeitliche Feuer, welches meinem Leibe bereitet wird, von jenem ewigen Feuer, welches Seele und Leib zugleich peiniget.“

Indessen wurde ringsherum viel Holz gelegt und angezündet. Afra stand ganz aufrecht mit heiterem Angesichte voll Vertrauen und sprach noch diese Worte:

„Ich sage dir Dank, jesus Christus! Dass du mich würdigest, dir ein Opfer zu werden, der du für die ganze Welt am heiligen Kreuze ein Opfer geworden bist. Dir weihe ich das Opfer, welches ich jetzt darbringe, der du als wahrer Gott lebest und regierest mit dem Vater und heiligen Geiste in Ewigkeit.“

Als sie dieses gesprochen hatte, starb sie, weil sie durch den Rauch erstickt wurde. Ihr Leib aber blieb von den Flammen unverletzt.

Die drei oben erwähnten Mägde der heiligen Afra sahen am Gestade des Flusses der Marter zu. Danach ließen sie sich über denselben führen; und da sie den heiligen Leib unversehrt fanden, berichteten sie dies der Mutter Hilaria, welche sich in der Nacht mit einigen Priestern an den Ort der Marter begab, den heiligen Leib in aller Stille abholte und mit möglichster Ehrenbezeugung unweit der Stadt Augsburg begrub. Hilaria hielt sich mit den drei Mägden bei dem Grabe länger auf und kam auch in den darauffolgenden Tagen dahin, um zu beten. Als dieses dem Richter hinterbracht wurde, sandte er seine Soldaten und Schergen mit dem Befehle, alle lebendig zu verbrennen, wenn sie nicht sogleich den Göttern opfern würden. Weder die heilige Hilaria, noch die drei Mägde opferten und wurden verbrannt. Afra starb am 5. August 303. Ihre Gebeine ruhen seit dem Jahre 1804 in einem gläsernen Sarge unter dem Altare der dem heiligen Ulrich und ihr geweihten Kirche zu Augsburg.

Verehrungstag der heiligen Afra ist der 7. August; jener der heiligen Hilaria und der drei genannten Dienerinnen der 12. August. Bei Friedberg wurde eine schöne Kirche zu Ehren der heiligen Afra erbaut. Die heilige Afra ist auch Schutzpatronin von Augsburg.


Beherzigung

1. Afra, eine der Unzucht lang ergebene, große Sünderin, bekehrte sich von ganzem Herzen zu Gott, wurde eine eifrige Christin, eine heilige Märtyrin. Wie viel vermag doch die Gnade Gottes, wenn der Mensch mit derselben ernstlich wirkt! Wahr ist es, unter allen Sünden ist keine, von welcher sich ein Mensch, wenn er derselben sich ganz ergeben hat, schwerer losreißen kann, als die Sünde der Unzucht; dennoch sehen wir an der heiligen Afra und mehreren solchen Sündern und Sünderinnen, dass es nicht unmöglich sei, dies zu tun. Es kostet nur einen ernsten Entschluss, Flucht der Gelegenheit und bußfertige Vereinigung mit Jesus und Maria. Wer sich vor der Unreinheit bewahrt hat, danke Gott und sei bedacht, auch fernerhin ein reines Leben zu führen. Wer aber in diesem sündhaften Zustande lebt, bitte um die Gnade der Bekehrung und Buße und wirke nach einer allgemeinen Beichte durch Wachsamkeit, Verlassung des gesellschaftlichen Umgangs mit Weltlichgesinnten und öfterem Empfang der heiligen Sakramente ernstlich mit. Sobald Afra die Gefahr, ewig zu Grunde zu gehen, in welcher sie wegen ihrer Unzucht war, und die unendliche Barmherzigkeit Jesu Christi erkannt hatte, der auch den größten Sündern Verzeihung zu erteilen bereit ist, bekehrte sie sich ohne Zögern zum Christentum und fing an, strenge Buße zu wirken. Nimmermehr kehrte sie zu den vorigen Lastern zurück. Du erkennst, o bemitleidenswerte Seele! oder kannst leicht die Gefahr der ewigen Verdammnis erkennen, in welcher du wegen deiner Sünden schwebest, und die unendliche Barmherzigkeit Jesu Christi gegen dich, der dich tausendmal in deinen Sünden hätte sterben lassen können und dich dennoch bis auf diese Stunde verschon hat; er ist auch bereit, dir deine Sünden zu verzeihen, obgleich sie vielleicht schwerer sind als die der Afra, die noch imHeidentume lebte, du aber im Christentume.

2. Was die heilige Afra gesündigt, hat sie als eine Heidin getan. Sobald sie eine Christin geworden war, hat sie sich nicht mehr, weder mit der vorigen Sünde, welche sie doch in der Gewohnheit hatte, noch mit einer andern verunreinigt. „Ich habe schon genug gesündigt,“ sprach sie. Sie hat auch ihre Sünden, so lange sie noch lebte, bitterlich beweint, und was sie gelitten, opferte sie Gott für ihre Sünden auf. Dies ist für dich genug Beweggrund zur Nachfolge. Du hast in der Taufe die heiligmachende Gnade empfangen, die in allen Versuchungen vor Sünden dich durch deine Mitwirkung bewahrt. Diese Gnade wurde in dir durch die heilige Firmung vermehrt, und so oft du die heilige Kommunion empfangen hast. Du weißt die Lehre Jesu. Durch dies alles werden deine Sünden schwerer als die der Afra; auch du kannst und sollst fernerhin wie sie ohne schwere Sünde leben. Bereue täglich, was du bisher gesündigt hast, und opfere zur Abbüßung deiner Sünden alles auf, was du zu leiden hast. Hüte dich aber, dass du nicht rückfällig werdest. Bedenke, was der heilige Apostel Paulus mahnt: „Wisset ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid, und der heilige Geist in euch wohnt? Wenn aber jemand den Tempel Gottes entheiligt, so wird ihn Gott zugrunde richten; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.“ [1Korinther 2,16.17].

Verschone denn, ich bitte dich,“ schreibt der heilige Cyrillus von Jerusalem, „verschone denn deinen leib als einen Tempel des heiligen Geistes. Verscherze dessen Würde und Hoheit nicht wegen einer verächtlichen Wolllust.


(Quelle: Goldene Legende: Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, Wilhelm Auer, Matthäus Vogel,1904 nach von FJM überarbeiteter Fassung)